04-06-2010, 08:47 AM
Jetzt, des Fürsten Aufmerksamkeit gewahr, schob es den Kopf etwas aus den Schatten. Die milchig trüben Augen zuckten kaum wahrnehmbar, schienen starr in ihren Höhlen zu sitzen, und doch runzelte sich kurz die Stirn, als es seinen Blick zwischen der sich entfernenden Herrin und dem kleinen geflügelten Wesen stetig wechseln lies. Die Herrin schien verändert, nicht einen Moment hatte sie ihm gewidmet, ihm, dem sie sogar einen neuen Namen gab – Sie, die ihm unter der neuen Herrschaft einen Platz in der Ordnung gab, ihn nicht zuerst als das sah, was er war. Sie sprach zu ihm er wäre gesegnet, ihr Kind, sie sah in ihm nicht die groteske Laune künstlicher Züchtung. Ihre Augen strahlten ihn an, sein Innerstes wurde durch eine unbekannte Wärme erfüllt. Alles, wirklich alles würde er tun um wieder bei ihr zu sein, nie wieder wollte er in den dunklen Abgründen unter der Stadt verweilen, sein Dasein in Sinnlosigkeit fristen, allein getrieben durch den Drang des Überlebens. Doch heute war ihr Blick leer, selbst der verdrehte Verstand dieser Kreatur vermochte dies zu sehen, ihre Abwesenheit zu spüren. Scharfe Sinne erforschten ihre Bewegungen, sahen darin das schwerfällige vorantreiben tauber Glieder wo sonst Anmut und Grazie bestimmten, hörten das schlurfen der Schuhe über den Stein. Grunzend blickte er ihr hinterher, dann verschwand sie aus seinem Sichtfeld. “Fürst werden verfolgt… verfolgt… von Tier…“, brabbelte Abscheulich eher zu sich selbst und lehnte sich dabei so weit vor, dass er das sichtlich draconische Tier besser im Sichtfeld hatte. Seine Augen rissen sich auf, wie aus einer Trance erwacht blickte er sich verdutzt um, ehe seine Augen auf der massigen Gestalt des Fürsten stehen blieben. Erschrocken wich er wieder zurück in den Schatten und tat gut daran eifrig Bericht zu erstatten. “Nein nein! Garuda lassen Fürst nicht warten! Nicht warten! Garuda wollen sagen was gesehen… gleich sagen, nicht wollen aufhalten Fürst…“ Mit einer seiner Vorderläufe scharrte er nervös über den Boden, “Wir haben verfolgt diese Frau mit Namen Nikhae… jaja… hihihi… Da war ein großer Mann, aber nicht so groß wie der große Fürst, nein aber höher gewachsen, etwas vielleicht… Hatte Männer um sich und alle hatten dieses Symbol… Symbol mit… einem Skorpion… Skorpione essen Garuda gerne…“, plötzlich knurrte das Wesen und seine Stimme wandelte sich zu einem bösen Gegenteil, “Essen jetzt nicht wichtig!“ Von diesem Sinneswandel befreit entgegnete die Kreatur mit der ursprünglichen Intonierung sofort wieder, “Nein, nicht wichtig… nicht wichtig… Skorpion, ja, Farbe wie Messing… Nikhae ist nun auch bei den Skorpionen, trägt auch dieses Symbol… Aber mein Fürst, Garuda kennen Ritual von Rasankur, trinken Blut aus großem Kelch… Nikhae nicht getrunken… wollte nicht trinken… wollte euer Blut nicht trinken oh Herr!“ Scheinbar vor Angst einer möglichen Reaktion des Fürsten duckte sich das Wesen, lag nur flach auf der Wand des Ganges auf.