02-28-2010, 12:59 AM
“Als Mensch, als atmendes, denkendes, fühlendes Lebewesen, als nachvollziehbare, begründbare und psychologisch fundierte Existenz, ist dieser hier nicht besser oder schlechter als der Rest der erbärmlich heuchelnde Rasse. Zarteres, saftigeres Fleisch womöglich, weniger zellulare Verunreinigung durch überschüssige Fette und allzu starken Salzgenuss, auch weißt seine gut durchblutete Leber keinerlei alkoholische Schädigungen auf. Seine Nieren wirken kräftig und intakt, der Magen weißt eine herkömmliche Formung und Größe auf, ebenso die Pankreas, die beiden Lungenflügel weißen gewöhnliche Funktionalität auf… Du hast etwas missverstanden, Liebster, diese kriechende, wulstige kleine Made erreicht in keinem einzigen Aspekt deine unbeschreiblich göttliche Würde, geschweige denn die beschwingenden Reize… was mich verblüfft ist nicht sein “Herausragen”, sondern vielmehr die Simplizität, die “Normalität” seines genetischen Materials. Dieser Bursche weißt keinerlei Merkwürdigkeiten auf, weder äußerlich, noch innerlich, allein eine psychologische Abwegigkeit. Er besitzt dunkles Haar und grüne Augen, beides dominante Faktoren, allerdings doch eine deutlich hellere Pigmentierung seiner Haut. Was mich fasziniert sind seine reinen Anlagen, sein unverfälschtes Genom, seine Chromosomen, wenn du so willst. Auf Basis eines derartigen “Reinen Prototypen” könnte man tausende Klonversuche durchführen und würde immer wieder den grundsätzlichen Stammbaum zurückerhalten, eine kontrollierte Versuchsgruppe, von der Zelle bis zum vollständigen höheren Organismus überwacht, abgestimmt. Allein aus diesen “sauberen” Genen könnte man theoretische Wechselbälger extrahieren, das Kernprinzip der Forschungen, die Entschlüsselung des “Warpgenes”, Erkenntnisse aus allen Bereichen, sofern man nur die Möglichkeit besitzt. Der neue “Mensch” wie du es definierst, kann nicht aus der natürlichen Sterilisation seiner ursprünglichen Rasse erwachsen, sondern muss regelrecht gezüchtet werden. Bisher ermöglichte mir die Instabilität der vorhandenen Proben nur Parasitäre Embryos zu erschaffen, Kreaturen die sich gewissermaßen ins Zentralenervensystem implantieren um dann fortzuleben. Hiermit allerdings… Hiermit… könnte man größeres erschaffen, Kreationen welche Wächter und Diener wie liebevolle Papierpuppen erscheinen lassen würden. Was nutzen all diese jämmerliche, genetisch unvollkommenen Heerscharen, wenn es ihr Makel ist, ihre Affinität zum “Leben” welche sie davor zurückschrecken lässt bereitwillig in den Tod zu marschieren? Rasankuri, Palta, wie auch immer du sie nennen magst, allesamt makelhaft, psychologisch verunreinigt. Sie kennen Furcht, vor dem Tod, vor dem Schmerz, vor der Desillusion, vor dem Nihilismus, was auch immer. Allein du dienst ihnen als Gallionsfigur ihrer Bewegung, doch sie verstehen nicht dieses offensichtlichste Opferbereitschaft, das bereitwillige Sterben eines Kommissars, einen Astartes, welcher sich schützend vor seinen Kommandeur wirft… Wie viele wurden nach dieser Schlacht in den Stand der Deinen erhoben? Waren es überhaupt eine Handvoll? Unter all jenen Sklaven erwies sich letztlich doch allein dieser Technikbursche als nützlich. Die biologische Überlegenheit ist nur ein weiterer Schritt, ein gewonnener Treppenabsatz. Mit genügend Zeit und Ressourcen, menschlichem Genmaterial und Wasser, Nährstoffen und Energie, vermag ich dir eine Brutstätte von Herrenwesen zu erschaffen… es ist alles nur eine Frage der Zeit. Doch selbst dann… ja dann…”, nachdenklichen Blickes verharrte sie, eine ausgestreckte Hand stützend an die Tischkante, die andere an die Schläfen drückend, ins Leere starrend, “Kriegsmaschinerie… Schmiedeessen die befeuert werden müssen… Munition gepresst, Trümmer geschweißt… Schlachten, Kriege, Gemetzel… wir können nicht bestehen, zu wenig Material… Zu wenig Menschen… Menschen… Parodie, nicht wahr? Oder eher ironisch? Nicht genügend Ketzer, nicht ausreichende Häretiker, mangelhafte Fanatiker, wo sind die Zeloten, wo jene die bereitwillig in den Tod marschieren? Zweifel zerfressen die irdische Hülle…”, stand sie soeben im mittelbaren Selbstgespräch oder erwähnte sie dies gegenüber einem unsichtbaren Dritten, unwahrscheinlich wie sie selbst sinnieren musste, “Scheitern? Kann das fatale Scheitern eine absurde Alternative sein? Etwaige Folgen… hm… schwer abzuschätzen… oder auch nicht, sicherlich ein kurzweilige Ableben in wessen Händen auch immer… Irrelevant, Schmerzen, irrelevant…”, wütend blinzelte sie mit einem Male, die nadelstechenden grünen Linsen in den Fürsten versenkend, “Was starrt ihr mich alle so an? Relevant ist nur der Gedanke, nicht das tatsächliche Handeln, eine Erweiterung, des Sinns, der Verstandes, keine Intelligenz, nur Erweiterung meines eigenen Genoms, Expansion des “Seins”, ein Gedanke, viele Körper. Instinkt gesteuert, verstehst du? Sie alle… sie sind meine Kinder, meine leiblichen Abkömmlinge, gewonnenen aus meinen Zellen… verstehst du das? Eine einzelne verlorene Eizelle… machte mich selbst zur “Königin” des Schwarms… sie schützen mich… bewahren mich…”, nun keimte Verzweiflung, gebrochene Seelenspiegel so man wollte, während sie beständig um sich blickte, “Wie konnte dies geschehen? Wohin hast du mich gebracht? Wo ist der Dschungel, wo die hohen Bäume… Solgren… die Spritze… ich muss fliehen… entkommen… Nein, Hilfe, es ist Hilfe. Die Wunden brennen… die Schriften zerstört…. Arbeiten, Jahre, vernichtet in Augenblicken… Was ist das?”