01-17-2010, 04:25 PM
Justiz
Sag, wie hältst du es mit der Religion?
Die altbekannte, niemals relativierte Formel, welche bereits vor Äonen einem unschuldig zum Handkuss gekommenen Mägdlein in das fromme Kirschmündlein gelegt wurde wiederholt sich dieser Tage erneut. Wie ihnen über diverse mediale Wege sicherlich bereits mitgeteilt wurde, wurden innerhalb der verstrichenen dritten Kalenderwoche mehr als siebenundzwanzig Staatsverräter innerhalb des Hauses Orsisus verhaftet. Unter ihnen sind von einfachen Verwaltungsangestellten der internen Kaderaufsicht bis hin zum Ratsherren sämtliche Sparten vertreten. Anklagepunkte wie Hochverrat an Haus und Staat, sowie religiöse Abweichung, aber auch Häresie, Propaganda, Wehrmachtzersetzung und Insubordination erfüllen das stundenlange Plädoyer des altgedienten Oberstaatsanwaltes Horatio des Rosies, einem annähernd hundertzehnjährigen Verfahrensexperten, der sich bereits im Prozess gegen die Siris nahe Baali Melchor Genetikindustrie durchgesetzt hat und seit seinen ersten bescheidenen Schritten bereits mehr als achthundertdreißig Dissidenten auf das Schafott gebracht hat. Der Chefankläger aus dem Hause Iresiom spricht mit kühlen, kalkulierten Worten, seine Miene scheint zu einem reglosen Eisblock erstarrt zu sein, während er Punkt um Punkt der Schrift herabließt und einzelne Delinquenten lediglich frequenziell ins Augenmerk schließt. Der Star des heutigen Abends ist allerdings nicht der hochgeschätzte Kläger, sondern jener der vor gerade mal drei Stunden auf der Anklagebank platz genommen hat.
Der etwa fünfzigjährige Ratsherr aus dem Hause Orsius, manche munkeln er sei lediglich ein unehelicher Bastard eines ausgezehrten Seitenarms - diese Gerüchte traten nach bekanntwerden der Verhaftung immer stärker auf - wirkt kränklich, gebrechlich, ein wenig zu schlaff und ausgelaugt in anbetracht seines Alters. Schwer geworfene Gesichtsfalten unterstreichen die kränklichen, offenbar auf Grund tagelangen Schlafentzuges geröteten Tränensäcke. Während des Plädoyers muss der seit langem an einer Lungenembolie leidende Tarian Orsius immer wieder zu seinem bronchienerweiternden Spray greifen, während sich die Verhandlung schleppend in die Länge zieht, scheint seine Konzentration allmählich abzunehmen, sein Strafverteidiger, ein junger Advokat aus dem selben Hause, zusammen mit seinem Stab von zwanzig ebenso bekannten Rechtsgelehrten ersucht um einen Moment der Unterbrechung, gesundheitliche Probleme. Der Vorsitzende negiert, abermals ergreift der Staatsanwalt das Wort, die vierte Stunde nun schon. Das trockene Knistern der kilogrammschweren Prozessakten erfüllt das gesamte Plenum, vereinzeltes Räuspern ist zu vernehmen, während nach der Reihe verschiedene Beweisstücke vorgetragen werden. Markantestes Beweisstück, eine matt polierte schwarze Pistole aus dem Werke Kesshofer und Schultze, eine Laserwaffe, an der Unterseite des Griffs befindet sich eine eigentümliche Gravur, welche offenbar auf illegale Verbindungen des Ratsherrn verweist. Interessanterweise wird dieses Stück nicht in corpo vorgeführt, sondern lediglich eine holografische Projektion, offensichtlich fürchtet man potenzielle Mitläufer vorschnell zu enttarnen. Der Hauptangeklagte erleidet einen Schwächeanfall, muss von seinem ebenfalls vor Gericht sitzenden Sekretär gestützt werden, das Dringlichkeitsersuchen des Verteidigers wird abermals abgeschmettert, der Prozess fortgeführt. Minutiös werden weiter Machenschaften aufgelistet, genau dokumentiert, alte Akten aufgerollt. Steuerhinterziehung, Kapitalfälschung, Kooperation mit mutierten Individuen, die volle Palette und noch immer kein verhaltenes Schweigen des Anklägers, stattdessen zieht der Staatsanwalt triumphal seine Kreisbahnen enger, wie ein erspähender Geier welcher unmittelbar vor dem tödlichen Herabstoßen stünde. Keinerlei Reue zeichnet sich in den gelblichen Pupillen des Orsiussohnes ab, verblüffender Weise erstarkt hebt er drohend seinen Stock, gefolgt von unverständlichem Kauderwelsch, die Ordnungshüter drücken den in Handschellen gefesselten wieder auf die Strafbank nieder. Das Plädoyer endet nach knapp viereinhalb Stunden, zufriedenes Glucksen des Klägers, zustimmendes Nicken von Geschworenen und Vorsitzendem. Der Fall scheint beinahe unumstößlich, und würde man nicht an die Neutralität und den unverrückbaren Gerechtigkeitssinn der gohmorschen Judikative glauben, so würde man beinahe annehmen können, dieses walzende Zahnrad wäre von anderer Stelle geölt worden. Schweigen auf der Strafbank, das Gegenplädoyer des Verteidigers, Josè Emmanuel Orisus-Miteraez ist kurz, dafür aussagekräftig und markant. Die kräftige maskuline Stimme des gebürtigen Mulatten dröhnt durch den holzverdeckten Verhandlungssaal, wieder und wieder scheint er die Feder seines goldenen Schreibutensils niederzudrücken während er in bewusster Manierlichkeit die “Klagemauer” abschreitet, mal an den Vorsitzenden, mal an den Staatsanwalt, mal an die Geschworenen und die neugierige Menge gerichtet. Eine verdächtig geringe Anzahl an Orsianern ist innerhalb des Publikums festzustellen, eine offenbar erteilte Hausweisung untersagt die Gegenwart, während unzählige ehemalige Geschäftspartner der Angeklagten von diversen Korruptionen zu berichten wissen. Waffenschieberei, illegaler Handel mit Betäubungsmitteln, Konsum von selbigen, die Liste erstreckt sich länger und länger, und dennoch vermag der Verteidiger weder selbst zu schweigen, noch die Verstrickungen zu entkräften. Nach gut eineinhalb Stunden schließlich ein nahendes Ende des poetisch-theatralischen Redeschwalls, Stille kehrt ein, als das Leder des Gerichtsstuhls den Verteidiger in Empfang nimmt. Schweigen, ehe sich Vorsitzender und Beisitzer zurückziehen, ebenso wie die achtzig Geschworenen. Während der Unterbrechung deutlich zu vernehmen, eine starke Antipathie des anwesenden Volkes, aber auch des Justizapparates. Mehrmals fallen auffällig rassistische, aber auch provokative Aufforderung diesen “Mutantenfreund” das zu geben was er letztendlich ja verdiene. Diverse Gewerkschaftsmitarbeiter verweigern gar den Augenkontakt, während ehemalige “Geschäftsfreunde” scheinbar neue Beziehungen auszuhandeln scheinen. Zwei Stunden, abermals ertönt die massige Tenorstimme des Gerichtsdieners, die Flügel zum Beratungssaal eröffnen sich wie das Ewige Portal selbst. Gleich einem Racheengel allen voran, der Oberstaatsanwalt des Rosiers, dicht auf gefolgt vom Vorsitzenden, sowie Beisitzern und abschließend Geschworenen. Nachdem alles wieder seine gerechte Ordnung hat, erhebt sich der Richter selbst. Das Urteil ist gefällt, die Würfel gefallen. Seine Stimme, unbeschreiblich gleich derjenigen der celestischen Sankt Dominica. Dreiundzwanzig unbedingte Todesurteile, vierfache Deportation in die Strafkolonien. Unter den Verurteilten auch Tarian Orsius, sowie sein Leibsekretär, sein Arzt, sowie mehrere enge Mitarbeiter seines “Stabes”. Urteilsvollstreckung nach dem Ablauf der geheiligten fünf Tage, jener Zeit die der heilige Septinanus traditionell benötigte um über die Vergebung der Sünden nachzusinnen. Wie immer, wird sie der Guardian, sowie der Justizexekutionskanal auch hier auf dem Laufenden halten.
Für die Redaktion des Gohmor Guardian
Theoderich Klimens
Sag, wie hältst du es mit der Religion?
Die altbekannte, niemals relativierte Formel, welche bereits vor Äonen einem unschuldig zum Handkuss gekommenen Mägdlein in das fromme Kirschmündlein gelegt wurde wiederholt sich dieser Tage erneut. Wie ihnen über diverse mediale Wege sicherlich bereits mitgeteilt wurde, wurden innerhalb der verstrichenen dritten Kalenderwoche mehr als siebenundzwanzig Staatsverräter innerhalb des Hauses Orsisus verhaftet. Unter ihnen sind von einfachen Verwaltungsangestellten der internen Kaderaufsicht bis hin zum Ratsherren sämtliche Sparten vertreten. Anklagepunkte wie Hochverrat an Haus und Staat, sowie religiöse Abweichung, aber auch Häresie, Propaganda, Wehrmachtzersetzung und Insubordination erfüllen das stundenlange Plädoyer des altgedienten Oberstaatsanwaltes Horatio des Rosies, einem annähernd hundertzehnjährigen Verfahrensexperten, der sich bereits im Prozess gegen die Siris nahe Baali Melchor Genetikindustrie durchgesetzt hat und seit seinen ersten bescheidenen Schritten bereits mehr als achthundertdreißig Dissidenten auf das Schafott gebracht hat. Der Chefankläger aus dem Hause Iresiom spricht mit kühlen, kalkulierten Worten, seine Miene scheint zu einem reglosen Eisblock erstarrt zu sein, während er Punkt um Punkt der Schrift herabließt und einzelne Delinquenten lediglich frequenziell ins Augenmerk schließt. Der Star des heutigen Abends ist allerdings nicht der hochgeschätzte Kläger, sondern jener der vor gerade mal drei Stunden auf der Anklagebank platz genommen hat.
Der etwa fünfzigjährige Ratsherr aus dem Hause Orsius, manche munkeln er sei lediglich ein unehelicher Bastard eines ausgezehrten Seitenarms - diese Gerüchte traten nach bekanntwerden der Verhaftung immer stärker auf - wirkt kränklich, gebrechlich, ein wenig zu schlaff und ausgelaugt in anbetracht seines Alters. Schwer geworfene Gesichtsfalten unterstreichen die kränklichen, offenbar auf Grund tagelangen Schlafentzuges geröteten Tränensäcke. Während des Plädoyers muss der seit langem an einer Lungenembolie leidende Tarian Orsius immer wieder zu seinem bronchienerweiternden Spray greifen, während sich die Verhandlung schleppend in die Länge zieht, scheint seine Konzentration allmählich abzunehmen, sein Strafverteidiger, ein junger Advokat aus dem selben Hause, zusammen mit seinem Stab von zwanzig ebenso bekannten Rechtsgelehrten ersucht um einen Moment der Unterbrechung, gesundheitliche Probleme. Der Vorsitzende negiert, abermals ergreift der Staatsanwalt das Wort, die vierte Stunde nun schon. Das trockene Knistern der kilogrammschweren Prozessakten erfüllt das gesamte Plenum, vereinzeltes Räuspern ist zu vernehmen, während nach der Reihe verschiedene Beweisstücke vorgetragen werden. Markantestes Beweisstück, eine matt polierte schwarze Pistole aus dem Werke Kesshofer und Schultze, eine Laserwaffe, an der Unterseite des Griffs befindet sich eine eigentümliche Gravur, welche offenbar auf illegale Verbindungen des Ratsherrn verweist. Interessanterweise wird dieses Stück nicht in corpo vorgeführt, sondern lediglich eine holografische Projektion, offensichtlich fürchtet man potenzielle Mitläufer vorschnell zu enttarnen. Der Hauptangeklagte erleidet einen Schwächeanfall, muss von seinem ebenfalls vor Gericht sitzenden Sekretär gestützt werden, das Dringlichkeitsersuchen des Verteidigers wird abermals abgeschmettert, der Prozess fortgeführt. Minutiös werden weiter Machenschaften aufgelistet, genau dokumentiert, alte Akten aufgerollt. Steuerhinterziehung, Kapitalfälschung, Kooperation mit mutierten Individuen, die volle Palette und noch immer kein verhaltenes Schweigen des Anklägers, stattdessen zieht der Staatsanwalt triumphal seine Kreisbahnen enger, wie ein erspähender Geier welcher unmittelbar vor dem tödlichen Herabstoßen stünde. Keinerlei Reue zeichnet sich in den gelblichen Pupillen des Orsiussohnes ab, verblüffender Weise erstarkt hebt er drohend seinen Stock, gefolgt von unverständlichem Kauderwelsch, die Ordnungshüter drücken den in Handschellen gefesselten wieder auf die Strafbank nieder. Das Plädoyer endet nach knapp viereinhalb Stunden, zufriedenes Glucksen des Klägers, zustimmendes Nicken von Geschworenen und Vorsitzendem. Der Fall scheint beinahe unumstößlich, und würde man nicht an die Neutralität und den unverrückbaren Gerechtigkeitssinn der gohmorschen Judikative glauben, so würde man beinahe annehmen können, dieses walzende Zahnrad wäre von anderer Stelle geölt worden. Schweigen auf der Strafbank, das Gegenplädoyer des Verteidigers, Josè Emmanuel Orisus-Miteraez ist kurz, dafür aussagekräftig und markant. Die kräftige maskuline Stimme des gebürtigen Mulatten dröhnt durch den holzverdeckten Verhandlungssaal, wieder und wieder scheint er die Feder seines goldenen Schreibutensils niederzudrücken während er in bewusster Manierlichkeit die “Klagemauer” abschreitet, mal an den Vorsitzenden, mal an den Staatsanwalt, mal an die Geschworenen und die neugierige Menge gerichtet. Eine verdächtig geringe Anzahl an Orsianern ist innerhalb des Publikums festzustellen, eine offenbar erteilte Hausweisung untersagt die Gegenwart, während unzählige ehemalige Geschäftspartner der Angeklagten von diversen Korruptionen zu berichten wissen. Waffenschieberei, illegaler Handel mit Betäubungsmitteln, Konsum von selbigen, die Liste erstreckt sich länger und länger, und dennoch vermag der Verteidiger weder selbst zu schweigen, noch die Verstrickungen zu entkräften. Nach gut eineinhalb Stunden schließlich ein nahendes Ende des poetisch-theatralischen Redeschwalls, Stille kehrt ein, als das Leder des Gerichtsstuhls den Verteidiger in Empfang nimmt. Schweigen, ehe sich Vorsitzender und Beisitzer zurückziehen, ebenso wie die achtzig Geschworenen. Während der Unterbrechung deutlich zu vernehmen, eine starke Antipathie des anwesenden Volkes, aber auch des Justizapparates. Mehrmals fallen auffällig rassistische, aber auch provokative Aufforderung diesen “Mutantenfreund” das zu geben was er letztendlich ja verdiene. Diverse Gewerkschaftsmitarbeiter verweigern gar den Augenkontakt, während ehemalige “Geschäftsfreunde” scheinbar neue Beziehungen auszuhandeln scheinen. Zwei Stunden, abermals ertönt die massige Tenorstimme des Gerichtsdieners, die Flügel zum Beratungssaal eröffnen sich wie das Ewige Portal selbst. Gleich einem Racheengel allen voran, der Oberstaatsanwalt des Rosiers, dicht auf gefolgt vom Vorsitzenden, sowie Beisitzern und abschließend Geschworenen. Nachdem alles wieder seine gerechte Ordnung hat, erhebt sich der Richter selbst. Das Urteil ist gefällt, die Würfel gefallen. Seine Stimme, unbeschreiblich gleich derjenigen der celestischen Sankt Dominica. Dreiundzwanzig unbedingte Todesurteile, vierfache Deportation in die Strafkolonien. Unter den Verurteilten auch Tarian Orsius, sowie sein Leibsekretär, sein Arzt, sowie mehrere enge Mitarbeiter seines “Stabes”. Urteilsvollstreckung nach dem Ablauf der geheiligten fünf Tage, jener Zeit die der heilige Septinanus traditionell benötigte um über die Vergebung der Sünden nachzusinnen. Wie immer, wird sie der Guardian, sowie der Justizexekutionskanal auch hier auf dem Laufenden halten.
Für die Redaktion des Gohmor Guardian
Theoderich Klimens