11-16-2009, 12:33 AM
Die kaum sieben Männer spannenden Korridore waren erfüllt von dem magnetisierenden Eigenleben dieses absonderlichen Ortes. Nicht markante stählerne Züge, oder hölzerne Zierholzverschläge wie es in den meisten Etablissements der eigentlichen Kulturhauptstadt Korons üblich war verzeichneten hier eine signifikante Präsens, nein, beschaulicher, genügsamer, ja fast schon spartanisch unauffälliges Glattpapier und gerade dies erwies sich denn als besonders hervorstechend, zwischen all der ungekannten, futuristisch anmutenden Technologie von Schaltkreisen, puslierenden Quantumzellen und energetischer Halbblitze, die banale Schlichtheit. Die oftmals angetroffenen Freiflächen, allein unterbrochen durch karg zusammen gezimmerte Kreuze aus einem ulmenähnlichen Werkstoff, wiesen keinerlei sonderlichen Schnörkel auf, nicht einmal irgendwelche Plakate wie man es überall im Imperium zu finden glaubte, welche manchmal für spezielle Dienstanleihen werben sollten, ein anderes Mal möglicherweise gar schon subtil fordernd “Trete der kaiserlichen Armee bei!”. Nein, diese waren stumm, unkenntlich und wohl niemals anwesend gewesen. Ein durchgehender hellbläulicher Strahl verlief wie die menschlichen Rippen durch den Korridor, ab einer gewissen Marschstrecke durchbrach dieser erwähnenswerte Optikbündel gar die durchsichtigen “gerahmten Tapeten”, es war wie eine stilisierte Blütenform, eine beinahe sonnengleich glühende Kelchblüte, aufgefächert wie Finger welche um himmlischen Beistand flehten, die Daumen dabei wie Stempel dieser absonderlichen Blume gefaltet. Immer wieder, allein dieses untrügerische, wiederkehrende Motiv. Die eingelassenen Flurkacheln tönten wie von ausgebranntem Terrakotta, besaßen allerdings eine feine, nachtblaue Politur, zaghaft aufgetragen wie ein kostspieliger Lack, welcher es wohl auch war. Diese besondere Färbung galt auf Koron selbst im wesentlichen als unüblich, selbst wenn sie im Entferntesten noch der imperialen Waffenrockfärbung der PVS ähneln konnte. Angekommen, schlussendlich, zumindest ließ dies die anzutreffende Lichtdurchbrechung durch die “Oberlichten” erwarten. Wo waren sie nur gelandet? Was sich als blütenreines Firmament über ihren erstreckte gleich dem unendlichen Himmel, welcher seit den frühesten archaischen Kulturversuchen der Menschheit verehrt worden war, glich nicht dem nämlichen Himmel welchen sie alle kennen und manchmal sogar schätzen gelernt hatten. Nein, dieser war hart, unverrückbar, wie eine drohende Masse, gleich dem gefürchteten damoklesschen Richtschwert schwebte er hoch droben über ihren von dort betrachtete sticknadelkopfgroßen Schädeln. Eis, sie waren unter einer anzunehmend kilometerdicken Eisschicht einquartiert. Die Annahme ließ es zu. Und dennoch, beinahe tropisches Klima, ein feuchtwarmer Luftzug, aromatisch angereichert, die verstohlene Möglichkeit eines mitschwebenden Sedativums blieb natürlich eine bleibende Gefahr, doch erstickte sich dieser verräterischer Gedanke just selbst, als das voranschreitende Mädchen in einer der kreuzartigen Querstreben griff und sich anschließend eine der “Papiermauern” faltend beiseite wand. Ein kärglich möblierter Salon, etwas das man wohl in einem besonders exzentrischen Domizil hätte erwarten dürfen, jedoch bedeutend schmuckloser, abgesehen von einem ellenlangen kniehohen Lacktisch, auf welchem bereits sorgfältig aneinandergereihte Schmuckgefäße drapierten, ehedem über einen wässrigen Mittelpfad der “Banketttafel” so etwas wie ein porzellanenes Service geglitten kam. Niedrige, blasse Schälchen deren eierschalendünne Ränder mit auffälligen Lebensszenen bestrichen worden waren, darin befand sich eine glasklare stark duftende Flüssigkeit, sowie ein einzelnes ausgerupftes Blütenblättchen, wie eine vergessene Lotusblüte inmitten eines idyllischen, kühlen Gebirgsgewässers. Dies alles war darauf ausgelegt, allein Beruhigung, Einkehr, die stillschweigende Auseinandersetzung mit sich selbst, keine unnötige Hast oder gar Desillusionierung, nein, Isolation. Vom Rest. Von allem anderen. Das Mädchen verwies die beiden unbehaglich starrenden Herrschaften mit freundlich geschwungener Handgestik auf die gestickten Seidenkissen welche in beinahe blasphemischer Gemütlichkeit gegenüber der sonst vorherrschenden “Disziplin” einladend lockten. Sie selbst unterschlug die abgewinkelten Beine uns saß sich nach ihnen an den Tisch, servierte dienstbeflissen jedem der beiden Gäste eine derartige vorbereitete Tasse, während sie selbst sich offensichtlich keine derartige Annehmlichkeit zu gönnen schien. Ihre aufblitzenden Augen bekundeten unterdrückte Neugierde gegenüber dem deutlich männlicher geformten Söldner, während sie aus einem Wimpernschlag heraus dem Professor eine ähnliche, jedoch ums Quäntchen weniger schmeichelhafte Aufmerksamkeit zukommen ließ.´
“Demütigste Vergebung, Professor Schnabelmayer und Krieger Taeleon, es beschämt mich, aber Professor Ishitaro wird wohl erst mit misslicher Verspätung in einigen Minuten hier eintreffen. Sollten Sie inzwischen dringliche Fragen oder andere Wünsche besitzen, zögern Sie nicht diese zu äußern, Professor Schnabelmayer oder Krieger Taeleon.”
“Demütigste Vergebung, Professor Schnabelmayer und Krieger Taeleon, es beschämt mich, aber Professor Ishitaro wird wohl erst mit misslicher Verspätung in einigen Minuten hier eintreffen. Sollten Sie inzwischen dringliche Fragen oder andere Wünsche besitzen, zögern Sie nicht diese zu äußern, Professor Schnabelmayer oder Krieger Taeleon.”