03-03-2010, 08:37 PM
Sie holte aus. Wieder und wieder und wieder. Ihr rechter Arm fuhr zurück, ihre Muskeln spannten sich an; Kraft schoss bis in ihre Fingerspitzen, nur um sich dann impulsiv zu entladen als er vorschnellte und den zuckenden Schmerz mit sich brachte. Wie eine beständig zuschnappende Hydra zerteilte die mehrschweifige Peitsche die schwül heiße Luft und ließ überall dort die zu züchtende Haut aufplatzten wo immer sie auftraf. Jeder einzelne Schlag schallte mit dem Geräusch eines reißenden Sehnenstranges über den Platz, es war beileibe kein schöner Laut wenn man dem distinguierte Maßstäbe zugrunde legte, aber in dieser Stadt mit seinen andersgearteten Bewohnern, die jeglicher imperialen Kultur spotteten und höhnten, besaß ein Wort wie „zivilisiert“ keine Bedeutung.
Hier vernahm man es, entgegengesetzt aller humanitären Bemühungen etwaiger, anderer Volksgruppierungen, mit Entzücken und Wohlgefallen, aber auch mit insbrünstiger Boshaftigkeit und Häme. In dem Königreich des Schwarzen Drachen durfte bestraft werden wann immer ein Höhergestellter des hiesigen Kastensystems es gegenüber einem „niederen“ für adäquat hielt. Wog man in den Ballungszentren des Gottimperators, beispielsweise den gesegneten Makropolen, noch juristisch ab ob ein Häretiker nun rechtlich verbrannt oder doch nur auf herkömmliche Weise erschossen wurde, oder wie im Vorzeige Städtebund Truzt, wo die Moralflagge für Menschlichkeit und Gleichberechtigung wie nirgends sonst auf ganz Koron geschwungen wurde, so war dies hier Vororten, innerhalb der archaischen, geschichtsträchtigen Mauern Rasankurs ohne Relevanz.
Klammerte man sich wie sie augenblicklich an der untersten Sprosse der geltenden Nahrungsleiter fest, konnte man nur darauf hoffen zu überleben wenn man bedingungslos gehorchte oder jemand „Bedeutsamen“ auffiel. Und das am besten positiv. Sich wegen einer Tölpelhaftigkeit plötzlich verblutend im Staub wiederzufinden, darauf mochte sie gut und gern verzichten. Da ergriff sie lieber die Chance sich ihrer eigenen Haut zu erretten und einem anderen Schmerz zuzufügen. Das es ausgerechnet Magal war, der für ihre Unachtsamkeit büßen sollte, war vielleicht nicht sonderlich rechtmäßig, aber wenn sie es genau nahm, was war schon gerecht? Es war auf alle Fälle dem vorzuziehen was ihr eventuell hätte blühen können. Ayris hatte gar nicht vorgehabt ihn mit so heftigen Hieben für sein Vergehen zu traktieren, aber Banes gewalttätig lüsterner Blick hatte ihr kaum eine andere Möglichkeit gelassen.
Drum schlug sie zu, zunächst noch recht lahm, mehr Show als wirkliche Handarbeit, doch mit der Fortführung der Strafe stieg in ihr auch ein unbändiges Verlangen dem Wehrlosen ein stetiges mehr an Pein beibringen zu wollen. Die splitterbesetzten Enden des Folterwerkzeugs blitzten silbrig im Lichte der Sonne, einige Tropfen perlten von ihren scharfen Spitzwinkeln wie kostbarer Rebensaft. An Anfang der Tortur waren es ihrer nur wenige, doch mit jedem fortgeführten Klatschen der Gerte auf entblößten Rücken, wurde aus den Wenigkeiten roten Blutes ein wahrer Sprühregen der verschwenderisch im Wüstensand landete und vertrocknete.
Die Begierde einem Wesen willentlich und mit Genugtuung Schmerz zu bereiten erfüllte sie so unversehens wie abrupt, endlich war sie es einmal die einem anderen weh tun konnte, nicht umgekehrt! Endlich vermochte sie einmal ihrer angestauten Wut freien Lauf zu lassen ohne dass sie irgendetwas ausbremste oder behinderte. Sie musste rein gar nichts bedenken oder fürchten, einfach nur zuschlagen und den erbärmlichen Wicht der vor ihr im Dreck kauerte seiner Würde zu berauben, sich über ihn zu erheben und ihn zum Krüppel zu machen. In diesem Moment hatte ihr Opfer nicht einmal mehr einen Namen. Ihr Zorn waberte wie ein rötlicher Schleier vor ihren Augen, ihr Arm ruckte wie von etwas fremden beseelt wüst nach vorne und zurück, der Peitsche niemals eine Auszeit gönnend. Primitivste, urzuständlichste Empfindungen drohten ihren Geist zu überschwemmen und die letzte Rationalität mit sich fortzuspülen. Sie merkte diesen Vorgang nur halb und halb, so sehr war sie Gefangene der eigenen Gelüste und Triebe, die beinahe zu etwas unkontrollierbaren in ihr erwuchsen. Ayris wäre sich nicht sicher gewesen ob sie mit dem „strafen“ aufgehört hätte bevor sie auch das letzte Quäntchen Leben aus Magal heraus geprügelt hätte, wenn mit dem Kahlhäuptigen nicht jene seltsame, alles verändernde Wandlung geschehen wäre.
Sein Wimmern und Winseln war nie eines gewesen, auch den Schmerz schien er geheuchelt zu haben, obgleich sie ihm seine Haut aufs brutalste Art vom Rücken geschält hatte. Sein Blut durchfeuchtete und säugte den durstigen Boden Rasankurs und das strahlende Höllenrund am Firmament brannte sengend auf seine aufgerissenen, unverhüllten Oberkörper herab. Doch trotz all dem was sie schreckliches und bejammernswertes mit seinem Leib angestellt hatte, tat er das was wohl nur ein Wahnsinniger oder vollständig Gefühlloser tun konnte; er lachte. Colchis, er lachte! Und nicht nur das allein, ebenso schwafelte er dazu. Sein Mundwerk war nie still und ruhig gewesen während des Prozederes, wie ein Ertrinkender im Meer der Sünde war er zuerst zu ihr gekrochen und hatte den Reuigen gemimt, hatte wieder einmal eine seiner vielen Masken aufgesetzt, doch die Verurteilung hatte er vielmehr begrüßt, denn von sich gewiesen. Sein Gebaren erweckte fast den Eindruck als spiele er ein besonders infames Spiel, dessen Regelkonstrukt sich kontinuierlich änderte, jene Umgestaltungen ihn aber mehr erfreute als die schnurgerade, fortlaufende Einheitlichkeit. War er deshalb nach Rasankur gekommen? Weil die Stadt der vergessenen Götter ihm Wonnen, Verwirrungen, Verwunderungen und Überraschungen zu spenden vermochte wie weit kein anderer Ort in nah oder fern? So betrachtet hatte Magal sein Paradies auf Erden gefunden. Vielleicht erkannte der Mystiker das in diesem Augenblick auch, denn immerhin strich er seine letzte Verkleidung ab.
(Fortsetzung morgen)
Hier vernahm man es, entgegengesetzt aller humanitären Bemühungen etwaiger, anderer Volksgruppierungen, mit Entzücken und Wohlgefallen, aber auch mit insbrünstiger Boshaftigkeit und Häme. In dem Königreich des Schwarzen Drachen durfte bestraft werden wann immer ein Höhergestellter des hiesigen Kastensystems es gegenüber einem „niederen“ für adäquat hielt. Wog man in den Ballungszentren des Gottimperators, beispielsweise den gesegneten Makropolen, noch juristisch ab ob ein Häretiker nun rechtlich verbrannt oder doch nur auf herkömmliche Weise erschossen wurde, oder wie im Vorzeige Städtebund Truzt, wo die Moralflagge für Menschlichkeit und Gleichberechtigung wie nirgends sonst auf ganz Koron geschwungen wurde, so war dies hier Vororten, innerhalb der archaischen, geschichtsträchtigen Mauern Rasankurs ohne Relevanz.
Klammerte man sich wie sie augenblicklich an der untersten Sprosse der geltenden Nahrungsleiter fest, konnte man nur darauf hoffen zu überleben wenn man bedingungslos gehorchte oder jemand „Bedeutsamen“ auffiel. Und das am besten positiv. Sich wegen einer Tölpelhaftigkeit plötzlich verblutend im Staub wiederzufinden, darauf mochte sie gut und gern verzichten. Da ergriff sie lieber die Chance sich ihrer eigenen Haut zu erretten und einem anderen Schmerz zuzufügen. Das es ausgerechnet Magal war, der für ihre Unachtsamkeit büßen sollte, war vielleicht nicht sonderlich rechtmäßig, aber wenn sie es genau nahm, was war schon gerecht? Es war auf alle Fälle dem vorzuziehen was ihr eventuell hätte blühen können. Ayris hatte gar nicht vorgehabt ihn mit so heftigen Hieben für sein Vergehen zu traktieren, aber Banes gewalttätig lüsterner Blick hatte ihr kaum eine andere Möglichkeit gelassen.
Drum schlug sie zu, zunächst noch recht lahm, mehr Show als wirkliche Handarbeit, doch mit der Fortführung der Strafe stieg in ihr auch ein unbändiges Verlangen dem Wehrlosen ein stetiges mehr an Pein beibringen zu wollen. Die splitterbesetzten Enden des Folterwerkzeugs blitzten silbrig im Lichte der Sonne, einige Tropfen perlten von ihren scharfen Spitzwinkeln wie kostbarer Rebensaft. An Anfang der Tortur waren es ihrer nur wenige, doch mit jedem fortgeführten Klatschen der Gerte auf entblößten Rücken, wurde aus den Wenigkeiten roten Blutes ein wahrer Sprühregen der verschwenderisch im Wüstensand landete und vertrocknete.
Die Begierde einem Wesen willentlich und mit Genugtuung Schmerz zu bereiten erfüllte sie so unversehens wie abrupt, endlich war sie es einmal die einem anderen weh tun konnte, nicht umgekehrt! Endlich vermochte sie einmal ihrer angestauten Wut freien Lauf zu lassen ohne dass sie irgendetwas ausbremste oder behinderte. Sie musste rein gar nichts bedenken oder fürchten, einfach nur zuschlagen und den erbärmlichen Wicht der vor ihr im Dreck kauerte seiner Würde zu berauben, sich über ihn zu erheben und ihn zum Krüppel zu machen. In diesem Moment hatte ihr Opfer nicht einmal mehr einen Namen. Ihr Zorn waberte wie ein rötlicher Schleier vor ihren Augen, ihr Arm ruckte wie von etwas fremden beseelt wüst nach vorne und zurück, der Peitsche niemals eine Auszeit gönnend. Primitivste, urzuständlichste Empfindungen drohten ihren Geist zu überschwemmen und die letzte Rationalität mit sich fortzuspülen. Sie merkte diesen Vorgang nur halb und halb, so sehr war sie Gefangene der eigenen Gelüste und Triebe, die beinahe zu etwas unkontrollierbaren in ihr erwuchsen. Ayris wäre sich nicht sicher gewesen ob sie mit dem „strafen“ aufgehört hätte bevor sie auch das letzte Quäntchen Leben aus Magal heraus geprügelt hätte, wenn mit dem Kahlhäuptigen nicht jene seltsame, alles verändernde Wandlung geschehen wäre.
Sein Wimmern und Winseln war nie eines gewesen, auch den Schmerz schien er geheuchelt zu haben, obgleich sie ihm seine Haut aufs brutalste Art vom Rücken geschält hatte. Sein Blut durchfeuchtete und säugte den durstigen Boden Rasankurs und das strahlende Höllenrund am Firmament brannte sengend auf seine aufgerissenen, unverhüllten Oberkörper herab. Doch trotz all dem was sie schreckliches und bejammernswertes mit seinem Leib angestellt hatte, tat er das was wohl nur ein Wahnsinniger oder vollständig Gefühlloser tun konnte; er lachte. Colchis, er lachte! Und nicht nur das allein, ebenso schwafelte er dazu. Sein Mundwerk war nie still und ruhig gewesen während des Prozederes, wie ein Ertrinkender im Meer der Sünde war er zuerst zu ihr gekrochen und hatte den Reuigen gemimt, hatte wieder einmal eine seiner vielen Masken aufgesetzt, doch die Verurteilung hatte er vielmehr begrüßt, denn von sich gewiesen. Sein Gebaren erweckte fast den Eindruck als spiele er ein besonders infames Spiel, dessen Regelkonstrukt sich kontinuierlich änderte, jene Umgestaltungen ihn aber mehr erfreute als die schnurgerade, fortlaufende Einheitlichkeit. War er deshalb nach Rasankur gekommen? Weil die Stadt der vergessenen Götter ihm Wonnen, Verwirrungen, Verwunderungen und Überraschungen zu spenden vermochte wie weit kein anderer Ort in nah oder fern? So betrachtet hatte Magal sein Paradies auf Erden gefunden. Vielleicht erkannte der Mystiker das in diesem Augenblick auch, denn immerhin strich er seine letzte Verkleidung ab.
(Fortsetzung morgen)