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Erste Ergebnisse bei Friedensverhandlungen
In Horning wird nicht mehr gekämpft und inzwischen ist aus der Waffenruhe ein Waffenstillstand geworden. Selbst die vereinzelten Scharmützel, die zu Beginn dieses Abkommens noch zwischen den irregulären Kräften stattfanden, sind mittlerweile verebbt. In den Köpfen ist der Krieg beendet, wenn auch von einem Frieden, bestenfalls als zartes Pflänzchen gesprochen werden kann. Noch immer kreuzt die Flotte aus Gohmor, Tiefgrund und der Föderalen Union im Zweigeteilen Meer. Zu einem Frieden jedoch gehört mehr, als das Soldaten nicht mehr aufeinander schießen. Seit über einem Monat wird auf der Insel Fiddig verhandelt und nun sind erste Ergebnisse an die Öffentlichkeit gedrungen. Als ein erstes Zeichen des gegenseitigen Wohlwollens und eine besondere Herzensangelegenheit der Gouverneursgattin, wurden sämtliche Kriegsgefangenen, ohne zusätzliche Bedingungen beider Seiten, ausgetauscht. So konnten auch die letzten, bang hoffenden Soldatenfamilien, ihre Lieben wieder in die Arme schließen. Verhandelt wird derweil noch über das Schicksal gefangener Kombattanten, die keiner regulären Armeeeinheit angehörten, im Besonderen Mitglieder des sogenannten Kreuzzugsheers. Horning möchte diese Festgesetzten als gewöhnliche Straftäter verurteilen, während Vertreter der Kirche eine Sonderregelung fordern, welche den Umstand des „Rufs zu den Waffen“ durch den damaligen Kardinal Septin berücksichtigt. Hier steht eine Klärung noch aus, welche immerhin über das Schicksal von rund 2000 gefangenen Pilgern entscheidet. Was Reparationszahlungen angeht, sieht es momentan so aus, dass die beteiligten Kombattanten auf den eigenen Kosten für Material und durch Beschädigungen sitzen bleiben. Dies deutet darauf hin, dass die Truppenverbände Hornings, in die PVS eingegliedert werden, ohne dass es rigorose Säuberungen geben wird. Eine zentrale Forderung Hornings, welche wohl als Kompromiss für einen reibungslosen Ablauf der Verhandlungen einzugehen sein wird. Momentan ist der Status der Schwämme der wichtigste Punkt der Tagesordnung. Die Dammstädte hatten sich bereits kurz vor Ende der Kämpfe zu einem Separatfrieden mit den Kräften der PVS bekannt. Zwar griffen sich nicht auf Seiten der Armee in die Kämpfe ein, verpflichteten sich jedoch logistische Hilfe zu leisten und nicht länger gegen die Befreier zu agieren. Nach diversen Formen und Bezeichnungen, finden sich die Niederlassungen der Schwämme nun unter dem Konstrukt „Bund freier Dammstädte“ BFD zusammen. Nach eigenen Vorstellungen will die Region ein Teil der Nation Horning bleiben, allerding über Freihandel, etwa mit Gohmor, unabhängig entscheiden können. Als Geste dieses Bestrebens, liefert der BFD seit zwei Monaten den Zehnt, zu Abgabe an das Imperium, direkt an Gohmor. Sämtliche Zollbeschränkungen und Abgabengebühren, die von Gohmor erhoben werden, akzeptierten der BFD anstandslos. Als Antwort der Hauptstadt, wurde das Embargo gegen die Region vollständig aufgehoben, wo hingegen Truzt und der Rest Hornings nach wie vor nur eingeschränkt mit Waren aus Übersee beliefert werden. Horning hat diese Quasi- Abspaltung der Region bis jetzt nicht anerkannt und einige Experten sehen hier drin Potenzial für weitere Konflikte, die im schlimmsten Fall das Ausmaß eines Bürgerkrieges annehmen könnten. Ein Zankapfel religöser Natur ist weiterhin der Zefarius- Kult. Aus gut informierten Kreisen heißt es, dass der Urheber der Sekte, eben jener Prediger Zefarius, sich in Truzt aufhält und eventuell persönlich zu den Verhandlungen anreist. Immer vorausgesetzt man könne seine Sicherheit garantieren. Horning würde es gerne sehen, dass der Kult als offizielle Strömung der Imperialen Kirche auf Koron 3 anerkannt wird. Eine Anliegen, welches unter dem verstorbenen Kardinal Septin noch undenkbar wäre, unter Kardinal Prager aber nicht mehr völlig auszuschließen ist. Die Ekkleseriachie sperrt sich verständlicher Weise noch gegen dieses Ersuchen. So kurz nach dem Konflikt würde es eine zu große Demütigung für die Mutter Kirche und das Andenken Septins bedeuten. Doch die Stimmen der flammenden Ankläger sind inzwischen leiser geworden und machen rationaleren Überlegungen Platz.
Zwei weitere Sachverhalte kamen im Rahmen der Verhandlungen an die Öffentlichkeit, obgleich sie nur peripher mit den Gesprächen zu tun haben. Das Versprechen der Nation Horning, gegenüber dem Mutanten, welche sich freiwillig verpflichteten in den Reihen der Armee zu kämpfen, wird offensichtlich eingehalten. Aus Diplomatenkreisen wird verlautbart, dass man Reservate in den horninger Giftsümpfen einrichten wolle, welche die Angehörigen der sogenannten „Befreiten“- Verbände urbar und besiedeln könnten.
Des Weiteren wird die Dammstadt Reichenfang nicht wieder mit Bewohnern der Schwämme besiedelt. Als die erste Stadt, die unter dem Ansturm der Pilger und PVS Soldaten fiel, wurde schwer beschädigt und ihre überlebenden Bewohner flohen fast vollständig. Bemühungen der Pioniere der Armee, die Stadt wieder aufzurichten, waren zwar erfolgreich, doch der Ansturm der Heimkehrer blieb aus. Nachdem schon im Stillen damit gerechnet wurde, dass die verwaiste Stadt als mahnende Ruine den Möwen und Gezeiten überlassen wird, hat sich das ihrer bemächtigt, was vom Pilgerheer noch übrig ist. Der Guardian wird in absehbarer Zeit einen Vorortbericht über dieses beachtenswerte Projekt des Glaubens nachliefern.
Natürlich alten wir Sie auch über den Fortgang der Verhandlungen auf dem Laufenden.
Luftraumüberwachung nicht so lückenlos wie immer vermutet
Einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Planetaren- Abwehrflotte und der Luftraumüberwachung nach, ist der Schutzschirm über Koron keineswegs so dicht wie man vermuten und hoffen sollte. Koron 3 ist als einer der wichtigsten Planeten des Sektors extrem stark geschützt. Neben den bereit stehenden Armeen der PVS, muss ein Aggressor es erst einmal schaffen einen Fuß auf koronische Heimaterde zu bekommen. Dazu muss die Sektorflotte der Imperialen Raumflotte überwunden werden, dann die Sub- Sektorflotte, welche von nicht- warpfähigen Kampfschiffen koronischer Produktion und Bemannung gestellt werden. Sollte einem Feind durch Gewalt oder Täuschung selbst dieses Husarenstück gelingen, sieht er sich einem dichten Netz aus Abfangjägern und himmelwärts gerichteten Abwehrgeschützen entgegen. Allerdings hat, so man den besagten Bericht genauer begutachtete, dieses Netz erheblich größere Maschen als es haben dürfte. Über den Ballungszenten der Zivilisation gibt es dabei nichts zu bemängeln. Auch wen Gohmor wie alle großen Städte Probleme mit illegalen Landeplätzen hat, kann doch ein wirklicher Angreifer nicht hoffen hier unbehelligt aufzusetzen. Anders sieht dies jedoch in den weniger dicht, bis gar nicht bevölkerten Regionen aus. Über dem Meer, dem südlichen Pol oder der Aquatorgegend, kommt es immer wieder zu Flugobjekten, welche der Überwachung durch die Lappen gehen. Gerade bei auftretenden Sonnenstürmen sind die Augen der Wächter im All oftmals schwach, wenn nicht gar gänzlich blind. Wenn etwas durch das Netz schlüpft, dann ist es an den Piloten der Luftraumüberwachung zu handeln. Doch auch hier ist Entfernung hinderlich. Tritt ein Objekt in einem Punkt ein, welches weit von einer Fliegerbasis oder einem Luftschiff entfernt ist, kommen die Jäger oftmals zu spät. So gelingt es zwielichtigem Gesindel immer wieder nach Koron zu gelangen. Aber auch Weltraummüll und Meteore schlagen auf Koron ein, ohne dass etwas dagegen unternommen werden könnte, ja ohne das es immer bemerkt werden würde. Im Bericht ist von zweiundzwanzig identifizierten und identifizierten Objekten die Rede, die allein im letzten halben Jahr nicht von Korons Abwehrmechanismen eliminiert wurden. Es muss daher ganz offen die Frage gestellt werden, ob das Milliardenbudget an der richtigen Stelle ausgegeben wird, ob Technik versagt oder ob Menschen mit ihrer zugeteilten Aufgabe überfordert sind. Vielleicht wird es Zeit, dass Verantwortliche ihren Stolz herunterschlucken und sich Rat bei denen holen, die ihn zu geben verstünden. Über Magnus Rega, der Niederlassung des Adeptus Mechanicus, besteht die Abschussrate von entsprechend determinierten Himmelsobjekten 100%.
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Simone Tober ist unsere Reporterin für die unangenehmen, aber nichtsdestotrotz wichtigen Aufträge, die der Dienst am gut informierten Leser fordert. Treue Anhänger unseres Blattes werden sie von früheren Berichten aus Krisengebieten, rund um den Globus, her kennen. Einmal mehr ist sie nun unterwegs um von dort zu berichten, wo sich andere Reporter nicht hin wagen. Dieses mal schließt sie sich in ihrer losen Serie „Fronttagebuch“ der Zehnten Infanteriekompanie an und begleitet sie auf einem ihrer Einsätze.
Fronttagebuch
Die Kaserne mit dem geschichtsträchtigen Namen des ausgelöschten Hauses Gamarei unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von jeder anderen in den mittleren Ebenen Gohmors. Ein Himmel aus Stahl, Gebäude aus Backstein, deren Rot lang schon durch Ruß und Abgase in ein schmutziges Braun spielt. Die Bronzestatue hinter dem Haupteingang, durch welchen ich nach umfangreichen Sicherheitsüberprüfungen schreiten darf, zeigt, wer hätte es gedacht, Feldmarschall von Queesen. Den großen Held des Kriegs der Häuser und allzu beliebten Patron des armen und fantasielosen Tropfes, der große Persönlichkeiten für die, Eingangsbereiche von Kasernen aussuchen muss.
Nicht die beste Arbeit.
Die Gesichtszüge wirken etwas grob, die heroische Pose gekünstelt. Mit gezücktem Säbel deutet er im Metaphorischen auf einen unsichtbaren Feind, im Realen auf die Baracke der Haupttorwache. Die Statur bildet eine Insel in der Ausfahrtzone. Man hat versucht ihr Rundell zu begrünen, was allerdings bei einem Versuch geblieben ist, der künstlichen Beleuchtung sei Dank.
Ich stehe also im Inneren des Kasernengeländes und in ihrer Betriebsamkeit. Soldaten werden im Lauf- oder Gleichschritt geführt, gehen einzeln und in Gruppen ihren Beschäftigungen nach, oder versuchen beschäftigt zu wirken, um dann hinter irgendeiner Ecke zu rauchen, sobald ein übereifriger Vorgesetzter auf ihren Täuschungsversuch hereingefallen ist.
Die Szenerie wird vom allgegenwärtigen Fahrzeuglärm garniert, der nun einmal zu einer mobilen Infanterienheit gehört, wie die hässlich verbrämte Statur am Eingang.
Dennoch gibt es zwei Dinge, die diese Kaserne von den meisten anderen unterscheidet. Das ist als erstes die direkte Lage an der Außenseite der Makropole. Dadurch ist die Gamarai- Kaserne nicht auf jeder Seite, sowie unten und oben, vom Stahl und Beton der angrenzenden Ebenen umschlossen, sondern auf der Westseite offen. Das erlaubt das direkte Anlanden allerlei Luftvehikel und einen prächtigen Blick auf das Meer. Für beides ist immer vorausgesetzt, dass der Smog der Industrieanlagen sich nicht bis hier oben staut. Tut er es doch, dann ist das Verlassen der Gebäude nur mit Atemschutz oder ABC- Schutzmaske möglich.
Tut er es nicht, dann hat man nicht nur eine herrliche Sicht, sondern der frische Wind vertreibt auch die Abgaswolken der Fahrzeuge und sorgt fast schon für angenehme Luft.
Die zweite Besonderheit dieser Kaserne sind ihre Bewohner. Die Zehnte Infanteriekompanie, der Sektorenbrigade 21. Auf besonderen Befehl des Gouverneurs hin, wurde diese Einheit zu einem großen Teil aus Fremdweltlern gebildet. Die einen sagen, um von dem Können und den Erfahrungen so vieler Veteranen verschiedenster Schlachtfelder zu profitieren, die anderen meinen, um der Vorherrschaft der Adelshäuser innerhalb des Offizierscorps der Armee etwas entgegenzusetzen.
Wieder andere sehen darin lediglich eine Laune des Gouverneurs, der schlicht etwas befahl, dass er befehlen konnte. Wie es auch sein mag, die Zehnte stellt ein gewisses Kuriosum dar, welches mich gleich beim Betreten der Einrichtung in seinen Bann schlägt. Eigentlich müsste ich mich umgehend beim Einheitskommandeur, Major Klein melden. Doch da mir vor den anstehenden Formalitäten graut, beschließe ich mir vorher einen TangKahve in der Kantine zu besorgen und mir die Männer und Frauen, mit denen ich auf unbestimmte Zeit mein Leben teilen werde, erst einmal aus der Deckung meiner Tasse heraus anzusehen.
Mein Name ist Simone Tober und ich bin seit nun mehr zehn Jahren Direkterstatter des Gohmor Guardian. In dieser Funktion saß ich mit der Roten Wache in den Schützengräben und hörte mir Schauergeschichten über die Schwarzen Dragoner des Hauses Orsius an. Ich sprach während der Hungeraufstände und Blockrevolten mit Mutanten und den PVS- Polizisten, welche sie auseinander trieben. Ich war vor zwei Monaten für die Leser des Guardians in Horning und berichtete exklusiv von der Belagerung Edos.
Ich möchte mir mit dieser Aufzählung nicht selbst Beifall klatschen oder mich als die erfahrene Berichterstatterin für Kriesen aller Art etikettieren. Jeder Krieg birgt seine ganz individuellen Schrecken und Grausamkeiten und die Erfahrung eines Menschen, der bereits mehrere erlebt hat, beschränkt sich in erster Linie darauf Todesangst in allen nur erdenklichen Fassetten kennengelernt zu haben.
Hinzu kommt ein gewisses Gespür dafür, wann man seine Nase in Dinge steckt, die für den Leser von Bedeutung sind und wann man lieber den Kopf einzieht und mit bangem Herzen auf das Pfeifen der Kugeln lauscht.
Nun letztlich stelle ich mir damit wohl doch ein Zeugnis aus, wenn auch eines, dass wie ich hoffe, dem Leser dieser Reihe glaubhaft vermittelt, dass ich in vielen Dingen weiß wovon ich rede.
Ich habe mit Soldaten der PVS, mit Haustruppen, Paramilitärs und Söldnern so manchen langen Abend in kalten, heißen, zugigen oder feuchten Gefechtsständen verbracht. Ich hoffe daher, keine Fehlbesetzung für die anstehende Reportage zu sein, deren Ziel der Dschungel von Luht sein wird, deren Zwischenziel aber erst einmal das heimliche Betrachten der Soldaten in der Kantine ist.
Die Zehnte hat sich in Horning einen Namen gemacht, allerdings auch kräftig Federn lassen müssen, wenn man es zynisch ausdrücken darf. Diese Verluste wurden in den letzten Wochen durch Versetzungen und neue Rekruten ausgeglichen. Dadurch ergibt sich ein sonderbar gemischtes Bild. Kampfgezeichnete Veteranen mit den Atributen fremder Welten und unerfahrene Milchbärte, von den alten Hasen als „Glatte“ bezeichnet. Mir fällt ein wahrer Riese mit einem gefärbten, blauen Bart auf, der den Berg auf seinem Teller mit gezierter Gabelkunst verkleinert. Neben ihm schlürft eine Frau mit gänzlich brauner oder vielmehr schwarzer Haut ihren TangKahve. Diese Färbung der Haut ist eine Anpassung an die Sonneneinstrahlung einiger Planeten und häufiger als man denken mag. Man könnte es als eine verstärkte Form der abgedunkelten Hautpigmentierung der Äquatorgegend betrachten. Ein weiterer Mann von wahrscheinlich fernen Welten fällt mir auf. Er ist ebenfalls sehr groß, im Gegensatz zu dem Blaubärtigen jedoch unheimlich dünn. Jeder sichtbare Zentimeter seiner Haut ist mit verschlungenen Tätowierungen bedeckt.
Das genaue Gegenteil ist ein gedrungener kleiner Mann, von der Größe eines Kindes. Er trägt einen kapitalen Bauch vor sich her, wirkt, davon abgesehen jedoch nicht weniger durchtrainiert als die anderen Soldaten.
Von all diesen Veteranen geht eine sonderbare Gelassenheit aus. Frauen und Männer, die genug Schrecken und Absonderlichkeiten gesehen haben, um sich von den Nichtigkeiten des Lebens nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Bevor ich meine Feldstudie jedoch weiter vorantreiben kann, habe ich eine Begegnung mit eben jener Spezies der „Glatten“ die lediglich die Strapazen des Grundausbildungsjahres gemeistert haben oder noch nicht einmal dies. Eine Gruppe von drei Burschen ist auf mich aufmerksam geworden und tuschelt auffällig unauffällig miteinander. Schließlich kommt einer von ihnen auf mich zu, während seine beiden Kameraden ihm aufmunternde Gesten als Rückendeckung mit geben.
Der junge Mann ist genau das: sehr jung.
Das er zwanzig Jahreszyklen mitgemacht hat ist eine hoch gegriffene Schätzung. Er lässt sich auf dem Stuhl nieder, welcher meinem auf der anderen Tischseite gegenüber steht. Sein gewinnendes Lächeln konkuriert mit dem Funkeln der Gruppenkampfnadel an seiner Heldenbrust.
Er bekleidet den Rang eines Gefreiten, was alles das Bild eines Jungen formt, der so eben die Grundausbildung hinter sich gebracht hat. Scheinbar recht erfolgreich.
Ob ich mich verlaufen hätte will er mitfühlend wissen.
Aus der Umhängetasche mit dem Bildaufnahmegerät scheint er zu schließen, dass ich etwas mit Presse zu tun habe. Er bietet mir an mich durch die Kaserne zu führen und alles zu erklären. Er könnte mir auch seine Stube zeigen, bedeutet er mit einem mehrdeutigen Zwinkern.
Damit hat der gespielte Witz seine Pointe erreicht und ich löse die Sache auf. Mit einem hoffentlich ebenso freundlichen Lächeln frage ich ihn, ob er das Lied vom Gefreiten kennt?
Ein verwirrtes Stirnrunzeln ist die Antwort.
Mit kräftig tragender Stimme trage ich es ihm vor.
„Gehn sie weiter, gehen sie weiter, sie sind ja nur Gefreiter. Werdn se erst mal Offizier, dann kriegn sie auch ein Kind von mir!“
Ich gebe zu, das meine Singstimme nicht gerade wegweisend ist, doch die Wirkung ist trotzdem die richtige.
So ziemlich alle Köpfe haben sich zu uns umgedreht. Einige grinsen, andere schauen mit mildem Interesse oder Wut über die Anmaßung des jungen Soldaten. Die beiden Kumpels des Gefreiten brechen fast zusammen vor Lachen. Der abgewiesene Soldat erhebt sich ungelenk und mit rot hohem Kopf. Halb wütend, halb verlegen brummt er etwas davon, dass er nur helfen wollte, fügt etwas unverständliches über die Eigenschaften von Zivilisten hinzu und trollt sich.
Später am Tag wird mir der junge Mann noch einmal begegnen. Allein und weniger nassforsch. Er wird sich entschuldigen und dann zu erzählen beginnen. Von seiner Mutter, die Näherin in der mittleren Ebene ist und der er Geld schickt um ihren kargen Lebensunterhalt aufzubessern. Wie stolz sie auf ihn ist und dass es eigentlich nicht seine Art ist, was er in der Kantine abgezogen hat. Ich glaube ihm und helfe mit einigen ermutigenden Worten über die Verlegenheit hinweg.
Vorher jedoch mache ich Major Klein meine Aufwartung. Ein Bär von einem Mann, dem man gerne abnimmt, dass er mit bloßer Hand den Schädel eines Gegners zerquetschen kann. Seine Züge sind so kantig, als seien sie einem Propagandabild zur Truppenanwerbung entnommen. Die ihm eigene Art ruhige und leise zu sprechen stehen dazu in einem Gegensatz, der absonderlich aber nicht unangenehm ist. Er spricht sehr bedacht, doch ein unbekannter Akzent schimmert dennoch sachte durch. Er ist höflich allerdings anfangs etwas reserviert. Nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich weder seine Soldaten als Amme für mich brauche, noch dass ich scharf darauf wäre erschossen zu werden um einen postumen Ehrenpreis zu gewinnen, wird er etwas lockerer. Wir reden über Horning und über seine vormaligen Verwendungen in der Imperialen Armee. Es wird noch etwas mehr als zwei Tage dauern, bis wir aufbrechen, also wird mir eine Stube im Wohnblock F zugeteilt. Leider nicht mit Blick auf das Meer. Dann schlage ich meine erste Schlacht gegen die Bürokratie. Bereits im Büro sind unzählige Papiere auszufüllen, einen weiteren Stapel nehme ich mit auf die Stube. Während ich den Streiter im Papierkrieg gebe, entlasse ich sie und hoffe, dass sie mir und der Zehnten auch im Folgeartikel beistehen werden.
Simone Tober
Um die Integrität der militärischen Operationen zu wahren, werden die Artikel des Fronttagebuchs zeitversetzt abgedruckt.
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Wenn aus Feinden Brüder werden.
Im Rahmen der Friedensverhandlungen zwischen Horning und Gohmor ist es nicht nur zu ersten, konkreten Erfolgen gekommen, sondern auch Gesten der Versöhnung werden von beiden Seiten angestrebt. So wurde ein Kontingent der Horninger Heimatgarde in eine laufende Operation der PVS eingegliedert. Im Gegenzug öffneten die Armeen Hornings Inspekteuren der PVS die Lagerhallen und Magazine und ließen sie Teile der Bestände sichten, welche im Zuge der Re- Integrierung der „abtrünnigen“ Einheiten in die PVS genutzt werden sollen.
Das sind im Großen und Ganzen natürlich standardisierte Bestände von Ausrüstung, vom Gefechtshelm bis zum Kampfgewehr 2-1, wie sie fast überall in der Armee Verwendung finden. Darüber hinaus gibt es jedoch auch das eine oder andere Stück Technik, welches die Neugier der Inspekteure wecken dürfe. So etwa jene Panzer, welche Horning als Geheimwaffe gegen die Leman- Russ Verbände der Loyalisten ansah. Letztlich wurden diesen hohen Erwartungen nicht erfüllt, als sich die gepanzerte Faust Gohmors nicht durch die neuartigen Fahrzeuge stoppen ließ. Nichtsdestotrotz mussten auch die Helden der Panzertruppe Verluste durch diese neuartigen Typen hinnehmen und somit ist ein fachkundiger Blick allemal gerechtfertigt.
Auch von neuentwickelten Kampfflugzeugen wird gemunkelt, welche der einstige Feind ins Feld führte. Dabei mag es sich um Gerüchte handeln, wobei jedoch unbestritten bleibt, dass die Luftschlacht um Horning bis zuletzt als unentschieden bezeichnet werden musste. Wurden die anfänglich überlegenden Kräfte der Separatisten auch von den Staffeln der PVS von ihrer Vormachtstellung verdrängt, so ist es doch auch ein Fakt, dass die Stadt Horning während der gesamten Spanne des Krieges kein Ziel von Bombenangriffen wurde, wie es etwa bei der zweitgrößten Stadt des Landes, Edos der Fall war.
Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, wird sich fragen was der Grund für diese Zurückhaltung war. Die massiven Fliegerabwehrstellungen entlang der Finne können es allein kaum gewesen sein, was die Luftwaffe von tiefer gestaffelten Aktionen abhielt. Die Vermutung liegt also nahe, dass Horning sehr wohl über einen Luftüberlegenheitsjäger verfügte, der, so er auch nicht für einen Gegenschlag genüge, doch ausreichte das Kernland vor der totalen Dominanz durch die PVS zu schützen. Diese Spekulationen beziehen sich dabei natürlich nur auf die Dinge, die der Laie aus den Kriegsberichterstattungen selbst zu ziehen vermag. Was noch alles unter dem Deckmantel der Geheinhaltung in den Dienst der PVS übergeht, mag wohl niemals ganz aus dem Schleier der Verschwiegenheit gewickelt werden. Allein der Gedanke aber, dass all diese Errungenschaften der Kriegstechnik nicht mehr in einem Kampf von rebellischen Kindern, wider einen strengen Vaters benutzt werden, sondern nun dem gemeinschaftlichen Schutz der Familie dienen, reicht um in den Nächten ruhiger zu schlafen.
Xenologischer Garten öffnet auf Eben M- 14A
Mehr als alle anderen Häuser, hat Haus Siris den Ruf etwas für jene zutun, die nicht unmittelbar Profit bedeuten oder im engen Kontakt zu Angehörigen des Hauses stehen.
Das geht von der Gesundheitslotterie, bei welcher schwer kranke Bürger einen kostenfreien Aufenthalt in einer Privatklinik des Hauses gewinnen können, über die Stiftung öffentlicher Gebäude und Freizeitangebote.
Für die einen ein Indikator des ausgeprägten, sozialen Gewissen des Hauses, für die anderen Augenwischerei, die über andere, weniger menschenfreundliche Tätigkeiten hinwegtäuschen soll.
Wie es auch sein mag, mit ihrem neusten Streich hat sich die Öffentlichkeitsabteilung des Hauses wahrlich selbst übertroffen. In weniger als zwei Jahren und unter der Aufwendung enormer, hauseigener Mittel, wurde auf Eben M- 14A eine neue Attraktion geschaffen, die den Status Gohmors als Zentrum des Planeten, ja des Sub- Sektors einmal mehr zementiert. Den Bauarbeiten gingen großflächige Enteignungen und Aufkäufe voraus. Hier könnten Hausgegner ein Ungleichgewicht erkennen, zwischen dem Dienst an der Öffentlichkeit und der Entrechtung imperialer Bürger. Siris betont jedoch ausdrücklich, dass für die Umsiedlung aller Betroffenen, sowie großzügige Entschädigung gesorgt worden sei.
Auf der so entstandenen, nutzbaren Fläche, findet sich nach Abschluss der Bauarbeiten nun ein Park, der über 200 exotischen Tieren und ungezählten Pflanzen Platz bietet. Viele dieser Tierarten wurden aus allen Teilen des Imperiums der Menschheit importiert.
Darunter so spektakuläre Wesen wie Schwärme bunter Sichelflügel, Ballrinder von Damask, Landkorallen, diverse, „Saurier“ genannte Echsenarten, Imitationswürmer, Tharrs von Sophano Secundus und gar einen Catachanische Teufel von der namensgebenden Duschungelwelt.
Kritiker verweisen auf die Gefährlichkeit viele dieser Tiere. Nich nur bezüglich schnappender Mäuler, giftiger Krallen oder sprühender Eigenelektizität.
Sondern vielmehr hinsichtlich der Gefahr für das gesammte koronische Ökosystem, sollte ein solches, fremdartiges Tier entkommen und zur invasiven Spezies werden.
Bedenken, die von Haus Sirisi jedoch abgewiegelt werden.
Zwei Faktoren waren bei der Errichtung des Gartens von vorrangiger Bedeutung, so ein Sprecher des Hauses. Zum einen das Wohlbefinden der Tiere und zum anderen die absolute Sicherheit der Besucher. Um für eine angemessene Umgebung für die Tiere zu sorgen, welche teilweise aus sehr extremen Umweltbedingungen stammen, hat Siris keine Kosten und Mühen gescheut. Kein Vergleich zu früheren Versuchen fremdweltlerische Flora und Fauna Besuchern zu präsentieren. Was private Tierhalter dabei teilweise zusammenstümperten, war nicht nur für die Tiere unzumutbar, sondern auch für Gäste. Diesen Vorwurf jedenfalls, muss sich Siris nicht gefallen lassen. Die einzelnen Gehege, Becken und Terrarien simulieren nicht nur die fremdartigen Habitatbedingungen der jeweiligen Heimatwelt jeden Tieres, sondern sind auch gegen alle Eventualitäten, von Stromausfall bis Makropolbeben abgesichert.
Die Eröffnung ist für die kommende Jahresdekade geplant, auch wenn der Garten bereits fertiggestellt und einigen exklusiven Gästen des Hauses bereits zugänglich gemacht wurde.
Ein derart luxuriös ausgestattetes Freizeitvergnügen ist natürlich nichts für jedermanns Geldbeutel. Doch auch hier zeigt sich Siris einmal mehr überaus großzügig. Neben den regulären Eintrittspreisen gibt es natürlich Ermäßigungen für Angehörige des Hauses. Doch auch Aktionstage für die Arbeitstätigen niederer Gehaltsklassen und freier Eintritt für Scholarklassen, im Rahmen des pädagogischen Erziehungsprogrammes. Auch eine Lotterie für freien Einlass Einzelner oder freier Eintritt an besonderen Feiertagen ist etwa, worüber man bei Siris nachdenkt.
Der Gouverneur würdigt schon jetzt den Dienst, denn das Haus für die Reputation der Hauptstadt erbringt und verleiht dem Haus den Sankt Turrinus Orden am roten Band.
Wo steht wer?
Die Menschen haben genug gehört von Horning, vom Krieg und von den Erschwernissen, die damit einhergehen.
Das ist der Redaktion des Guardian durchaus bewusst und dennoch können und dürfen wir das Thema nicht unberührt liegen lassen. Der Auftrag unserer Zeitung, ihre Leser angemessen zu informieren, verbietet es schlicht. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns heute einmal mehr mit den Nachwehen des Krieges und der Frage: „Wer steht wo?“.
Wer sich nur rudimentär mit dem Knoflikt im fernen Horning beschäftigt hat, der wird den Krieg auf die Probanden Gohmor und Horning zusammenstreichen, vielleicht noch Truzt als Macht hinter den Kulissen benennen.
Doch weit gefehlt.
Das Aufeinandertreffen in Horning hat auf die eine oder andere Art die gesamte Welt beeinflusst.
An dieser Stelle wollen wir eine kurze Übersicht darüber geben, wie genau die verschiedenen Nationen Korons zueinander stehen, jetzt nachdem die Waffen schweigen.
Ausgangspunkt für diese Betrachtungen sind die beiden Machtblöcke Gohmor und ihm gegenüber Horning, als vorrangige Kombattanten des Krieges. Horning wird dabei als klarer Vertreter der sogenannten Truzt- Staaten angesehen.
Als loyalste Verbündete der planetaren Hauptstadt, haben sich einmal mehr alte Waffenbrüder gezeigt. So der Zusammenschluss aus Norfgot, Winterten und Quirini in der Föderalen Union, stand einmal sofort bereit Gohmor beiseitezustehen. Panzer, Flugzeuge und vorallem Schiffe schlossen sich dem Zug nach Horning an und haben von Anfang an aktiv an den Kämpfen teilgenommen. Bodentruppen wurden nur deswegen nicht eingesetzt, weil Gohmor diesen Bereich mit seinen Kräften und anderen Verbündeten mühelos selber abdecken konnte.
Ähnlich verhielt es sich mit dem Inselstaat Wallburg, dem Volksmund besser bekannt unter der Bezeichnung Tiefgrund, da sich auf dieser Insel die Hauptstadt befindet. Das feudale System des Staates sorgt dafür, dass der Beitrag zum Waffengang mehr symbolischer Natur war. Zumindest am Anfang.
Die Segel- und Dampfschiffe, welche der Staat bereitstellte, wurden von niemand als ernsthafte Größe in diesem Krieg angesehen. Ein Irrtum, wie sich in dem Moment zeigte, da die Schiffe unter den fähigen Kapitänen des nördlichen Landes, aggressiv und geschickt in die seeseitige Belagerung der Stadt Edos eingriffen und mehr als ein feindliches Schiff für immer auf den Grund des Ozeans schickten.
Golga war ebenfalls sofort bereit Männer und Frauen nach Übersee zu entsenden und an den Kämpfen teilnehmen zu lassen. Die Kavallerieattacke auf einen Zug von Zefarius- Jüngern bei der Damstadt Seetor, welcher den Versuch unterband das belagerte Edos von der Küste her zu entsetzen, wurde von vierhundert Berittenen aus Golga geführt. Nicht nur wurde damit die angestrebte Offensive der Abtrünnigen unterbunden, sondern der Angriff der 112 Schweren Golga Reiterei, war so vernichtend und nachhaltig, dass der Zefariuskult nach diesem Schlag kaum noch als handelnde Fraktion in den Kämpfen auftrat. Als vierten, treuen Bundesgenossen muss man Brunsberg benennen. „Land der Krämer, Land der Söldner“, wie es zuweilen in nur halb ernstem Ton genannt wird, musste sich Brunsberg keineswegs bitten lassen, um auf Seiten Gohmors in den Krieg einzutreten. Insofern wurde die Regierung des Landes ihrem Ruf gerecht, dass sie Gohmor ein Söldnerheer anbot. Natürlich für einen angemessenen Preis. Die Hauptstadt verzichtete darauf den Haushalt mit Ausgaben zu belasten, die man durch den Einsatz der regulären Armee vermeiden konnte. Aber mehrere Firmen des Landes übernahmen die Versorgung und Wartung von Schiffen und Luftschiffen der PVS, direkt im Einsatzgebiet.
Die restlichen Zentralstaaten des Kontinentes Septinanus, also Sifgurd City, Kalli, Trostheim und Trigara signalisierten eine generelle Bereitschaft und stellten sich geschlossen hinter Gohmor. Allerdings muss hier beachtete werden, dass nur Trostheim wirklich über die Kontingente an Truppen verfügt, um eine entscheidene Rollte bei einem solchen Konflikt spielen zu können. Die anderen Staaten waren und sind zu sehr durch Armut oder interne Unruhen gelähmt, um die permanent überstrapazierten Kräfte der dortigen PVS in den Dienst eines interkontinentalen Krieges zu stellen.
Als ähnlich bewegungsunfähig mussten auch Bulag und San Vallwadea betrachtet werden. Allerdings nicht aus Gründen innerer Zerrissenheit. Im Schach standen diese beiden Nationen durch ihren Nachbarn Ris, dem man eine Verbundenheit zu den Truztstaaten bescheinigen muss. Wäre der Krieg in Horning über ganz Koron gewuchert und wären die Dinge auf Vorago schlecht für die PVS aus Gohmor gelaufen, so hätten Bulag und San Vallwadea gewiss einen Präventivschlag gegen Ris geführt, um auf solche Weise den Fuß fortzustoßen, den Tuzt durch diesen Brückenkopf bereits in der Tür gehabt hätte.
So belauerten sich die die Blöcke, immer argwöhnisch darauf blickend, wie die Kämpfe in Horning verlaufen würden.
Gerade Ris gilt als bereit auch im großen Maßstab Nuklearwaffen zu verwenden, entgegen des Vertrages von 66 n.k.d.H, in welchem der massive Einsatz von Atomwaffen zum Zwecke der wirtschaftlichen Nutzung des Planeten, reguliert wurde. Die Situation an dieser kalten Front kann man mit Fug und Recht als „Auf Messers Schneide“ stehend bezeichnen.
Mit einem ähnlichen Hintergrund ist die Zurückhaltung von Inu Lu und Casscadin zu bewerten, die an sich keine Zurückhaltung war.
Loyal zu Gohmor zogen beide Nationen ein beachtliches Heer zusammen, um es bei Bedarf über den Ozean zu schicken und dem Feind so in die Flanke zu fallen, bzw. ein solches Manöver aus dem Osten abzuwehren. General JaioLiHo, Kommandant dieser Reserve, beschrieb es als „Ein Schwert in der Scheide, wohl geschärft und nur auf die Bewegung des Armes wartend." Luht und Torigrem bezeichneten sich beide als bereit Gohmor zu Diensten zu sein, sobald das Imperium die Rechtmäßigkeit des Vorgehens des Gouverneurs sanktioniert habe. Bis dahin sähe man die Verantwortung der PVS in der Verteidigung des Planeten und nicht in der Beteiligung an regionalen Streitigkeiten.
Eine faule Ausrede, um sich selbst aus der Affäre zu ziehen, wie nicht wenige Loyalisten den Regierungen der beiden Staaten offen vorwerfen. Der Gouverneur sei von Terra eingesetzt und entsprechend sei sein Wille der des Imperators selbst. Darüber hinaus ist es fraglich ob die imperiale Administration noch in diesem Jahrzehnt überhaupt davon erfährt, dass es auf dem Planeten Koron 3 einen solchen Zwischenfall gab.
Die Mühlen des Imperiums mahlen stetig und unbarmherzig, aber nicht in überstürzter Hast.
Ein Umstand der Luht und Torigrem durchaus bewusst sein dürfte und somit müssen sich beide Länder den Vorwurf gefallen lassen, ein Spiel auf Zeit getrieben zu haben. Ein Spiel welches zwar ihre Soldaten geschont haben mag, doch auch in den Schatten des Verratsverdachts gestellt hat. Ein möglicher Verdacht der an den entscheidenden Stellen gewiss nicht vergessen werden wird und über den es bei Zeiten noch zu reden gilt.
Auf der anderen Seite des Meeres kann man Kaptal als Verbündeten der rechten Sache bezeichnen. Auch wenn die militärischen Kräfte kaum ausreichend gewesen wäre dem potenziellen Druck der Truzt- Staaten standzuhalten, trat Kaptal dem Konglomerat doch niemals bei und wurde aus diesem Grund auch vom Handelsembargo Gohmors ausgenommen. Hätte es eine Kontinent weite Invasion durch die Kräfte Gohmors gegeben, wäre das Land gewiss als Landepunkt für ein solches Unternehmen in Betracht gezogen worden. Eine Option, die natürlich auch beim Gegner bekannt gewesen ist, weswegen Gerau und Tu Pekok bereit standen nach Norden vorzustoßen.
Eine ähnliche Situation wie an der Grenze zu Ris also. Franes Stadt und New Kallis zählen zu den engsten Verbündeten Truzt und gelten als harter Kern des Truzt- Staaten Konglomerats. Im Fall eines Planetenkrieges hätten diese drei Länder einen Block und damit das zentrale Hinterland des Feindes gebildet.
Die drei Staaten Schaluk, Miridis und Dolan zogen während des Konfliktes eine, zwar technisch veraltete, aber zahlenmäßig beachtliche Flotte vor der Küste Dolans zusammen. Diese griff in die Kämpfe im Zweigeteilten Meer nicht ein. Doch die Strategen der Loyalisten waren überzeugt, dass die Flotte entweder eine Landung in Ris vorbereitet und von der Seeseite her geschützt oder aber eine Invasion Syrnes eingeleitet hätte.
Das führt direkt zum letzten Staat Korons, namentlich Syrne. Die Kornkammer des Planeten erklärte schon früh ihre Neutralität, da sie sich allen Bürgern des Planeten verpflichtet sah und die regelmäßigen Lieferungen mit Lebensmitteln in Form von Getreide und Fleisch aufrechterhalten wollte. Ein Status der von den Beteiligten zähneknirschend akzeptiert wurde, auch wenn davon auszugehen ist das, hätte sich der Krieg ausgeweitete, Syrne zu einem der erbittertesten Schlachtfeldern geworden wäre.
Diese Beurteilung der Lage während des Horningkrieges kann unmöglich allumfassend sein. Da eine tiefergreifende Analyse den Rahmen eines Buches bedürfte. Darüber hinaus kann natürlich niemals ein allumfassender Einblick in das erlangt werden, was in den Kommandobunkern und Regierungspalasten rings um den Planeten herum beschlossen und geplant wurden ist. Dennoch hoffen wir, dem geneigten Leser einen kleinen Eindruck davon vermittelt zu haben, warum sich die verschiedenen Staaten so verhielten wie sie es taten. In Horning keimt das zarte Pflänzchen des Friedens und man kann nur hoffen, dass alle Beteiligten des Globus, es hegen und wässern und nicht unachtsam darauf treten.
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Simone Tober ist unsere Reporterin für die unangenehmen, aber nichtsdestotrotz wichtigen Aufträge, die der Dienst am gut informierten Leser fordert. Treue Anhänger unseres Blattes werden sie von früheren Berichten aus Krisengebieten, rund um den Globus, her kennen. Einmal mehr ist sie nun unterwegs um von dort zu berichten, wo sich andere Reporter nicht hin wagen. Dieses mal schließt sie sich in ihrer losen Serie „Fronttagebuch“ der Zehnten Infanteriekompanie an und begleitet sie auf einem ihrer Einsätze.
Fronttagebuch
Kasernen sind sonderbare Orte. Sie brummen von Leben und Aktivität, doch es ist eine vergängliche Gemeinschaft, die hier einen Teil, ihres Lebens verbringt. Dabei muss noch nicht einmal die Gefährlichkeit ihres Berufsstandes sie fort reißen. Schon Versetzung oder Dienstende genügen. An den Wänden des Casinos und der Aufenthaltsräume, hängen Gruppenbilder, unzählige Gesichter, zu denen keiner den Namen mehr zu nennen weiß. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob die Ablichtungen hundert oder zehn Jahre alt sind.
Die Gebäude bleiben gleich, ihre Funktionen ändern sich nur selten. Was dereinst ein Unterkunftsblock war, dient heute dem Stab, doch die Bewohner dieser Bauten sind wie Reisende. Das macht Kasernen in meiner Wahrnehmung zu etwas sehr Melancholischem. Vielleicht ein Gedanke, den meine geschätzten Leser nicht ganz nachvollziehen können, doch es sind solche Grübeleien auf die man kommt, wenn man zwei, fast drei Tage zum Nichtstun verdammt ist.
Die Soldaten der Zehnten sind mit den letzten Vorbereitungen ihres anstehenden Einsatzes voll auf beschäftigt gewesen und hatten wenig Zeit oder Lust, sich mit den ansträngenden Fragen einer gelangweilten Reporterin abzugeben, die sie von ihren Aufgaben abhalten. Hinzu kommt eine allgemein gedrückte Stimmung. Nicht etwa weil den Männern und Frauen der Zehnten langsam aber sicher der näher rückende Termin des Missionsbeginns zu schaffen macht, sondern weil ihnen ihr Kommissar die letzten Tage nicht eben zu den ruhigsten hat werden lassen. Ohne dabei zu sehr ins Detail gehen zu wollen, sei gesagt, dass es einige der Soldaten mit dem genießen der letzten Tage in der Heimat etwas übertrieben hatten und so den Unmut des Politoffiziers auf sich zogen. Dieser weitete die Bestrafung in Form körperlicher Ertüchtigung auf die gesamte Kompanie aus. Das mag man als Außenstehender als übertriebene Härte beurteilen. Es zeigt jedoch auch den enormen Wert, der bei unserer Armee auf die Disziplin und die soldatische Pflichterfüllung gelegt wird, ganz gleich in welchem Kontext.
Doch sei es wie es sei, die Zeit des Vorbereitens und des nervös gespannten Wartens ist nun vorüber. Was sie hier verschriftlicht vor sich sehen und lesen, diktiere ich in mein kleines Aufnahmegerät und ich kann meine eigene Stimme dabei kaum hören, da sie vom dröhnen der Stiefel beinahe verschluckt wird.
Die Zehnte marschiert und sie gehen in Eisen.
Das heißt, sie rücken voll aufgerüstet aus der Heimatbasis ab, die Helme und Brustpanzer angelegt, die Gesichter von den Schutzmasken und Visieren verborgen, die Waffen vor der Brust mit vollen Magazinen. Der Brauch des „In Eisen Gehens“ ist eine uralte Tradition bei der Armee Korons. Die Soldaten verlassen die Stadt so, dass sie jederzeit zum Kampf bereit sind, selbst wenn die Verlegung in das Zielgebiet es sinnvoller erscheinen ließe, Munition und persönliche Schutzausrüstung erst kurz vor dem Beginn des Einsatzes auszuteilen und anzulegen. Tatsächlich ist es aufgrund dieses Brauchs schon zu Unfällen gekommen. Etwa wenn sich ein Schuss innerhalb der Marschformation aus einer nachlässig gesicherten Waffe löste.
Doch Bemühungen diese Tradition abzuschaffen, so wie man es auch mit den Ehrenduellen unter Offizieren getan hat, scheiterten. Zu tief verankert ist der Brauch. Wie so Vieles ist der Ursprung wohl im Krieg der Häuser zu suchen, auch wenn heute niemand mehr zu sagen vermag unter welchen Umständen er genau entstand.
Es ist jedenfalls ein Bild, dass selbst im Vaterlandslosesten Gesellen den Funken des Patriotismus entzünden dürfte und ihn den Rücken etwas mehr durchstrecken, die Brust etwas mehr schwellen lassen wird.
Es ist nur eine Kompanie und kein Angehöriger, Freund oder Schaulustiger winkt oder schwenkt Blumensträuße, die Geheimhaltung der Mission verbietet dies. Dennoch ist es ein bewegender Anblick. Der Gleichschritt lässt den Tunnel dröhnen, welchen die Einheiten zum Luftschiffanleger beschreiten. Der Seewind heult durch eben diesen Korridor und lässt das Kompaniebanner an der Spitze des Zuges knattern und wehen. Das riesig wirkende Kettenschwert geschultert schreitet der Kommissar neben den Soldaten dahin. Der Musik- Servitor an der Spitze krächzt und pfeift den "Letzten Marsch der Gamarai Grenadiere". Asthmatisch und blechern, vom Gang weiter verzerrt zu etwas, dass fast schon unheimlich wirkt. Dennoch erhebend und ob Zufall oder Timing, das Finale erschallt in dem Moment, als die Spitze der Kolonne in das Licht der Anlegestelle schreitet.
Das Wetter ist trübe wie meistens, doch nach dem Halbdunkel des drei Kilometer langen, eher spärlich ausgeleuchteten Tunnel, sticht das Licht regelrecht in die Augen.
Hier nun wird angetreten, die Musik verstummt und das Banner wird eingerollt und wie ein Schatz in einer stählernen Kiste verwahrt. Scharfe Befehle gellen durch die Luft, ich selbst muss zusehen, dass ich nicht wie der tapsige Zivilist wirke, der ich eigentlich bin und den Anschluss nicht verliere.
Die Verladung geht schnell und glatt wie eine gut geölte Maschinerie. Schwere Ausrüstung ist bereits in den letzten Tagen verladen worden und die letzten Güter werden von Stablersentinels verbracht, welche wie riesige Laufvögel zwischen den offen stehenden Ladeluken und den schrumpfenden Stapeln aus grün lackierten Kisten hin und her schreiten.
Von der "Kottos", welche uns zum Ziel bringen wird, ist durch den Anlandebreich, der nur eine Art offenes Flugdeck in der Flanke der Makropole darstellt, nicht viel zu sehen. Eine aufragende Wand aus grauem Stahl, mit den Öffnungen für Material und Personal. Seit dem Absturz der "Artichendes Prios" vor einigen Jahren ist die "Kottos" das größte Luftschiff in der Flotte der PVS. Gleichwohl der Gigant eine beachtliche Feuerkraft aufbieten kann, ist er doch mehr eine mobile Basis. Eine kleine Armee passt in den Bauch des Flugschiffes und auf seinem Oberdeck können vier Fliegerstaffeln landen und starten. Wenn aus unserer Position auch noch nicht viel von dem Schiff zu erkennen ist, so dringt das tiefe Brummen der Antigravgondeln doch tief in die Knochen und lässt die Füllungen in den Zähnen schwingen. Einige Leute machen die Schwingungen krank und man sprich gemeinhin vom Äquivalent zur Seekrankheit, eben der Luftkrankheit. Die symptomatische Übelkeit haben nämlich beide Plagen der Luft- und der Seefahrt gemein. Da dies auch meine erste Reise mit einem Luftschiff ist, lass ich mich davon überraschen, wie der Flug auf meinen Metabolismus wirkt. Wir betreten also das Schiff und wenn dieses Gefährt auch die Wolken und nicht die Wellen durchschneidet, so sind die Ähnlichkeiten zur maritimen Fortbewegung doch unverkennbar. Das Innere gemahnt an die Enge eine typischen Kriegsschiffes. Ich habe dabei das Glück nicht sonderlich groß zu sein, doch ein jeder, der die 1,80 überschreitet, wird das Ende des Fluges wohl nicht ohne einige Beulen erleben. Rohrleitungen und Kabelbündel laufen offen an den Wänden entlang und sehen so kompliziert aus, dass man glauben kann nur ein Techpriester kann überhaupt erahnen, was welche Funktion hat.
Wichtig sind auch die Schleusen. Farbige Markierungen spiegeln die Zugangserlaubnis wieder. Der gemeine Soldat, genauso wie auch meine Wenigkeit, darf den Fuß nur über die hohen Schwellen setzen, die gar keine Markierung aufweisen. Grün, blau und rot bescheinigen, Technikern, Offizieren und anderem, speziellen Personal den Durchgang. Wehe dem Unglücklichen, der diese Regel missachtet. Er findet sich schnell von Deckwachen genannten Soldaten umringt und muss Rede und Antwort stehen, wenn er Pech hat in die Brigg. Die Zehnte wird im Zwischendeck 5 einquartiert. Die Waffen werden unter Aufsicht entladen. Bei aller Liebe zur Tradition, einen versehentlichen Schuss in einem Luftschiff will niemand riskieren. Die Kugel würde sich unweigerlich in einen Querschläger verwandeln und am Ende etwas treffen, was für den Betrieb der "Kottos" wichtig ist. Ganz gleich ob Maschine oder Personal, wobei man Letzteres, so bitter es klingen mag, wohl leichter ersetzen könnte.
Für die Fracht und etwas anderes sind wir im Moment nicht, sind keine separaten Quartiere vorgesehen. Die "Kottos" kann zweitausend Passagiere zusätzlich zur Besatzung aufnehmen. Das dies auf bequeme Art geschieht, davon war nicht die Rede. Der Leser möge sich einen langen Gang aus grauem Panzerstahl vorstellen. An den Wänden sind Kojen angebracht, immer drei Stück übereinander. Unter der ersten Koje ist etwas Stauraum für das Gepäck vorhanden. Privatsphäre gibt es nicht. Lediglich die höheren Offiziere haben den Luxus eines Vorhangs vor den Kojen. Wasch- und Toilettenräume befinden sich am Ende des Korridors. Wen das Brummen der Gondeln nicht wach hält, der hat gute Chancen, dass es das Schnarchen, Husten, die mehr oder weniger leisen Unterhaltungen oder das Herumwälzen eines nahen Kameraden tut. Die Kojen für die einfachen Soldaten bestehen nur aus einer gespannten Stoffbahn, auf ein fest in der Wand verankertes Gestänge gezogen. Ich habe das sagenhafte Glück in der Mitte zu liegen. Über mir ein Obergefreiter, der vermutlich einen Ogryn irgendwo in der Ahnenreihe aufweist. Seine Koje wölbt sich etwa zwei Handbreit vor meinem Gesicht und lässt mich über die Belastbarkeit von Stoffen in Armeebeständen nachdenken. Unter mir liegt eine Gefreite. Sehr sympathisch und humorvoll, allerdings gerade im Begriff das Lesen besser zu lernen. Sie geht mit diesem Manko sehr locker um, zumal sie nicht die Einzige ist die nur gerade so durch die Aufnahmeprüfungen in diesem Bereich gerutscht ist. Dumm nur, dass sie Ihre Leseübungen laut machen muss, um, wie sie sagt, die Aussprache besser zu verstehen. Die ideale Voraussetzung für einen erholsamen Schlaf also.
Doch nicht alles ist trostlos. Den Reisenden, die im Grunde während der Überfahrt zum Nichtstun verdammt sind ist es gestattet auf das Vergnügungsdeck zu gehen. Eine inoffizielle Bezeichnung, die mehr verheißt, als sie wirklich beinhaltet. Es gibt eine Kantine, die neben der regulären Armeeverpflegung ein paar zusätzliche Dinge, wie Süßigkeiten und überteuerte Echtfleischprodukte anbietet. Außerdem kam man Zeitungen erwerben und auf dem Vid laufen Unterhaltungssendungen, die den Stempel „Antik“ tragen dürften.
Aber immerhin!
Außerdem gibt es einen Frisör und ein Freizeitzentrum mit Sportangeboten. Das Wichtigste jedoch ist der Außenbereich. Wenn die Freigabe gegeben ist, dann kann man auf eine Plattform unterhalb des Landefeldes hinaustreten.
Frische Luft, eine atemberaubende Aussicht und am allerwichtigsten, hier darf geraucht werden. Immer vorausgesetzt man bekommt seinen Glimmstängel irgendwie an. Bei orkanartigem Dauerwind und vor Kälte steifen Fingern nicht ganz einfach. Übrigens gibt es im Kantinenladen Sturmfeuerzeuge zu unverschämten Preisen.
Trotz dieser Erschwernisse ist die Raucherplattform der am stärksten frequentierte Bereich des Vergnügungsdecks und nachdem vorerst an Schlaf nicht zu denken ist, begebe ich mich dort hin. Nicht nur gedenke ich den Abflug von der Makropole in drei Stunden zu beobachten, sondern auch mit dem einen oder anderen Soldaten ins Gespräch zu kommen.
Ob meine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden lesen sie in der nächsten Ausgabe.
Simone Tober
Um die Integrität der militärischen Operationen zu wahren, werden die Artikel des Fronttagebuchs zeitversetzt abgedruckt.
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Ich erzähle Ihnen gewiss nichts Neues, wenn ich sage, dass Koron 3 alles andere als eine Gartenwelt ist.
Der überwiegende Teil der Leserschaft des Guardians wird ob dieses Anfangs gewiss die Stirn runzeln. Gerade wenn man in Gohmor lebt ist meine Feststellung eine Selbstverständlichkeit, wie das der Himmel nicht blau und grenzenlos ist, sondern grau und aus Metall. Nichtsdestoweniger gibt es die paradiesischen Orte auf unserer Heimatwelt genauso, wie es die leibhaftigen Alptraumregionen gibt. Die Giftsümpfe in Horning sind ebenso real, wie die Azurseen in Trostheim, das erschreckende öde Land so wahr wie der äquatoriale Dschungel.
Das soll keineswegs die ganz eigene Schönheit unserer geliebten Hauptstadt herabwürdigen. Deren Pracht liegt in ihrem Symbolismus begründet. Strecken die höchsten Türme der oberen Ebene ihre Finger nach den Sternen aus, so sind sie nicht nur schnöde Gebäude, sondern Sinnbild für das, was das Menschengeschlecht zu erreichen vermag.
Wenn Abgase das Antlitz der Stadt verschleiern, so sind sie nicht nur Schmutz und gasförmiger Dreck, sondern auch Gewand der Effizienz, mit dem die Stadt angetan ist. Gohmor versorgt ungezählte Welten mit dringend benötigten Gütern und Rohstoffen. Jeder Einzelne, der seine Schritte allmorgendlich an die Fließbänder der Manufakturen lenkt, leistet seinen Teil zum Ruhme Gohmors und des Imperiums.
Aufgrund dieser, aus tiefstem Herzen empfundenen Überzeugung, verspüre ich nicht den Stich der Reue, wenn ich Ihnen von den exotischen Dschungeln der Nation Luhts berichte, wohl wissend, dass ein Großteil meiner Leserschaft diese nie mit eingenen Augen zu Gesicht bekommen wird. So wie die Männer und Frauen der Zehnten ihre Pflicht mit der Waffe in der Hand tun und ich die meine mit dem Schreibgriffel, verlassen Sie ihren Posten nicht an den Schaltstellen unserer Zivilisation. Dieses Wissen darüber, dass jeder an den Platz gehört, an den ihn die Weisheit des Gottkaisers und seiner weltlichen Vertreter gestellt hat, ist wahrhaftig und lässt mich in dunklen Nächten ruhig schlafen.
Eine innere Ruhe die Not tut und zu der ich in den letzten Tagen öfter als einmal Zuflucht nehmen musste. Dies ist nicht nur dem Umstand geschuldet, dass sich die Schlafverhältnisse an Bord der “Kottos“ nicht durch Zauberhand verbessert haben, sondern auch der Tatsache, dass wir unserem Ziel nun sehr nahe sind.
Ich mache mein treues Aufnahmegerät bereit und wechsle die Speicherspule. Denn bald werde ich wieder auf mündliches Aufzeichnung und späteres Verschriftlichen zurück greifen müssen. Mir wird klar, dass wir uns mit jedem überwundenen Kilometer auch der Gefahr nähern und die Möglichkeit von Verletzung und Tot von einer hypothetischer langsam aber sicher zu einer realen Bedrohung wird.
Ich lenke mich ab, indem ich meine Notizen der letzten paar Tage sichte und in Gedanken noch einmal Revue passieren lasse. Etwa als mich der überaus zuvorgekommene Presseoffizier der “Kottos“ durch das Luftschiff führte und mir den Eindruck vermittelt, ich wäre bei einer ganz persönlichen Touristenführung.
Hinterher weiß ich, dass das Luftschiff 3000 Männer und Frauen als Besatzung hat, diverse Fliegerstaffeln trägt und im direkten Luftschiff zu Lufftschiff- Kampf ebenso bestehen kann, wie in der Abwehr feindlicher Flieger und Flugkörper. Ebenso erfahre ich, dass die "Kottos" auch im eingeschränkten Rahmen in den Kampf auf dem Boden unterstützend einzugreifen vermag.
Alles sehr informativ und alles sehr zweitklassige Informationen. Nichts was man nicht der Rückseite eines Sammelbildes des Schiffes entnehmen könnte, wie sie Scholakinder in der Pause untereinander tauschen.
Der Hauptmann scheint das genauso zu wissen wie ich und wir spulen das Pflichtprogramm ab, dabei unausgesprochen amüsiert über diese kleine Farce nach Art der Armee.
Sehr viel interessanter gestalteten sich meine Unterhaltungen mit den Soldaten der Zehnten.
Etwa mit Unteroffizier Micheal Banks, der treuen Lesern unseres Blattes kein gänzlich Unbekannter sein dürfte, gab er vor einigen Jahren doch schon meiner geschätzten Kollegin Juliet D`Leran ein Interview, damals noch im Rang eines Gefreiten. Sein Einsatz in diversen Missionen, wie auch in Horning, haben ihn die Karriereleiter erklimmen lassen.
Ihn suche ich bei der Pflege seiner Ausrüstung auf und ganz als wäre er dem Klischee seiner Heimat verpflichtet, schleift er das gewaltige Kampfmesser der Dschungelkrieger. Die Klinge gleicht mehr einem Kurzschwert, denn einem Messer. Die Rückseite ist bösartig gezähnt und die Spitze gebogen. Bei jedem anderen Mann würde eine solche Waffe eher albern wirken, als versuche ihr Träger damit eine andere Unzulänglichkeit zu kompensieren. Dem riesenhaften Catachaner glaubt man jedoch ungesehen, dass er einen Feind mit seinem Messer an den nächst besten Baum nageln kann. Ich geselle mich zu ihm und versuche das Eis mit der scherzhaften Bemerkung zu brechen, dass der Dschungel Korons doch wie ein Gemüsebeet für ihn sein muss, verglichen mit den Wäldern seiner Heimat. Seine Antwort gebe ich als Zitat wieder: „Koron 3 ist jetzt meine Heimat und ein Dschungel bleibt ein Dschungel. Ob eine von tausend tödlichen Bestien dich umbringt oder der einzige gefährliche Räuber der Region, dass dürfte am Ende ziemlich gleichgültig sein.
Eine Krankheiten übertragende Mücke, eine verunreinigte Quelle, eine Gehirnklette oder die freundlichen Einheimischen. Wer meint er hätte alles schon gesehen und könnte von nichts überrascht werden, der ist schon so gut wie erledigt. Das einzige was man im Vorfeld wirklich tun kann, ist Vorbereitung.“
Als wolle er diese Weisheit unterstreichen, testet er die geschärfte Klinge an einem bereitliegenden Blatt Zeitungspapier. Ob es zufällig der "Trutz- Patriot" ist oder ob er damit eine Aussage treffen will, kann ich nicht sagen. Was ich jedoch sagen kann, die Schneide gleitet durch das Papier ohne erkennbaren Widerstand. Sie verursacht nicht einmal ein Geräusch.
Etwas weniger einsilbig verlief derweil eine andere Unterhaltung mit einem Soldaten. Er bestand darauf, dass sein Name nicht genannt wird, also wollen wir ihn an dieser Stelle Obergefreiten Doe nennen.
Wie Banks ist auch Doe ein Kämpfer mit Fronterfahrung auf anderen Welten, wie auch auf Koron.
Sein Einstellung ist imperial.
Ein sonderbarer Ausdruck, mag nun mancher denken, schließlich hat doch jeder gesetzestreue Bürger eine imperiale Ansicht oder etwa nicht?
Nun das mag so sein, dennoch kann man schwer leugnen, dass Gohmor, im Vergleich mit anderen, imperialen Welten einige sehr liberale Ansichten vertritt. Ins Bewusstsein rückt dieser Umstand, wenn man den Worten eines Fremdweltlers lauscht, wie OG Doe einer ist.
Er meint in unserem Gespräch über den bevorstehenden Einsatz: „"Luht geht durch bodenlose Dummheit zugrunde und wird zum leichten Opfer von wilden Stämmen. Stämmen, die heidnischem Brauchtum anhängen und dutzende Missionare getötet haben und sich jetzt an unseren Bürgern vergehen. Und warum gibt es diese Stämme noch? Weil man den Dschungel nicht kartographieren konnte oder wollte und damit dieses Vipernnest geduldet hat.“ Klare Worte, die in der schwarz- weiß Einfärbung eines einfachen Soldaten doch ein Kern nicht zu leugnender Wahrheit enthalten. Man hat die vergessenen Gegenden unserer Welt, sprich die Nationen des Äquators, in der Tat lange Dekaden vernachlässigt und ihren inkompetenten Regierungen überlassen. Während sich die entwickelten Länder Korons untereinander belauerten und ihre kalten und heißen, kleinen Konflikte austrugen. Die Nationen der Mitte waren dabei bestenfalls Rohstofflieferanten. Wenn Doe orakelt: „Hier in Luht wird es anfangen, dass kann ich ihnen sagen. Von meiner Seite aus bestehen keine Zweifel daran, dass wir diese Stämme mit Stumpf und Stiel ausrotten müssen, sonst sprießen sie wie Unkraut wieder hervor.“, mögen das etwas kurz gedachte Ansichten sein, die aber, ist man bereit den Gedanken zu Ende zu führen, in der Tat den spekulativen Grundstein einer Lösung in sich tragen mögen. Wenn PVS- Soldaten aus Gohmor in den Urwald des Äquators geschickt werden, um die Arbeit zu erledigen für die luhter Regimenter zu inkompetent oder zu desolat sind, dann muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht mehr Sinn ergeben würde, wenn Gohmor nicht nur die Aufgabe einer Feuerwehr übernehmen, sondern sich gleich ganz in die Position der führenden Regierungsgewalt setze.
Wo eingesetzte Führungen nicht in der Lage sind ihre Aufgaben zu erfüllen, sollte der Gouverneur in der Verantwortung stehen diese Unfähigen ihres Amtes zu entheben und die Selbstverwaltung dieser Nationen aufzuheben. Vielleicht ist der Einsatz der Zehnten ein Schritt in diese, richtige Richtung und vielleicht hat der Obergefreite Doe recht und es wird wirklich hier in Luht beginnen einige Fehler der Vergangenheit zu bereinigen.
Ich befinde mich auf dem Raucherdeck, wie es die Soldaten inzwischen einhellig nennen, als wir die Grenze zu Luht überfliegen.
Unter uns erstreckt sich eine einzige grüne Fläche und man muss nicht aus einer urbanen Gesellschaft wie Gohmor stammen, um diesen Anblick ein wenig beängstigend zu finden. Das auf unserer industrialisierten Welt derart viele Pflanzen existieren, hätte ich mir nicht träumen lassen.
Wir fliegen fast einen halben Tag über dieses endlose Grün, bis wir erste Anzeichen von menschlichem Leben ausmachen können. Aus der Höhe kaum mehr als Spielzeugdörfer mit Strich dünnen Straßen verbunden. manchmal auch gänzlich isoliert. Wer in diesen Siedlungen den Ton angibt,ob die Bewohner von Rebellen aus dem Dschungel massakriert wurden, wer kann es von hier oben aus sagen?
Unser Ziel ist die Stadt Huncal. Diese ist neben ihrer Schwester Taggo und der Hauptstadt Luht die größte Stadt des Landes und liegt im Grenzgebiet zur umkämpften Zone.
Ich übergehe die logistischen Details der Landung, der routinierten Hektik nach den Tagen der Langeweile. Ich will ihnen stattdessen etwas über Huncal berichten, das uns für immerhin 24 Stunden der letzte Hafen der Zivilisation sein wird, bevor wir in das schattige Grün des Blättermeeres abtauchen.
Huncal hat eine Besonderheit, die es zu einer touristischen Goldgrube hätte werden lassen, würden die permanenten Konflikte nicht jeden Reisenden bei Verstand abschrecken.
Die Stadt mit ihren etwa 300.000 registrierten Einwohnern erstreckt sich vom Tal des Unaga den Hang des Doppelberges Bara-Baro empor. Eine Stadt, die den Fuß eines Gebirges hinauf gewachsen ist, ist auf den ersten Blick nun nichts ungewöhnliches. Doch auf halber Strecke tut sich in dem Felsmassiv eine Höhle von wahrhaft gewaltigen Ausmaßen auf und in eben diese ist die Stadt hinein expandiert. Selbst für jemanden, der die Wunder einer Makropole geschaut hat ist dies ein staunenswerter Anblick.
Eine Hochausskyline im Inneren einer natürlichen Höhle, so etwas sieht man auch nicht alle Tage.
Die Kompanie landet allerdings nicht innerhalb dieses Bereiches, wodurch mir das heimatliche Gefühl einer geschlossenen Decke über dem Kopf verwehrt bleibt. Den Soldaten ist es untersagt die kurzerhand okkupierte Kaserne einer hiesigen Einheit zu verlassen. Sie hätten ohnehin keine Zeit für eine Sightseeingtour, immerhin ist ein Einsatzanflug unter Gefechtsbedingungen vorzubereiten.
Ich jedoch unterliege glücklicherweise nicht dieser Auflage, was es mir erlaubt das Lager zu verlassen und die Stadt zu erkunden. Mein vornehmliches Interesse gilt freilich der Stadt in der Höhle, doch bald schon merke ich, dass sich die eigentlichen Geschichten andernorts abspielen. Der Verbindungsoffizier der Luhter PVS ist wenig erfreut über meinen Ausflugswunsch, doch Major Klein insistiert und öffnet mir buchstäblich die Tore zur Stadt. Der Verbindungsoffizier besteht jedoch darauf mir zwei Mann in Zivil als Eskorte mitzugeben und den Fahrer und das Taxi persönlich auszusuchen, welches mich durch Huncal gondeln wird. Ich stimme beiden Bedingungen entnervt zu und werde erst bei meiner Rückkehr dem Thron danken, nicht auf einem Alleingang bestanden zu haben.
Tatsächlich beginne ich meinen Ausflug in der Höhlenstadt. Diese stellt das Wirtschafts- und Regierungszentrum dar. Die Straßen sind sauber, die Menschen mit der Hektik der Geschäftsleute angetan. Die Höhlendecke wird von Pfeilen beachtlichen Ausmaßes gestützt, Schwärme von exotischen Vögeln ziehen vor der Kulisse eines Steinfirmaments dahin. Von diesem Schauspiel einmal abgesehen ist im Stadtzentrum jedoch alles recht wenig spektakulär.
Jedenfalls bis ich in einiger Entfernung das unverkennbare Geräusch automatischen Feuers vernehme. Ich muss ein recht dummes Gesicht machen, während ich meine Begleiter fragend ansehe. Niemand anderes scheint sich an Schüssen zu stören oder auch nur in seiner Tätigkeit inne zu halten. Meine Begleiter erklären mir, dass dieser Kampfeslärm aus dem vierunddreißigsten Distrikt komme. Oder aus dem sechsundfünfzigsten. Distrikte umfassen in Huncal mehrere Straßen oder Häuserblöcke. Die besagten beiden Distrikte liegen faktisch nicht unter der Hoheit der Stadt. Der 34. befindet sich in den Händen der Ramón Infante Anhänger.
Nach einem gescheiterten Putschversuch vor drei Jahren, hatten sich die Putschisten in dieses Gebiet der Stadt zurückgezogen.
Teile der ausgesandten PVS- Einheiten, die mit dem Auftrag gekommen waren Infante zu liquidieren, liefen zu ihm über.
Seit drei Jahren hält er sich im 34.
Es soll unterirdische Tunnel geben, welche die Eingeschlossenen mit Lebensmitteln und Munition versorgen. Der Distrikt steht unter Belagerung durch loyalere, weil regelmäßiger bezahlte PVS- Einheiten. Das es diesen in drei Jahren nicht gelungen ist einen einzelnen Stadtbezirk zu befreien liegt daran, erklären mir meine Begleiter, dass die Ramonis, wie sie die Putschisten nennen, jedes Haus, ja selbst die Kanalisation zur Festung ausgebaut haben. Zwischen den Zeilen ist zu lesen, dass es die belagernden PVSler aber auch nicht so eilig haben mit der Erstürmung und den Status quo vorziehen. Als ich nach der Gelegenheit frage mir diesen Belagerungsring einmal anzusehen, wiegeln meine Leibwächter, wie auch der Taxifahrer, entschieden ab. Erst denke ich aus Furcht vor den Eingeschlossenen, doch es kommt heraus, dass die Belagerer es sind, vor denen sie Angst haben. Die PVS dieser Region ist nämlich nur dem Namen nach eine richtige Armee. In Wahrheit sind sie kaum mehr als eine bewaffnete Bande, die von der Regierung und aus privater Hand finanziert, bzw. geschmiert wird.
Ich traue mich ob dieser Eröffnung kaum zu fragen was denn dann in Distrikt 56 vor sich ginge. Dort regiere eine Gang, vor der selbst die PVS Angst habe. „Die Zähne“ werden sie genannt, auch wenn mir keiner meiner Begleiter den Grund für diesen Namen erklären kann. Der Distrikt 56 ist nur so eine Art Heimatbasis für die Gang, welche unter den unzähligen Banden Huncals die mächtigste darstellt. Man lässt sie aus einem sehr einfachen Grund gewähren und ihr Geschäft mit Rauschgift und Waffen nach Gutdünken betreiben. "Die Zähne" kämpfen Huncals Kampf gegen die wilden Stämme an der Peripherie der Stadt. Einige Schlüsselpositionen sind von der PVS besetzt, doch die wirklichen Schlachten schlagen "Die Zähne." Sie sind in den Slums und schützen die Armen vor den angreifenden Stämmen. Sie evakuieren Regionen der Armenviertel, wenn diese dem Druck von Außen nicht mehr standhalten. Sie führen Gegenangriffe um ein paar Kilometer matschigen Boden und verfallene Wellblechhütten zurückzuerobern. Manchmal verbünden sie sich mit anderen Gangs, manchmal kämpfen sie gegen diese genauso erbittert.
Wir verlassen das Geschäftsviertel und fahren in Distrikt 13, der so nah am Rand der Stadt liegt, wie meine Begleiter zu gehen wagen.
Hier tanzen bittere Armut und Lebensfreude einen grotesken Tanz. Kaum ein Gebäude hat ein zweites Stockwerk oder besteht auch nur aus hochwertigerem Baumaterial als Blech oder Farnpalmholz. Die Straßen sind unbefestigt und wenn es länger nicht regnet bestenfalls mit gebackenem Müll gepflastert. Kinder und wilde Hunde rennen zwischen den windschiefen Hütten genauso herum wie stoische Ziegen und abgemagerte Bogos.
Trotz dieses Elends herrscht eine greifbare Aura von Heiterkeit. Menschen sitzen im Schatten beisammen, verscheuchen mit der einen Hand Fliegen, während sie mit der anderen ihre Zigarillos oder Zuckerbrandgläser halten. Zahnlose Münder lachen und schwatzen.
Wir kehren in einer Bar ein, von der ich von außen niemals hätte sagen können, dass es eine ist. Dort probiere ich nicht nur meinen ersten Zuckerbrand, der unglaublich süß und unglaublich alkoholhaltig ist, sonder bekomme von meinen Begleitern auch ein Mitglied der Zähne gezeigt. Ein abgemagerter Kerl mit freiem Oberkörper. Er ist vielleicht sechzehn Jahre alt, hat aber die Augen eines alten Kriegers.
Augen in denen sich gesehener Schrecken ebenso matt widerspiegeln, wie Dschungelfieber und Drogenrausch. Seine Haut ist vernarbt und auf jedem Zentimeter tätowiert. Schlangen, mythische Ungeheuer und Teufelsfratzen bevölkern seinen sehnigen Leib. Im Gürtel des Gangers stecken eine Laser- und eine Automatikpistole, eine Machete und ein Krummdolch.
Er sitzt nur da, raucht und trinkt seinen Zuckerbrand.
Man begegnet ihm mit Respekt und ich bin trotz allem froh, meine beiden Leibwächter dabei zu haben. Ich widerstehe dem Impuls diesen Mann anzusprechen. Meine journalistische Pflicht ringt mit meinem Instinkt und Letzterer obsiegt. Ich habe ein Gespür dafür entwickelt, wann Neugier angebracht ist und wann sie selbstmörderisch sein kann. Bei diesem Kerl wäre sie zweifelsohne selbstmörderisch und im Falle eines Falles würde ich meine Schekel nicht unbedingt auf meine beiden Beschützer setzen.
Auf dem Rückweg in die Kaserne rufe ich mir diesen Verteidiger Huncals noch einmal ins Gedächtnis. Wenn so die Kämpfer für die imperiale Sache aussehen, was für Bestien mögen dann die Stämme beherbergen?
Mit Unbehagen realisiere ich, dass ich es schon sehr bald herausfinden werde.
Simone Tober
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Die wunderbare Welt der Tiere!
Von Prof. Ignatz Schnabelmayer
Der Nachfolgende Text erreichte uns postalisch und hat einen Weg von mehreren Wochen hinter sich. Zum jetzigen Zeitpunkt kann niemand in der Redaktion oder aus dem näheren Umfeld des Dr. Schnabelmayers sagen, wo sich der gute Doktor momentan aufhält. Die spärlichen Fußspuren seiner unbeirrt fortgesetzten Arbeit sind der einzige Hinweis, der uns auf die Unversehrtheit Schnabelmayers geblieben ist.
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Wahnwurm / Amentia Vermis
Als Zoologe liegt es in meinem Wesen, Leben in all seinen Ausprägungen als faszinierend zu betrachten. Damit ist nicht gesagt, dass mir die individuelle Gefährlichkeit oder die Bedrohung für die gesamte Spezies Mensch nicht bewusst wäre, doch habe ich es mir zur Natur gemacht, unvoreingenommen und nüchtern wissenschaftlich an meine Studienobjekte heranzutreten. Ich muss jedoch eingestehen, dass dieser Grundsatz bei dem vorliegenden Exemplar einer Gattung, die ich auf den Namen Amentia Vermis getauft habe, auf eine wahrlich harte Probe gestellt wird. Ich will nichtsdestotrotz versuchen, meine Betrachtungen objektiv und frei von Wertung zu schildern.
Ich bin mit meiner Handvoll Begleitern von Trostheim den Orogangwa hinauf gefahren und wir müssten inzwischen über die Grenze nach Trigara gelangt sein. Bevor wir uns mit unserem Dampfboot ganz in unerforschtes Gebiet wagen, machten wir Station in einer der letzten Festungen, der Zivilisation. Eine Schlangenhäuter Station unter der Führung des Majors a.D. König, bot uns einen Hafen der Bequemlichkeit, nach Tagen voll Strapazen und Mühen. Der Major zeigte sich als umschtiger und galanter Gastwirt, der uns nicht nur Loge frei stellte, sondern uns des abends auch zu sich an die Tafel holte. Einzig getrübt wurde diese Gunstbezeugung von der strikten Weigerung Königs, den treuen und beherzten Sequoyah mit an seinem Tisch zu dulden.
Der ehemalige Soldat hegte eine beachtliche Abneigung gegen die Eingeborenen, auch wenn diese fast neunzig Prozent seiner Dienerschaft und damit seiner Gesellschaft ausmachten. Auch meine Versicherungen, dass Sequoyah nicht einmal vom selben Planeten stamme und mir stets ein guter Freund und Gefährte gewesen sei, änderten nichts daran. Zu sehr erinnerte mein Begleiter König an die Einheimischen, die er nur als „Teufel“ oder „Wilde“ zu titulieren pflegte. Die so Geschmähten machten sich derweil recht wenig aus den Beschimpfungen ihres Arbeitgebers und so sehr ich den Major als Gesellschafter genoss, haftete seiner ganzen Person und wie ich eingestehen muss auch seinem ganzen Heim der Geruch der Malaria und des Blutbrandfiebers an. Stets schien der Major zwischen heiterer Gelassenheit und aufbrodelner Aggressivität zu schwanken. Davon abgesehen zeigte er sich als gebildet und überraschend weltgewandt, wenn man bedachte, dass seine Villa in den dampfenden Dschungeln der Buru- Niederung stand, umgeben von den Pfahlbauten seiner Angestellten. Bei einem guten Brandy sprachen wir über das Weltgeschehen und selbst über Entwicklungen des Sub- Sektors und des Imperiums allgemein. Ich hatte keinen Anlass an der Gelehrsamkeit meines Gesprächspartners zu zweifeln, als er mir zu fortgeschrittener Stunde von den Wahnwürmern zu berichten geruhte, welche diese Region wie eine dämonische Geißel heimsuchen. Im Schein des flackernden Kaminfeuers, erschien mir die Erzählung Königs überaus fantastisch und so auch nicht gänzlich unglaubwürdig, schließlich ist die Natur zu den beachtlichsten Kunststücken fähig, so doch reichlich mit lokaler Folklore angereichert. Der bärbeißige Schlangenhauthändler berichtete von parasitären Würmern, die ihre Opfer in rasende Irre verwandelten, die zu erheblicher Gewalt neigten, unempfindlich gegen Schmerzen seien und denen dabei jegliche Erinnerung an ihr früheres Leben abginge.
Die so Verfluchten würden Fremde gleichermaßen anfallen, wie Angehörige der eigenen Familie und keinerlei Furcht vor Waffen, welcher Art auch immer zeigen. Nur der Tod könne solche Amokläufer in ihrem Tun stoppen und aus diesem Grund würden die ursächlichen Würmer von den Einheimischen auch als Wahnwürmer bezeichnet.
Meinen gelinden Unglauben muss man mir doch angesehen haben, meinte ich doch von einer derart sonderbaren Spezies von Schmarotzer bereits gehört haben zu müssen, so sie denn auf Koron existierte. Der Major geriet jedenfalls in äußerste Rage über meinen Zweifel und als er sein altes Lasergewehr von der Wand riss, dachte ich schon es sei um mich geschehen.
Allein, König wollte, wie er verkündete, lediglich gewappnet sein, wenn wir zu dieser Stunde einen Seitenarm des Orogangwa hinauf fahren würden. Ich lachte ungläubig und vermutete einen Scherz oder eine Folge des reichlich genossenen Alkohols.
Doch nein, König meinte es bitter ernst. Er wolle lieber im Dunkel des Dschungels von einem Wurzelschleicher lebendig verdaut werden, als sich in seinem eigenen Haus einen Lügner nennen zu lassen. Ich suchte ihn zu beschwichtigen, doch da war nichts zu machen.
Wir hatten also nur die Wahl uns ohne die nötige Aufstockung unserer Vorräte zu verabschieden oder auf die Grille des Mannes einzugehen, den sich selbst schon für ein Opfer seines fantastischen Wurms hielt. Schweren Herzens und eine letzte, geruhsame Nacht an mir vorbei streichen sehend, machte ich meine eigene Waffe bereit und entschuldigte mich bei meinen Begleitern, für das Ungemach, welches ich verursacht hatte. Mir zur Seite standen der vierschrötige Sermon Gisborne, der Junge Herr Tränk und nicht zuletzt Sequoyah, gegen den der Major in der freien Wildbahn scheinbar nichts einzuwenden hatte. Mit dem Einbaum ging es gegen Mitternacht den besagten Seitenarm hinauf und nur die Beteuerungen des ortskundigen Majors, dass unser Ziel, ein kleines Eingeborenendorf am Ufer des Flusses, lediglich weniger als vier Kilometer entfernt läge, ließ uns das Wagnis bei der heillosen Dunkelheit der Dschungelnacht eingehen. Unsere Handlampen locken ganze Wolken von Stechfliegen an, so dass wir uns wie verschleierte Weiber unter unserem Schutznetzen verbergen mussten. Mehr als einmal funkelte auch der Widerschein von angestrahlten Raubtieraugen aus dem Dickicht zu uns herüber und ich danke dem Goldenen Thron, dass ich keine visuelle Vorstellung davon hatte, was unter der Wasseroberfläche zu uns herauf blinzeln mochte. Doch wir erreichten das namenlose Dorf unbehelligt und sahen die Feuer der Bewohner aus größerer Entfernung.
Man empfing uns überaus verwundert zu dieser späten Stunde, doch mit der Herzlichkeit, die den Einheimischen dieser Region so eigen ist. Major König genoss einiges an Respekt und wir wurden umgehend von den Ältesten des Dorfes empfangen. Alles Frauen, ganz gemäß der Sitte der küstennahen Stämme. Große Aufregung kam jedoch in die Alten, als unser Führer ihnen verkündete, dass wir gekommen seien um die Besessenen zu besichtigen.
Sie weigerten sich ganz entschieden und behaupteten, so die Übersetzung des Majors korrekt war, dass es schlecht für die Seele sei, sich den Blicken der Besessenen auszusetzen. König versuchte es mit Bestechung und schließlich mit Drohungen, die jungen Mädchen des Dorfes von zukünftigen Jagden auf Perlmutschlangen auszuschließen. Diese zeigte endlich Erfolg und wiederwillig führten sie uns zu einer Grube, in einiger Entfernung zum Dorf. In diesem steilen Loch nun, welches gänzlich von Felswänden gebildet wurde, geiferten zwei Frauen und ein alter Mann zu uns empor. Der Major hatte keinesfalls seine Ehre durch Unaufrichtigkeit beschmutzt, denn was der Fackelschein und unser Lampen da am Grund der Grube enthüllten, war schauerlicher als es jede Erzählung hätte ausmalen können. Die Drei hatten blutigen Schaum vor dem Mund und mühten sich uns zu erreichen, ohne zu erkennen, dass dies an den glatten Wänden des Loches unweigerlich scheitern musste. Sie krallten nach uns und klapperten mit den Zähnen, dass es nur so eine Art hatte.
Entsetzt starrten meine Begleiter und ich zu den Kreaturen hinab, denn Menschen konnten sie kaum länger genannt werden.
Erst das Feuern von Königs Lasergewehr löste uns aus unserer Starre und ließ uns erschrocken herumfahren. Mit drei präzisen Schüssen hatte der Major das Leben der Gefangenen beendet und wenn jemals einer eine Gnadentat getan hat der ich gegenwärtig wurde, so war es diese. Gleichwohl mir der Schreck noch in den Knochen saß, packte mich doch die Neugier und übermannte meine Vernunft und meine Abscheu. Während der Major noch mit den zeternden Ältesten stritt, scheinbar stellte seine Tat irgendeinen abergläubischen Frevel dar, ließ ich mich an dem Seil in die Grube, welches der umsichtige Gisborne mitgenommen hatte. Er schlang sich das Tau auf meinen Wink hin um den stämmigen Leib, was einem umwickelten Baumstamm oder Findling in nichts nachgestanden hätte und ließ das andere Ende in den klaffenden Schlund hinab.
Leicht verzagt nach dem gesehenen, doch im Herzen mutig wie immer, folgte mir Sequoyah mit unserer stärksten Lampe. Die drei Wahnsinnigen waren zweifelsohne tot und als ich mich gerade daran machte sie etwas näher in Augenschein zu nehmen, um einen von Königs Würmern auf die Schliche zu kommen, machte ich Bewegung unter dem Leinenoberteil des Alten aus.
Als ich das Kleidungsstück mit der Spitze meines Messers auseinander klappte, gewahrte ich den Kopf eines Wurms von der Dicke meines kleinen Fingers und eben solcher Länge. Es hatte den Eindruck, als sehe er sich neugierig um, auch wenn keine Augen auszumachen waren und das Verhalten wohl eher auf das unerwartete Ableben seines Wirtes zurückzuführen gewesen sein dürfte.
Ich war bereits mit einem meiner stets mitgeführten Probengläsern bei der hand und hatte meiner Utensilientasche eine lange Kranich- Pinzette entnommen, mit der ich danach trachtete das Tier zu packen. Ich ging vorsichtig zu Werke und es gelang mir den Wurm zu greifen und aus dem Loch in der Brust des Mannes zu ziehen. Wie sich zeigte besaß der Wurm eine beachtliche Länge von dreißig Zentimetern und war recht agil, ja nicht zu sagen aggressiv, bis ihm der Formaldehyd in dem Probenglas den Gar ausmachte. Wir eilten uns den Grubenrand wieder zu erklettern, in Sorge darum, was den Leichen noch alles entschlüpfen mochte.
Eine weise Entscheidung, wie ich derweil weiß und zu recht muss ich mich des Leichtsinns und der Unbesonnenheit beschuldigen lassen. Doch im Eifer des Moments überwog meine Neugier die gebotene Vorsicht. Mir ist nun bewusst, dass ich leicht selbst ein sabbernder Irrer sein und auf dem Grund der Grube eines gnädigen Schusses harren könnte.
Diese Ereignisse liegen nun drei Tage zurück und um eben diese Zeit hat sich unsere Weiterfahrt verzögert. Ich habe die Tage dazu genutzt den Wurm zu untersuchen, einen der Leichname (dieses Mal unter Beachtung gebotener Sicherheitsmaßnahmen) und ich habe mit fast einem Dutzend einheimischer, mittels eines Übersetzers gesprochen.
Die Ergebnisse dieser Forschungen sind überaus erhellend, in Anbetracht der beschränkten Mittel, die mir zur Verfügung stehen. Im Folgenden nun also meine Erkenntnisse über den, von mir Amentia Vermis getauften Organismus.
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Nicht alle Wirte des Wahnwurmes erleiden das Schicksal der drei Einheimischen in der Grube. Nach gesammelten Berichten, scheiden Befallene beim Stuhlgang schleimige Klumpen von Wurmeiern aus, was gewiss wenig angenehm ist sie aber kaum in das Stadium des Wahnsinns versetzt. Amentia scheint zu den Darm bewohnenden Parasiten zu zählen. Er lebt den Großteil seines Lebens im Dünndarm, wo er sich paart, der Eiablage nachkommt und sich von den Verdauungsprodukten seines Wirtes nährt. Die prägnanten Beißwerkzeuge lassen darauf schließen, dass er damit zuweilen auch die Darmschleimhäute verletzt, um sich am Blut des Wirtes gütlich zutun und dort zu verankern.
Nach dem Ausscheiden verbleiben die Eier im Boden oder im Abort, bis sie erneut von einem Wirt aufgenommen werden, vermutlich über die Finger oder über Wasser als Folge mangelnder Hygiene.
Im Dünndarm schlüpft aus den Eiern die Larve, welche sich durch die Darmwände frisst.
Mit dem Blutstrom wandert sie zur Leber, häutet sich dort wieder und wächst weiter. Ihre Reise führt sie danach durch die Vene zum Herzen und weiter in die Lunge In der Lunge angelangt wird das finale Larvenstadium erreicht, wonach sie von den Bronchien und der Luftröhre zum Kehlkopf vordringt. Diesem Tun entspringt unweigerlich ein starkes Husten was dazu führt, dass die Larve entweder ausgespuckt oder aber heruntergeschluckt wird. Ist letzteres des Fall, hat die Larve ihr Ziel erreicht und kehrt wieder zum Dünndarm zurück, wo sie zum erwachsenden Tier heranwächst.
Nun wird sich der Leser fragen, wie sich mir ein derartiger Zyklus in nur drei Tagen oberflächlicher Untersuchungen offenbaren konnte.
Nun, bei der beschriebenen Entwicklung handelt es sich um einen typischen Ablauf bei vergleichbaren parasitären Lebensformen und auch wenn es gewissenhafterer Verifizierung bedarf, als sich sie unter den gegebenen Bedingungen erbringen kann, so legen die von mir ermittelten Fakten doch eine sehr wahrscheinliche Artverwandtschaft und daher übereinstimmende Charakteristika nahe.
Atypisch wird es in dem Moment, da eine Larve eben nicht den Rachenraum erreicht, sondern sich weiter in das Gehirn fortbewegt. Dort angelangt richtet das Tier durch seine bloße Anwesenheit natürlich einigen Schaden an Verwirrtheit, Demenz, Intelligenzverlust, Krämpfe, Kopfschmerz, Gedächtnisverlust und so weiter. Alles Symptome, die bei den Wahnsinnigen in der Grube und bei ähnlich gearteten Fällen so oder so ähnlich beschrieben wurden.
Die zielgerichtete Aggression und die Schmerzunempfindlichkeit erscheinen mir jedoch kein gänzlich zufälliges Ergebnis. Ich habe an dem extrahierten Exemplar einige Protonephridien, sprich Ausscheidungsorgane, ermitteln können, die Absonderungen von giftigen Stoffwechselprodukten erlauben. Es ist denkbar, dass damit eine gewollte Enzephalitis beim Wirt ausgelöst wird, was in Verbindung mit einer Analgesie die Symptome durchaus erklären könnte. Ich möchte betonnen, dass ich mich auf dem Gebiet der Spekulation bewege, doch es ist immerhin vorstellbar, das ein derart ferngesteuerter Mensch sein Dorf und sein Heim aufsucht und durch Gewalt den eigenen Tod provoziert, um die Verbreitung des Wurms zu fördern. Da ein einzelnes Tier diese Aufgabe übernehmen müsste und damit vom verhalten seiner restlichen Artgenossen signifikant abweicht ist ungewöhnlich und bedarf einer eingehenden und repräsentativen Erforschung, die ich zu meinem Bedauern nicht erbringen kann. Hier gebe ich den Staffelstab bereitwillig an nachfolgende Kollegen ab, befriedigt durch die Gewissheit, das Schlaglicht der dokumentierten Entdeckung auf dieses Wesen gerichtet zu haben.
Ich habe vor unserer, für morgen angedachten Weiterfahrt jedenfalls Major König geraten, die Grube mit Promethium füllen und ausbrennen zu lassen. Wir, also meine Begleiter und ich, haben uns nach unserem Abenteuer ordentlich mit Kernseife und mit Essig gereinigt. Keiner von uns verspürt das Verlangen ein Opfer des Wahnwurms zu werden, ob er nun in der Lunge, im Darm oder im Hirn nistet.
Was uns diese Episode alle mal vor Augen geführt hat ist der Umstand, dass in den unbekannten Tiefen des koronischen Dschungels nicht nur Gefahren mit Klauen und Zähnen auf den wagemutigen Forscher lauern. Doch um einen möglichen Schrecken zu wissen, heißt für den Wissbegierigen keineswegs ihm aus dem Weg zu gehen.
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Warum es nicht einmal als Astronaut versuchen?
Koron 3 ist dafür bekannt dem Neuen eine Chance einzuräumen, wo andere an Altbewährtem und Traditionellem festhalten. Durchaus den Nutzen etablierter Bräuche und Techniken erkennend, sagt man gerade den Menschen Gohmors doch nach, aufgeschlossen für Neuerungen zu sein.
Doch nicht immer bedeutet alt gleich schlecht.
Bestes Beispiel dafür ist unfraglich die Wiederinbetriebnahme von achttausend, als Raum- Kogge bekannter (oder besser gesagt einstmals bekannter) Frachtschiffe.
Die schiere Anzahl der Schiffe ist allein bereits eine kurze Meldung wert doch steckt weitaus mehr dahinter.
Vor dem Kataklysmus des Kriegs der Häuser war Koron schon einmal eine beachtliche Handelsmacht, deren Einfluss durch die Selbstzerfleischung des Krieges in sich zusammenbrach. Die Nation Truzt versuchte das entstandene Vakuum des interplanetaren Handels mit einer großen Flotte Unter- Warpschiffe zu füllen. Die Schiffe sollten einfach zu steuern und zu warten sein, da die erfahrenen Raumpiloten für den Kampf benötigt wurden. Für die Reise in andere Systeme wurden Trägerschiffe angedacht, die immer gleich mehrere, mit verschiedensten Gütern beladene Raum- Koggen in bewohnte Systeme bringen sollten. Tatsächlich lief das Projekt sogar an, wenn auch nie mit dem massiven Erfolg, den sich das damalige Truzt erhofft hatte. Zu schnell fraß der Krieg Ressourcen und Menschen auf.
Trotzdem finden sich noch heute Raum- Koggen im Dienst privater Händler, überall im Imperium. Meist verkehren sie zwischen bewohnten Himmelskörpern innerhalb eines Systems oder dienen größeren Schiffen als Beiboote. Überrascht war man, als vor 72 Jahren ein vergessenes Depot mit achttausend Schiffen in der Wildnis rund um Truzt entdeckt wurde. Das unterirdische Lager war gewaltig und beherbergte lange Reihen von Raum- Koggen, die seit über 300 Jahren ihrer Benutzung harrten. Da die Lager versiegelt gewesen waren, blieben die Beschädigungen durch die lange Nichtnutzung gering. Dennoch war eine umgehende Reaktivierung nicht so einfach möglich. Zwar hätten die Tanks nur aufgefüllt und die Schiffe nur aus dem Depot geschafft werden müssen, um endlich ihre Reise zu den Sternen anzutreten, doch ganz so einfach war es dann doch nicht.
Es darf nicht vergessen werden, dass die Prä- Hauskriegszeit, wie auch die erste Phase des Krieges, von einer ketzerischen Nutzung der Technologie geprägt gewesen ist. Ein Makel, den auszubrennen die offiziellen Stellen des Imperiums große Mühen gehabt haben. Aus diesem Grund wurden die „Schlafende Flotte“ wie sie bei den Verantwortlichen inoffizielle bekannt war, unter dem Deckmantel der Geheimhaltung, Schiff für Schiff auf Techketzerei untersucht.
Was die Kriterien dieser Untersuchungen genau beinhalten ist dabei für den Leser nicht von Interesse, doch es sei gesagt, dass die Teams des Adeptus Mechanicus mit der gebotenen Akribie vorgingen und jederzeit bereit waren den gesamten Bestand zu vernichten, hätte sich auch nur der kleinste Verdacht unangemessener Technologie offenbart.
Da die Geheimhaltung nun aufgehoben und die Schiffe frei gegeben sind ist klar, dass sich kein solches Vergehen an der Unantastbarkeit der Maschine finden ließ.
Diese Prüfung durch den Mechanicus war allerdings nicht der einzige Anker, der die Schiffe am Boden hielt. Hinzu kam ein Rechtsstreit, über die Besitzansprüche der Flotte. Der Bau wurde von einer Regierung in Auftrag gegeben, die durch die siegreichen Truppen des Imperiums radikalen Säuerungen und Umstrukturierungen unterzogen wurde und faktisch nicht mehr als existent betrachtet werden konnte. Es erhoben also die Entdecker des Depos Ansprüche, das Handelsministeriat der Nation Truzt, sowie vertreter der privaten Wirtschaft, die im rein staatlichen Einsatz der Schiffe eine Schwächung des eigenen Marktwertes und ein Kartellvergehen zu sehen glaubten. Der Rechtsstreit dauerte 12 Jahre an und erst die Freigabe der Schiffe durch den Mechanicus brachte neuen Elan in die Vergleichsverhandlungen.
Die Erben des verstorbenen Finders des Depots wurden mit einer überaus großzügigen Abfindung von ihren Ansprüchen entbunden und die Schiffe wurden einer neu gegründeten Gesellschaft, namentlich der “Landis und Lancaster Gesellschaft für stellaren und interstellaren Freihandel“ unterstellt. Die Entscheidungsgewalt, sowie die Führung nach privatwirtschaftlichem Vorbild haben dabei die beiden namengebenden Großinvestoren, Patricia Landis und Lord Leopold Lancaster III. Unterstützender Finanzier und mit einem Vetorecht ausgestatteter Miteigner ist die Nation Truzt. Derweil läuft in Bälde ein rigorose Werbungs- und Ausbildungsprogramm für neue Piloten, Navigatoren, Techniker und Frachtmeister. Mehr als dieser Vier bedarf es auch nicht um eine Raum- Kogge optimal zu betreiben. Die Ausbildung dauert dabei nur sechs Wochen, macht es die simple Konstruktion der Koggen doch möglich, dass selbst ein Büroangestellter oder ein Grox- Hirte sich das Wissen des jeweiligen Fachgebietes in dieser kurzen Zeit aneignet.
Das Wirtschaftsmodell der Gesellschaft setzt dabei nicht auf große Frachtmengen, wie sie etwa von Superfrachtern zwischen den Planeten bewegt werden. Viel mehr will man kleine Ladungen schnell und effizient bewegen, mit dem Vorteil, die langwierigen Be- und Entladeprozeduren der großen Frachter und die damit verbundene, schwerfällige Verwaltung zu umgehen. Die Piloten, Techniker usw. sind dabei nach ihrer Ausbildung angestellte der Gesellschaft und bezahlen mit ihrem Lohn die Ausbildung ab. Danach können sie weiterhin als Angestellte arbeiten oder ihr Schiff der Gesellschaft abkaufen und als freie Angestellte bestimmte Frachtrouten bedienen, bzw. die Rechte an diesen Routen erwerben. L&L verspricht sich dadurch die Möglichkeit alte Schiffe abzustoßen und durch neue zu ersetzen und somit den Mitarbeiterstamm zu vergrößern, ohne den Ballast eines zu aufgeblähten Fuhrparks tragen zu müssen. Immer vorausgesetzt, dass Konzept des Joe Jedermann als Raumfahrer geht auf. Ob der interplanetare Handel der Zukunft Hausfrauen und Postboten gehört wird sich zeigen. Die ersten Rekrutierungsbüros für Freiwillige öffnen ihre Tore in Gohmor und Truzt ab nächster Woche.
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[CENTER]Weibliche Space Marines![/CENTER]
[CENTER]Ein Brandbrief seiner Heiligkeit Kardinal Georg Prager [/CENTER]
Allgewaltig ist der Gottkaiser zu Terra, gebettet in den Goldenen Thron auf Erden und gegenwärtig all dort, wo fromme Männer und Frauen das Knie beugen und die Hände falten, ihn zu lobpreisen.
Seine Engel des Todes, die unbezwingbaren Space Marines, nach seinem Abbild geformt, sind Drohung seinen Feinden und Labsal seinen Jüngern.
Von so großartiger Herrlichkeit ist der göttliche Glorienschein des Gottkaisers, dass seine demütigen Diener zuweilen schier erdrückt zu werden scheinen, von der Überirdischkeit seiner Präsenz.
Wer stand noch nicht in den großen Kathedralen und versuchte vergebens das Wesen zu erfassen, dem solch mächtige Häuser Wohnung sind und dessen Geist jeden sterblichen Menschen wie die unbedeutendste Mikrobe aussehen lässt?
Solch alles übermannende Pracht kann durchaus den Gläubigen verzweifeln lassen, vergegenwärtigt sie doch die eigene Bedeutungslosigkeit im Angesicht des rein Göttlichen.
Sinnstiftend ist da die mannigfaltige Existenz diverser Kulte, welche durch Lokalkolorit geprägt sind und theologische Komplexität soweit herunterbrechen, dass sie dem einfachen Bürger, der mit dem Geschenk eines simplen Wesens gesegnet ist ein menschlicheres Antlitz als Ziel seiner Anbetung bieten.
Heilige und Helden des Imperiums sind Mittler zwischen der Masse der Gläubigen und Ihm auf Erden. Der brave Bürger hat in den Heiligen einen Adressaten seiner Fürbitten und verlässt doch nie den wärmenden Schoss der Mutter Kirche.
Der Gottkaiser selbst wirkte und wirkt durch seine Auserwählten und wer sie verehrt, verehrt ihn. Man könnte also getrost behaupten, Kulte sind etwas durchweg Gutes.
Doch Obacht!
Neben all den lieblichen Trieben die am festen Stamm der Ekklesiarchie sprießen und sich von seiner Kraft nähren, keimt auch manches Unkraut im Schatten solcher Tugend.
Immer wieder gibt es Fehlgeleitete, die närrisch genug sind die wohlwollende Liebe der heiligen Kirche zu verlassen und sich im Schmutz gänzlich falscher Götzenanbetung zu suhlen. Im vermeintlichen Schutz der Heimlichkeit erniedrigen sie sich und die ganze menschliche Spezies, indem sie Xenos huldigen oder dämonischen Höllenwesen ihre Seele verschreiben. Ziele dieser selbst verschuldeten Verdammung sind Machtgewinn, Reichtum oder lästerliche Exzesse verdrehter Sinnesfreuden. Perversion und Abnormität sind die Quintessenz solcher Ketzereien und allein, dass es einen kleinen Bruchteil von Menschen gibt, die solche Abweichung vom rechten Pfad in Erwägung ziehen erfüllt jeden frommen Bürger mit Ekel und Abscheu.
Dank sei dem Goldenen Thron, dass die Wachsamen unseres geliebten Imperiums niemals schlafen und immer bereit stehen, solche widerwärtigen Umtriebe zu erkennen, rechtzeitig mit Stumpf und Stiel auszureißen und dem reinigenden Feuer rechtschaffenem Zorns und Empörung zu übergeben.
So ist gewährleistet, dass jeder wahrhaft Gläubige sich nach geschafftem Tageswerk ohne Sorge zum Schlaf der Gerechten niederlegen kann. Kein verderblicher Kult hat jemals die Chance über eine verfaulte Idee hinaus zu kommen, denn gute Diener des Gottkaisers hegen seine Lämmer. Gleichwohl sind nicht alle verblendeten Kulte derart radikal und abartig, dass man gleich erkennt, welch Haupt es abzuschlagen gilt, wenn es sich geifernd erhebt. Zuweilen kommen die Unglückseligen nur vom rechten Pfad ab und merken selbst nicht, wann sie das Licht der imperialen Gnade verlassen haben und in das Hexenlicht der Häresie gestolpert sind. In solchen tragischen Fällen kann zuweilen noch eine Abkehr vom Wahn bewirkt werden und Läuterung durch belehrend harte Strafe erfolgen.
Ein Beispiel soll hier aus aktuellem Anlass aufgeführt werden. Ein Beispiel, welches sich durch anfängliche Absurdität als Scherz zu eigenen scheint, doch auf den zweiten, gewissenhafteren Blick eine nicht unerhebliche Gefahr für die religiöse Gesundheit des Imperiums als Ganzes erkennen lässt.
Gemeint ist eine kultische Bewegung, welche sich einen falsch verstandenen Feminismus auf die Banner geschrieben hat und Vielfalt nicht als eine natürliche Folge der unzähligen Milliarden von Menschen erkennt, die sich unter dem zweiköpfigen Adler scharren, sondern als ein Diktat voraussetzt das zum Gelingen einer Sache notwendig erscheint. So weit gehen diese Wahnsinnigen, dass sie fordern, die mächtigen Space Marines des Adeptus Astartes müssten durch Frauen repräsentiert werden. Weibliche Space Marines in den Reihen der Orden oder gleich ganze Orden aus Frauen geschaffen. Dieses Verlangen, so lachhaft es uns auch anmuten mag ist gleich auf mehreren Ebenen zutiefst ketzerisch. Dabei sei noch nicht einmal berücksichtigt, dass wir einfachen Menschen gar nicht wissen, ob es überhaupt möglich ist eine Frau in einen Marine zu verwandeln. Die arkarnen Techniken der Erschaffung eines Marines bleiben ein Geheimnis und wir müssen dankbar sein, nicht mit der Bürde belastet zu sein, solches Wissen hüten zu müssen. Gewaltigere sind mit dieser Aufgabe betraut und uns entzieht sich die Vorstellung, welch Weltengewicht ein jeder dieser Erwählten, wie Atlas auf den Schultern zu tragen hat.
Wohl aber erkennen wir die Blasphemie, anzunehmen der Gottkaiser selbst könnte falsch gehandelt haben, als er entschied Söhne und nicht etwa Töchter damit zu betrauen, den Legionen der Space Marines vorangestellt zu sein und in seinem Namen das Universum der Menschheit Untertan zu machen. Zu behaupten darin habe er unrecht gehandelt, bedeutet wider Ihm auf Erden falsch Zeugnis zu reden. Doch damit nicht genug. Diese Närrischen beschmutzen nicht nur den Lorbeerkranz der Space Marines, sondern stellen auch das Heldenhafte in Abrede, was die Frauen unserer Gesellschaft tagtäglich leisten. Nicht nur dienen sie in unseren Armeen, kommandieren unsere Raumschiffe, Panzer und Titanen, gleich jedem Mann, der dazu befähigt ist. Darüber hinaus stellt die Schwesternschaft des Adeptus Sororitas den kämpfenden Arm der Ekklesiarchie. Sie sind es, die sich auf den Schlachtfeldern zwischen den Sternen gegen Verräter, Xenos und Mutanten stemmen.
Diese Opferbereitschaft und Größe in Abrede zu stellen und zu behaupten, eine Frau könne nur dann gänzlich gewürdigt werden, wenn sie ihren Platz zwischen den Space Marines einnimmt, heißt die Schwesternschaft schmähen und ihr vergossenes Blut ungewürdigt versickern lassen.
Ich aber sage euch, meine Kinder: Tretet dieser Blasphemie entgegen und lasst nicht zu, dass die Selbstgerechten und Verblendeten all das mit Füßen treten, was zu lieben ihr von Kindesbein an gelernt habt. "Denn wer da redet wider mein Gebot, den will ich grimmig strafen und niederstrecken soll ihn der Zorn der Gläubigen, deren Hand von mir geführt wird."
So spricht der Gottimperator der Menschen, jetzt und immer da.
Nach seinen Worten aber sollt allein ihr handeln.
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Für ein besseres Morgen
In Horning schweigen nun seit fast einem halben Jahr die Waffen, doch die PVS, die jetzt erneut und stärker denn je vereint mit den Brüdern und Schwestern aus Übersee steht, kann deswegen nicht zu ruhigem Garnisonsdienst zurückkehren.
Auf anderen Welten mag man die Streitkräfte als eine beruhigende Reserve betrachten, welche einen Feind aus dem Inneren oder Äußeren verlangsamt, bis die waren Soldaten zur Hilfe eilen. Auf Koron 3 ist die Armee mehr als das.
Ein Dienstleister am Frieden und am Volk.
Im Bewusstsein solch schwerwiegender Verantwortung gönnen sich Mannschaften, Offiziere und Generalität keine Pause der Erholung. Noch sind nicht alle Wunden verheilt, die in Übersee geschlagen wurden, da eilen die Männer und Frauen im Königsblau der Pflichterfüllung zu neuen Gestaden der Rechtlosigkeit, um einen weiteren Fleck des Unfriedens von der Karte Korons zu tilgen.
Das Einsatzgebiet könnte dabei kaum unterschiedlicher zur abweisenden Kargheit des zweigeteilten Meeres in Hornings Westen sein. Wattebenen und Dammstädte werden gegen wildwuchernde Dschungel und unterentwickelte Dörfer eingetauscht. Treue Leser haben natürlich das „Fronttagebruch“ mit und von Simone Tober verfolgt und ahnen längst, dass von dieser Operation die Rede ist.
Selbstredend können wir keine groß angelegte Militäraktion im Detail im Guardian wiedergeben, zumindest nicht, wenn diese Informationen dem Gegner in die Hände spielen würde. Inzwischen jedoch hat sich die PVS im Aufmarschgebiet etabliert und der Guardian ist in der Lage der Leserschaft einen groben Überblick über die Erfolge und kleineren Schwierigkeiten Vorort zu geben.
Die Nation Luth leidet schon lang unter der Insubordination seiner Bevölkerung. Dafür zeichnen mehrere Faktoren verantwortlich. So etwa die unzureichende, moralische Grundeinstellung vieler dortigen Bewohner. Hierbei sei relativierend gesagt, dass es durchaus eine arbeitsame und fromme Bürgerschaft in den Inseln der Zivilisation, sprich den größeren Städten gibt.
Leider ist der Rest des Landes jedoch von Verbrechen und ketzerischen Tendenzen geprägt. Lange Jahre ein Fungus, der im Dunkel gedieh, da jene die etwas hätten unternehmen können, sich mit größeren Problemen befassen mussten und allzu viel Vertrauen in die Befähigung der Kräfte in Luth gehabt zu haben scheinen, über die Jahrzehnte Nährboden für das Geschwür der Anarchie. Als sich dieser Zustand auch noch mit Anmaßung paarte, war das Maß voll. Banden und Wilde starteten einen regelrechten Aufstand, welchem zuerst Dörfer und kleine Siedlungen überrollte und schließlich gar die großen Städte bedrohte. Der Schritt zum entschiedenen Eingreifen war damit gemacht und die überheblichen Rebellen weckten endlich einen schlafenden Riesen.
In der Operation "Donnergrollen" wurden jetzt Einheiten aus Gohmor, der FU und Horning nach Luth verlegt, um die Ordnung in dieser zerrütteten Region ein für alle Mal wiederherzustellen. Dazu wurden die sogenannten großen Drei, namentlich die Städte Luth, Taggo und Huncal als Hauptaufmarschgebiet und Brückenkopf gewählt. Eine Befriedung der Städte und Reorganisation der dortigen PVS- Kräfte stellen das erste Ziel der Unternehmung dar.
Während sie diese Zeilen lesen, sollte dieser Teil bereits abgeschlossen sein. Bezüglich des Weiteren Vorgehens sprachen wir mit General Edouard Dürer, der die Leitung der Operation innehat.
Er konnte unserem Reporter berichten: „Wir wissen natürlich, dass die Methodik, mit der man die Städte und die umliegenden Siedlungen befriedet, auf den Dschungel nicht angewandt werden kann. Panzer und Artillerie sind nur bedingt nützlich in diesen Gebieten. Auch die Luftüberlegenheit kann nur selten direkt zum Tragen gebracht werden. Derartiges zu versuchen hieße den Regen mit der Faust schlagen wollen. Entsprechend schaffen wir in den großen Drei eine gefestigte Basis, an welcher sich jeder Feind die Zähne ausbeißen muss. Dann kann zu einer offensiveren Herangehensweise gewechselt werden. Schlagkräftige Infanterieeinheiten werden den Gegner in seinem eigenen Refugium stellen und ausschalten. Um diese Strategie vorzubereiten sind bereits jetzt Eliteeinheiten, wie etwa Veteranen aus dem Horningkrieg (beider damaligen Seiten / Anmerkung der Redaktion) tief im Feindesland stationiert und bereiten den finalen Stoß vor.“
Doch nicht nur ein militärischer Sieg steht auf der Agenda. Nachdem Licht in dieses viel zu lange vernachlässigte Dickicht gebracht wurde, müssen die zuständigen Institutionen drängende Fragen beantworten. Wie konnte es zu einem organisierten Feind kommen, der trotz seiner Primitivität imperiale Städte bedroht und wie konnte die Bekehrung solcher Wilden so schändlich vernachlässigt werden?
Drängende Sachverhalte, die einer Klärung bedürfen, bevor eine weitere Region Korons das Licht eines besseren Morgens heraufdämmern sehen kann.
Ergon Bacco
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Gefährliche Vermischung
Die großen Marksteine der Regentschaft Gouverneur de Wajaris sind neben dem Krieg in Horning, die Lockerung der Mutantengesetzte in Gohmor und darüber hinaus auf ganz Koron.
Zwar können die jeweiligen Nationen auf die Gesetzgebung der Hauptstadt im begrenzten Rahmen Einfluss nehmen, gänzlich umgehen können sie sie freilich nicht. Die Ausweitung von Mutantenrechten hat dabei mehr für Unmut unter den führenden Köpfen unserer Welt gesorgt, als es der Konflikt in Übersee tat.
Befürworter heben die positiven Effekte hervor. So etwas dass aus vielen Situationen Konflikte entstanden, die im Kern auf die unnachgiebige Haltung der Regierung zurückzuführen waren. Hungeraufständen und Arbeitsniederlegungen konnte nur mit der vollen Härte der Ordnungsmacht begegnet werden. Jetzt gibt es Spielraum für Verhandlungen und friedliche Lösungen.
Das schont Ressourcen und Leben.
Gegner sprechen von einem ersten degenerativen Schritt, welche gesunde und seelisch unangegriffene Bürger mit den Verdammten und Sündigen gemein macht und die göttlich gewollte Trennlinie verwischt und das Seelenheil genauso gefährdet wie das leibliche Wohlergehen.
Die Wahrheit mag in einem dieser Extreme zu finden sein, lieg wohl eher noch in der Mitte. Denn in der Tat wird in dieser Frage keineswegs so heiß gegessen, wie Vertreter beider Flügel die Diskussion aufkochen lassen.
Gleichwohl lassen sich Synergien bemerken, die sich nur als beunruhigend beschreiben lassen.
In der Partyszenen der Mittleren Eben gibt es jene, die sich gern selbst als “Grenztänzer“ bezeichnen. Ein Terminus, der etwas romantisiert, was wenig Romantisches vorzuweisen hat. Es handelt sich hierbei um zumeist junge Bürger, die Stimulanz und Nervenkitzel durch Nähe zu Unteren Ebenen suchen. Umgang mit Kriminellen und ID-losem Gesindel wohnt dabei keineswegs eine rein fiktive Gefährlichkeit inne. Die Kräfte der PVS- Polizei sind bemüht jegliche Verletzungen der vertikalen Grenzen zu ahnten, doch die schiere Größe dieser Grenze gestattet es den Grenztänzern immer wieder, zumindest zeitweise die Gesetzeshüter zu narren.
In Illegale Tanzräumen und Partymeilen vermischen sich die Kinder gut situierter Bürger mit dem Abschaum der Unterwelt. Trinken, Tanzen, Kopulieren und das Konsumieren von Rauschmittel aus den Giftküchen der Unterstadt.
Dieser Trend existiert seit je her und viele, die sich heute eines guten Leumunds rühmen können, denken verschmitzt und verschämt an die eigene Jugendzeit zurück, als sie die Grenzen des Erlaubten wortwörtlich ausloteten. Dabei darf weder verharmlost, noch bagatellisiert werden. Denn auf vier oder fünf, die mit Wehmut an die wilden Tage zurückdenken, kommt einer der sich an dieser Nostalgie nicht beteiligen kann, weil er das Opfer von Überdosis, Gewaltverbrechen oder tödlicher Geschlechtskrankheit geworden ist.
Dennoch hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Status Quo eingeschlichen. Die einen versuchen allzu wilde Ausschweifungen zu unterbinden, die anderen versuchen sie doch stattfinden zu lassen.
Die neuste Mode allerdings birgt das Potenzial sehr viel tiefgreifender Bedrohung. Die zunehmende Toleranz des Mutanten, wenn auch nicht als Gleichberechtigen, so doch auch nicht mehr als persona non grata, hat dafür gesorgt, dass sich diese Individuen zunehmend unter das feiernde Volks mischen. Die Gründe, so erklären zuständige Ermittler der PVSP, seien dafür recht unterschiedlich. Etwa Anreicherung der Mengengelages aus Alkohol, Drogen und Musik mit der Exotik dieser Erscheinungen, aber auch körperliche Merkmale der Veränderten, die einen direkten Einfluss auf die Grenztänzer haben. So liegen dem Guardien Erfassungsprotokolle vor, in denen ein Abhumaner abgesonderten Körperschleim als Stimulanz an Anwesende verteilt. In einem anderen Bericht wird ein Veränderter verzeichnet, der mit Schwingungen seiner Kopfauswüchse Willige in eine Trance zu versetzten mochte. Ein dritter Verhafteter vermochte es die Musik aus einem Synthmodulator in sphärische, fast sichtbare Klänge umzuwandeln. Größen dieser Halbwelt schmücken sich darüber hinaus mit mutierten Leibwächtern und auffällig und anstößig deformierter Entourage.
Die Polizeikräfte sehen die Gefahr in dieser Tendenz nicht zwingend in einer generellen Akzeptanz von Abhumanen. Derartige Sichtweisen obliegen nach Angaben der Sicherheitskräfte (Namen müssen ungenannt bleiben) der Politik und der gesellschaftlichen Meinungsbildung. Den Polizisten geht es um konkrete und klar definierte Gesetzesverletzungen.
Die Missachtung von Ebenengrenzen ist generell ein Verbrechen und wird erschwert, wenn ID- lose Personen einsickern, die unter das Edikt der Abhumanität fallen und von denen daher eine Grundkriminalität angenommen werden kann und muss.
Widernatürliche Befähigung ist der Fachbegriff für Eskapaden wie die oben beschriebenen, welche Dritte beeinflussen, verletzen und unangebracht verwirren. Offen präsentierte Mutation ist darüber hinaus ein Verstoß gegen die Sitte und eine Erregung öffentlichen Ärgernisses. Alles ernsthafte Strafbestände.
Momentan wird geprüft, wie man gegen diese Auswüchse genau und effizient vorgehen kann. Die Szene der Grenztänzer muss sich jedenfalls darauf einstellen, dass die Bandagen härter werden, die sich der Arm des Gesetzes um die Eisenfaust wickelt.
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