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Wallburg
#15
Tatsächlich hatten seine Stiefel eine ansehnliche Schlammkruste abbekommen, als er seinen Weg durch die Sümpfe suchte. Dennoch würde er seinen Vater auf den rüden Ton dieses Hausdieners aufmerksam machen. Pflichtbewusstsein war eine feine Sachen doch durfte sie nicht zu Lasten der Höflichkeit gehen. Schon gar nicht bei einem Gentleman, der als solcher zu erkennen war, ob Sohn des Hausherren oder nicht. Eine gewisse Etikette galt es schließlich zu wahren, wenn man die höheren Kreise nicht verwässern wollte. War Ignatz auch ein Mann, der dem Volk alles mögliche an Gutem gönnte, so wusste er doch auch, dass soziale Schichten ihre Abgrenzung nötig hatten. Nachdem er also die schmutzigen Reiterstiefel abgestreift hatte, erfolgte die Begrüßung seiner Familie. Das Bild war jenes, dass sie stets in der Erinnerung mit dem Wesen seines alten Herren verbinden würde. Der Geruch seines Tabaks, vermischt mit dem brennender Brackweidenscheite und der dominanten Schwere gewichtiger Bücher. Eine Spähe in der sein Vater zwar älter geworden war, die Gewohnheiten aber unveränderlich schienen. Es mutete ihm ungebührlich an, seinen Säbel in diesen Mikrokosmos hinein zu tagen, also gürtete er ihn ab und stellte die Waffe kurzer Hand in den Schirmständer im Flur. Es wäre ihm falsch vorgekommen die Außenwelt, welche der Säbel irgendwie zu symbolisieren schien, mit in sein Elternhaus zu bringen. Nicht das seine Erzeuger unpolitische Leute gewesen wären, ganz im Gegenteil. Die Debatten bei Tisch, zwischen seiner Mutter und seinem Vater, waren unter Gästen des Hauses gerade zu berühmt.
Papa! Ich hätte mich anmelden sollen. Er erwiderte den Händedruck und folgte in die gute Stube. Fast hätte mich euer Wachhund nicht ins Haus gelassen. Ein sehr resoluter Hausgeist, denn ihr da habt. Was ist denn aus dem alten Süßlich geworden? Sein alter Herr goss ihm einen Schwänker großzügig voll und Ignatz musste ihn mit einer Geste zum Einhalten auffordern. Es war ein edler Tropfen, ein Brandy aus Ris, wie das Etikett verriet. Teure Importware.
Mama ist bereits zu Bett, was? Er setzte das Glas unter die Nase und genoss den Geruch des Getränks für einige Sekunden, bevor er daran nippte. Wohlige Wärme vertrieb den kalten Weg durch die Nacht und den Groll auf den Bediensteten.
Es tut mir Leid das ich euch so überfalle, doch es war eine spontane Entscheidung. Ich musste raus aus Gohmor, die Decken sind mir dort auf den Kopf gefallen. Zu viel Leben kann einen zuweilen erdrücken. Ich erbitte also Asyl in eurem Hafen der Ruhe. Er lächelte sein, um etliche Jahre vorausgeeiltes, Ebenbild mild an.
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