12-30-2010, 11:48 PM
Tagebuch von Dr. Josef Schinder
211 n.KdH Tag 222
„Die Umstände haben mich gezwungen meine Experimente vorübergehend auszusetzen. Ich musste Haus Siris fluchtartig verlassen, nachdem sich die anfängliche, gut scheinende Konstellation der dortigen Einrichtungen als ein Hort engstirniger Selbstverliebtheit herausstellte. Diese Narren verstehen nicht was ich im Begriff bin zu schaffen. Sie spielen mit Fragmenten von Technologie herum, die sie nur in sehr groben Zügen begreifen. Brotkrumen, von Xenos vor die Füße geworfen, oder aus irgendwelchen, kruden Quellen ergattert. Nur weil sie damit gegen das Gesetz einer verbohrten Gesellschaft verstoßen, halten sie sich für Vordenker und große Geister. Narren! Kinder, die Wissenschaft spielen.
Mein Weg, der sie abseits der huldvollen Gaben überalterter Nichtmenschen zur neuen Größe der menschlichen Rasse hätte führen können, bleibt un- oder gar verachtet.
Oh ihr großen Brüder im Geiste, auch euch war solch Leidensweg durch das Tal der Blinden beschieden.
Aber dennoch, so sehr mich der Verlust der technischen Einrichtungen, die Siris mir bot, schmerzt, hat dieser Neubeginn auch seine positiven Seiten.
Nun, da ich mich einer bemitleidenswerten Pilgerschar aus Gohmor angeschlossen habe und so meine Flucht durch die unwahrscheinlich Reiseroute zu verschleiern suche, gewinne ich genügend Abstand zu den Dingen, um mir meine Ziele mit neuer Klarheit vor Augen zu führen. In den letzten Wochen und Monaten... ja ich will sogar so weit gehen und von Jahren sprechen, verrannte ich mich zusehends in Details, schlug Irrwege ein und geriet in Sackgassen. Mir ging die Sicht auf den Pfad verloren, könnte man sagen. Ich bin nicht so eitel diese Fehler nicht einzugestehen und so sehe ich die jetzige Reise als eine Chance, erworbene Erkenntnisse neu zu bewerten und nach Prioritäten zu beurteilen.
Hinzu kommt, dass ich eine treue Begleiterin an meiner Seite weiß. Fräulein Fuchs ist ihres Zeichens eine F.A.U.S.T- Agentin, die ihrer militanten Vergangenheit den Rücken gekehrt hat und sich der Verwirklichung meiner Ziele verschrieb. Natürlich nicht aus reinem Uneigennützig. Ist sie auch, betrachteten man ihren sozialen Stand, mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz gesegnet, so vermag sie nicht die Erhabenheit des Projektes zu erkennen. Ihr geht es um die Verlängerung des eigenen Lebens, für dessen Erhalt sie genügend Enthusiasmus an den Tag legt um meiner Agenda unbedingte Loyalität entgegen zu stellen. Ihre kämpferischen Fähigkeiten und ihr Improvisationstalent haben sich bereits als wertvoll erwiesen und ich bin froh über die willkommene Abnahme lästiger Nebensächlichkeiten. Kann ich mich so doch auf die essenziellen Problematiken konzentriert.
Für meine Erschaffung des Übermenschen bleibe ich bei der Verwendung des Wiedergängerfluchs, bzw Subsatanz 14. Die anfänglichen Rückschläge, welche schon die Basisverwendung darstellte, sehe ich inzwischen als nicht mehr so niederschmetternde Problematik. Ich habe auf der Reise viele Berichte über die Seuche gelesen. Größtenteils militärische Abhandlungen, die sich mit der Bekämpfung beschäftigten und wissenschaftliche Beobachtungen nur in Ansätzen zuließen. Dennoch konnte ich zwischen den Zeilen bemerkenswerte Sachverhalte herausfiltern.
Es scheint mir verwunderlich das ich der Einzige sein soll, der die simple Logik erkennt. Lebewesen, egal welcher Rasse oder Herkunft, gehen Seite an Seite, im Einklang miteinander, in perfekter Harmonie. Die Reduzierung auf das niederste Grundbedürfnis, den Hunger, macht sie frei von allen, zivilisatorischen Fesseln. Wie kann es sein, dass niemand sieht, dass die Wiedergängerseuche kein Fluch, sondern ein Geschenk ist. Man zeigt uns die Nullstellung des Menschen, ja aller Völker des Universums und wir sind aufgefordert aus dieser Vorgabe etwas Gewaltiges, eine neue, eine endgültige Spezies zu schaffen.
Ich selbst werde diesen Weg des göttlichen Schaffens beschreiten und niemals von den kleinlichen Moralvorstellungen einer überalterten Spezies davon abhalten lassen.
Siris ist zu sehr Kind seiner Zeit gewesen um den göttlichen Hauch meiner Arbeit zu deuten. Ich verspüre darüber weder Zorn noch Frustration, weiß ich doch das es allen großen Denkern, zu allen Zeiten so ging. Daher lasse ich mich auch nicht durch meine momentane Flucht entmutigen. Es ist nur eine unbedeutende Unterbrechung, so wie auch die Evolution zu allen Zeiten ihre Pausen einlegte, oder gar die störenden Triebe vom Baum des Lebens entfernte. Die Menschheit selbst sieht nun die Schere angesetzt.
Körperlich geht es mir, berücksichtigt man die Strapazen der Reise und meinen permanent schlechten Gesundheitszustand, relativ gut. Die Überfahrt war ein konfuses Unternehmen, bei welchem Krankheiten aller Art grassierten. Ich tat mein Möglichstes um zu helfen und suchte mir als Bezahlung einige Probanden heraus, die ihr Lebenslicht löschten um meine flackernde Flamme weiter brennen zu lassen. Sie mögen es nicht gewusst haben, doch indem sie mein Leben verlängerten, war ihr Tod von größerer Bedeutung als das Sterben in diesem irrwitzigen, aber leider all zu typischen, Konflikt es jemals würde sein können. Arme Narren, sie glauben für etwas Heiliges zu kämpfen und bemerkten nicht einmal das Schergen ihres größten Widersachers mitten unter ihnen weilen. Oh ja, ich habe sie erkannt. Es sind mindestens drei, aber vermutlich noch mehr. Der eine fiel mir schon bei der Landung auf, denn mir stachen seine Krankheitsbilder ins Auge. Pestis organica in sehr frühem Stadium und Pertussis im fortgeschrittenen Stadium. Beides Krankheiten die den Mann längst ans Bett hätten fesseln müssen. Das er sich dennoch sichtlicher Vitalität erfreut, deuten auf einen Bund mit gewissen Mächten hin. Des weiteren ist da eine Frau mit einer sonderbaren Präsenz, welche mich an frühere Begegnungen mit den Verdammten erinnern. Das auch sie jemand ist, der in das Antlitz der Dunkelheit geschaut hat ist mir im Grunde klar, doch wurden letzte Zweifel ausgeräumt als ich ihren Begleiter gewahrte. Der Mann ist ein wahrhaftiger Hüne und die Brutalität seines Wesens steht ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Doch was mich wirklich verwirrte, ist die Tatsache das ich ihn zu kennen glaube. Kann es sein das er ebenfalls auf dieser Station war? Er erscheint mir größer als damals... irgendwie... ich weiß auch nicht... präsenter vielleicht?
Nun die Wahrscheinlichkeit spricht nicht eben dafür das ich einen niederen Krieger, eines unbedeutenden Renegatenführers, in Mitten einer Schar Glaubenskrieger wiederfinde. Dennoch werde ich ein Auge auf diese sonderbare Gruppe haben.
Derweil habe ich eigentlich andere Probleme. Ich muss schnellst möglich fort von diesen Fanatikern um meine Arbeit wieder aufnehmen zu können. Dazu brauch ich jedoch Gelder und davon nicht eben wenige. Außerdem mangelt es mir, im Grunde schon seit ich auf diesem Planeten ankam, an fähigen Helfern. Fräulein Fuchs ist überaus verständig und gewiss Meisterin in ihrem Fach, doch ich brauche ausgebildetes Wissenschaftspersonal. Diesem Umstand Abhilfe zu schaffen wird daher mein nächstes Anliegen sein.
Bis dato verdinge ich mich als Wundarzt und muss aus diesem Grund nun auch schließen. Gerade bekämpfen sich die beiden Fraktion, keine zwei Kilometer von hier und die ersten Opfer dieses Aufeinandertreffens werden soeben hereingebracht."
211 n.KdH Tag 222
„Die Umstände haben mich gezwungen meine Experimente vorübergehend auszusetzen. Ich musste Haus Siris fluchtartig verlassen, nachdem sich die anfängliche, gut scheinende Konstellation der dortigen Einrichtungen als ein Hort engstirniger Selbstverliebtheit herausstellte. Diese Narren verstehen nicht was ich im Begriff bin zu schaffen. Sie spielen mit Fragmenten von Technologie herum, die sie nur in sehr groben Zügen begreifen. Brotkrumen, von Xenos vor die Füße geworfen, oder aus irgendwelchen, kruden Quellen ergattert. Nur weil sie damit gegen das Gesetz einer verbohrten Gesellschaft verstoßen, halten sie sich für Vordenker und große Geister. Narren! Kinder, die Wissenschaft spielen.
Mein Weg, der sie abseits der huldvollen Gaben überalterter Nichtmenschen zur neuen Größe der menschlichen Rasse hätte führen können, bleibt un- oder gar verachtet.
Oh ihr großen Brüder im Geiste, auch euch war solch Leidensweg durch das Tal der Blinden beschieden.
Aber dennoch, so sehr mich der Verlust der technischen Einrichtungen, die Siris mir bot, schmerzt, hat dieser Neubeginn auch seine positiven Seiten.
Nun, da ich mich einer bemitleidenswerten Pilgerschar aus Gohmor angeschlossen habe und so meine Flucht durch die unwahrscheinlich Reiseroute zu verschleiern suche, gewinne ich genügend Abstand zu den Dingen, um mir meine Ziele mit neuer Klarheit vor Augen zu führen. In den letzten Wochen und Monaten... ja ich will sogar so weit gehen und von Jahren sprechen, verrannte ich mich zusehends in Details, schlug Irrwege ein und geriet in Sackgassen. Mir ging die Sicht auf den Pfad verloren, könnte man sagen. Ich bin nicht so eitel diese Fehler nicht einzugestehen und so sehe ich die jetzige Reise als eine Chance, erworbene Erkenntnisse neu zu bewerten und nach Prioritäten zu beurteilen.
Hinzu kommt, dass ich eine treue Begleiterin an meiner Seite weiß. Fräulein Fuchs ist ihres Zeichens eine F.A.U.S.T- Agentin, die ihrer militanten Vergangenheit den Rücken gekehrt hat und sich der Verwirklichung meiner Ziele verschrieb. Natürlich nicht aus reinem Uneigennützig. Ist sie auch, betrachteten man ihren sozialen Stand, mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz gesegnet, so vermag sie nicht die Erhabenheit des Projektes zu erkennen. Ihr geht es um die Verlängerung des eigenen Lebens, für dessen Erhalt sie genügend Enthusiasmus an den Tag legt um meiner Agenda unbedingte Loyalität entgegen zu stellen. Ihre kämpferischen Fähigkeiten und ihr Improvisationstalent haben sich bereits als wertvoll erwiesen und ich bin froh über die willkommene Abnahme lästiger Nebensächlichkeiten. Kann ich mich so doch auf die essenziellen Problematiken konzentriert.
Für meine Erschaffung des Übermenschen bleibe ich bei der Verwendung des Wiedergängerfluchs, bzw Subsatanz 14. Die anfänglichen Rückschläge, welche schon die Basisverwendung darstellte, sehe ich inzwischen als nicht mehr so niederschmetternde Problematik. Ich habe auf der Reise viele Berichte über die Seuche gelesen. Größtenteils militärische Abhandlungen, die sich mit der Bekämpfung beschäftigten und wissenschaftliche Beobachtungen nur in Ansätzen zuließen. Dennoch konnte ich zwischen den Zeilen bemerkenswerte Sachverhalte herausfiltern.
Es scheint mir verwunderlich das ich der Einzige sein soll, der die simple Logik erkennt. Lebewesen, egal welcher Rasse oder Herkunft, gehen Seite an Seite, im Einklang miteinander, in perfekter Harmonie. Die Reduzierung auf das niederste Grundbedürfnis, den Hunger, macht sie frei von allen, zivilisatorischen Fesseln. Wie kann es sein, dass niemand sieht, dass die Wiedergängerseuche kein Fluch, sondern ein Geschenk ist. Man zeigt uns die Nullstellung des Menschen, ja aller Völker des Universums und wir sind aufgefordert aus dieser Vorgabe etwas Gewaltiges, eine neue, eine endgültige Spezies zu schaffen.
Ich selbst werde diesen Weg des göttlichen Schaffens beschreiten und niemals von den kleinlichen Moralvorstellungen einer überalterten Spezies davon abhalten lassen.
Siris ist zu sehr Kind seiner Zeit gewesen um den göttlichen Hauch meiner Arbeit zu deuten. Ich verspüre darüber weder Zorn noch Frustration, weiß ich doch das es allen großen Denkern, zu allen Zeiten so ging. Daher lasse ich mich auch nicht durch meine momentane Flucht entmutigen. Es ist nur eine unbedeutende Unterbrechung, so wie auch die Evolution zu allen Zeiten ihre Pausen einlegte, oder gar die störenden Triebe vom Baum des Lebens entfernte. Die Menschheit selbst sieht nun die Schere angesetzt.
Körperlich geht es mir, berücksichtigt man die Strapazen der Reise und meinen permanent schlechten Gesundheitszustand, relativ gut. Die Überfahrt war ein konfuses Unternehmen, bei welchem Krankheiten aller Art grassierten. Ich tat mein Möglichstes um zu helfen und suchte mir als Bezahlung einige Probanden heraus, die ihr Lebenslicht löschten um meine flackernde Flamme weiter brennen zu lassen. Sie mögen es nicht gewusst haben, doch indem sie mein Leben verlängerten, war ihr Tod von größerer Bedeutung als das Sterben in diesem irrwitzigen, aber leider all zu typischen, Konflikt es jemals würde sein können. Arme Narren, sie glauben für etwas Heiliges zu kämpfen und bemerkten nicht einmal das Schergen ihres größten Widersachers mitten unter ihnen weilen. Oh ja, ich habe sie erkannt. Es sind mindestens drei, aber vermutlich noch mehr. Der eine fiel mir schon bei der Landung auf, denn mir stachen seine Krankheitsbilder ins Auge. Pestis organica in sehr frühem Stadium und Pertussis im fortgeschrittenen Stadium. Beides Krankheiten die den Mann längst ans Bett hätten fesseln müssen. Das er sich dennoch sichtlicher Vitalität erfreut, deuten auf einen Bund mit gewissen Mächten hin. Des weiteren ist da eine Frau mit einer sonderbaren Präsenz, welche mich an frühere Begegnungen mit den Verdammten erinnern. Das auch sie jemand ist, der in das Antlitz der Dunkelheit geschaut hat ist mir im Grunde klar, doch wurden letzte Zweifel ausgeräumt als ich ihren Begleiter gewahrte. Der Mann ist ein wahrhaftiger Hüne und die Brutalität seines Wesens steht ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Doch was mich wirklich verwirrte, ist die Tatsache das ich ihn zu kennen glaube. Kann es sein das er ebenfalls auf dieser Station war? Er erscheint mir größer als damals... irgendwie... ich weiß auch nicht... präsenter vielleicht?
Nun die Wahrscheinlichkeit spricht nicht eben dafür das ich einen niederen Krieger, eines unbedeutenden Renegatenführers, in Mitten einer Schar Glaubenskrieger wiederfinde. Dennoch werde ich ein Auge auf diese sonderbare Gruppe haben.
Derweil habe ich eigentlich andere Probleme. Ich muss schnellst möglich fort von diesen Fanatikern um meine Arbeit wieder aufnehmen zu können. Dazu brauch ich jedoch Gelder und davon nicht eben wenige. Außerdem mangelt es mir, im Grunde schon seit ich auf diesem Planeten ankam, an fähigen Helfern. Fräulein Fuchs ist überaus verständig und gewiss Meisterin in ihrem Fach, doch ich brauche ausgebildetes Wissenschaftspersonal. Diesem Umstand Abhilfe zu schaffen wird daher mein nächstes Anliegen sein.
Bis dato verdinge ich mich als Wundarzt und muss aus diesem Grund nun auch schließen. Gerade bekämpfen sich die beiden Fraktion, keine zwei Kilometer von hier und die ersten Opfer dieses Aufeinandertreffens werden soeben hereingebracht."