09-09-2008, 11:41 PM
Der gohmoranische Gossenläufer musste wohl ein größeres “Schlagloch” oder dergleichen gekreuzt haben, derart gebar sich die motorisierte Lastmaschinerie jedenfalls. Schlingernd zwang sie Melanie förmlich der physikalischen Ordnung gemäß, umzufallen, was wohl im letzten denkbaren Augenblick durch einen ebenso kräftigen Ruck des Blutjüngers kompensiert wurde. Aktio est reaktio. So fand sie sich weniger vergnüglich an dessen beschädigter Seite wieder, bedachte für einen schmerzhaft geringen Augenblick, wie dessen freigelegter Brustkorb grob zerstochen worden war. Etwas das sie allerdings rasch verdrängte, als sich dessen nachdenkliches Grau-Blau durch ihre geschwächte Seele zu bohren schien. Merklicher als sie es für möglich gehalten hatte, zuckten halbreflexartige Schwingungen durch ihren Leib, so schloss sich ihre linke Hand um seine fiebernass herabhängendes Haupthaar. Eigentümlich genug, wie sie befand. Die scharfkantigen Nägel in seinem starken Nacken krümmend, merkte sie noch während seiner Worte, das wärmende Gefühl seines dämonischen Vitae an ihren Kuppen, was in ihrem Halse gleichfalls kribbeln verursachte, wie ein lange unterdrückter Drang nach frischem Wasser. Exzessiv drangen geflüsterte Wortfetzen archaischer, summender Stimmen an ihr empfängliches Ohr, noch immer dehnten und entspannten sich die geröteten Lippen des Khorniten, während sich rein metaphysisch betrachtet, Worte in lebendige Masse wandelten. Kopfschüttelnd erwiderte sie resignierend ihre vollführte Handlung, noch ehe sie wahrlich geschehen war. Man mochte handeln wie man wolle, aber sich niemals vollkommen irgendwelchen “Gespinsten” hingeben, wie sie befand. War das nicht auch reiner Kern seiner gesprochenen Materie? Doch was seine Zunge verlautbarte, war in diesem Falle gleichsam nutzlos, war ihr “innerlicher” Disput doch kein physisch zerstörbar Feind, sondern lediglich fremder Impuls, sie zu obskuren Handlungen nötigend. Noch eben wollte sie gar, abgeschliffene, spitz zulaufende Zähne an ihren Ohrläppchen gespürt haben, wie ein “orgiastischer” Hauch sinnlichster Dekadenz schwelgten sie in morbiden Versprechungen. Der dämonischen Sirenen sündiger Lockgesang, als sich rollende Gunstbekenntnisse, ausschweifende Zeremonien und erlogene Versprechungen imposanter Macht in ihr Bewusstsein drängten. Kogan hatte gar nicht erst begriffen worum es wahrhaftig ging, nicht um simple, kurzweilige Werke blasphemischer Vernichtungszüge, sondern um der ungesüßten, lüsternen Dekadenz purer Essenz. Krieg war dumpfes Schlächterhandwerk, langweiliges, monotones Gewäsch nutzloser Verheißung, wie eben alles was vom grobschlächtigen Herrschersaum des bronzenen Thrones an Exkrement herabfließen mochte. Nein, dies waren weder Gefährten noch existenzwerte Schöpfungen, ordern lediglich mistiger Unrat, sei es der wankelmütige Kogan, sein blutlüsterner Sklave Balius oder jener, welcher nicht kosten durfte, von den Früchten süßesten Sündenfalls, welcher allen Sterblichen gleichermaßen versprochen war, sofern sie sich nur SEINER hedonistischen Perfektion hingaben. Sofern sie nur jene simple, reine Wahrheit begriffen, und den höchsten aller Götter, genannten Prinzen huldigten. Und wie einfach es doch war, musste der einfache Mensch doch nichts mehr tun, als seinen natürlichen Trieben folgend, geschäftig von Mann zu Weib, Mann zu Mann, Weib zu Weib sein. Wie reizend doch deren Blüten, welche sich seiner makellosen Kunst verschrieben, Gemälde deren epische Ausmaße, jeden Geist binnen weniger Herzschläge niederzwangen, oder jener eine Magister hoher Chirurgie, welcher dank seiner milden Gaben befähigt war, jegliche Kur zu ersinnen, um somit selbst den verhassten Großvater niederzuringen. Ja… nur diese eine Hingabe war gefordert, nur die eigene Selbstverwirklichung, der ursprüngliche Trieb nach dem größeren Glück, was mochte daran schon falsch sein? Antiquierte Scholaren kündeten das persönliches Wohlbefinden niemals über dem Anderer stehen durfte, doch fanden nicht auch sie, in diesem Wissen ihren butterlosen Trost? Sie selbst bespeichelten und besudelten diese voreiligen Worte, während sie sich als größte Philosophen huldigen ließen und in eben diesem göttlichen Glanze, selbst seinen Tugenden verfielen. Letztlich waren sie alle nur gleiche, Brüder unter Brüdern. Belächelnd beschwang seine einlullende, beschwichtigende Rede, das geistige Vermögen, ließ klar geschnittene Grenzen achtlos verwischen und süßte jegliche Missgunst wider den brabbelnden, muskelbepackten Ochsen da. Wer war er schon, IHR derartige “Vorschriften” aufdrücken zu wollen? SEIN verhasstes Brandeisen zerstörte doch nur die verheißungsvolle Blüte der perfekten Existenz, ertränkte sie im salzigen Sanguin, wo doch dieser Weg soviel harmonischer war! Ihr war als zögen sich glühende Schraubstöcke um ihre dargeboten Hand zusammen, wahnwitzige Mechanismen gruben sich in ihr ungeschütztes Fleisch, derart brutal “krallten” sich seine Glieder hinein. Mit einem Male besah sie diesen schimmernden Recken, welcher ihr so dienstfreudig Schild und Schwert zur Seite stellte, mit ganz anderen, geöffneten Augen. Verräter… Mörder… Rückenstecher. Nun, sie wusste das jener wahrlich solche Taten wieder und wieder begangen hatte, das er sich an deren unnötiger Gewalt ergötzte und sich nahezu berauschte, während so viel Kultur achtlos vernichtet wurde. Anmutig schlang sie ihren linken Arm um seinen Nacken herum, gerade soweit wie sie ihn erreichen konnte. Liebliches Lächeln suchte sich um ihre prallen Lippen zu spielen, während sie sich an den Schlachtenversierten Leib seines Jüngers schmiegte. Vollkommen absurd leicht, vermochte sie ihre festgekeilte Hand aus seiniger zu lösen, glitt über den rauen Bezug ihrer beider gewobener Unterlage, koste mit ihrem Blondschopf gar schmeichelnd seine Schulter, ehe sie ihr linkes Bein über seinen Schoß streckte. Vermochte dies nicht zu wirken, so umgarnte sie nun seinen trägen Verstand, während sie die zärtliche Umarmung ihres Armes nutzend, enger an seine ungeschützte Brust heranrückte. In einem durch ihre plötzliche “Zugänglichkeit” ausgelösten Moment sorgloser “Unachtsamkeit”, glitt sie über ihre bebenden Flanken hinab in die aufgeknöpften Seitentaschen ihres Trenchcoats. Über eine samtigweiche, flüssige Bewegung, streichelte ihre nur halbgeöffnete Hand über ihn hinauf, übergab heimlichst deren Inhalt, welcher alsbald ungesehen in seinem Nacken, silbernes Unheil verkündete. Eindringlicher, vielfaches lüsterner, fordernder, überschwänglich vor ungeahnten Sinnesreizen, wisperte jener Mund nun ekstatisch dekadenteste Zuzüglichkeiten. Folge leistend, schlug sie verrucht-erotisierend die Lider auf, hauchte einen angedeuteten Kuss an seine Wange, ehe sie mit der äußersten Zungenspitze eine liebliche Zärtlichkeit andeutete. Naturgemäß wandte sich sein verdutztes Gesicht leicht ihrer wonnigen Verführung zu, die rechten Finger schlossen sich sanft um seine Schulter, selbiges rückte die linken nach, so auch sein baldiges Verhängnis. Nur noch Millimeter, kein weiterer vergeudeter Atemzug, glühenden Verlangens umschlossen ihre Lippen seinige…