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Superstitem Esse - In der Blutsandwüste
#21
Ayris konnte sich einem Gefühl des Wohlgefallens und der Vergütung unsauberen Behagens nicht erwehren, als sie plötzlich draußen „Xenos“ Stimme vernahm, die volltönend und konsequent über die gelockten gelbrostigen Ebenen der Dünenlandschaft schallte und den waffenstarrenden Freak dazu aufforderte eben diese niederzulegen auf das sie erneut in Ruhe und Einigkeit die differenzierte Lage erörtern mochten. Vor Zufriedenheit dass ihr kleiner Streich aufgegangen und sie alle noch am Leben waren (zumindest sie beide) hieb sie mit der freien Hand auf das zerplatzte Kontrollpaneel der Steuerkonsole und genehmigte sich selbst und Magaris für die erbrachten Leistungen stillschweigend zu loben. Dies alles hätte auch furchtbar schief laufen können, aber scheinbar hatte sie die richtige Vorgehensweise gewählt, die Bedrohung eliminiert, den Spieß umgedreht. Nun war es der Angreifer der in der Falle saß. Gleiches Spiel, gegensätzliche Regeln. Die Umstände außerhalb des Schiffes waren soweit bereinigt und planmäßig, der Freihändler würde den Fremden schon in Schach halten. Sie hatte ihre Aufgabe vorerst erfüllt, nachdem ihr Begleiter sich im heranschleichen derart bewährt hatte, traute sie ihm auch zu das er den Killer für die nächsten Minuten unter Verwahrung hielt ohne erschossen zu werden. Sie warf noch einen raschen Blick nach außen um sich abermalig zu überzeugen dass die Situation unter Kontrolle war, rutschte dann von dem abgeschrägten Armaturenbrett das ihr als Beobachtungsposten gedient hatte und hastete aus der Cockpitkabine. In ihrer Überstürzung vergaß sie zunächst die wertvollen Materialien die Magaris eingesammelt hatte für einen möglichen Trip in die Weiten der Wüste. Glücklicherweise streifte sie mit den Augen die zurückgelassene ausgebeulte Tasche und machte schnell kehrt, hängte sich die Last komforthalber über die linke Schulter und überwand anschließend die Mittelsektion des auseinandergebrochenen Frachters, dessen schummriger Innenraum von dutzenden Lichtspeeren, welche durch Decke und Außenwände einfielen, erleuchtet wurde.

Sandstaub und Asche tanzten in den goldenen Sonnenstrahlen, von ihren Stiefeln aufgewirbelt als sie sich durch die Bruchstücke der durcheinander gepurzelten Einrichtung und zerschellter Ladung kämpfte. Sie stieß sich mehrfach die Knie und Ellenbogen an hervorragenden Kanten irgendwelcher bekümmert liegender Container, blieb mit dem Bündel des Öfteren an in den Bereich ragenden Rohrleitungen, verbogenen Stahlträgern oder an den Resten baumelnder Lastauffangnetze oder Halterungsleinen hängen, ritzte sich an schneidigen Metall das sich durch Explosionen geborsten oder geschleift von der inneren Mantelung abschälte. Ein wenig glich es einem Spießrutenlauf durch eine synthetische, dem weichen Leben in Fleisch und Blut feindlich gesonnener Welt. Es dauerte eine kleine Weile bis sie sich durch das interne Wirrwarr des Wracks gestritten und gezwängt hatte, aber schließlich klaffte vor ihr im Steuerbordrumpf ein gewaltiger Riss, als hätte ein prähistorisches Untier mit seinen Klauen nach dem Vehikel geschlagen und ihm eine tiefe, irreparable Wunde beigefügt. Der Wahrheitsgehalt dieser Worte war gar nicht einmal so unbedarft, würde man das Imperium als jenes Untier bezeichnen das sie vom Himmel gefegt hatte. Kaum überwand sie die letzten Hürden übereinander gefallener Kisten und tief hängender Stränge von unterarmdicken Verbindungskabeln, brauste ihr auch schon die erste Woge urbaner Hitze entgegen, die sie äußerlich erwartete.

Der jähe wie heftige Temperaturanstieg und die knallende Sonne mit ihrer unglaublichen Leuchtkraft brachten ihren Kreislauf kurzweilig durcheinander und ließen ihre Sinne abschmieren. Die Ansicht des hügeligen Dünenmeeres das sich vor ihr ausbreitete und bis zum Horizont reichte verdoppelte sich und verschwamm, das fast wolkenlose Himmelreich spulte sich und ihr brach wiederkehrend der Schweiß aus. Als sie begriff dass ihr das Gleichgewicht entglitt, packte Ayris rasch nach dem destruierten Rahmen des gähnenden Bruches…. um sich prompt an dessen schnittigen Zähnen die Handfläche zu verletzten und sich gleichsam am heiß glühenden Gerippe die Finger zu verbrennen. Der Schmerz hatte sein Gutes wie sein Schlechtes, die plötzliche Benommenheit spülte er hinfort, stattdessen blutete sie nun aus einem Schnitt in ihrer Handinnenfläche und ihre Fingerkuppen lohten in Feuer eigener Unbedachtheit. Die entflohene Strafgefangene spuckte weniger manierlich in den Sand und fluchte ebenso undamenhaft, verwünschte einen heiligen Ort ihres Herkunftsplaneten und zog am Ende über sich selbst her um ihrer Wut Luft zu machen. Mit einem beherzten Sprung schwang sie sich vom Rand der Lecks auf den nächsten sich erhebenden Wellenkamm, versank dort erst einmal bis zu den Knöcheln im weichen Untergrund, festigte ihren Stand und stakste dann mit ausufernden Schritten die eine glatte Seite herab die sich dem Bug des kollidierten Transporters zuwandte.

Das Auge des Himmels glomm über ihr und bestrahlte sie flammenden Lichtes, wärmte binnen weniger Sekunden ihren Rücken, das sich der Overall, triefend vor eigener Feuchtigkeit an ihre Haut klebte. Dem schwarzen Schopf erging es nicht anders, der glühende Hauch trieb ihr den Schweiß nur so aus den Poren und bald haftete ihr das Haar in schal glänzenden Strähnen an Stirn und Nacken bis sie den aufgescheuerten Rumpf der gestürzten Fähre umrundet, sich das Sichtfeld auf die beiden Kontrahenten erweitert und sie eine in etwa ihrer Vorstellung entsprechend, gewünschte Position hinter dem abgesprengten Trümmerteil einer Tragfläche Stellung bezogen hatte. Bis jetzt hatte sie sich noch nicht die Mühe gemacht, nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, ihren Anzug wieder zu schließen, der immer noch bis unterhalb ihres Bauchnabels geöffnet war, in all der gebotenen Eile das dieser Söldner mit seinem unerwarteten Auftauchen verursacht hatte, war dieser Belanglosigkeit einfach kein Vorzugsrecht eingeräumt gewesen nachdem sie sich vormals nur pressant den rechten Ärmel wieder übergestreift hatte. Jetzt und hier draußen bei, mochten die Schöpfer des Universums wissen bei wie viel Grad Siedetemperatur, war es ihr nicht geringfügiger egal wie sie sich den Männern zeigte. Zwischen ihnen trutzen noch immer Sperren und Schanzen die erst noch bezwungen werden mussten, ehe sie sich Partner schimpfen konnten.

Ayris pustete sich eine besonders freche, ölig nasse Strähne aus dem Blickwinkel ihrer vor Helligkeit zusammengekniffener Augen, schüttelte die versehrte Hand um das perlende Blut in den Sand zu schütteln und visierte die kränklich aussehende Gestalt des Ein-Mann-Überfallkommandos an. So lange es nicht zum Schusswechsel kam, platzierte sie sich aufrecht stehend neben dem halb im Sand eingegrabenen Fragment das ihr im Notfall Deckung bieten würde. Eingekesselt von zwei Seiten müsste der Typ aber schon ziemlich daneben sein, würde er es auf einem Kampf ankommen lassen. Sie gedachte nicht ihn dazu zu provozieren. Als Azazernerin war sie fremd auf dieser Welt Koron, wie sie spartanisch geheißen und kartographiert worden war, und Magaris Lansing war Raumhändler der sich anhand von Koordinaten zu behelfen wusste, die ihm gegenwärtig jedoch nicht mehr auf Abruf zur Verfügung standen. Sie waren vorläufig auf einen Einheimischen angewiesen.
Ups! So wendet sich das Blatt, nicht wahr?“ steuerte sie einen spöttischen und vorsatzlosen Kommentar dem Einigungsgespräch bei.
Scheint als wärest du nun im Hintertreffen Boxernase!“ Diese auffallende Äußerlichkeit an ihm war nicht zu übersehen.
Ich habe bereits genug sinnlos einher geplappert und du warst ein aufmerksamer Zuhörer wie ich mit einiger Befriedigung festgestellt habe, doch auch wenn das meiste nur überflüssiges Gerede war müssen wir nun allmählich zu einer Entscheidung kommen, denn mir ist verdammt heiß und ich will raus aus dieser Einöde und zwar so schnell wie irgend möglich. Ich will ein Bett, ich will kühles Wasser, gutes Essen, ein Bad, frische Kleidung, eine tunlichst imperial freie Zone und so wenig Arschlöcher um mich herum wie es geht, also; kennst du so einen Ort und kannst du uns dorthin bringen? Oder anders und deutlicher formuliert; sollen wir dir gleich hier und jetzt deine entbehrliche Leuchte ausknipsen oder spielst du für uns den Fahrer und anschließend lassen wir dich leben und ich sorge dafür das du für deine „Anstrengungen“ gebührend entlohnt wirst? Antworte besser schnell bevor mein Abzugsfinger riskant glitschig wird!
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#22
Magaris fühlte sich wie in einem schlechten Holofilm. Schweiss tropfte von seiner Stirn und lief langsam an seiner Brille herunter, während er angespannt und schwitzend auf die Reaktion des unbekannten wartete. Es kam ihm vor wie der Film Cain's last stand oder andere, übertriebene Holos, die er bis jetzt gesehen hatte. Er war wirklich, wirklich schlecht gelaunt in diesem Moment und das musste etwas heissen bei einem Freihändler mit viel Geduld. So stand er nun da, sein Abzugsfinger immer wieder zuckend, während er überlegte ob es nicht einfach besser wäre der Sache ein Ende zu bereiten.

Der einzige der sich hier auf etwas einigt, bin ich.

Meine Magaris eiskalt, er wollte eigentlich nur hier weg, aber er war derjenige, er hier verhandelte, niemand anders und er fühlte sich immerhin einigermassen gut, da er derjenige war, der hier die Verhandlung Leiten konnte.

Das ganze war nur ein Ablenkungsmanöver um dich dahin zu bringen, wo du gerade bist.

Magaris hätte etwas gegeben um sich eine Zigarette anstecken zu können, aber die Option bestand gerade nicht. Er würde sich nicht dazu hinreissen lassen auch nur eine Sekunde seinen Blick abzuwenden. Im selben Moment tauchte Ayris auf, sehr zu Magaris derzeitigem Missfallen. Sein Freihändlerinstinkt fühlte sich extrem gestört durch die plötzliche Interaktion und dem sinnlosen Redefluss der Frau. So sympathisch er sie auch fand, es war mehr als störend in diesem Moment.

Lass mich verhandeln. Verhalt ich ruhig, behalt in im Auge und mehr nicht.

Knirschte er ihr zu, klar verständlich, dass er das ganze Professionell regeln möchte. Dann wandte er sich wieder der "Boxernase" zu, wie Ayris ihn so freundlich genannt hatte.

Also. Wir alles sind Professionell. Ich bin Händler, du bist Plünderer oder Arbeitest auf Auftrag. Ich habe Geld und die Waffe, du weisst wo es hier zum Ausgang geht. Ausserdem bin ich verdammt sauer, was daran liegen könnte, das ich meine ganze Ladung verloren habe, also provozier mich nicht!

Magaris Spuckte kurz aus, ohne auch nur einen Augenblick seine Augen von der Boxernase zu nehmen.

Also. 1000 Credits sind keine Option. Ich biete dir 200 um uns hier heraus zu bringen. Den Truck darfst du behalten und ich vergesse sofort wer oder was du bist. Na, was sagst du? Zu verlieren hast du derzeit nur dein Leben, aber ich bevorzuge es, wenn wir hier alle ohne Komplikationen heil heraus kommen.

Magaris starrte den Mann weiterhin durchdringend an, seine Geduld war ziemlich überdehnt und er wollte nur noch eine Zigarette und eine Dusche. Genau in der Reihenfolge. Die Verluste waren bereits viel zu hoch für ihn, an diesem Tag und er hatte wirklich keine Laune für Spielchen.
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#23
Stellvertretung: Tariq Enok

Der Ganger erkannte das seine Möglichkeiten nach wie vor begrenzt waren, daher ließ er sich auf das Spielchen ein. 200 Schekel waren auch nicht zu verachten, nur sein Motorrad wollte er nicht zurück lassen. Aber der Freihändler ließ sich darauf ein, daher entspannte sich der Ganger, und sagte zu. Die Waffe verschwand auf seinem Rücken, ein kleines Zeichen das er wirklich in den Kontrakt einstimmte, dann wandte er sich um und führte die beiden zu dem Laster und seinem eigenen Gefährt.
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#24
Es erforderte keine große Menschenkenntnis aus dem schwelenden Blick und der zögernden Haltung des angeworbenen Todeshändlers zu erkennen, dass ihm seine verfahrene Lage überhaupt nicht zusagte. Hinter den dünnen zusammengepressten Lippen, die ohnehin eine ungesunde Veilchenbläue hatten, arbeitete der Kiefer wie ein Mühlstein und granulierte die aufsteigenden Wut die der Söldner wohl empfinden musste übertölpelt worden zu sein. Mehr als einmal zitterte es in seiner Schulter oder ließ die Finger seiner Hand über den Gewehrkolben trippeln welches er sich lässig über die Schulter gelegt hatte. Hinter der grauhäutigen Stirn rumorte es, Chancen und Aussichten wurden auf Effizienz und Sinnigkeit abgewogen oder einfach nur in Betracht gezogen unterdessen ein anderer Teil seines Gehirns nur lediglich nicht entscheiden mochte, wen von beiden man als erstes aus der Daseinsberechtigung schießen sollte. Ayris maß sich nicht an einen Draufgänger wie diesen Killer einschätzen zu wollen, wahrscheinlich fungierten seine Gedankenströme sowieso auf einer ganz anderen, ihr abwegigen und seiner völlig eigenen Ebene. Einer Geistesebene die nahe der Debilität dümpelte, gepriesen mit einer gehörigen Portion Malefizkerl und einer unartigen Ration geradeso kontrollierten Wahnsinns.

Ausschlaggebend war jedoch das der schrullig wie gefährliche Mann sich zu einer rationalen Entschluss erweichen ließ, aufgrund der auf ihn gerichteten Waffen war dies auch nicht weiter verwunderlich, doch bei einem wie ihn hätte es auch auf einen Ausgang zu weniger nüchterner Basis ausarten können. Glücklicherweise war irgendeine innere Verdrahtung und Verkupplung in seinem Verstand noch nicht allzu marode oder übermütig und dieser Kombination verdankten Magaris und sie es wohl das der Ganger sich nicht zu dummen Ideen hinreißen ließ, sondern seinen gegenwärtigen Zorn hinunterwürgte, seine wie unter Spannung stehenden Gliedmaßen lockerte und sich an einem passiven Gesichtsausdrucks versuchte, der ihm fast gelang, wenn man von der verhärteten Kinnpartie absah. Der Söldner murmelte sein knappes Einverständnis, ohne einen weiteren Wirbel darum zu machen zu welcher Kondition genau er ihren „Wünschen“ nun Folge leistete. Als wenn ihm momentan dazu überhaupt eine Wahl blieb. Er schulterte seine Flinte und winkte sie mit einer wirschen Handbewegung hinter sich her, schlug die Richtung ein aus der er heran gekommen war, verbreitete die Schneise seiner Fußspuren im goldenen Sand und folgte ihr zurück.

Für den Augenblick war Ayris mit dem Ergebnis zufrieden, gar erleichtert. Sie senkte ihre Pistole, hütete sich aber davor in ihre Achtsamkeit nachzulassen. Ungehemmt flammte die Sonne auf ihr Rückgrat, träufelte ihr das Gefühl ein zu schmelzen unter dieser immensen Kraft das über allem Irdischen thronte und über die Macht gebot Leben zu ermöglichen wie es verdorren zu lassen. Unendlich froh befahl sie ihren Beinen die Düne herabzulaufen und sich zum Freihändler zu gesellen, der sich anschickte „Boxernase“ zu folgen. Es wäre eine Untertreibung gewesen zu behaupten das sie sich trotz ihres kleinen Erfolges wahrhaftig erquicklich fühlte, in ihrer heutigen Messlatte tauchte der Begriff nicht einmal auf, doch die Zuversicht endlich jenen natürlichen Glühofen zu entkommen der sie allmählich kochte war einfach zu beseligend.

Sie erreichte „Xeno“ als er sich an den Aufstieg zur körnigen, pulverigen Krone jener Erhebung machte, auf der ihr neuer Zweckverbündeter wartete und hinter dem die schmierigen fetten Rauchsäulen in den Himmel wallten. Sie begutachtete ihn flüchtig von der Seite und bemerkte dass die Glut ebenso an ihm nagte wie an ihr. Auf gewisse Weise beruhigte sie das, geteiltes Leid war halbes Leid. Koron war weder ihre Heimatwelt noch Magaris‘, das hiesige Klima war ihnen nicht vertraut und als hätte der Planet Kenntnis davon schien er eine perverse Freud daran zu haben sie als Auswärtige dafür zu bestrafen und braten zu wollen.
„Na also, ist ja noch einmal alles gut gegangen. Wer sagt’s denn, es hat funktioniert.“ begann sie frei von der Seele weg und verfeinerte ihre muntere Stimme durch ein leises, ehrliches Lächeln.
„Nichts für ungut das ich dazwischen gegangen bin, ich hatte nicht die Absicht Ihnen ins… Handwerk zu pfuschen, aber die Ungeduld hat mich dazu getrieben. Tut mir Leid, ich würdige Ihr Verhandlungsgeschick, es kam mir nur etwas zu … schleppend und zudem hat der Typ mich provoziert. Na ja wie dem auch sei, wir sind ja alle noch am Leben. Und haben nun die Aussicht all das hier hinter uns zu lassen, mehr kann man vom Schicksal wohl wirklich nicht verlangen.“ Bald darauf schlossen sie zu dem harrenden Ganger auf, der sich ausmalen konnte dass er sich noch immer im Zielvisier seiner neuen „Freunde“ befand. Kaum das sie ihm obenauf begegneten, stiefelte er die Halde der Düne hinunter auf das schmorende und qualmende Schlachtfeld zu das sich in der Senke ausstreute. Die Korpusse von zwei Fahrzeugen kokelten hier und schwarze verbogene Überreste der herausgesprengten Chassis oder kleine geschmolzene Splitter übersäten den aufgewühlten braungelben Grund.
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#25
Inmitten all der Zerstörung, der glimmenden und Flammen leckenden Wracks, der aufgedunsenen finsteren Pestschwaden und dem ekelerregenden Geruch von versengten Fleisch und Knochen standen wie von Götterhand geschützt zwei Transportvehikel die offenbar nichts vom Sturm jener Vernichtung mitbekommen und demzufolge nicht darunter gelitten hatten. Sah man einmal von den Rußspuren entlang des Lastwagens und den großflächigen Blutspritzern an den Türen der Fahrerkabine ab. Das leichte Lächeln auf dem erschöpften und vor Schweiß glitzernden Antlitz der Azazernerin löste sich in Wohlgefallen auf als sie die drei Gestalten registrierte, die neben dem voluminösen Kraftfahrzeug reglos im Sand ruhten, von denen zwei mit zerfetzter Brust dalagen und ihre zerrissenen Innereien der Sonne preisgaben die diese mit Vorliebe anstrahlte und das rötliche Gekröse darin wärmte währenddessen dem dritten ein eminenter Teil seines Schädels fehlte. Zweifellos das Werk eines Auftragsmörders, keinem Saubermann der Branche, nur einem der nach Effektivität handelte und sich dabei nicht ungern die Hände schmutzig machte.

Ayris graublaue Augen pendelten automatisch zu „Boxernase“. Der hatte den Abstieg abgeschlossen und fummelte an dem zweiten intakten Fahrzeug herum, einem sonderbaren Motorrad mit goldschwarzer Lackierung und übersteigert breiter Bereifung. Bestimmt Eigentumsbesitz und das Resultat eigener Bastelei. Aber das war es nicht was sie zu ihm schauen ließ, vielmehr nahm sie das selbstgefällige (ja mochte es sogar stolz sein?) Grinsen wahr dass auf seiner narbigen und tätowierten Fratze aufblitzte und ihr einen unangenehmeren Schauer über den Rücken jagte. Der Kerl war ein abgebrühter Killer, sie durften nicht die gravierende Missetat begehen und jemals unvorsichtig werden, er würde es jederzeit für sich nutzen und das Blatt zu seinen Gunsten wenden.
Gemeinsam mit Lansing klomm sie nun ebenfalls in die Mulde hinab und steuerte den Lastwagen an, dessen monströse Reifen und das weit über dem Boden ragende flexible Untergestell eine Fahrt durch die Widrigkeiten der sich beständig wandelnden Wüste überhaupt erst befähigte. Der Pilot rieb sich angesichts des Blutbads über die schwitzende Stirn, trat über die Leichen hinweg und stieg, nachdem er einen letzten lauernden Blick gen „Boxernase“ geworfen hatte, in die Fahrerkabine. Der Brillenträger hatte ein Gespür für Maschinen, sollte er deren Herr bleiben, Ayris war dies nur recht.

Und nun?“ fragte sie den mutmaßlichen Menschen, seinem Aussehen nach hätte man in mancherorts gewiss der Mutantenabart zugeordnet, als sie ihn passierte um es dem Raumfahrer gleich zu tun.

Der schwang gerade ein Bein über sein Gefährt, setzte sich, verstaute nebenbei sein Gewehr und erwiderte frigid ihren Augenkontakt.
Wenn wir diese Tour überleben wollen müssen wir zunächst mal unseren Wasser und Treibstoffvorrat aufstocken sonst kommen wir nicht weit. Beides, Sprit für‘s organische wie für‘s maschinelle Getriebe gibt’s bei Malik Chazrak in Machandul. Dafür müssen wir nach Osten.
Wie zu erwarten war sagte der benannte Ort der Fernweltlerin nichts. Vermeintlich stand ihr die Ungewissheit ins Gesicht geschrieben, denn der Ganger fügte bereitwillig hinzu: „Ist eine Siedlung mitten im Nirgendwo hier draußen. Beliebte Anlaufstelle für alle die’s in der großen Stadt verbockt haben, aber längst kein Sammelbecken. Maliks Schergen sind vom harten Schlag und hochachten den kurzen Prozess. Nur wer Schekel hat darf bleiben und den Luxus seiner flohverseuchten Matratzen in Anspruch nehmen, von seinem schäbigen Wasser schlürfen oder seinen Tank füllen… ich hab‘ zugestimmt euch zu helfen, aber bis wir dort sind solltet ihr euch überlegt haben womit ihr zahlen wollt, denn jegliches Flüssiges kostet euch hier in der Öde ein bitteres Vermögen.

Sein Grinsen wurde um ein beträchtliches Deut breiter, nicht sie hatten ihn der Hand, wahrhaftig war es andersherum. Er brauchte sich vor rein gar nichts fürchten, konnte sie wunschgemäß jederzeit in der Wüste abhängen, in die Irre führen und verrecken lassen. Ayris nickte verstehend.
Gut, ich werde mir unterwegs etwas ausdenken… und danke…“ Sie war in Begriff sich abzuwenden, als ihr auffiel das sie immer noch nicht den Namen ihres zwielichtigen Alliierten in Erfahrung gebracht hatte.

Tariq Enok “ beendigte der Makropoler bereits ihren Satz und beantwortete ihre umgestellte Frage.

Sie beließ es dabei, überwand das Gebiet der Destruktion und kletterte zu Magaris in den Lastentransporter. Grollend erweckte er den Motor aus seinem künstlichen Schlaf. Sie bedeutete ihm mit einem aufrichtigem harten Lächeln das alles in Ordnung sei und erklärte: „Wir haben ein Ziel, eine Art Oase. Eine Ansiedlung, er fährt uns dorthin damit wir unseren Wasser und Kraftstoffhaushalt auffüllen können, was wohl zwingend notwendig sein wird. Dann sehen wir weiter.
Das Motorrad heulte auf und sein Fahrer beschleunigte, eine Staubwolke hinter sich herziehend. Das war das Startzeichen für den Händler hinter dem abgegriffenen Steuerrad, auch er legte den Gang ein und nahm die Verfolgung auf. Ohne eines der umstehenden Wracks zu rammen, manövrierte er das Fuhrwerk aus dem Trümmerfeld und raste dem kleineren Flitzer hinterher. Nichts als ausgebrannte Überreste und Tod verlor sich hinter ihnen in den aufgewirbelten Sandschleiern, darüber lachte eine blutig gleißende Sonnenscheibe.

(Habe Tariq mal ein paar Worte in den Mund gelegt, hoffe das geht in Ordnung)]
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#26
Magaris war ein wenig verwundert, dass der Typ so gut nachgab, aber die Tatsache, dass er wohl kaum überleben würde, mit zwei Leuten, die Waffen auf ihn richteten, war es doch ein wenig verständlicher. Magaris war auf jeden Fall froh ziemlich Günstig weg gekommen zu sein, obwohl sein Leben ziemlich Wertvoll war, nach seiner Meinung. Die Boxernase steckte seine Waffe weg und Magaris entspannte sich ein wenig. Als Ayris sich dann entschuldigen kam, winkte er nur kurz ab und zündete sich mit Hochgenuss die schon lange fällige Zigarette an. Welch Wohltat.

Keine Sache. Hat keinen grossen Unterschied gemacht, denke ich. Machen wir lieber, dass wir hier weg kommen.

Er kramte eine der Mineralwasserflaschen aus der Tasche und warf sie Ayris zu.

Ich denke, du kannst etwas Flüssiges gebrauchen. Gönn dir einen Schluck, denke du kannst es gerade vertragen.

Magaris hatte grade die Kippe im Mund und war nicht durstig, das würde auf der Fahrt dann kommen. Beim Weg zum Fahrzeug kamen sie an etlichen unschönen Leichen vorbei und Magaris fühlte sich beim Geruch von verbranntem Fleisch irgendwie an den Verlust seines Armes erinnert. Er strich sich über die schwitzende Stirne um sich kurz abzulenken.

Er stieg in die Fahrerkabine eines der Fahrzeuge und hoffte schon mal innigst, dass der Motor noch tat und er hoffte noch mehr, das die Klimaanlage nichts abbekommen hatte. Eine Schande wäre es gewesen. Er startete den Motor und mit Entzückung stellte er fest, dass die Klimaanlage anfing zu arbeiten. Zuerst strömte nur Heisse Luft aus ihr, doch schon einige Augenblicke später wurde die Luft kühler. Allemal besser als gar keine Klimaanlage. Zufrieden lehnte er sich in den Sitz zurück und wartete darauf, dass Ayris einstieg.

Als sie dies Tat, gefiel ihm die Erklärung nicht wirklich. Irgendeine Oase klang nach einem dicken Typen, der sie besass und Wucherpreise verlangte. Er schüttelte lediglich langsam den Kopf, seufzte einmal und folgte dann der Boxernase mit den Worten: Dann mal los...
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#27
[Bild: desertdw9.th.jpg]


Sand, wohin das schweifende Auge auch blickte, Variation bot sich ihm in der Einöde von Wüstenei kaum. Gleichgültig wohin sich die Aufmerksamkeit auch wendete, versuchte etwas anderes, etwas einzigartiges in dieser trockenen Kargheit zu lokalisieren, etwas dass das sich unablässig wiederholende enthemmte, ihm nicht das fortgesetzt gleichende Bild eingab, existierte doch weit und breit nichts anderes als die von Wind aufgetürmten Kämme aus unverfestigtem Sedimentgestein, die sich wie erstarrte Wogen eines ausgedörrten Meeres Meile über Meile in jedwede Himmelsrichtung erstreckten und fossil in der gefährlichen Mittagshitze vor sich hin brüteten. Reinstes strahlendes Gelb, schattierte Ockertöne und rostig angelaufenes Orange beherrschten die Farbgebung jenes Terrains, das sie mit aufstöhnendem Motor durchfuhren. Das Feuerrad welches von hoch oben wie ein gehässiger Gott auf sie und diese verbrannte Ebene herabschien und selbst das Atmen der Sterblichen zur Qual werden ließ, war eigens umgeben von säuberlichstem Azurblau, wenngleich aus südlicher Richtung bereits die ersten grauen Wolkenbänke am heranrollen waren um jene geradezu paradiesische Front des Firmaments wieder in das vergiftete Obdach dieser Welt zu verwandeln, das der gemeine Bewohner unlängst gewohnt war.

So träge und schleppend die Zirkulation der Luft in der Fahrerkabine sich verhielt, so erging es auch den Insassen. Dösend hingen sie in ihren Sitzen, starrten wie Puppen bei denen man vergessen hatte die Aufziehstrippe zu bedienen aus der umlaufenden Fensterscheibe und lauschten dem einschläfernden Geräusch der werktätigen mechanischen Kraftquelle der sie ihr Fortkommen verdankten. Alles Wichtige war schon in der ersten Stunde der Fahrt gesagt worden, danach hatten sie sich an beiläufige und schließlich an weniger interessanten Themen versucht, letzten Endes war das Gespräch zum Erliegen gekommen und bis jetzt nicht wieder aufgenommen worden. Nun regierte das Schweigen. Dies hatte weder den Grund dass sie sich nicht gern mit ihrem Begleiter verständigte oder ihn nicht gebilligt besser kennenlernen wollte um ihre Geschäftsbeziehungen zu ihm heraufzusetzen, sondern viel eher das die drückende Temperaturen jede Probe eines Dialogs schon unweigerlich in ihrem Anfang erstickten. Zwar befleißigte sich die interne klimatische Anlage der lastenden Schwüle so gut sie konnte Herr zu werden, doch war dies ein hoffnungsloses Unterfangen, sodass sie sich ihrer irgendwann erbarmten und sie abschalteten um nicht überflüssig den ohnehin knapp bemessenen Treibstoff zu verschwenden. Folglich schwitzten sie tapfer weiter, jedoch schon bald den leichten kühlenden Hauch der Ventilation vermissend.

Eine zusätzliche Linderung befand sich in ihrer Hand, eine der wenigen Wasserflaschen aus Plastek die Lansing unbeschädigt und auf die Schnelle aus dem Wrack des Shuttles zu erretten vermocht hatte. Immer wieder erinnerte sie sich des seichten Gewichtes des Behältnisses zwischen ihren Fingern und dem erfrischenden, feuchten Geschmack, welches es beinhaltete und so wohltuend für ihre staubtrockene Mundhöhle war. Stetig wieder musste sie sich ermahnen nicht dem Drang nachzugeben, die wertvolle Füllung einem Sturzbach gleich ihre dürstende Kehle hinunter zu befördern um das marternde Gefühl des Mangels zumindest für die nächste Stunde auszulöschen. Es war wahrlich nicht leicht sich selbst gegenüber so hart zu sein, aber es war zwingend nötig wenn sie diesen Höllenhof überstehen wollten. Und während die Landschaft außerhalb auch nach vielen zehrenden Wegstunden sich nicht anschickte sich zu wandeln, eine Dünenkette der nächsten nachfolgte um wiederum weitere aride Gefilde vor ihnen auszubreiten wie einen nicht enden wollenden Teppich sandiger Verdammnis, der keine Widerkehr ins Land der Lebenden versprach, meldeten sich auch die bereits vergessenen Schmerzen zurück, die die Azazernerin bisher gütigst mit Ignoranz ob ihrem Vorhandensein gestraft hatte.

Im Halbschlaf begriffen, erschöpft von den Beschwerlichkeiten der Flucht und der nun beinahe betäubenden Tatenlosigkeit der gehaltlosen Fahrt durchs Niemandsland, ebbte die Wirkung der eingenommenen Sedativa rapide ab, der Körper, nicht mehr zu Höchstleistungen beeinflusst, sondern im einem Zustand des Müßigganges, schwächte seine zuvor aufgebaute natürliche Immunisierung ab, ein Vergehen das Ayris jetzt zu spüren bekam und das ihr neben den einsetzenden stichartigen Attacken an ihrer Hüftwunde noch zunehmende Übelkeit bereitete. All dies begann schleichend, gleich einem Virus der sich langsam und sicher einem zusammenwirkenden organischen Gefüge bemächtigte um ihn zu infizieren. Als sie sich das erste Mal in ihrem Dämmerschlaf vor „Frost“ schüttelte, wusste sie dass etwas mit ihr im Argen lag. Sofort ruckte sie aus ihrem Schlummer hoch und konzentrierte sich auf ihr „Innerstes“, horchte gewissermaßen in sich hinein, nur um festzustellen das sich ihr Gesundheitszustand eindeutig verschlechtert hatte, was sich nicht nur von der aufwallenden Galle die ihr plötzlich in den Hals schoss, herleiten ließ. Widerwillig schluckte sie das eklige Emporkriechende wieder hinunter. Aber das war empfehlenswerter, als ihre dürftigen Magensubstanzen notgedrungen über die Armaturen zu verteilen.

Rasch versicherte sie sich mit einem Seitenblick ob Magaris ihrem Unwohlsein schon Bedeutung beigemessen hatte, aber erfreulicherweise war dem nicht so. Der Freihändler schaute bestrebt bedachtsam auf die Staubfahne die sich vor der monströsen Haube ihres Gefährts abzeichnete und welche von dem Bike des Söldners Enok herrührte, der ihnen voran fuhr und um die sicheren Pfade zwischen den Wanderdünen, den vereinzelten Salzseen oder den Treibsandfeldern wusste. So hofften sie jedenfalls. Das in ihn gesteckte Vertrauen war längst nicht gerechtfertigt und bald würden sie aus eigenem Antrieb erfahren ob er es mit ihnen ehrlich meinte oder nicht. Bis dahin hatten sie Zeit sich mit den eigenen Sorgen und Problemen auseinanderzusetzen.
Colchis, es fühlt sich an als hätte ich einen ganzen Niststock von Feuermeisen in meinem Gedärmen, das ist alles andere als inspirierend und gedeihlich… doch gedeihlich ist es, aber bestimmt nicht bekömmlich!

Ohne den empfundenen Qualen zu erlauben sich auf ihrem Gesicht widerzuspiegeln und auch sonst darauf besinnt sich unempfindlich zu geben, durchwühlte sie ohne Hast die Taschen ihres Overalls, irgendwo hatte sie gewiss noch einen Vorrat an Tranquilizer. Aber die einzigen erfolgversprechenden Täfelchen die sie vorfand galten der Unterdrückung und Vorbeugung einer anderen Unpässlichkeit an der sie bereits Jahre ihres Lebens litt. Einer Sucht die sie mehr und mehr in Abhängigkeit stürzte. Ihre Entdeckung wies sie allerdings diskret darauf hin dass sie sich bald Nachschub beschaffen musste, nun da kein imperialer Kommandant mehr für ihre stete „Ernährung“ vorbeugte, wenn sie nicht binnen kurzem als hysterisches Nervenbündel und von ständigen Alpdrucken geplagt umherzulaufen gedachte. In der gepackten Tasche wurde sie schließlich nach einigem kramen fündig, etwas vom Bestand des Medizi-Koffers hatte sich wohl hier hinein verirrt. Oder hatte sie es selbst noch hinzugelegt, ehe sie das Schiff verließ? Sie wusste es bei bestem Willen nicht mehr. Beglückt blinzelte sie zu dem Fahrer hinüber der auf ihre Suchaktion hin doch noch aufmerksam geworden war und schluckte im folgenden Augenblick drei Kapseln hinunter und spülte mit erwärmten Wasser aus der Flasche nach. Beteuerte ihm so, ohne ein Wort sprechen zu müssen, das alles in Ordnung sei. „Xeno“ verstand ihr höfliches Funkeln der Augen und nickte, achtete dann wieder auf das Motorrad und passte das Fahrverhalten des schweren Kraftfahrzeugs seinem kurvigen Kurs um bröcklige Erhebungen an.
Ich benötige eine Generalüberholung… gleichwohl wir einkehren, mir fehlt es an allem, besonders an Wohlergehen. Was gäbe ich für einen fachlichen Medi-Servitor oder einem kundigen Dorfheiler… oder ein Anwesen in milden Breitengraden mit einer Dienerschaft die sich von morgens bis abends um mein Wohlbefinden sorgt… oh, wie traumhaft waren die schönen, alten Zeiten…

Soeben scherten sie in eine Art Talsenke ein, es verdiente diese Umschreibung weil die umgebenen Dünenrücken sich fast über einen einige Kilometer hinweg zogen, sich an ihren Enden verjüngten, aber zu ihrer Mitte ausdehnten. Fest gebackene Erde konsolidierte jenes naturelle Wunder, das im Moment zwar fest und solid wirkte aber bei einem künftigen Sandsturm der über diese Gegend wütete, wieder der Wüste einverleibt sein würde, als hätte es diese Formation nie gegeben. Fast sah es wie ein trocken gelegtes Flussbett aus, das sich tief in den Untergrund des Ödlands gefgraben hatte und stellte eine tatsächliche Abwechslung der sonst eher trostlosen Landschaft dar. Insbesondere weil in der Mulde selbst, teils aus den Luvseite der gewaltigen Düne als auch aus dem Boden das Gerippe eines titanischen Wesens ragte, allein die Größe der Knochen ließ auf eine archaisches Urbestie schließen, die hier dereinst wohl auf Wanderung verendet war. Geheimnisumrankt sog das Knochengerüst die Blicke der sehr viel kleineren Lebewesen in ihren Vehikel an, verdeutlichte ihnen einmal mehr die grenzenlose Gnadenlosigkeit des flammenden Himmelsgestirns.

Aufgescheut vom Motorengeräusch sprang ein Rudel vierbeiniger echsenhafter Tiere um die verblassten und gescheuerten Gebeine des gefallenen Riesen, das sich wahrscheinlich ein wenig im Schattenwurf des Skeletts ausgeruht hatte. Bei näherer Beobachtung gewann Ayris den Eindruck dass diese Kreaturen, nicht wahrhaftig nur sprangen, sondern fast durch die Luft „segelten“, was sie vermutlich zu schnellen und unerbittlichen Jägern werden ließ. Da das Rudel ungefähr an die dreißig Geschöpfe zählte, wovon an die zehn mit ihren vorderen Klauenartigen Gliedmaßen durch die Luft hieben, was wohl als anschauliche Drohgebärde zu erkennen war, lag der Schluss nahe sich weiterhin an ihrem Rand der Senke halten und die Geschöpfe nicht zu einem Angriff zu reizen. Tariq Enok war anscheinend der gleichen Ansicht und fuhr einen weitläufigen Bogen um die gigantischen Fragmente und das aufgeschreckte Rudel. Ayris ihrerseits betrachtete das Verhalten der Wüstentiere weiter neugierig, allein des Augenblickes und der Ablenkung wegen. Unversehens schweifte ihr Blick höher, nicht absichtlich, nur aus einer Laune heraus, hinauf zum oberen Grat der Düne… und erfasste fünf berittene Gestalten. Als dunkle, annähernd schwarze Silhouetten paraphierten sie sich vor dem golden strahlenden Auge des Himmels ab. Geduldig und regungslos harrten sie dort oben aus, wie Mahnmale, Wächter der Wüste. Auf einmal wurde der Außenweltlerin mulmig zumute, nicht nur die fade Kärge und Leere jenes Terrains verhieß ihren ausdrücklichen Tod, auch ihre Bewohner schienen ihnen nicht freundlicher gesinnt zu sein… sie hoffte bald das Ziel ihrer Reise erreicht zu haben und sich immerhin dem trügerischen Gefühl von Sicherheit hingeben zu können.


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