02-23-2010, 01:42 AM
Der morgendliche silberrote Schein der Flammenkugel ließ die brüchigen aber dennoch massiven Mauern und Türme Rasankurs erstrahlen. Wimpel und Banner hingen von den abgeschliffenen Zinnen und Kronen und flatterten seicht in den aus der Tiefe der Wüste herangetragenen Brisen. Grinsende Totenschädel an ausgiebige Seile geknüpft hoben sich weiß vor dem orange erleuchteten Gestein ab und klapperten im Windzug. Die Torflügel, wenn sie denn diesen Namen verdienten, waren eine Karikatur an Schutzfunktion, aber die Gerippe und verrottenden Nachlässe von einstigen Widersachern der Stadt der Götter, seien sie Mensch, Getier oder Mutant gewesen, die an das spröde Material gehämmert worden waren, erfüllten ihren Zweck den geneigten Invasoren es sich zweimal überlegen zu lassen ob sie einen Angriff auf die wiedererwachte Nekropole wagten.
Der Heerwurm der sich dem wuchtigen klotzähnlichen Torhaus entgegenwand, hatte sie sichtbar verändert seit er vor einigen Tagen aus selbigen hinaus in die Einöde gezogen war. Bestand die Streitmacht anfänglich noch vorwiegend aus den niedersten Kastenlosen jenes Volkes von Rasankur, die sich erst einen Namen in der Fremde erwerben sollten um sich fortan Rasankuri nennen zu dürfen, so waren es ihrer nur noch eine klägliche Handvoll die ruhmreich zurückkehrten. Die Anzahl der Truppen hatte sich zwar beinahe verdoppelt, einmal aus dem Anlass her das der Großfürst zu ihnen gestoßen war, allerdings ohne Verstärkung im Schlepptau mit sich zu führen, und anschließend durch die Ankunft der Seherin, die es wohl ebenfalls nicht mehr in ihrem Palast ausgehalten hatte und gleichsam die ihr hörige schwarze Garde mit einbrachte. Hinzu addierten sich noch die wandelnden Leichname, die wie schlurfende Gliederpuppen den ehemaligen Tross abermals übertrumpften.
Die Sollstärke der Armee war trotz der hohen Einbußen auf Seiten der Palta nach dem Sieg über den Beduinenstamm an der Oase bedenkenlos gewesen und Heermeister Meroch hatte ohne Probleme eine schlagkräftige Garnison in Al-Chtan stationiert lassen können, die auch zukünftig die Wasserversorgung überwachen würde und dafür Sorge trug das es ewiglich weiterfloss. Ayris war erleichtert gewesen das der sechsäugige Mutant nur Veteranen seiner Linienbrecher als Besatzung abgestellt hatte, sie hätte sich kaum etwas elenderes vorstellen können als einen Posten im Niemandsland aufgedrückt zu bekommen unter einer Horde brüllender und geifernder Rohlinge, derer Zudringlichkeiten sie sich permanent zu erwehren hatte. Attraktiv an dem Ort war natürlich das eine altehrwürdige Maschinerie unter dem Sand begraben liegen sollte, so alt das man lediglich vermuten konnte wer sie ehedem erschaffen hatte, aber ihre Verrichtung war die einer gewaltigen Pumpe und Kläranlage die zweifelfrei bereits in einer fernen Vergangenheit die Einwohner Rasankurs mit dem lebenspendenden Nass versorgt hatte. Woher die Fremdwelterin das wusste ohne die antike Konstruktion mit eigenen Augen erblickt zu haben? Die Stimme hatte es ihr gemunkelt.
Sie hatte während der Reise so viel und ununterbrochen zu ihr gesprochen. Es war nerv tötend gewesen, aber der Alte war eine Lexicanum auf zwei Beinen. Immer und immer wieder drang er ihren Kopf ein und redete auf sie ein, hielt leidenschaftliche Predigten wie in einer Kathedrale des Gottimperators, rezitierte Strophen und Verseinheiten aus den gesalbten und geheiligten Manuskripten des altväterlichen Ekklesiarchen Lyzrich Bausec Arhybr (wer immer das das gewesen sein mochte, denn Ayris hatte von dem hochgelobten Märtyrer noch nie etwas gehört) und befleißigte sich nach allen Regeln der Kunst ihren verdorbenen Charakter zu läutern. Sie fragte sich insgeheim ob er es ehrlich meinte oder ob er sich auch derartig viel Mühe gemacht hätte wenn er einen reinigenden Flammenwerfer oder einen Trupp der „Bräute des Imperators“ zur Hand gehabt hätte. Aber anscheinend war es ernst damit, denn sein ganzes Wesen zeigte nicht andeutungsweise die Anzeichen von Radikalität, er war vorbehaltslos pazifistisch eingestellt. Meinetwegen, ihr sollte es gleich sein. Sollte er schwafeln und schwatzen, sie hatte Magals glattzüngigen Eskapaden überlebt, dann würde sie ebenso diesen verbohrten Fanatiker ertragen. Zumindest bis sie eine halbwegs gewinnbringende Lösung gefunden hatte um ihn loszuwerden.
[CENTER]Nicht einmal die Sonne selbst kann die Phantome aus unserem Land verbannen. Nichtsdestotrotz kauern wir ängstlich in der Dunkelheit und wünschen uns den Sonnenaufgang herbei… Ich habe die Gräuel gesehen, die unter der Erde verborgen liegen. Ich habe den eisigen Zorn der Finsternis auf meiner Haut gespürt und die skelettartigen Krallen des Todes. Was bewahrt mich nun vor den blutigen Spuren des Schreckens? … Hort und Brutstätte der übelsten Schmach, öffne mir die Pforten und kreische dein schauriges Lied, ich bin willens mich dir und deinem Rachen zu stellen, ich bin fest im Glauben und meine Ohren erhören dein anstößiges Getöse nicht, sie lauschen den Sängen der Seraphen und Cherubim über mir… [/CENTER]
Und so ging es die ganze Zeit über. Irgendwann war sie an den Punkt angelangt, wo sie es schon gekonnt zu überhören vermochte. Sein Gebrabbel wurde nun ohnehin ins Abseits gedrängt, da sie das kolossale Torhaus hinter sich ließen und auf den Platz und die von dort auslaufenden Prunkstraße einschwenkten, die sich durch alle weiteren Kantone der Stadt schlängelte und erst vor den Zikkurat ähnlichen Tempeln und prächtigen Palästen endete. Die neuzeitlichen Bewohner der Stadt begrüßten die siegreichen Heimkehrer mit dem überschwänglichen Gejohle der Begeisterung. Gar hunderte hatten sich versammelt um dem Triumphzug des Schwarzen Drachen beizuwohnen.
Ein krudes Gemisch an Völkern, Mutationen und anderweitiger Kreaturen hatte sich hier zusammengefunden das es voraussichtlich auf ganz Koron III nicht noch einmal gab. Die meisten waren abgerissene Gestalten mit wenig Habe, frische Anwärter die die erste Prüfung erwarteten wie sie, die Rückkehrer sie gerade zu einem hohen Preis empfangen hatten. Das andere waren vermummte Nomaden aus den Steppen, die einem ominösen Kriegsruf gefolgt waren und jetzt für einen neuen Effendis der Wüste kämpften. Metahumanoide oder abstrakt geformte Wesenheiten stellten ein zuzügliches Rückgrat der Bevölkerung dar, ihre stacheligen Pranken oder sonstigen Auswüchse stoben genauso nach oben wie manches Menschen Arm. Daneben füllten bereits wahre Krieger der Götter die freien Räume aus und schwanken ihre Krummschwerter in der Luft, dass sie blitzten wie ein Meer aus Stahl. Jubelnde Weiber gab es auch, aber ihre Zahl war nur sehr limitiert.
Der schwer gepanzerte Monarch ritt zur Mitte des Platzes, dorthin wo seine Stimme an weitesten getragen wurde und verkündete in rhetorischer Gewalt den Sieg und die Errungenschaft Rasankurs, die schon in den Brunnen und Zisternen plätscherte, dazu auch das am Abend bis in die Nacht hinein ein Fest stattfinden werde um den Göttern für ihren Beistand zu danken. Ayris lagen einige seiner verwendeten Wörter schwer im Magen, nicht das sie sich für sonderlich prüde einschätzte, aber Versprechungen von extatischer Verherrlichung stießen ihr unbehaglich auf wenn sie so die Gesellschaft begutachtete unter jene man sich mischen sollte.
[CENTER]Ich führe Dich zur Stadt der Qualerkorenen, Ich führe dich zum wandellosen Leid, Ich führe dich zum Volke der Verlorenen. Ihn, der mich schuf, bewog Gerechtigkeit, Mich gründete die Macht des Unsichtbaren, Die erste Liebe und Allwissenheit. Geschöpfe gibt es nicht, die vor mir waren, Als ewige - und ewig daur' auch ich. Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren... [/CENTER]
...säuselte es wieder in ihrem Hinterstübchen. Verärgert hieb sie dem greisen Missionar den Gewehrgriff auf eine Schulter was ihn straucheln ließ und sogar ein schmerzvolles Ächzen entlockte.
„Halt bitte zur Abwechslung mal dein Maul.“ schnauzte sie gedämpft und lächelte apart den Hexer zu der ihr einen kurzen, argwöhnischen Seitenblick ob ihres sinnlos Gesprochenen zuwarf. Der schwarze Drache verschwand in einer staubigen Wolke Richtung Stadtzentrum und ihm hinterher schaukelte die Sänfte der Hohepriesterin und ihrer unheimlichen, schwarz lackierten, schnorchelnden Leibwache samt Leichname. Die Transportfahrzeuge schickten sich an ihnen in den Kernbezirk der Innenstadt nachzurücken, doch in ihrer Geschwindigkeit waren sie behäbiger und außerdem schien sich um sie ein kleiner Krawall zu bilden. Jetzt, nachdem der Fürst sich zu seinem Herrschersitz aufgemacht hatte und seine Truppführer keine weiteren Instruktionen ausgerufen hatten, löste sich der übrige Heerwurm allmählich auf. Schon bald herrschte dichtes Gedränge. Die Krieger mengten sich unter das anwesende Volk, suchten sich schattige Plätze oder begaben sich zu öffentlichen Tränken um den quälenden Durst entgegenzuwirken. Ein paar strömten zu den Ständen von Händlern die rotes, blutiges Fleisch verkauften und begannen sofort mit dem feilschen um etwas zwischen die abgebrochenen oder nagelspitzen Zähne zu bekommen. Irgendwo schrie gellend eine Frauenstimme auf, die sich dann in ein hyänenhaftes Lachen verwandelte.
Der Azazernerin tropfte der Schweiß von der Stirn. Ihre Füße fühlten sich wund gelaufen an. Der Aufruhr um die Lastwagen interessierte sie nicht, sich nun noch ein Projektil für eine törichte Streitigkeit einzufangen die sie nichts anging wäre beträchtlich naiv gewesen. Magal offerierte in seiner vornehmen Sprache bei einem der hiesigen Tauschhändler vorbeizuschauen um ihre „Ware“ gegen „handlicheres“ einzuwechseln. Sein Vorschlag gefiel ihr, darum stimmte sie schweigend zu und trotte ihm nach. Aus (hoffentlich) sicherer Entfernung bespitzelte sie den Tumult. Ein schwarzer Mantel und ein Klingenstab sprangen ihr ins Auge. Wie es anmutete schlichtete der gute Naradas die Ausschreitung. Er war aufgestiegen, was immer er in Al-Chtan geleistet hatte, es hatte den Zuspruch des Regenten gefunden. Beizeiten war es vielleicht gar nicht schlecht sich nochmal mit ihm zu unterhalten. Durch ihr beobachten war sie langsamer geworden, der kahle Illusionist hatte bereits einen ziemlichen Vorsprung mit seinem Gefangenen gewonnen.
Sie wollte gerade zu ihm aufholen als sie bemerkte dass sie genau in der Marschrichtung einer stämmigen Kriegerstatue von Mann geraten war. Nur mithilfe eines flotten Stoßes und gelenkigen Ausweichschrittes gelang es ihr soeben noch den Alten aus dem Weg zu befördern und selbst nicht von der gerüsteten Gestalt in den Sand gerempelt zu werden. Ein narbiges, tätowiertes Gesicht wandte sich ihr zu. Unverhohlene Wut funkelte in den engen Augen. Die Außenweltlerin schluckte hart. Sie kannte das Gesicht.
„Bane… verzeih mir, ich war nicht aufmerksam. Geh nur weiter, ist ja nichts passiert.“ radebrechte sie hastig eine Entschuldigung beisammen. Der Kerl war immerhin ein Götterstreiter und Schlächter, der bestimmt schon für weit weniger getötet hatte und sie war nach wie vor nur eine „Niedere unter den Niedersten“.
Der Heerwurm der sich dem wuchtigen klotzähnlichen Torhaus entgegenwand, hatte sie sichtbar verändert seit er vor einigen Tagen aus selbigen hinaus in die Einöde gezogen war. Bestand die Streitmacht anfänglich noch vorwiegend aus den niedersten Kastenlosen jenes Volkes von Rasankur, die sich erst einen Namen in der Fremde erwerben sollten um sich fortan Rasankuri nennen zu dürfen, so waren es ihrer nur noch eine klägliche Handvoll die ruhmreich zurückkehrten. Die Anzahl der Truppen hatte sich zwar beinahe verdoppelt, einmal aus dem Anlass her das der Großfürst zu ihnen gestoßen war, allerdings ohne Verstärkung im Schlepptau mit sich zu führen, und anschließend durch die Ankunft der Seherin, die es wohl ebenfalls nicht mehr in ihrem Palast ausgehalten hatte und gleichsam die ihr hörige schwarze Garde mit einbrachte. Hinzu addierten sich noch die wandelnden Leichname, die wie schlurfende Gliederpuppen den ehemaligen Tross abermals übertrumpften.
Die Sollstärke der Armee war trotz der hohen Einbußen auf Seiten der Palta nach dem Sieg über den Beduinenstamm an der Oase bedenkenlos gewesen und Heermeister Meroch hatte ohne Probleme eine schlagkräftige Garnison in Al-Chtan stationiert lassen können, die auch zukünftig die Wasserversorgung überwachen würde und dafür Sorge trug das es ewiglich weiterfloss. Ayris war erleichtert gewesen das der sechsäugige Mutant nur Veteranen seiner Linienbrecher als Besatzung abgestellt hatte, sie hätte sich kaum etwas elenderes vorstellen können als einen Posten im Niemandsland aufgedrückt zu bekommen unter einer Horde brüllender und geifernder Rohlinge, derer Zudringlichkeiten sie sich permanent zu erwehren hatte. Attraktiv an dem Ort war natürlich das eine altehrwürdige Maschinerie unter dem Sand begraben liegen sollte, so alt das man lediglich vermuten konnte wer sie ehedem erschaffen hatte, aber ihre Verrichtung war die einer gewaltigen Pumpe und Kläranlage die zweifelfrei bereits in einer fernen Vergangenheit die Einwohner Rasankurs mit dem lebenspendenden Nass versorgt hatte. Woher die Fremdwelterin das wusste ohne die antike Konstruktion mit eigenen Augen erblickt zu haben? Die Stimme hatte es ihr gemunkelt.
Sie hatte während der Reise so viel und ununterbrochen zu ihr gesprochen. Es war nerv tötend gewesen, aber der Alte war eine Lexicanum auf zwei Beinen. Immer und immer wieder drang er ihren Kopf ein und redete auf sie ein, hielt leidenschaftliche Predigten wie in einer Kathedrale des Gottimperators, rezitierte Strophen und Verseinheiten aus den gesalbten und geheiligten Manuskripten des altväterlichen Ekklesiarchen Lyzrich Bausec Arhybr (wer immer das das gewesen sein mochte, denn Ayris hatte von dem hochgelobten Märtyrer noch nie etwas gehört) und befleißigte sich nach allen Regeln der Kunst ihren verdorbenen Charakter zu läutern. Sie fragte sich insgeheim ob er es ehrlich meinte oder ob er sich auch derartig viel Mühe gemacht hätte wenn er einen reinigenden Flammenwerfer oder einen Trupp der „Bräute des Imperators“ zur Hand gehabt hätte. Aber anscheinend war es ernst damit, denn sein ganzes Wesen zeigte nicht andeutungsweise die Anzeichen von Radikalität, er war vorbehaltslos pazifistisch eingestellt. Meinetwegen, ihr sollte es gleich sein. Sollte er schwafeln und schwatzen, sie hatte Magals glattzüngigen Eskapaden überlebt, dann würde sie ebenso diesen verbohrten Fanatiker ertragen. Zumindest bis sie eine halbwegs gewinnbringende Lösung gefunden hatte um ihn loszuwerden.
[CENTER]Nicht einmal die Sonne selbst kann die Phantome aus unserem Land verbannen. Nichtsdestotrotz kauern wir ängstlich in der Dunkelheit und wünschen uns den Sonnenaufgang herbei… Ich habe die Gräuel gesehen, die unter der Erde verborgen liegen. Ich habe den eisigen Zorn der Finsternis auf meiner Haut gespürt und die skelettartigen Krallen des Todes. Was bewahrt mich nun vor den blutigen Spuren des Schreckens? … Hort und Brutstätte der übelsten Schmach, öffne mir die Pforten und kreische dein schauriges Lied, ich bin willens mich dir und deinem Rachen zu stellen, ich bin fest im Glauben und meine Ohren erhören dein anstößiges Getöse nicht, sie lauschen den Sängen der Seraphen und Cherubim über mir… [/CENTER]
Und so ging es die ganze Zeit über. Irgendwann war sie an den Punkt angelangt, wo sie es schon gekonnt zu überhören vermochte. Sein Gebrabbel wurde nun ohnehin ins Abseits gedrängt, da sie das kolossale Torhaus hinter sich ließen und auf den Platz und die von dort auslaufenden Prunkstraße einschwenkten, die sich durch alle weiteren Kantone der Stadt schlängelte und erst vor den Zikkurat ähnlichen Tempeln und prächtigen Palästen endete. Die neuzeitlichen Bewohner der Stadt begrüßten die siegreichen Heimkehrer mit dem überschwänglichen Gejohle der Begeisterung. Gar hunderte hatten sich versammelt um dem Triumphzug des Schwarzen Drachen beizuwohnen.
Ein krudes Gemisch an Völkern, Mutationen und anderweitiger Kreaturen hatte sich hier zusammengefunden das es voraussichtlich auf ganz Koron III nicht noch einmal gab. Die meisten waren abgerissene Gestalten mit wenig Habe, frische Anwärter die die erste Prüfung erwarteten wie sie, die Rückkehrer sie gerade zu einem hohen Preis empfangen hatten. Das andere waren vermummte Nomaden aus den Steppen, die einem ominösen Kriegsruf gefolgt waren und jetzt für einen neuen Effendis der Wüste kämpften. Metahumanoide oder abstrakt geformte Wesenheiten stellten ein zuzügliches Rückgrat der Bevölkerung dar, ihre stacheligen Pranken oder sonstigen Auswüchse stoben genauso nach oben wie manches Menschen Arm. Daneben füllten bereits wahre Krieger der Götter die freien Räume aus und schwanken ihre Krummschwerter in der Luft, dass sie blitzten wie ein Meer aus Stahl. Jubelnde Weiber gab es auch, aber ihre Zahl war nur sehr limitiert.
Der schwer gepanzerte Monarch ritt zur Mitte des Platzes, dorthin wo seine Stimme an weitesten getragen wurde und verkündete in rhetorischer Gewalt den Sieg und die Errungenschaft Rasankurs, die schon in den Brunnen und Zisternen plätscherte, dazu auch das am Abend bis in die Nacht hinein ein Fest stattfinden werde um den Göttern für ihren Beistand zu danken. Ayris lagen einige seiner verwendeten Wörter schwer im Magen, nicht das sie sich für sonderlich prüde einschätzte, aber Versprechungen von extatischer Verherrlichung stießen ihr unbehaglich auf wenn sie so die Gesellschaft begutachtete unter jene man sich mischen sollte.
[CENTER]Ich führe Dich zur Stadt der Qualerkorenen, Ich führe dich zum wandellosen Leid, Ich führe dich zum Volke der Verlorenen. Ihn, der mich schuf, bewog Gerechtigkeit, Mich gründete die Macht des Unsichtbaren, Die erste Liebe und Allwissenheit. Geschöpfe gibt es nicht, die vor mir waren, Als ewige - und ewig daur' auch ich. Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren... [/CENTER]
...säuselte es wieder in ihrem Hinterstübchen. Verärgert hieb sie dem greisen Missionar den Gewehrgriff auf eine Schulter was ihn straucheln ließ und sogar ein schmerzvolles Ächzen entlockte.
„Halt bitte zur Abwechslung mal dein Maul.“ schnauzte sie gedämpft und lächelte apart den Hexer zu der ihr einen kurzen, argwöhnischen Seitenblick ob ihres sinnlos Gesprochenen zuwarf. Der schwarze Drache verschwand in einer staubigen Wolke Richtung Stadtzentrum und ihm hinterher schaukelte die Sänfte der Hohepriesterin und ihrer unheimlichen, schwarz lackierten, schnorchelnden Leibwache samt Leichname. Die Transportfahrzeuge schickten sich an ihnen in den Kernbezirk der Innenstadt nachzurücken, doch in ihrer Geschwindigkeit waren sie behäbiger und außerdem schien sich um sie ein kleiner Krawall zu bilden. Jetzt, nachdem der Fürst sich zu seinem Herrschersitz aufgemacht hatte und seine Truppführer keine weiteren Instruktionen ausgerufen hatten, löste sich der übrige Heerwurm allmählich auf. Schon bald herrschte dichtes Gedränge. Die Krieger mengten sich unter das anwesende Volk, suchten sich schattige Plätze oder begaben sich zu öffentlichen Tränken um den quälenden Durst entgegenzuwirken. Ein paar strömten zu den Ständen von Händlern die rotes, blutiges Fleisch verkauften und begannen sofort mit dem feilschen um etwas zwischen die abgebrochenen oder nagelspitzen Zähne zu bekommen. Irgendwo schrie gellend eine Frauenstimme auf, die sich dann in ein hyänenhaftes Lachen verwandelte.
Der Azazernerin tropfte der Schweiß von der Stirn. Ihre Füße fühlten sich wund gelaufen an. Der Aufruhr um die Lastwagen interessierte sie nicht, sich nun noch ein Projektil für eine törichte Streitigkeit einzufangen die sie nichts anging wäre beträchtlich naiv gewesen. Magal offerierte in seiner vornehmen Sprache bei einem der hiesigen Tauschhändler vorbeizuschauen um ihre „Ware“ gegen „handlicheres“ einzuwechseln. Sein Vorschlag gefiel ihr, darum stimmte sie schweigend zu und trotte ihm nach. Aus (hoffentlich) sicherer Entfernung bespitzelte sie den Tumult. Ein schwarzer Mantel und ein Klingenstab sprangen ihr ins Auge. Wie es anmutete schlichtete der gute Naradas die Ausschreitung. Er war aufgestiegen, was immer er in Al-Chtan geleistet hatte, es hatte den Zuspruch des Regenten gefunden. Beizeiten war es vielleicht gar nicht schlecht sich nochmal mit ihm zu unterhalten. Durch ihr beobachten war sie langsamer geworden, der kahle Illusionist hatte bereits einen ziemlichen Vorsprung mit seinem Gefangenen gewonnen.
Sie wollte gerade zu ihm aufholen als sie bemerkte dass sie genau in der Marschrichtung einer stämmigen Kriegerstatue von Mann geraten war. Nur mithilfe eines flotten Stoßes und gelenkigen Ausweichschrittes gelang es ihr soeben noch den Alten aus dem Weg zu befördern und selbst nicht von der gerüsteten Gestalt in den Sand gerempelt zu werden. Ein narbiges, tätowiertes Gesicht wandte sich ihr zu. Unverhohlene Wut funkelte in den engen Augen. Die Außenweltlerin schluckte hart. Sie kannte das Gesicht.
„Bane… verzeih mir, ich war nicht aufmerksam. Geh nur weiter, ist ja nichts passiert.“ radebrechte sie hastig eine Entschuldigung beisammen. Der Kerl war immerhin ein Götterstreiter und Schlächter, der bestimmt schon für weit weniger getötet hatte und sie war nach wie vor nur eine „Niedere unter den Niedersten“.