02-15-2010, 12:31 AM
Menschen, Menschen starben. Starben in Seinem gerechten Namen, für Seine Sache. Nicht etwa weil sie dazu gezwungen wurden, sondern vielmehr aus freien Stücken, aus eigenem Antrieb. Für den Imperator zu sterben musste das höchste, reinste aller Ideale sein, unanfechtbar, erhaben. Was verstanden gewöhnliche Menschen davon, was wahrhaftige Aufopferung bedeuten konnte? Wer wenn nicht die Armee verstand diese simpelste Notwendigkeit und dennoch waren diese Menschen… fehlerhaft. Sie verstanden nicht die formvollendete Hingabe welche notwendig gewesen wäre um ein derartiges “Massaker” zu verhindern. Im Hintergrund, irgendwo dort in der unnachgiebigen Tiefe, das Dröhnen, dieses schreckliche Dröhnen, während abertausende unschuldige Seelen durch ein flammendes Inferno verzehrt wurden. Sie waren dafür ausgebildet, jene nicht. Soldaten verstanden es, in der fleischschmelzenden Hitze eines Promethiumwerfers zu verrecken, sie waren dafür geschult, gestählt worden. Wie einstmals auf Valhalla, als Männer wie Frauen, so berichtete es die Geschichte, selbstmörderisch gegen die wogenden Heerscharen des Xeno-Abschaums stürmten nur um teilweise durch Eigenbeschuss eingeäschert zu werden. Dies hier war etwas vollkommen anderes. Dies hier… erfüllte keinerlei Sinn, es diente keinem imperialen Zweck, es diente nicht einmal der Menschheit oder Seiner Heiligkeit. Es war schlichtweg ein terroristischer, menschenverachtender Selbstzweck, eine unverständliche Tat, hervorgerufen durch Angehörige der Truppe, durch aufrechte, imperiale Soldaten, Menschen aus Fleisch und Blut, die durchaus verstehen mussten welchem höheren Zweck sie dienten. Und dennoch, waren sie makelbehaftet. Dies war nicht durch Gerechtigkeit erfüllt, nicht durch die gewohnte Rechtschaffenheit der Sache. Diese Menschen, sofern es überhaupt Menschen im eigentlichen Sinne waren, glichen absonderlichen, grausamen und vor allem verstandlosen Kreaturen. Welcher Antrieb konnte dahinter stecken? Welche Motivation für eine solche innerrassische Aggression? Dies war möglicherweise nicht länger Angelegenheit des “Militärs” oder des Generalstabs, im Augenblick da niederstürzende Wrackteile Makropolen verwüsteten, wurde es zu einer Angelegenheit der Arbitratoren und der Richter. In eben jenem anbrechenden Augenblick würde die machtvolle politische Maschinerie hinter dem gesamten Szenario anlaufen, würden internationale Verträge oder dergleichen greifen, würden Leitungen unterschiedlicher Machthaber heiß laufen. Man befand sich nicht länger auf dem gewöhnlichen Militärparkett, sondern auf einer politischen Schaubühne. Natürlich würde keiner der amtierenden Politiker sich schützend vor diese Meuterer stellen, was von vornherein klar war. Wie würde dieses Szenario also weitergehen? Sie hatten ein abgestürztes Orbitalkampfschiff, nachweislich vermutlich experimental Technologie. Sie hatten zwei gekaperte Schiffe, beide ihrer regulären Offiziersschicht beraubt, sowie den Verlust von einem weiteren Schiff zu verzeichnen. Ironischerweise wurde nicht etwa die Greif, sondern die Empirism zerstört, was sicherlich zu weiteren politischen Verwicklungen führen mochte. Warum wurde die Greif nicht zerstört? Politische Ränkespiele, zweifellos. Man hatte im Laufe eines selbst verhältnismäßig kurzen Lebens bereits seine eigenen Erfahrungen mit der lokalen Politik mancher Welt geschlossen, die Offiziere, die Unteroffiziere, die Mannschafter, je nachdem. Sie alle unterlagen gewissermaßen politischen Ressentiments, der gewöhnliche imperiale Bürger auf bedrohten Welten stand ihnen offen gegenüber, auf relativ friedlichen Welten hingegen, wussten stets Unruhestifter negative Schlagzeilen zu erfinden. Koron III war möglicherweise eine Welt letzteren Status, gerade durch die konservative Haltung der sogenannten Häuser, welche sich als über dem Imperium erhaben betrachteten. Ein derartig zersetzendes Verhalten hätte an sich nicht geduldet werden dürfen, warum allerdings sah das Oberkommando von Strafen ab? Schmiergelder? Günstige Produktionsverhältnisse? Wer genau konnte dies erahnen, es lag immerhin nicht an ihr derartiges zu hinterfragen, im Gegenteil, es galt nur die Maschinerie am Laufen zu halten. In allen Lagen, Situationen und Strategien, allein die Moral zählte. Weiterkämpfen und sterben, ganz wie es Sein Wille war. Auch hier? Wenn geschworene Soldaten gegen geschworene Soldaten fochten? Worin lag der Sinn eines Schwures wenn man nicht wusste welche Seite letztendlich im Recht war, allein vom imperialen Standpunkt aus gesehen? Welche Vorschriften gab es für die planetare Politik? Bürgerkrieg? Für gewöhnlich musste eine imperiale Institution eine gewisse Richtlinie vorgeben, was allerdings im Falle das diese ausblieb? Wie sollten sich politische Offiziere ausrichten, wenn die Politik selbst unsicher war? Es war schwer eine Fraktion zu verurteilen, wenn diese offiziell nicht als Feind angesehen werden konnte, noch schlimmer, wenn auf beiden Seiten Kommissare kämpfen konnten. Wie erklärte man einem Mannschafter das auf der gegenüberliegenden Seite die selben Truppengattungen fochten? Nein, Fragen durften nicht gestellt werden, nicht das Hinterfragen, das Vorrecht der Narren und Verräter. Andererseits gab es Zweifel, Zweifel an der Rechtmäßigkeit gewisser Vorgänge. Wer war in diesem Falle abzuurteilen, wer verantwortlich? Die tatsächlichen Verursacher, die Kriegshetzer, waren unter den Absätzen zermalmt worden, nur wenige Gefangene gemacht, wenn überhaupt. Was würde man sagen? Sie warf dem unmittelbar vor ihr stehenden Kommissar Altmann einen nachdenklich Blick zu, wusste jedoch die offensichtliche Frage wohlweislich hinter der Fassade ihres Gesichts zu begraben. Dann sprach ein Gefreiter, vernehmlich Messer, unmittelbar darauf Levy.
“Wie steht es um Ihre Loyalität, Gefreiter Messer, soweit ich unmittelbar durch andere Soldaten vernehmen durfte, hätten Sie sich selbst den Abtrünnigen angeschlossen. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzutragen?”
“Wie steht es um Ihre Loyalität, Gefreiter Messer, soweit ich unmittelbar durch andere Soldaten vernehmen durfte, hätten Sie sich selbst den Abtrünnigen angeschlossen. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzutragen?”