10-11-2009, 11:10 PM
Sieben Schritt. Nächtliche Schemen, geboren wie von geisterhafter Hand, durchwanderten die bange Düsternis, welche von einem nebelhaften Mondschweif zum nächsten verlief. Sechs. Wüste, Sand, Sturm, Zeit, alles verlief, verrann, versickerte. Unvorhersehbar, unkontrolliert. Wer wusste schon, in welchem Abstand welche Wandlung vonstatten ging? Welcher Mensch erahnte schon, wie sich die zeitlosen Dünen verzogen, welches Titanen Atem demnächst sämtliche kartografischen Verzeichnisse negieren würde? Fünf. Chaos. Es repräsentierte das Chaos, alles hier. Keine noch so strahlenden Fixsterne, keine begehbaren Trampelpfade, angelegt durch einen voranschreitenden Nomaden. Gefangenschaft, ewige Knechtschaft, Sklaven der Wüste, verirrte Seelen, sie würden hier sterben, alle. Wie sie die Sandmeere geboren hatten, würde sie sie alle dereinst wieder verschlingen. Vier. Dies war das Schicksal, die Verdammnis und der Segen. Das versprochene Paradies, der ewige Zyklus, der Kreislauf der Götter. Was erschaffen wurde, musste vernichtet werden, was gebar, musste sterben. Drei. Nicht Khorne, nicht sein gesinnungsloses Geschlachte. Nicht Nurgle, keine seiner Pestilenzen, kein schimmerndes Miasma welches die Milliarden hinwegfegte gleich der unaussprechlichen Scheußlichkeit jener Fliegenschwärme deren er Herr war. Zwei. Tzeentch, alter Verräter, Verpfänder der schicksalhaften Kartenspielchen, Vater aller gewobenen Intrigennetze, Brudermörder und Königsmacher. Nein, du warst hier auf verlorenem Felde, dein war nicht die arglose, brache Steppe. Eins. Schlangengewürm. Die uralten Wächter, die altvorderen mutierten Sklaven. Zischelnd auf ihren unförmigen Leibern schleifend, kriechend. Dahinstrebend sank sie im Herzen zweier turmartig aufragender Gesteinswälle nieder. Grabend bohrten sich ihre Kniescheiben in die widerstandlose Schicht körnigen Quarzsandes. Wie aufstrebende Keile verformte er sich davor. Die ehrwürdige Mondscheibe nahm ihren Sockel ein, eingefasst gleich einem Kronjuwelen. Für das offensichtliche Augenlicht des betrachtenden Menschen offenbarte sich somit ein mondbeschienenes Tal, welches sich zwischen diesen aufragenden Formationen hindurch wand. Huldigend streckten sich ihre Arme in gerader Linie dem entgegen, während sie sich niederwarf, die blutbesudelten Strähnen über den Sand ziehend, die zerstreute Umarmung unterhalb der nackten Brust erfühlend. Wind, uralter Götterhauch, bangend heulend erhob er sich, wo vormals windesstille geherrscht hatte. Regungslos, winzige aufgewühlte Staufächer empor tragend. Wie von sanftem Schlummer ergriffen, dösend, voran, prasselnd rieselte es über ihre Haut, während sich in den voran liegenden Mondschatten abermals schauderhafte Körperwindungen erkennbar machten. Nun erst, im Zenit der strahlenden Allherrlichkeit, glitzerten verstohlene Rubine in der finstersten Nacht, säumten die steinige Böschung des unregelmäßigen Gebirgspfades, auf welchem sie offensichtlich zu wandern gedachte, während sie sich demutsvoll erhob, die Arme an der Brust kreuzte, das Haupt herabsenkte und gemessenen Schrittes ihren Pfad fortsetzte. Unbehelligt blieben jene zusammenziehenden Pupillen, während sie darin vorüber glitt, hie und da eine geschwungene, sichelhafte Klaue ersichtlich, manches mal ein peitschender Schweif, doch stets, zögerlich wieder im Schatten untertauchend.