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Kammern der Offenbarung
#19
Verschwommene Eindrücke, mehr vermochte die Wahrnehmung seiner Augen nicht zu leisten, krochen zu seinem Gehirn empor. Er schmeckte Sand und Blut in seinem Munde, der rote Saft dabei die einzigste Flüssigkeit die seinen Rachen und den Innenraum hinter seinen geschwollenen Lippen befeuchtete. Was sein Körper sein sollte spürte er nur taub in weiter Ferne und nur langsam erwachten seine Funktionen wieder zum Leben, bescherten den Reizen erste Anzeichen starken Brennens von zerschundener Haut und pochenden Schmerzen sich unnatürlich anfühlenden Stellen, die sich nicht danach anfühlten, als gehörten sie zu ihm. Er war sich dessen nicht bewusst, doch sein Körper taumelte zwischen Ohnmacht und halbherzigem Wachsein, hangelte sich am sprichwörtlichen seidenen Faden über den Abgrund des Verblassens. Doch noch pochte ihn im etwas, was die Hoffnung nicht aufgab und sich lieber den Schmerzen zuwandt als den leichten Weg des Schlafes einzukehren. Krampfhaft suchte sein Verstand nach einem Anhaltspunkt, wühlte im Gedächtnis nach den letzten Ereignissen. Er sah seine Arme, blutige Rinnsale windeten sich schlangeförmig aus feinen Schnitten darin und tränkten den glühenden Sand. Sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen, wie gelähmt lag er hilflos dort und starrte stur nach oben, gen Himmel, bis ein Schatten sich über ihn erhob. Eine Gestalt in düsterer, schwerer Rüstung und nicht unbekannt. Sie nahm den Helm ab, zeigte ihr Gesicht, doch nur Schemen blieben in Erinnerung, wollten sich nicht eingliedern lassen, denn nur zu gut wusste er wer sich über ihn beugte. Die Lippen bewegten sich und doch verstand er nur einzelne Fragmente, war viel mehr damit beschäftigt die Situation zu verarbeiten und versucht seinen Kopf aus dieser Schlinge zu ziehen. Wo ist sie? Starkes Eisen umschlang seine ohnehin bewegungsunfähigen Füße um die Knöchel und nach kurzer Zeit es Alleinseins wurde er von Ort und Stelle gezehrt, gleitete über den Sand in einem herrenlosen Gefäß gefangen. Die Zeit war nicht mehr greifbar, alleinig das monotone Schleifen erinnerte ihn an sein Dasein. Viel war nicht mehr übrig. Er erinnerte sich nur noch an kleine Szenen. Sein Körper gehorchte ihm nach einiger Zeit wieder. Synchron zu seinem Herzschlag hämmerte es in seinem Schädel, das eine Auge verschlossen und nicht mehr gewillt sich zu öffnen. Er griff nach seiner Tasche, bekam sie an irgendwelchen Fetzen zu fassen und drückte sie an seine Brust heran. Seine Kehle trocken, das Reiben des Untergrundes hatte die letzte Barriere des ihn bekleidenden Stoffes überwunden und zerrte nun an seiner Hülle. Harte Schläge wirbelten ihn in die Luft, der Schmerz, wenn auch im Entferntesten gar reizvoll, wollte und konnte nicht genossen werden. Vage klammerte er sich an den Schlaf, empfing ihn mit offenen Armen und doch wollte er ihn nicht vollends gewähren lassen. Die Welt war in unerreichbare Ferne gerückt, nichtig und surreal, einzig existent der Kampf gegen die Zeit in einem fremden Immaterium, ein unsichtbarer Gegner ohne Schwäche, grimmig und unbesiegbar. Doch der Geist sollte gewinnen indem er sich ergab, dem Schatten des Endes einwilligte und die Krallen einfuhr, die ihn noch am Abhang der Realität gehalten hatten. Es war ein kurzer Fall, dann umgab ihn endlich die so sehnsüchtig erwartete Schwärze in der die Zeit keinen EInfluss hatte, nicht einmal die Existenz sich wirklich vorzudringen wagte.
Von irgendwo her rüttelte etwas an seinem schlaftrunkenen Zustand, erinnerte ihn wieder an seinen anstammenden Platze in der Realität und riss ihn aus der so wohlbehüteten Umnachtung. Er sah sie, langsam erinnerten sich seine Sinne ihrer ursprünglichen Aufgaben, projezierten ihm schmerzhafte Zeugnisse seiner Reise durch die Nervenbahnen, drehten seinen Magen um und ließen seine Extremitäten unruhig scharren ohne auch nur im Geringsten etwas zu erreichen. Blondes Gift gleich zeichnete sich die Person vor ihm aus seiner Umgebung heraus ab, hallend gerieten ihre verführerisch intonierten Worte an ihn heran. "Dann seid also ihr mein Engel des Todes, gehüllt in immer währenden Schönheit und so voller Versuchung." Er biss die Zähne zusammen, schluckte seine Übelkeit schwerfällig hinab und hustete ob des Sandes. "Ihr hättet nur Fragen müssen, ich wäre euch gefolgt, hätte mich gar freiwillig darauf eingelassen und doch lies man mich Schleifen, übergab der Wüste das blutige Werk." Heißer presste er die Augenlieder zusammen und blinzelte irritiert der Frau entgegen. Es stellten sich leichte Doppelbilder ein, dadurch unfähig ihre Reaktion zu erforschen. "Es fehlte mir an nichts. Geschäftliche Beziehungen, die nötigen Ressourcen... Ich kannte für jedes Laster die passende Quelle. Ob Mätressen oder einfache Hure, schnell war alles ausgekostet doch das Verlangen ungestillt." Er lachte, aber sein trockener Hals stoppte ihn jäh durch einen Husten, worauf er einen Moment brauchte sein Sprechorgan erneut mit etwas Feuchtigkeit zu versorgen. "Aber auch hier findet man in Gohmor, dieser sündenlastigen Stadt, immernoch das was man sucht. Wie ihr jetzt stand ich bereits über wehrlose Körper, zeichnete Bilder blutiger Kunst in ihre seidene Haut und ergötzte mich an der Furcht in ihren Augen. Für mich gab es keine Schranken, keine verbotene Frucht blieb mir verwehrt, denn ich stand in einem Garten voll exotischer Früchte. Aber... dennoch... immer und immer wieder entfernte ich mich weiter vom befriedigten Dasein in mehr Verlangen. Ihr fragt mich nun also was mich hier her verschlug? Ich hatte einen Namen, gesucht habe ich nach dem Prinzen. Einer Person so dachte ich. In einer Vision sah ich jenes androgynes Wesen, so unvorstellbar schön, dass selbst ein Blinder hätte dies verspüren können. Es führte mich zu einem See sich aneinander reibender Leiber. Lechzend ruften sie nach mir, streckten ihre Arme nach mir, riefen meinen Namen. Ich tauchte ein in blutverschmierte Leiber, kostete Wein, vermengt mit dem Lebenselixier, schüttete es über diejenigen, die sich an mir anschmiegten, während weitere von ihnen das köstliche Gemenge mit verspielten Zungenbewegungen ableckten. Eine sollte auserwählt sein, sie durfte meine angestachelte Lust nun zu ihrem Höhepunkt führen. Stöhnend rieben sich unsere Körper, jede Stelle die ich nicht mit meinen Extremitäten beglücken konnte wurde durch fremde Hand versorgt. Geschickt förderte der Dolch in meiner Hand weitere Rinnsäle des kostbar roten Tranks aus ihrem Körper, ihre Augen dabei lustvoll verdreht. Selbst am Ende, als sie den Höhepunkt des Aktes erreichte und ich den Dolch durch ihr Herz trieb, waren ihre Lippen durch ein sehnsüchtiges Lächeln erfüllt." Er schnappte nach Luft, der Redeschwall hatte an seiner Ausdauer gezehrt. "Bin ich nun am Ende selbst das Objekt der Begierde, verlangt es euch nach einem Lächeln auf meinen Lippen?"
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