10-08-2009, 11:43 PM
Wie im kaltblütigen Beutespiel zweier blutrünstiger Raubtiere schienen sich die Grenzen zwischen Herrscher und Beherrschtem variabel zu verschieben, je nachdem in wessen Gunst die chaotischen Strömungen des nicht Realen gerade flossen. Inzwischen gebar sich der herrliche Fürst rezessiv, unterwürfig, gab sich dem Wahn hin, welcher sie erfasst hatte, präsentierte seine eigene Lebensader gewissermaßen so, wie eine Hebamme die mütterliche Brust dem hungernden Kinde. Immer energischer, belebter lechzte sie an seinen Essenzen, während mit jedem genommenen Schluck scheinbar absonderlichere Vorgänge geschahen. Waren durch sein göttergeweihtes Blut zunächst lediglich primäre physische Aspekte betroffen, wuchsen die schmalen Reißzähne der vorderen Gebissreihe zusehends an, beinahe bedrohlich, mochte man meinen, während die an seinem Nacken, sowie an seiner Kehle abgespreizten Fingernägel, eine ebenso kuriose Mutation erlebten und sich durch die ummantelnde Kunsthaut fraßen und alsbald beinahe selbst in seinen feineren Falten bohrten. Dieser fortschreitenden genetischen Veränderung unterlagen wohl auch andere Reize, etwa ein überaus schmerzhaft vonstatten gehendes, allmähliches überspannen der meisten Knochen, das darum gewobene Fleisch dehnte sich in den selben Ausmaßen, ebenso die darunter verborgenen Nervenstränge, was eine abstrakte Version des gängigen Makels des “Riesenwuchses” zu sein schien, während sich unterhalb des Latex an ihrer Stirne, genauer der Augenbrauen, kleinere Horngebildete abzeichneten, welche mit einem baldigen Reißlaut die pseudo-erotische Verhüllung der Maske sprengten. Die ansonsten alabasterfarbene, nahezu konturlose Gesichtshaut hatte eine grundlegende Schuppenstruktur, die weicheren Weiblichenzüge verhärmten, markantere Wangenknochen, sowie kräftigere Kiefermuskulatur bildete sich willkürlich, während die selbige “Verwandlung” reibungslos durch die smaragdgrünen Iriden wanderte. Diese verkamen zu eine rötlich-braunen Verzerrung des ursprünglichen Spektrums, während sich die kreisrunden Pupillen selbst zu länglichen Schlitzen zusammenzogen und einen beinahe reptiloiden Abriss bildeten. Allmählich überlagerte sie den Krieger mit ihrem wachsenden Körpergewicht, zwar noch immer deutlich unter seinem eigenen, aber nicht länger von zierlicher Beschaffenheit wie ursprünglich. Gewissermaßen schien das aufgenommen, frische Blut sämtliche unter Aspekte des Metabolismus radikal anzusprechen, geradezu wie eine menschlichverwerfliche Droge, welche Junkies konsumierten um eine angebliche “Sinneserweiterung” wahrzunehmen. Dies hier jedoch entsprach einem wesentlich tödlicherem Verhältnis, da sich jegliche geistige Symphonie zusehends weiter nach hinten verschob, was etwa gleichbedeutend war mit einem morbiden Persönlichkeitsverlust, je länger sie sich an ihm labte. Unwillkürlich mochte es dem Schwarzen Drachen wohl allmählich klar werden, in welchem empirisch metaphysischen Zusammenspiel sein Herzblut mit ihr stehen musste, während immer mehr des unbezahlbaren Trunkes seinen beinahe zäh pochenden Adern entzogen wurde. Der dämonische Fluss neigte sich wohl, was sie dazu veranlasste, zunächst die beachtlichen “Reißer” aus seinem Hals zu lösen, allerdings nur um unmittelbar daran anschließend kräftiger hineinzubeißen. Spätestens jetzt würde sich Desillusion seiner noch immer sterblichen Sinne bemächtigen, denn diesem “Biss” wohnte keine strukturierte, vorsichtige Gedankenlastigkeit mehr inne, sondern lediglich unstillbarer Blutdurst.