02-09-2010, 08:29 PM
Das Verschwinden des Professor Ignatz Schnabelmayer wäre sicherlich an sich schon einen Artikel wert, doch noch hofft die Redaktion auf einen glimpflichen Ausgang, ebenso wie auf eine plausible Erklärung. Es ist durchaus möglich das sich der Professor auf eigene Faust auf seine Weltumrundung begeben hat, oder auch nur in die Arbeit stürzte. Der Guardian jedenfalls wünscht ihm alles Gute und würde sich über baldige Kontaktaufnahme freuen. Immerhin gibt es einen Lichtblick für die vielen, Naturinteressierten in den Reihen unserer Leserschaft. Die Haushälterin des Zoologen entdeckte kürzlich einige Manuskripte, die wohl als Sendung an unser Blatt gedacht waren. Da die Arbeiten nicht verschlossen, sondern frei zugänglich lagen, hat sich der Guardian dazu durchgerungen sie in den regelmäßigen Abständen der alten Serie zu veröffentlichen. Wir sind sicher das es Herrn Schnabelmayer ein Bedürfnis wäre seine Arbeit fortgesetzt zu wissen. Dennoch hoffen wir das bald wieder Artikel von einem, gesund und munter wieder aufgetauchten, Professor zu uns gelangen.
Die Redaktion
Die wunderbare Welt der Tiere!
Von Prof. Ignatz Schnabelmayer
Nachdem wir uns einem beeindruckenden, wenn auch durchaus alltäglichen, Räuber näher gewidmet haben, wollen wir nun einen wahren Exoten in das Blickfeld unseres Interesses rücken. Er begegnet uns in allerlei Schauergeschichten, ebenso wie in Abenteuerliteratur. In Wahrheit ein sehr seltener, wenn tatsächlich auch kein wirklich ungefährlicher, Gesell.
Araneus nimbatus/Trancespinne oder Schlafspinne
[CENTER][/CENTER]
Ich will es vermeiden auf die Gattung der Spinnentiere im Ganzen einzugehen, da ich vermuten darf das die Leser ein entsprechendes Allgemeinwissen mitbringen und es außerdem den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, müsste ich die Grundzüge einer Spinne erläutern. Wer dahingehend seine Kenntnisse vertiefen möchte, was freilich niemals schädlich sein kann, dem rate ich zur Fachliteratur, die jeder gutesortierte Buchladen anbietet. Daher beginne ich lediglich mit einem kurzen Grundriss, um Altbekanntes ins Gedächtnis zurückzurufen.
Spinnentiere haben acht Beine, im Gegensatz zu Insekten, die nur mit sechs aufwarten können. Kopf und Brust sind miteinander verbunden und bilden den so genannten Prosma, an welchen sich der verdickte Hinterleib, das Opisthosoma anschließt. Ausgeprägte Kieferklauen halten die erlegte Beute und injizieren gleichzeitig ein Gift, welches von Art zu Art variieren kann. Auch die Beine können verschiedene Funktionen haben, vier von ihnen sind jedoch meistens als Laufpaare zu bezeichnen. Ihre Umgebung nehmen sie durch Kiefertaster und Spürhärchen wahr, einige Arten können außerdem auf einen ausgezeichneten Sehsinn zurückgreifen.
Die Trancespinne stellte eine beeindruckende Mischung aus Web- und Raubspinne dar. So weißt sie die typischen Merkmale der Raubspinne auf. Sie hat eine durchschnittliche Körperlänge von etwa 1.30m was sie in die offizielle Riga der Riesenspinnen befördert. Zwar ist sie unter diesen ein Zwerg, aber nichtsdestoweniger überaus beeindruckend. Typisch ist eine helle, meist weiße Färbung, die beim, im Vergleich zum Weibchen etwa 30 cm kleinem, Männchen zusätzlich weiße Streifen aufweisen kann. Diese Musterung variiert nur sehr gering und das obwohl das Verbreitungsgebiet fast den gesamten äquatorialen Dschungel umfasst.
Das vordere Beinpaar ist zu dreigelenkigen Halte- und Fanggliedern ausgebildet, welche es der Schlafspinne erlauben auch größere Beutetiere anzugehen. Das sie sich dabei jedoch nicht nur auf ihre körperlichen Attribute verlassen muss werden wir im Weiteren noch erfahren. Auch der Sehsinn überwiegt in seiner Qualität den vieler Artgenossen. Die sechs V-fömig angeordneten Augen besitzen eine überdurchschnittlich ausgeprägte Netzhaut, die nicht nur bis ins ultraviolette Spektrum reichen, sondern sich auch dergestalt in ihrem Sichtfeld überschneiden, das die Sicht des Tiers kaum einen toten Winkel hat, es räumlich sehen kann und dies sogar in farblichen Abstufungen.
Ist ein Opfer erlegt injiziert sie, wie bei Spinnen üblich, ein enzymhaltiges Sekret, welches die Beute auflöst und die extraintestinale Verdauung einleitet.
Der eigentliche, bemerkenswerte Aspekt liegt im Beutefang selbst. Araneus ist nämlich netzbauend, erschafft jedoch weder so kunstvolle Ringnetze wie andere Arten, noch ist sie überhaupt befähigt sich auf ihrem eigenen Gespinst zu halten.
Es ist eine beachtliche und wesentlich perfidere Art, mit der sie sich ihre Nahrung sichert. In einem Gebiet, welches bis zu einem Quadratkilometer umfassen kann, versprüht sie ihre Seide. Da sie kein eigentliches Netz baut kann ihre Spinndrüse nur eine Sorte von Faden absondern, die Trancefäden. Wie feine, kaum sichtbare Schleier, hängen diese nun zwischen den Bäumen und harren einer unglücklichen Kreatur. Das diese auch Menschen sein können hat zum Bekanntheitsgrad der Spinne und zum tödlichen Ruf des Dschungels nicht unerheblich beigetragen.
Die bezeichneten Fäden sind mit einem Cocktail aus Halluzinogenen getränkt, unter anderem auch Salvinorin-A. Eine genaue Zusammensetzung konnte bislang jedoch noch nicht befriedigend ermittelt werden. Fest steht jedoch das das Opfer die Droge über die Haut aufnimmt und innerhalb weniger Sekunden in einen Trancezustand wegdämmert. Es gibt genügend Berichte von Dschungelforschern die sich ohne erkennbaren Grund auf den Boden setzten oder mitten im Gehen verharrten. Die Visionen, welche die Substanz verursacht, können sehr unterschiedlich ausfallen, sind aber meistens positiver Natur. Gemein haben sie jedoch alle, das sie den Betreffenden, ob Mensch oder Tier, am effektiven Handeln hindern. Dieser Zustand kann bei permanenter Berührung mit dem Netz mehrere Stunden, sogar Tage dauern. Wird der Gelähmte von den Fäden befreit, so klärt sich sein Verstand nach wenigen Stunden wieder und er hat lediglich mit den Nachwirkungen zu kämpfen, die von Schwindel und Durchfall, bis zu Herz- und Kreislaufproblemen reichen können. Hat das Opfer keine helfenden Begleiter bei sich, so ist sein Schicksal besiegelt. Dabei ist es nicht etwa so das er sich nicht wehren könnte, sondern das ihm einfach der Eigenantrieb dazu fehlt. Seelenruhig beobachtet er wie Nimbatus aus ihrem Versteck kommt und sich nähert. Tiere von kleiner oder gleicher Größte tötet die Spinne mit ihren Fordergliedmaßen. Allem was dazu zu groß erscheint injiziert sie ihr Verdauungsenzym. Es kann wohl als eine Gnade betrachtet werden das ihre Opfer auch ihres Schmerzempffindens beraubt sind.
Das Tier legt keine Vorräte an und vertilgt seine Beute stets an Ort und Stelle. Schauergeschichten von skelettübersäten Lichtungen, auf denen die tödlichen Fädenschleier in unheildrohender Pracht glitzern, haben sicherlich von Autoren eine gewisse Ausschmückung erfahren, sind aber keineswegs der Phantasie entsprungen.
Es liegt nun natürlich nahe, das man an eine Nutzung jener Substanzen denkt, welche die Spinne so vortrefflich zu nutzen weiß. Sicherlich gäbe es Anwendungsfelder in Bereichen der Medizin. Auch lehrt uns schmerzliche Erfahrung das kriminelle Subjekte ihren Vorteil niemals verpassen, wenn sie ihn sehen.
Allein eine Gewinnung gestaltet sich schwierig und vor allem unwirtschaftlich. Dies hat mit der Seltenheit und der unzugänglichen Verbreitung zutun, aber auch mit den Schwierigkeiten einer groß angelegten Zucht. Das Revierverhalten und die territoriale Bindung machen ein Zusammenhalten in Gehegen unmöglich. Darüber hinaus lohnt der Aufwand kaum, da Substanzen mit ähnlicher Wirkung, aber geringeren Produktionskosten, bekannt sind.
Nicht einmal die Eingeborenen der Urwälder verwenden die Fäden zur Bewusstseinserweiterung. In ihrer unheiligen Glaubenswelt sterben Betroffene nicht durch die Spinne selbst, sondern durch das Verfangen in den seidigen Vorhängen. Verständlicher Weise halten sie daher Abstand zu betroffenem Gebiet.
Ist es auch unwahrscheinlich das ein Bürger Gohmors jemals eine lebende Trancespinne zu Gesicht bekommt, so werden sie uns doch weiterhin in der Literatur wohlige Schauer über den Rücken jagen.
Die Redaktion
Die wunderbare Welt der Tiere!
Von Prof. Ignatz Schnabelmayer
Nachdem wir uns einem beeindruckenden, wenn auch durchaus alltäglichen, Räuber näher gewidmet haben, wollen wir nun einen wahren Exoten in das Blickfeld unseres Interesses rücken. Er begegnet uns in allerlei Schauergeschichten, ebenso wie in Abenteuerliteratur. In Wahrheit ein sehr seltener, wenn tatsächlich auch kein wirklich ungefährlicher, Gesell.
Araneus nimbatus/Trancespinne oder Schlafspinne
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Ich will es vermeiden auf die Gattung der Spinnentiere im Ganzen einzugehen, da ich vermuten darf das die Leser ein entsprechendes Allgemeinwissen mitbringen und es außerdem den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, müsste ich die Grundzüge einer Spinne erläutern. Wer dahingehend seine Kenntnisse vertiefen möchte, was freilich niemals schädlich sein kann, dem rate ich zur Fachliteratur, die jeder gutesortierte Buchladen anbietet. Daher beginne ich lediglich mit einem kurzen Grundriss, um Altbekanntes ins Gedächtnis zurückzurufen.
Spinnentiere haben acht Beine, im Gegensatz zu Insekten, die nur mit sechs aufwarten können. Kopf und Brust sind miteinander verbunden und bilden den so genannten Prosma, an welchen sich der verdickte Hinterleib, das Opisthosoma anschließt. Ausgeprägte Kieferklauen halten die erlegte Beute und injizieren gleichzeitig ein Gift, welches von Art zu Art variieren kann. Auch die Beine können verschiedene Funktionen haben, vier von ihnen sind jedoch meistens als Laufpaare zu bezeichnen. Ihre Umgebung nehmen sie durch Kiefertaster und Spürhärchen wahr, einige Arten können außerdem auf einen ausgezeichneten Sehsinn zurückgreifen.
Die Trancespinne stellte eine beeindruckende Mischung aus Web- und Raubspinne dar. So weißt sie die typischen Merkmale der Raubspinne auf. Sie hat eine durchschnittliche Körperlänge von etwa 1.30m was sie in die offizielle Riga der Riesenspinnen befördert. Zwar ist sie unter diesen ein Zwerg, aber nichtsdestoweniger überaus beeindruckend. Typisch ist eine helle, meist weiße Färbung, die beim, im Vergleich zum Weibchen etwa 30 cm kleinem, Männchen zusätzlich weiße Streifen aufweisen kann. Diese Musterung variiert nur sehr gering und das obwohl das Verbreitungsgebiet fast den gesamten äquatorialen Dschungel umfasst.
Das vordere Beinpaar ist zu dreigelenkigen Halte- und Fanggliedern ausgebildet, welche es der Schlafspinne erlauben auch größere Beutetiere anzugehen. Das sie sich dabei jedoch nicht nur auf ihre körperlichen Attribute verlassen muss werden wir im Weiteren noch erfahren. Auch der Sehsinn überwiegt in seiner Qualität den vieler Artgenossen. Die sechs V-fömig angeordneten Augen besitzen eine überdurchschnittlich ausgeprägte Netzhaut, die nicht nur bis ins ultraviolette Spektrum reichen, sondern sich auch dergestalt in ihrem Sichtfeld überschneiden, das die Sicht des Tiers kaum einen toten Winkel hat, es räumlich sehen kann und dies sogar in farblichen Abstufungen.
Ist ein Opfer erlegt injiziert sie, wie bei Spinnen üblich, ein enzymhaltiges Sekret, welches die Beute auflöst und die extraintestinale Verdauung einleitet.
Der eigentliche, bemerkenswerte Aspekt liegt im Beutefang selbst. Araneus ist nämlich netzbauend, erschafft jedoch weder so kunstvolle Ringnetze wie andere Arten, noch ist sie überhaupt befähigt sich auf ihrem eigenen Gespinst zu halten.
Es ist eine beachtliche und wesentlich perfidere Art, mit der sie sich ihre Nahrung sichert. In einem Gebiet, welches bis zu einem Quadratkilometer umfassen kann, versprüht sie ihre Seide. Da sie kein eigentliches Netz baut kann ihre Spinndrüse nur eine Sorte von Faden absondern, die Trancefäden. Wie feine, kaum sichtbare Schleier, hängen diese nun zwischen den Bäumen und harren einer unglücklichen Kreatur. Das diese auch Menschen sein können hat zum Bekanntheitsgrad der Spinne und zum tödlichen Ruf des Dschungels nicht unerheblich beigetragen.
Die bezeichneten Fäden sind mit einem Cocktail aus Halluzinogenen getränkt, unter anderem auch Salvinorin-A. Eine genaue Zusammensetzung konnte bislang jedoch noch nicht befriedigend ermittelt werden. Fest steht jedoch das das Opfer die Droge über die Haut aufnimmt und innerhalb weniger Sekunden in einen Trancezustand wegdämmert. Es gibt genügend Berichte von Dschungelforschern die sich ohne erkennbaren Grund auf den Boden setzten oder mitten im Gehen verharrten. Die Visionen, welche die Substanz verursacht, können sehr unterschiedlich ausfallen, sind aber meistens positiver Natur. Gemein haben sie jedoch alle, das sie den Betreffenden, ob Mensch oder Tier, am effektiven Handeln hindern. Dieser Zustand kann bei permanenter Berührung mit dem Netz mehrere Stunden, sogar Tage dauern. Wird der Gelähmte von den Fäden befreit, so klärt sich sein Verstand nach wenigen Stunden wieder und er hat lediglich mit den Nachwirkungen zu kämpfen, die von Schwindel und Durchfall, bis zu Herz- und Kreislaufproblemen reichen können. Hat das Opfer keine helfenden Begleiter bei sich, so ist sein Schicksal besiegelt. Dabei ist es nicht etwa so das er sich nicht wehren könnte, sondern das ihm einfach der Eigenantrieb dazu fehlt. Seelenruhig beobachtet er wie Nimbatus aus ihrem Versteck kommt und sich nähert. Tiere von kleiner oder gleicher Größte tötet die Spinne mit ihren Fordergliedmaßen. Allem was dazu zu groß erscheint injiziert sie ihr Verdauungsenzym. Es kann wohl als eine Gnade betrachtet werden das ihre Opfer auch ihres Schmerzempffindens beraubt sind.
Das Tier legt keine Vorräte an und vertilgt seine Beute stets an Ort und Stelle. Schauergeschichten von skelettübersäten Lichtungen, auf denen die tödlichen Fädenschleier in unheildrohender Pracht glitzern, haben sicherlich von Autoren eine gewisse Ausschmückung erfahren, sind aber keineswegs der Phantasie entsprungen.
Es liegt nun natürlich nahe, das man an eine Nutzung jener Substanzen denkt, welche die Spinne so vortrefflich zu nutzen weiß. Sicherlich gäbe es Anwendungsfelder in Bereichen der Medizin. Auch lehrt uns schmerzliche Erfahrung das kriminelle Subjekte ihren Vorteil niemals verpassen, wenn sie ihn sehen.
Allein eine Gewinnung gestaltet sich schwierig und vor allem unwirtschaftlich. Dies hat mit der Seltenheit und der unzugänglichen Verbreitung zutun, aber auch mit den Schwierigkeiten einer groß angelegten Zucht. Das Revierverhalten und die territoriale Bindung machen ein Zusammenhalten in Gehegen unmöglich. Darüber hinaus lohnt der Aufwand kaum, da Substanzen mit ähnlicher Wirkung, aber geringeren Produktionskosten, bekannt sind.
Nicht einmal die Eingeborenen der Urwälder verwenden die Fäden zur Bewusstseinserweiterung. In ihrer unheiligen Glaubenswelt sterben Betroffene nicht durch die Spinne selbst, sondern durch das Verfangen in den seidigen Vorhängen. Verständlicher Weise halten sie daher Abstand zu betroffenem Gebiet.
Ist es auch unwahrscheinlich das ein Bürger Gohmors jemals eine lebende Trancespinne zu Gesicht bekommt, so werden sie uns doch weiterhin in der Literatur wohlige Schauer über den Rücken jagen.