06-24-2010, 01:42 AM
von hier
Die Sonne brannte wieder erbarmungslos herab. Im Palast, in dem Lyra bis vor kurzem noch war, war es angenehmer. Im Thronsaal herrschte zwar eine bedrückende Atmosphäre, aber zumindest gab es keine direkte Sonne. Die Worte, welche von der Umgebung im Thronsaal zurückgeworfen wurden, schienen nicht, als ob das Gestein die Schuld daran hatte. Es schien vielmehr, als ob ein kleines, gemeines Wesen irgendwo an der Decke saß und zu ihnen sprechen würde. Zu ihrem Glück, hatte Lyra nichts bedeutendes zu Sagen, weshalb sie auch recht schnell wieder den Thronsaal verlassen konnte. Sie erfuhr noch, dass sich der Heermeister, den sie aufsuchen sollte, auf dem Flugfeld befand. Fast schon lustig... vom Flugfeld zum Palast eilen, und dann wieder zum Flugfeld. Aber Lyra würde sich nicht beschweren. Sie hatte weder das Recht dazu, noch war sie in einer Position, in der sie sich etwas anderes als den Tod hätte erhoffen können.
Und wenn man schon vom Tod sprach, der Gürtel, bestehend aus aus dem Boden herausragenden Pfählen, manche leer, manche besetzt, manche Besitzer tot, manche lebend, manche vor Qual schreiend, weil ihnen soeben von Getier das Auge ausgepickt wurde, und manche in eine gleichgültige Stille versunken, in der Gewissheit, dass sie sterben würden, oder einfach weil ihnen die Teile des Halses, welche für die Schallerzeugung von Nöten waren, nicht mehr existent waren. In jedem Fall waren alle diese Wesen, ob Mensch oder Mutant, zum Tode verdammt. Bei manchen krochen bereits die Insekten herum. Bei manchen außen herum, bei manchen hinein. Und diese Wesen achteten keineswegs darauf, ob ihr Opfer noch am Leben war, oder nicht. Unweigerlich erinnerte sich Lyra an die Szene vor dem Thronsaal, als sich ein großer Tausendfüßler aus dem Ärmel dieser einen Gestalt heraus gewunden hatte, und gleich daraufhin wieder in diesem verschwunden war. Dieses Ereignis an sich erzeugte nur einen recht großen Anflug von Ekel, doch viel schlimmer war es, dass es sie dazu gebracht hatte, an die Szene eines gepfählten Mannes zu denken, welchem bereits die Augen ausgestochen wurden, und dem gerade ein Käfer in die Augenhöhle krabbelt. Sehr zu ihrem Glück hatte sie es geschafft, sich nicht zu übergeben. Und genauso schaffte sie es nun auch wieder. Diese Passage überwandte sie, indem sie den Atem angehalten und die Augen beinahe durchgängig geschlossen hielt.
Desweiteren schien sich Lyra als Anführerin der Kolonne heraus zu kristallisieren, wohl einfach weil sie diejenige war, die den Weg kannte. Kurz genoss sie es, dass sie ein bestimmtes Maß an Kontrolle hatte. Sie könnte die Gruppe wohl an der Nase herumführen, doch sie machte es nicht. Sie führte sie stattdessen zielsicher zum Flugplatz.
Dieser war, mit normalen Augen gesehen, nicht mehr, als eine große, freie Fläche, auf der keine Gebäude standen. Auf dieser standen gleich zwei Flugmaschinen, zum Einem der HP-MK3 von Lyra, der Helikopter mit den seitlich angebrachten Schwenkrotoren, welcher gerade betankt wurde, und dann noch der Luftüberlegenheitsjäger Rasankurs, mit seiner eigenhaften Form, welche eher an eine bemannte Bombe, als an einen Jäger erinnerte. Wie ein Flugzeug, dem die Tragflächen fehlten. Lyra hätte den Sklaven beim Befüllen des Tanks helfen können, aber zum Einem wurde sie auch schon vom Heermeister, unter Benutzung ihres Kosenamens, zu sich gerufen, und zum Anderem... wenn sie ihnen nun die Arbeit abnehmen würde... wer weiß, welche Arbeiten die Aufseher ihnen dann geben würden.
Ihr wurde erklärt, dass man Promethium hergestellt hatte. Wahrscheinlich wurde dieses auch soeben in den Tank eingefüllt. Nicht Fabrikrein, natürlich, aber Promethium?! Selbst wenn sie das 1:1 verdünnen würden, das ist starker Brennstoff! Dann erhielt sie noch einen Satz Anflugcodes. Sie ließ sich die Hand auf den Kopf legen, ein Zeichen des Segens.
Ich danke euch. Für alles. Der Brennstoff wird uns genausoviel helfen, wie die Anflugcodes. Eure Männer werden sich nicht umsonst der Gefahr ausgesetzt haben, und die Gefallenen werden nicht grundlos gestorben sein.
Dann trat sie auf ihren Flieger zu. Mit der Hand glättete sie sich kurz die Haare, welche durch den Heermeister mit seiner gut gemeinten Geste durcheinander gebracht worden waren. Der Aufforderung, sich umzuziehen, kam sie nicht nach. Sie hatte jetzt einen Pilotenoverall, dieser war nichts ungewöhnliches, erst recht nicht für eine Pilotin. Sie besah sich des Codes, welchen sie entgegengenommen hatte. Allein beim Gedanken, dass zwei Männer für diesen Code gestorben sind... Aber sie hatte sich richtig verhalten. Sie hatte sich vor dem Heermeister bedankt und ihm versichert, dass sein Mann nicht umsonst gestorben ist. Sie hatte es jedoch unterlassen, ihm zu sagen, dass sie selbst noch immer ihren eigenen Code hatte. Doch nun... Promethium! Verdammt! Darüber, dass es nicht rein war, machte sie sich keine Sorgen. Die Filter würden ihre Dienste leisten. Doch etwas anderes bereitete ihr Sorgen. Dieses Etwas brachte sie dazu, die in die Seitenwand, direkt zwischen Cockpit und seitlich aufschiebbare Seitentüre eingelassenen Sprossen hinauf zu klettern. Das Metall an der Oberseite des Fliegers war von der Sonne bereits erhitzt worden. Leise flüsterte sie die Rite, welche den Maschinengeist besänftigen sollte. Zwar war sie noch immer nicht sicher, ob es denn nun einen Maschinengeist gab oder nicht... aber besser, man geht auf Nummer sicher. Dann öffnete sie den Verschluss der Turbinenklappe auf der Oberseite und stellte den Regler für die Einspritzzufuhr ein. Dann schloss sie die Klappe auch sogleich wieder. Kein Sand sollte hier herein kommen.
Promethium! Das wird in Flammenwerfern benutzt! Das ist viel stärker, als das Gemisch, welches sie normalerweise benutzte. Wenn sie die Regelung nicht zurückgedreht hätte... auf das viel Stärkere Gemisch eingestellt hätte... Es hätte sie nicht gewundert, wenn die Kreisbewegung der beiden Rotoren ein eigenes Schwerkraftfeld erzeugt hätten... kurz bevor der gesamte Flieger und die Umgebung sich in einen Feuerball verwandelt hätte.
Lyra machte sich gerade daran, die Schutzplanen von den Rotoren und Turbinendüsen zu entfernen, als sich Magal wohl dazu entschlossen hatte, als Prediger aufzutreten. Was er da sagte, war offensichtlich ein Witz... aber wie hatte sie zu reagieren? Einfach lachen? Den Aquila vor der Brust formen? Nein... lieber einfach nichts tun. Das Eine könnte nicht als Witz verstanden werden... ihr Tod wäre die Folge... und lachen traute sie sich nicht. Natürlich... den Imperator gab es wahrscheinlich nicht einmal... nur hatte sie bis vor kurzem noch an den Imperator geglaubt, und ganz so schnell loslassen konnte sie nicht. Sie betete zwar nicht mehr zu ihm... aber über das Sinnbild der Religion Scherze zu machen? Das konnte sie noch nicht. Also machte sie sich einfach weiter daran, die Planen zu entfernen. Danach erst würde sie die Türen des Fliegers öffnen und mit den weiteren Startvorbereitungen beginnen... und eine Flasche Wasser zu sich nehmen.
Die Sonne brannte wieder erbarmungslos herab. Im Palast, in dem Lyra bis vor kurzem noch war, war es angenehmer. Im Thronsaal herrschte zwar eine bedrückende Atmosphäre, aber zumindest gab es keine direkte Sonne. Die Worte, welche von der Umgebung im Thronsaal zurückgeworfen wurden, schienen nicht, als ob das Gestein die Schuld daran hatte. Es schien vielmehr, als ob ein kleines, gemeines Wesen irgendwo an der Decke saß und zu ihnen sprechen würde. Zu ihrem Glück, hatte Lyra nichts bedeutendes zu Sagen, weshalb sie auch recht schnell wieder den Thronsaal verlassen konnte. Sie erfuhr noch, dass sich der Heermeister, den sie aufsuchen sollte, auf dem Flugfeld befand. Fast schon lustig... vom Flugfeld zum Palast eilen, und dann wieder zum Flugfeld. Aber Lyra würde sich nicht beschweren. Sie hatte weder das Recht dazu, noch war sie in einer Position, in der sie sich etwas anderes als den Tod hätte erhoffen können.
Und wenn man schon vom Tod sprach, der Gürtel, bestehend aus aus dem Boden herausragenden Pfählen, manche leer, manche besetzt, manche Besitzer tot, manche lebend, manche vor Qual schreiend, weil ihnen soeben von Getier das Auge ausgepickt wurde, und manche in eine gleichgültige Stille versunken, in der Gewissheit, dass sie sterben würden, oder einfach weil ihnen die Teile des Halses, welche für die Schallerzeugung von Nöten waren, nicht mehr existent waren. In jedem Fall waren alle diese Wesen, ob Mensch oder Mutant, zum Tode verdammt. Bei manchen krochen bereits die Insekten herum. Bei manchen außen herum, bei manchen hinein. Und diese Wesen achteten keineswegs darauf, ob ihr Opfer noch am Leben war, oder nicht. Unweigerlich erinnerte sich Lyra an die Szene vor dem Thronsaal, als sich ein großer Tausendfüßler aus dem Ärmel dieser einen Gestalt heraus gewunden hatte, und gleich daraufhin wieder in diesem verschwunden war. Dieses Ereignis an sich erzeugte nur einen recht großen Anflug von Ekel, doch viel schlimmer war es, dass es sie dazu gebracht hatte, an die Szene eines gepfählten Mannes zu denken, welchem bereits die Augen ausgestochen wurden, und dem gerade ein Käfer in die Augenhöhle krabbelt. Sehr zu ihrem Glück hatte sie es geschafft, sich nicht zu übergeben. Und genauso schaffte sie es nun auch wieder. Diese Passage überwandte sie, indem sie den Atem angehalten und die Augen beinahe durchgängig geschlossen hielt.
Desweiteren schien sich Lyra als Anführerin der Kolonne heraus zu kristallisieren, wohl einfach weil sie diejenige war, die den Weg kannte. Kurz genoss sie es, dass sie ein bestimmtes Maß an Kontrolle hatte. Sie könnte die Gruppe wohl an der Nase herumführen, doch sie machte es nicht. Sie führte sie stattdessen zielsicher zum Flugplatz.
Dieser war, mit normalen Augen gesehen, nicht mehr, als eine große, freie Fläche, auf der keine Gebäude standen. Auf dieser standen gleich zwei Flugmaschinen, zum Einem der HP-MK3 von Lyra, der Helikopter mit den seitlich angebrachten Schwenkrotoren, welcher gerade betankt wurde, und dann noch der Luftüberlegenheitsjäger Rasankurs, mit seiner eigenhaften Form, welche eher an eine bemannte Bombe, als an einen Jäger erinnerte. Wie ein Flugzeug, dem die Tragflächen fehlten. Lyra hätte den Sklaven beim Befüllen des Tanks helfen können, aber zum Einem wurde sie auch schon vom Heermeister, unter Benutzung ihres Kosenamens, zu sich gerufen, und zum Anderem... wenn sie ihnen nun die Arbeit abnehmen würde... wer weiß, welche Arbeiten die Aufseher ihnen dann geben würden.
Ihr wurde erklärt, dass man Promethium hergestellt hatte. Wahrscheinlich wurde dieses auch soeben in den Tank eingefüllt. Nicht Fabrikrein, natürlich, aber Promethium?! Selbst wenn sie das 1:1 verdünnen würden, das ist starker Brennstoff! Dann erhielt sie noch einen Satz Anflugcodes. Sie ließ sich die Hand auf den Kopf legen, ein Zeichen des Segens.
Ich danke euch. Für alles. Der Brennstoff wird uns genausoviel helfen, wie die Anflugcodes. Eure Männer werden sich nicht umsonst der Gefahr ausgesetzt haben, und die Gefallenen werden nicht grundlos gestorben sein.
Dann trat sie auf ihren Flieger zu. Mit der Hand glättete sie sich kurz die Haare, welche durch den Heermeister mit seiner gut gemeinten Geste durcheinander gebracht worden waren. Der Aufforderung, sich umzuziehen, kam sie nicht nach. Sie hatte jetzt einen Pilotenoverall, dieser war nichts ungewöhnliches, erst recht nicht für eine Pilotin. Sie besah sich des Codes, welchen sie entgegengenommen hatte. Allein beim Gedanken, dass zwei Männer für diesen Code gestorben sind... Aber sie hatte sich richtig verhalten. Sie hatte sich vor dem Heermeister bedankt und ihm versichert, dass sein Mann nicht umsonst gestorben ist. Sie hatte es jedoch unterlassen, ihm zu sagen, dass sie selbst noch immer ihren eigenen Code hatte. Doch nun... Promethium! Verdammt! Darüber, dass es nicht rein war, machte sie sich keine Sorgen. Die Filter würden ihre Dienste leisten. Doch etwas anderes bereitete ihr Sorgen. Dieses Etwas brachte sie dazu, die in die Seitenwand, direkt zwischen Cockpit und seitlich aufschiebbare Seitentüre eingelassenen Sprossen hinauf zu klettern. Das Metall an der Oberseite des Fliegers war von der Sonne bereits erhitzt worden. Leise flüsterte sie die Rite, welche den Maschinengeist besänftigen sollte. Zwar war sie noch immer nicht sicher, ob es denn nun einen Maschinengeist gab oder nicht... aber besser, man geht auf Nummer sicher. Dann öffnete sie den Verschluss der Turbinenklappe auf der Oberseite und stellte den Regler für die Einspritzzufuhr ein. Dann schloss sie die Klappe auch sogleich wieder. Kein Sand sollte hier herein kommen.
Promethium! Das wird in Flammenwerfern benutzt! Das ist viel stärker, als das Gemisch, welches sie normalerweise benutzte. Wenn sie die Regelung nicht zurückgedreht hätte... auf das viel Stärkere Gemisch eingestellt hätte... Es hätte sie nicht gewundert, wenn die Kreisbewegung der beiden Rotoren ein eigenes Schwerkraftfeld erzeugt hätten... kurz bevor der gesamte Flieger und die Umgebung sich in einen Feuerball verwandelt hätte.
Lyra machte sich gerade daran, die Schutzplanen von den Rotoren und Turbinendüsen zu entfernen, als sich Magal wohl dazu entschlossen hatte, als Prediger aufzutreten. Was er da sagte, war offensichtlich ein Witz... aber wie hatte sie zu reagieren? Einfach lachen? Den Aquila vor der Brust formen? Nein... lieber einfach nichts tun. Das Eine könnte nicht als Witz verstanden werden... ihr Tod wäre die Folge... und lachen traute sie sich nicht. Natürlich... den Imperator gab es wahrscheinlich nicht einmal... nur hatte sie bis vor kurzem noch an den Imperator geglaubt, und ganz so schnell loslassen konnte sie nicht. Sie betete zwar nicht mehr zu ihm... aber über das Sinnbild der Religion Scherze zu machen? Das konnte sie noch nicht. Also machte sie sich einfach weiter daran, die Planen zu entfernen. Danach erst würde sie die Türen des Fliegers öffnen und mit den weiteren Startvorbereitungen beginnen... und eine Flasche Wasser zu sich nehmen.