04-10-2010, 12:45 PM
Noch lange hallten die Worte vom Leutnant Morrison in ihrem Kopf. Unermüdlich ging sie immer weiter. Mit der Waffe in ihren Händen ging sie die Gänge entlang. Nicht weil sie Angst hatte, sie könnte auf einen dieser Xeno treffen, sondern weil sie neben der Taschenlampe keine andere Lichtquelle hatte. Und natürlich fand sie den Schraubenzieher nicht, weil sie sonst die Lampe vom Lauf der Waffe hätte ablösen können. Gerne hätte sie auch den Helm abgenommen, aber sie wusste nicht so recht, ob beim Absturz nicht irgendwelche Gase oder sonstwas schädliches freigesetzt wurde.
Doch das war nur ein nebensächliches Problem. Ihr eigentliches Problem spielte sich in ihrem Kopf ab. Dass sie sich schon lange nicht mehr sicher war, ob der Gang, dem sie folgte, überhaupt der Richtige war, war zwar ebenso ein Problem, jedoch nicht so ein großes. Zumindest im Augenblick nicht.
Was sie im Funk gehört hatte, stimmte also. Das eigene Schiff hatte sie unter Beschuss genommen. Das war keine Fehlfunktion oder ein Versehen. Sie WUSSTEN, dass ihre eigenen Männer und Frauen auf diesem Schiff waren. Und der Schuss war viel zu präzise. Man hatte also absichtlich die Brücke und damit den Bug des Schiffes abgeschossen. Sie WUSSTEN, dass in diesem Bereich nicht wenige Gardisten waren, welche sie damit zum Tode verurteilt hatten. Sie hatten die Order, von diesem scheiß Xeno den Kopf zu ihrem scheiß Schiff zurückzubringen damit der scheiß Kapitän den imperatorverdammten Kopf bei sich aufstellen konnte. Hätte der Kapitän nicht den Befehl zum Feuern gegeben, sie hätten das Schiff mit Gewissheit erobert und hätten dann irgendwie Kontakt zu der imperialen Flotte aufgenommen. Er hätte seinen verdammten Kopf bekommen und die Verluste wären wohl nicht halb so hoch gewesen.
Aber so? So waren sie nun irgendwo im nirgendwo. Ihre eigenen Leute hatten auf sie geschossen. Und jetzt? Jetzt haben die ganzen anderen Gardisten kapituliert. Der Leutnant selbst hatte es gesagt, die eigenen Leute haben ihre Ehre und ihren Mut beschmutzt, indem sie ihnen die Möglichkeit genommen haben, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Sie konnten auch jetzt noch weiter kämpfen, doch wofür? Um im Namen von jemanden zu sterben, der wollte, dass sie starben? Eigentlich hatte sie mittlerweile gedacht, dass sie Gardisten waren, und nicht Rekruten, die man dort einsetzte, wo man sich aus ihrem Tod den größtmöglichen Profit erhoffte. Lohnte es sich dafür zu sterben? Oder sollte man lieber tatsächlich mit diesen Xeno einstweilig zusammenarbeiten, um selbst überleben zu können?
Die entscheidende Frage war, ob sie denn sterben wollte? Wenn sie nicht kapitulierte, würde man sie wohl erschießen. Und was würde das bringen? Sie konnte vielleicht einen oder zwei der Xeno mit in den Tod nehmen. Doch dann? Dann würde sie sich vor dem Thron zu Terra wiederfinden und über sich richten lassen müssen. Oder aber, sie machte es so, wie auch der Leutnant es machen würde. Den Glauben nicht aufgeben, doch nicht auf die Rettung durch diejenigen hoffen, welche sie in diese Situation gebracht hatten. Eigentlich klang das gar nicht so schlecht, akzeptabel. Oder?
Sie entschied sich schlussendlich dafür, dass sie je nachdem, welches Bild sich ihr bieten würde, sich entscheiden würde. Wenn diese Xeno die Menschen gefangen genommen hatten, und sie praktisch vor dem Erschießungskommando standen, und die anfängliche Kooperation nur ein Trick war, so würde sie mit erhobener Waffe in den Tod voran schreiten und so viele dieser Xeno mitnehmen. Wenn das, was gesagt wurde, stimmte, und sie Seite an Seite sich gegenseitig halfen und gemeinsam arbeiteten, so würde sie ebenso mithelfen.
Nun schritt sie also durch die Gänge. Wieviel Zeit wohl verstrichen war? Wie wusste es nicht. Sie konnte keine Sonne sehen, an der sie sich orientieren konnte, und Uhr hatte sie auch keine. Und ihr Zeitgefühl war irgendwann verschwunden. Auf ihrem Weg sah sie nicht selten Leichen, sowohl menschliche, als auch außerirdische. Doch sie beachtete diese nicht. Sie vermied es nur, auf eine von ihnen zu steigen. Stellenweise wurde das Vorankommen stark erschwert, durch Trümmerteile oder sonstige Hindernisse. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass sie es doch noch schaffte, durch die Lücken hindurch zu kommen, bis sie irgendwann in einem Gang stand, an dessen Ende Licht war. Es erinnerte an die berühmte Todesvision mit dem Tunnel und dem Licht am Ende, jedoch war sie in diesem Fall froh, das Licht zu sehen. Als sie diesen Gang folgte gelangte sie in einen Saal, welcher von Strahlern hell erleuchtet wurde. Hier war geschäftigtes Treiben, Xeno wie Menschen arbeiteten zusammen. Also kein Erschießungskommando. So schaltete sie nun die Taschenlampe an der Waffe aus und hängte sich diese um die Schulter. Sie wollte helfen! Zwar war sie erschöpft und ihre Gliedmaßen schmerzten, doch sie wollte trotzdem helfen. In ihren Augen gab es nur eine Person, die ihr sagen konnte, wie sie bestmöglichst helfen konnte, und das war der Leutnant. Sie konnte nicht einmal sagen, ob die Xeno überhaupt ihre Sprache konnten. Doch der Leutnant würde bestimmt wissen, was sie tun konnte. Er wusste wohl am Besten, was Gardisten konnten, war er doch selbst trotz seines Offizierranges ebenfalls einer. Ihr wäre es am liebsten, wenn er ihr den Auftrag geben würde, einen Weg aus dem Schiff heraus zu finden und die Außenbereiche des Schiffes zu erkunden. Dann müsste sie nicht die ganze Zeit in diesem Koloss aus Stahl sein. Sie war in der Natur aufgewachsen, sie hatte sich zwar an die stählernen Giganten gewöhnt, doch war ihr die Wildnis trotzdem lieber. Möglicherweise bestand ja die Möglichkeit, dass er darum wusste, dass sie sich mit solchen Sachen besser auskannte, als jemand, der in einer der berühmten Metropolen aufgewachsen ist. Doch wenn er wollte, dass sie woanders half, so würde sie auch das tun. Als sie nun neben ihm stand, nahm sie Haltung ein und sagte, nicht schreiend, aber mit normal lauter Stimme, sodass er hören konnte, dass sie hier war
“Stabsgefreite Raltia meldet sich. Ich möchte helfen, wo können sie mich am meisten gebrauchen?“
Unter ihrem Helm pickten ihre Haare mittlerweile vom Schweiß an ihrem Kopf. Sie hätte den Helm gerne abgenommen, doch sie hatte noch immer nicht sagen können, ob nun irgendwelche Gase in der Luft waren oder nicht. Und ihre Gasmaske im Helm kam ihr da nur sehr gelegen.
Doch das war nur ein nebensächliches Problem. Ihr eigentliches Problem spielte sich in ihrem Kopf ab. Dass sie sich schon lange nicht mehr sicher war, ob der Gang, dem sie folgte, überhaupt der Richtige war, war zwar ebenso ein Problem, jedoch nicht so ein großes. Zumindest im Augenblick nicht.
Was sie im Funk gehört hatte, stimmte also. Das eigene Schiff hatte sie unter Beschuss genommen. Das war keine Fehlfunktion oder ein Versehen. Sie WUSSTEN, dass ihre eigenen Männer und Frauen auf diesem Schiff waren. Und der Schuss war viel zu präzise. Man hatte also absichtlich die Brücke und damit den Bug des Schiffes abgeschossen. Sie WUSSTEN, dass in diesem Bereich nicht wenige Gardisten waren, welche sie damit zum Tode verurteilt hatten. Sie hatten die Order, von diesem scheiß Xeno den Kopf zu ihrem scheiß Schiff zurückzubringen damit der scheiß Kapitän den imperatorverdammten Kopf bei sich aufstellen konnte. Hätte der Kapitän nicht den Befehl zum Feuern gegeben, sie hätten das Schiff mit Gewissheit erobert und hätten dann irgendwie Kontakt zu der imperialen Flotte aufgenommen. Er hätte seinen verdammten Kopf bekommen und die Verluste wären wohl nicht halb so hoch gewesen.
Aber so? So waren sie nun irgendwo im nirgendwo. Ihre eigenen Leute hatten auf sie geschossen. Und jetzt? Jetzt haben die ganzen anderen Gardisten kapituliert. Der Leutnant selbst hatte es gesagt, die eigenen Leute haben ihre Ehre und ihren Mut beschmutzt, indem sie ihnen die Möglichkeit genommen haben, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Sie konnten auch jetzt noch weiter kämpfen, doch wofür? Um im Namen von jemanden zu sterben, der wollte, dass sie starben? Eigentlich hatte sie mittlerweile gedacht, dass sie Gardisten waren, und nicht Rekruten, die man dort einsetzte, wo man sich aus ihrem Tod den größtmöglichen Profit erhoffte. Lohnte es sich dafür zu sterben? Oder sollte man lieber tatsächlich mit diesen Xeno einstweilig zusammenarbeiten, um selbst überleben zu können?
Die entscheidende Frage war, ob sie denn sterben wollte? Wenn sie nicht kapitulierte, würde man sie wohl erschießen. Und was würde das bringen? Sie konnte vielleicht einen oder zwei der Xeno mit in den Tod nehmen. Doch dann? Dann würde sie sich vor dem Thron zu Terra wiederfinden und über sich richten lassen müssen. Oder aber, sie machte es so, wie auch der Leutnant es machen würde. Den Glauben nicht aufgeben, doch nicht auf die Rettung durch diejenigen hoffen, welche sie in diese Situation gebracht hatten. Eigentlich klang das gar nicht so schlecht, akzeptabel. Oder?
Sie entschied sich schlussendlich dafür, dass sie je nachdem, welches Bild sich ihr bieten würde, sich entscheiden würde. Wenn diese Xeno die Menschen gefangen genommen hatten, und sie praktisch vor dem Erschießungskommando standen, und die anfängliche Kooperation nur ein Trick war, so würde sie mit erhobener Waffe in den Tod voran schreiten und so viele dieser Xeno mitnehmen. Wenn das, was gesagt wurde, stimmte, und sie Seite an Seite sich gegenseitig halfen und gemeinsam arbeiteten, so würde sie ebenso mithelfen.
Nun schritt sie also durch die Gänge. Wieviel Zeit wohl verstrichen war? Wie wusste es nicht. Sie konnte keine Sonne sehen, an der sie sich orientieren konnte, und Uhr hatte sie auch keine. Und ihr Zeitgefühl war irgendwann verschwunden. Auf ihrem Weg sah sie nicht selten Leichen, sowohl menschliche, als auch außerirdische. Doch sie beachtete diese nicht. Sie vermied es nur, auf eine von ihnen zu steigen. Stellenweise wurde das Vorankommen stark erschwert, durch Trümmerteile oder sonstige Hindernisse. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass sie es doch noch schaffte, durch die Lücken hindurch zu kommen, bis sie irgendwann in einem Gang stand, an dessen Ende Licht war. Es erinnerte an die berühmte Todesvision mit dem Tunnel und dem Licht am Ende, jedoch war sie in diesem Fall froh, das Licht zu sehen. Als sie diesen Gang folgte gelangte sie in einen Saal, welcher von Strahlern hell erleuchtet wurde. Hier war geschäftigtes Treiben, Xeno wie Menschen arbeiteten zusammen. Also kein Erschießungskommando. So schaltete sie nun die Taschenlampe an der Waffe aus und hängte sich diese um die Schulter. Sie wollte helfen! Zwar war sie erschöpft und ihre Gliedmaßen schmerzten, doch sie wollte trotzdem helfen. In ihren Augen gab es nur eine Person, die ihr sagen konnte, wie sie bestmöglichst helfen konnte, und das war der Leutnant. Sie konnte nicht einmal sagen, ob die Xeno überhaupt ihre Sprache konnten. Doch der Leutnant würde bestimmt wissen, was sie tun konnte. Er wusste wohl am Besten, was Gardisten konnten, war er doch selbst trotz seines Offizierranges ebenfalls einer. Ihr wäre es am liebsten, wenn er ihr den Auftrag geben würde, einen Weg aus dem Schiff heraus zu finden und die Außenbereiche des Schiffes zu erkunden. Dann müsste sie nicht die ganze Zeit in diesem Koloss aus Stahl sein. Sie war in der Natur aufgewachsen, sie hatte sich zwar an die stählernen Giganten gewöhnt, doch war ihr die Wildnis trotzdem lieber. Möglicherweise bestand ja die Möglichkeit, dass er darum wusste, dass sie sich mit solchen Sachen besser auskannte, als jemand, der in einer der berühmten Metropolen aufgewachsen ist. Doch wenn er wollte, dass sie woanders half, so würde sie auch das tun. Als sie nun neben ihm stand, nahm sie Haltung ein und sagte, nicht schreiend, aber mit normal lauter Stimme, sodass er hören konnte, dass sie hier war
“Stabsgefreite Raltia meldet sich. Ich möchte helfen, wo können sie mich am meisten gebrauchen?“
Unter ihrem Helm pickten ihre Haare mittlerweile vom Schweiß an ihrem Kopf. Sie hätte den Helm gerne abgenommen, doch sie hatte noch immer nicht sagen können, ob nun irgendwelche Gase in der Luft waren oder nicht. Und ihre Gasmaske im Helm kam ihr da nur sehr gelegen.