10-16-2010, 05:12 PM
Würde man den klammen Raum in seiner Diagonalen etwa gleichmäßig teilen, so würde man feststellen das er in beiderlei Richtungen vom Mittelpunkt aus gerechnet wohl kaum mehr als drei Meter spannte. Der hervorstechende Geruch von stark chemischer Desinfektion haftete innerhalb des technisch perfekt inszenierten Düsternis, während ein scheinbar willkürlich generierter Lichtkegel allein die mit winzigen Kratzern versehene Tischfläche illuminierte. Im entfernten Winkel stand etwas wie ein Aufzeichnungsgerät, dahinter eine wohl mehrere zentimeterdicke Scheibe aus verstärktem Panzerglas, der Augenscheinlichkeit nach wohl verspiegelt, und das einseitig. Innerhalb des Lichtkegels lagen einige unsortierte Gegenstände, inszenierter Weise waren dies Aufzeichnungen des Zwischenfalls, ebenso wie der dicke Foliant welchen sie als religiösen Schmöker mitführte, sowie aufgerollte Peitsche und Fächer. Besonders dessen eigenwillige Dynamik betreffend ausfahrender “Krallen” schien es den örtlichen Sicherheitskräften angetan zu haben, weswegen der verhörende Beamte sich geradezu akribisch darüber gebeugt hielt. Ein bläulicher Schimmer klebte daran, kürzlich mit Luminol bearbeitet zeichneten sich offenbar Überreste irgendwelchen Blutes darauf ab, naheliegend genug das man derartiges als menschliches zu identifizieren glaubte. Dann war da das Buch, aufgeschlagen, etwa zur Mitte geöffnet, zwei gleichgroße “Stapel” links wie rechts. Eine einzelne Passage lag aufgeschlagen, in welcher vom Märtyrertod eines imperialen Heiligen die Rede war, sehr tiefgründig, sehr gläubig, nichts verdächtiges, allein das Alter schien etwas seltsam wie der Beamte empfand. Es wirkte durch seinen grotesken, schwarzen Ledereinbund deutlich älter denn es wirklich zu sein schien, es war bewusst künstlich “gealtert” worden. Dazu eine aufgerollte Bullenpeitsche, eine verdammte Bullenpeitsche, wo es doch hier im ganzen Sektor keinerlei “Bullen” gab, allerdings hatte er auch schon von derartigen Entgleisungen gerüchteweise gehört, manch einer mochte ja gepeitscht werden, diese Perversen hatten es aber auch sicherlich verdient wenn sie es schon wünschten. Überhaupt schien die Aufmachung des Frauenzimmers dem zu entsprechen, selten hatte er derlei “Kluft” außerhalb gewisser Etablissements - zu welchen er natürlich nur beruflich gerufen wurde - begutachtet. Selbst jetzt schien sie es auf irgendeine Weise zu genießen, dieses Verhör, die ganze Aufmerksamkeit um ihre Person, während man sie genötigt hatte auf dem eisernen Stuhl gegenüber der Spiegelfassade Platzzunehmen. Von etwaigen Hilfsmitteln wie Beruhigungsmitteln oder Handschellen hatte man zunächst abgesehen, die Physis der Frau schien nicht sonderlich gefährlich, geschweige den ihr allgemeines auftreten, mit Ausnahme ihres Inventars eben. Auch das mochte gewissermaßen zu einem bestimmten Berufsbild gehören, entartet aber durchaus anerkannt und gut bezahlt. Wie sehr er diese Menschen verachtete, sie und alles was man damit verbinden mochte und konnte, moralischer Verfall und sinnlose Verschwendung von Schekeln, sollten sie doch in der Gosse freiwilligen Dienst leisten, dann würden sie schon genug Demütigung und Schmerz für drei Lebenszeiten erhalten. Doch stand dies auf einem anderen Blatt. Resignierend wiederholte er den letzten Abschnitt des Protokolls.
“Ich wiederhole, Sie haben zwar eine gültige ID, gemäß Ihrer eigenen Aussage, führen diese allerdings nicht mit sich, genauso wenig wie Ihr Visum für Koron. Sie verfügen derzeit also über keinerlei Papiere, wie ich folgerichtig feststellen darf. Gemäß Ihrer eigenen Aussage wurden Sie also von einem gewissen Staatssekretär Tarik Sechun umworben, stammen aus besserem Hause und wurden auf dessen Anweisung hin von Tivelus II nach Koron III gebracht... Oder wie sie es sagen, entführt, dieser Geistliche, Vater Adrian Dean, habe Sie dann über Umwege von Ihrem “eskortierenden” Personal befreit, beziehungsweise war er gerade dabei als plötzlich der Schuss fiel welcher einen unserer Beamten fällte. Ist dies soweit korrekt?”
“Ich bestätige Ihre Angaben soweit, Herr Wachtmeister und habe diesem nichts hinzuzufügen... Ich würde nur gerne... Meine Familie wiedersehen... Und endlich von diesem Moloch verschwinden können...”, dabei senkte sie das Haupt und ließ einige gekünstelte Tränen fließen, Theatralik war so eine Sache für sich, vor allem wenn man bedachte das diese Beamten tagtäglich damit zu schaffen hatten, umso überzeugender musste man also vorgehen, “Bitte, Sie können ja den Vater nochmals befragen... Er kann Ihnen dies sicherlich bestätigen... Meine Papiere müssten aber noch diese... Bestien... Diese Entführer haben... Jener dort... Mit der metallenen Maske, ja...”, sie verwies mit dem Zeigefinger auf den Fürsten von Rasankur, welcher eben durch das Bild der Sicherheitskameraaufzeichnung huschte, wenn selbst diese Aufzeichnung gute vierzehn Stunden alt war, “Dieser war zweifellos der Anführer, drohte gar mehrmals mich zu vergewaltigen und umzubringen wenn ich etwas sagen würde während wir durch die Straßen ziehen würden...”
“Ich wiederhole, Sie haben zwar eine gültige ID, gemäß Ihrer eigenen Aussage, führen diese allerdings nicht mit sich, genauso wenig wie Ihr Visum für Koron. Sie verfügen derzeit also über keinerlei Papiere, wie ich folgerichtig feststellen darf. Gemäß Ihrer eigenen Aussage wurden Sie also von einem gewissen Staatssekretär Tarik Sechun umworben, stammen aus besserem Hause und wurden auf dessen Anweisung hin von Tivelus II nach Koron III gebracht... Oder wie sie es sagen, entführt, dieser Geistliche, Vater Adrian Dean, habe Sie dann über Umwege von Ihrem “eskortierenden” Personal befreit, beziehungsweise war er gerade dabei als plötzlich der Schuss fiel welcher einen unserer Beamten fällte. Ist dies soweit korrekt?”
“Ich bestätige Ihre Angaben soweit, Herr Wachtmeister und habe diesem nichts hinzuzufügen... Ich würde nur gerne... Meine Familie wiedersehen... Und endlich von diesem Moloch verschwinden können...”, dabei senkte sie das Haupt und ließ einige gekünstelte Tränen fließen, Theatralik war so eine Sache für sich, vor allem wenn man bedachte das diese Beamten tagtäglich damit zu schaffen hatten, umso überzeugender musste man also vorgehen, “Bitte, Sie können ja den Vater nochmals befragen... Er kann Ihnen dies sicherlich bestätigen... Meine Papiere müssten aber noch diese... Bestien... Diese Entführer haben... Jener dort... Mit der metallenen Maske, ja...”, sie verwies mit dem Zeigefinger auf den Fürsten von Rasankur, welcher eben durch das Bild der Sicherheitskameraaufzeichnung huschte, wenn selbst diese Aufzeichnung gute vierzehn Stunden alt war, “Dieser war zweifellos der Anführer, drohte gar mehrmals mich zu vergewaltigen und umzubringen wenn ich etwas sagen würde während wir durch die Straßen ziehen würden...”