06-10-2010, 08:43 PM
Ein weiterer Tropfen, er hatte sie nicht gezählt und doch entschwand mit jedem von ihnen ein Teil dessen was seine Existenz ausmachte. Unbekannte Energie, wie ein kurz entfachter Windhauch, zerschellte zu seinen Füßen und infizierte das edle Gold mit Flüssen der Verderbtheit. Schuldig wich er zurück, sah sein Vorsatz diesen sonderbaren Raum unangetastet zu lassen nun dahingeschieden. Schnell musste er erkennen, das Ausmaß würde weitaus größer ausfallen als es die Ursache auch nur im geringsten vermuten lies. Der glänzend kalte Marmor erwachte zum Leben, machte gar den Anschein als würde er leicht pulsieren und in wenigen Augenblicken war der ganze Raum davon erfasst. Entgegen dem unheiligen Schein des Steines prangte der mittig platzierte Sitz nun wie ein königlicher Thron, verlockend und einladend, und dennoch besaß der Jüngling noch immer so viel Willensstärke ihm zu widerstehen. Farbenfrohe Facetten erlösten ihm vom starrenden Blick, lenkten seine Aufmerksamkeit nun auf die zuvor so dunkel schweigenden Spiegel, die nun unglaubliche Bilder aus dem Nebel in die Schärfe zogen. Ehrfurcht und Erstaunen ließen ihn in seinem Schritte wanken als er sich in eine fremde und doch wunderschöne Welt versetzt sah. Blühend saftige Wiesen, grasende Wesen, das Fell fein und glänzend. Dazwischen der Lauf eines Flusses, das Wasser darin klar und einladend davon zu kosten oder gar das kühle Nass auf der Haut zu genießen. Ausläufer dichter, tropischer Wälder. Voller Leben, angefangen vom kleinsten und sonderbarsten Insekt bis hin zu grazilen Jägern, tödlich und schön zugleich, doch strahlten sie keine Gefahr sondern nur edle Erhabenheit aus. Ad`razbe schwenkte seinen Kopf langsam herum, ging somit tiefer in den Wald hinein, bahnte sich einen Weg durch dichtes und überwuchertes Geäst, vorbei an farbenprächtigen Blüten. Schon bald fand er sich an einer markanten Stelle wieder, denn dort wo sich durch das dünne Blätterdach Sonnenstrahlen in der Feuchtigkeit abzeichneten stand er – Der Thron. “Wo bin ich...“ hauchte er heißer und erkannte erst jetzt die vielartige Symbolik, geschnitzt in knorrigen Hölzern, gehauen in gefärbten Steinen, vereint zu fremden götzengleichen Formen. Die Bedeutung war gänzlich unbekannt und es hätte so harmlos scheinen können, doch bemerkte er nun auch die beobachtenden Augenpaare aus dem tiefen Dickicht. Sie verschwanden, wanderten, er sah huschende Schatten, ein Gefühl als würden sie ihn umkreisen. Wo war er hier gelandet? Die Existenz dieser Spiegel war bereits vergessen, so echt die Umgebung, die Atmosphäre und der Jüngling sah sich bereits in einer anderen Welt, streckte einer seiner blutigen Hände von sich weg als wolle er in die Richtung des Thrones greifen, unwissend wie er in der Realität mit seinen Fingerspitzen die scheinbar glatte Oberfläche nun berühren sollte.