02-28-2010, 12:48 PM
“Launen verfließen, kommen und gehen, Träume wandeln sich in unvorhersehbaren Kaskaden während jenes Unterbewusstsein degeneriert, Erinnerungen sind schattenhafte Trugbilder, Spekulationen irgendwelcher früheren Vorstellungen… Der Gedanke quält, was wäre wenn? Wir wissen es nicht, dennoch können wir es sehen, den anderen, noch festgetretenen Pfad, wie er sich vor unseren Zehen ins unendliche Nichts hinausspannt, glückselig den ersten Schritt erwartend, während man beharrlich dennoch auf dem ausgehobenen Kopfsteinpflaster wandelt, schlicht weil es angenehmer erscheint als der unwegsamen Strecke zu folgen. Planänderungen, andere Marschrouten, wohin führt unser Weg?”, ihre Hände stemmten sich gegen die Bauchdecke des Mannes, “Wer bist du? Warum stehst du so vor mir, als wären wir uns vertraut? Wenn alles stirbt, alles vergangen ist, wo liegt dann die Identität? Du sprichst, deine Zunge rollt sich im Munde, deine Augen glänzen unaufhörlich, und dennoch ist dies allein Schall, verklungene Schwingung des Raums… Ein Nachhall, ein Echo, wiederkehrend, hintergründig, denn irgendwo muss es aufgetroffen sein, doch nicht hier, nicht jetzt oder gestern, der Raum ist gekrümmt? Die Existenz, war, ist, wird, ewig sein? Überspannt dann ein einzelnes Wesen nicht durch seine alleinige Präsenz Epochen? Würde man nicht ebenso in Vergangenheit wie in der Zukunft existieren? Würde man nicht hier gleichzeitig wie an jedem anderen beliebigen Ort sein? Was versteht ein Mensch davon, die Expansion ist unendlich, sie kennt kein Ende, keinen Haltepunkt, allein die Geschwindigkeit der Ausdehnung mag variieren, vor Milliarden noch Explosionsartig, nun nur noch ein beharrlicher Todesmarsch… Leben ist eine Konstante, die Erneuerung unserer replizierenden Zellen, wenn sich die Zelle nicht mehr selbst vermehrt, bricht der Organismus letztlich zusammen…”, abermals das sachte Aufdrücken der Fingerkuppen an die pochenden Seiten des Temporallappens, “Die Gedanken lassen sich nicht richtig ordnen. Die notwendige Konzentration ist schwerlich aufzubringen… zu viele andere Gedanken, zu viele synchrone Prozesse… die genetische Veranlagung ist fehlerhaft, die unterschiedlichen Rezeptoren auf zu viele unterschiedliche Leiber übertragen… Ein neurologisches Netzwerk, wie ein gewaltiges Spinnennetz, verknüpft über ein einzelnes Brückenwesen. Es war ein fataler Fehler, ein einzelnes menschliches Wesen wurde nicht geschaffen… derartige Verknüpfungen psychisch standzuhalten. Dennoch… nützlich. Bis her schien der Effekt nicht maßgeblich… inzwischen jedoch hat sich das neurale Netzwerk zu weit ausgedehnt, Kommunikation nur noch schwer möglich… schnell… eine Substanz, eine chemische Lösung… Spuk… ja, Spuk stabilisiert temporär psionische Emitter…”