05-27-2010, 08:56 PM
Wie traumatisiert starrte er in den sich verflüchtigenden Albtraum, lies die düsteren Schwaden ihres Weges ziehen und sich wieder mit den Schatten vereinen die jenen Schlächter ausgespuckt hatten. Noch immer durchpumpte ihn die Hitze des inneren Gefechts, lies den heißen Atem in den kühlen Raum verfließen und nur langsam realisierte sein Körper, dass die Bedrohung sich verzogen hatte. Dennoch hinkte der Verstand der Situation noch hinterher, versuchte das Geschehene in die Ordnung des reellen Gefüges einzugliedern. Die Zeit des Spiels, der Scharlatanerei fand hier sein Ende. Vorbei das neckische Treiben und hohes Gebahren, es war keine Zauberei die ihm das vor Augen geführt hatte, widerspenstig fügte er sich der Hexerei und begann mit neuem Glauben. Sein Körper erbebte zitternd als die Stimme des altem Mannes erklang und die Früchte seiner Befreiung den Fingern entlang auf den kalten Stahltisch tropfte. "Hier wird es also beginnen..." Gehaucht, nicht gesprochen, eine sinnierende Stimme auf der Suche, mehr waren seine Worte nicht. Die Verzweiflung im Rücken trieb in in den vermeidlichen Abgrund und doch atmete er noch die verfaulte Luft, schmeckte kupfernen Wein und besah sich in jener Folterkammer. Die zuvor noch unbesorgte Miene war angespannt, sah nun Weisheit und verspürte eine seltsame Aura wo er zuvor noch einen geblendeten Greis erblickte. Schatten, keine lichtverschonten Flecken sondern Tore zu einer anderen Welt, immerdar und ein Mahnmal an jene die leichtsinnig in ihrer Gegenwart wandelten und sprachen. Gehorsam hing er an den trockenen Lippen, saugte das in sich auf was über sie glitt und vergeudeute keine weitere Geduld. Hastig kreiste der Kopf zu allen Seiten, während er sich mit seinen Armen auf der Oberfläche abstützte. Seine Hände drohten abzurutschen, verschmierten das nasse Dunkel zu grotesken Formen und suchten immer wieder neuen Halt. Neben leichten Sezierbesteck erspähte er weitaus gröberes Werkzeug, das man zum Teil genauso gut hätte zum Schürfen in den Mienen oder bei anderen handwerklichen Tätigkeiten hätte finden können. Ein eiserner Pickel, nur wenig weit entfernt davon ein Hammer, der diesen mühelos durch Knochen treiben könnte. Ad`razbe schob sich zur Kante des Tisches und lehnte sich über den Spalt zwischen diesem und der Anrichtung wo er die Hilfsmittel zu seiner Befreiung gefunden hatte. Bereits beim ersten Versuch war für ihn die fehlende halbe Armlänge ersichtlich, resigniert beugte er sich wieder zurück und seine Stirn zog sich in Falten. Er spürte nun das Pochen in seinen Händen stärker werden und grimmig verzog er seine Mundwinkel. Abschätzend begutachtete er nochmals die Entfernung, zog mit seinen Beinen an den eisernen Verriegelungen die bereits jetzt keine weitere Freiheit mehr zuliesen. Ein tiefer Atemzug, dann ein erneuter Versuch, doch dieses Mal verlagerte er die Hüfte über die Kante heraus. Sein Gewicht presste die Fußgelenke gegen das Metall und Ad`razbe rutschte ein gequältes Stöhnen über die Lippen, als er sein fleischliches Gefängnis unter Spannung setzte um nicht mit dem Kreuz in Richtung Boden abzusacken, sondern den Oberkörper und somit auch die Arme näher an sein Ziel zu bringen. Knapp, aber es fehlte gerade einmal die Länge einer Fingerspitze. Der andere Arm glitt zur Kante, presste ihn noch weiter ab. Blut quoll unter der aufgeriebenen Haut an den Füßen hervor, die Muskeln schmerzten überstreckt, seine Lunge ächzte unter dem erpressenden Druck des Brustkorbs. Stöhnend ertasteten seine Fingerspitzen beide Werkzeuge, gleiteten Mehrmals davon ab, bekamen sie jedoch zu fassen und zogen sie weiter an sich heran, bis er sie schließlich zu sich auf den Tisch nehmen konnte, dann schob er seinen Körper wieder auf die kalte Platte, hechelte nach Luft angepeitscht durch Schmerz und Anstrengung, die Lunge brannte. Fest umschlossen seine Hände die beiden Werkzeuge, es war keine Zeit für Rücksicht auf Blessuren. Den Pickel dort angesetzt wo die beiden Bügel durch ein Schloss zusammengehalten wurden und mit neuer Hoffnung auf endgültige Freiheit schwang er Metall gegen seinesgleichen und trieb das Werkzeug wie ein Keil in die immer größer werdende Lücke. Seine Hände, geschunden und nie für solch körperliche Arbeit geschaffen, kannten nun keine Gnade mehr sich selbst gegenüber, entluden Emotionen in strafender Kraft, sprengten die letzten Pforten und mit dem letzten Aufschrei berstenden Metalls fielen Hammer und Pickel achtlos zu Boden. Frei! Seine Augen schlossen sich, und er genoss das wiedergewonnene Gut.