12-26-2009, 02:43 AM
In seiner grundsätzlichen Erscheinung entsprach die winzige Gerätschaft einem etwa siebenzackigen Königsstern, man kannte das Symbol, ein gerade hinaus starrendes, hässliches Auge, dessen Pupille eine glitzernde “Rune” bildete, zumindest wirkte der eingelassene Kristall wie ein mythisches Schriftzeichen. Insgesamt erschien das Objekt weniger von Menschenhand gefertigt denn sonst irgendetwas, aus poliertem, flachen Obsidian geschnitten, hochpräzise, frei von jeglicher verunreinigenden oder schändenden Verrauung. Das bearbeitete Halbedelgestein kribbelte unangenehm in den Fingerkuppen, schien wie von elektrostatischer Energie aufgeladen oder zerrte wenigstens beflissentlich an den eingebetteten Nägeln einer Hand, gleichsam würden sich winzige, kaum beachtenswerte Wurzeln durch die ungeschützte Haut graben. Ein vorsichtig glimmendes rötliches Licht entsprang aus dem Herzen, unheilschwanger, archaisch, man mochte sich fast an eine unmittelbar vor der Explosion stehende Mine erinnert fühlen, wäre da nicht der eigentümliche “Takt”, die Frequenz der Strahlung gewesen. Noch während Messers Pupillen wohl erschöpfend danach trachteten wenigstens irgendeinen sinnvollen Anhaltspunkt an dieser okkulten Teufelei auszumachen. Der verbleibende Wachposten war inzwischen hinzugekommen, verpasste der zusammengesackten Leiche des Geheimdienstlers einen verächtlichen Tritt in die Eingeweide, ehe er schmatzend ausspie, zwei Finger spreizte und ein Zeichen gegen den Bösen Blick setzte. Aberglauben. Noch während der feuchte, schleimige, rotzversetzte Speichel entlang der Nasenwand herunter glibberte, verformten sich die einstmals markanten Herrenzüge des Staatsmannes auffällig. Eine hagere, ausgezehrte seelenlose Fratze wurde zu Tage gefördert, ein schwarzäugiger Abriss eines Menschen, oder etwas menschenähnlichen. Die Pupillen besaßen eine beinahe unnatürliche Dunkelheit in ihrem Inneren, und selbst der ansonsten weiße Glaskörper war durchzogen von schwellenden, antrazidfarbenen Äderchen, welche sich allmählich verengten, verhärmten und deutlich kennbar zusammenzogen, dies im Takt eines ums nackte überleben kämpfenden Herzkranzgefäßes. Augenblicks darauf schien der vormals fest verbundene Schädel des Leichnams entlang aufgetrennten “Nähten” schlicht abzubrechen, der deutlich schmälere, spitzere Kopf rollte nicht einmal wirklich, vielmehr wälzte er sich gemächlich herab, blieb an der Nasenspitze an der Stiefelsohle des Gefreiten haften. Dieser erbleichte beinahe ebenso schnell wie im das Blut aus sämtlichen Gliedern zu weichen drohte, während er panisch den Schädel wegzutreten suchte, allerdings an dessen nun zubeißendem Kiefer scheiterte. Der Schock darüber erwies sich als groß genug, um einer einstudierten Geste folgend, die Unterlaufsschrotflinte zu entladen. Innerhalb eines Sekundenbruchteils rasselten Schädelschrappnellen quer durch den ganzen Brückenkorridor, manche bohrten sich gar in die ungeschützten Stellen des Gefreiten, während er den Repetierhebel zurückriss. Ein Splitter durchschoss dabei seine geschlossenen Augenlider, zwar keine tödliche Verletzung, dennoch ausreichen um sein rechtes Auge für immer erblinden zu lassen. Das Blut war kaum erkaltet, da schienen die Gliedmaßen des vermeintlichen Leichnams beinahe belebter denn zuvor, wenigstens krallte sich die rechte Hand dessen mit brachialer Gewalt ins Wadenbein des Soldaten, riss ihn, als er mit der anderen danach stoßen wollte gar von den Füßen und kletterte aus dieser Position “schädellos” über den niedergestreckten Gefreiten, um “abschließend” mit den entblößten Fingerknochen der linken Hand bis Tief in die erschrocken ausatmende Brust vorzustoßen und das noch schlagende Herz wie ein überdrüssiges Stück Schlachtfleisch herauszureißen. Reflexartig wich das “Geschöpf” in den kreisenden Schatten der Notstromversorgung zurück, wo allein das kratzen der Knöchel Auskunft darüber zu geben schien wo innerhalb der Brücke es sich nun tatsächlich aufhalten könnte.