09-27-2009, 03:20 PM
Stille, klamm und bang, verhohlenes, geflüstertes Wort, keimen eines unirdischen Nichts. Erfüllt durch jenes entstellend befremdliche Untreiben, klanglos, daliegend, stumm, schweigsam in einer Andacht, welche Grüfte und versiegelte Krypten hätte neidvoll erbleichen lassen. Leergefegt, beraubt des hehren Lichtes schnödem Glanz, welcher sich selbst widerspiegelnd über die marmornen Äderchen von mattem Silber, salzduftendem Bronze und zersprungenem Gold selbst brach, dahin glitt gleich einem volumslosen, grabesgleichen Nebelschauder, über blankpolierte perlmutsfarbene Gerippe, welche da und mancherorts feinfühligst verteilt lagen. Ein ausgefranstes, lustloses Blinzeln, kaum mehr den des starrenden Auges nämliche Erquickung durch belebende Essenz, von solcher liederlichen Abgöttlichkeit gezeichnet, das selbst der grimme, greise alte Heermeister erstarren konnte. Dies wenngleich er bereits mannigfaltige Gräuel vernommen und gespäht hatte, welche weder gedacht noch bestimmt für das sterbliche Sehen sein konnten. Faulig, schwammig sich die gespitzte Vogelzunge zwischen seinen knöchernen Schnabelplatten schob, während seine verbliebene Pupille sich scheints vollends nach dem karg einfallenden Dämmerungsrot justierte. Melanie saß im konträren Augenwinkel, häretisch, gotteslästerlich, abgewinkelten rechten Beines auf der Querlehne des Obsidianthrones baumelnd, eine Hand locker auf der durch Atem gebeugten Brust, den blonden Schopf über die andere Lehne herab wallen lassend. Gewissermaßen reglos, genießerisch schwelgend in etwas das man abwegige Apathie taufen mochte, die Ermangelung jeglichen belebenden Reizes. Indes streichelten ihre freien Finger über den kahlgeschorenen, vernarbten Schädel eines sogenannten Kultisten, eines entflohenen Großstädters aus den Gollga. Dieser mochte sogar etwas mehr gewesen sein, einstmals, Nobler, Schriftgelehrter oder studierter Lakai irgendeines Theogonisten, eines heruntergekommenen, alten Predigers der Ekklesierachie, welcher alle Freuden und Laster als Sünde und Verdammnis bezeichnete. Der Jüngling kniete, seine entblößten Knie auf eine liegende Klinge gelegt, welche sich Zoll um Zoll durch sein gepflegtes, puderweißes Fleisch fraß. Allein dies schien er hinzunehmen, ein kreidebleiches, ob des beträchtlichen Blutverlustes, verzerrtes Grinsen auf den ausgedünnten Lippen, welche sich ins tödlich Fahle verhärmten. Ihre geöffnete Hand verweilte letztendlich an seinem Scheidelpunkt, jener Krempe des Rückschädels, welche oberhalb lediglich Ohnmacht bedeutete, unterhalb jedoch den sicheren Tod, sofern man wusste darauf einzuschlagen. Lustvoll beschwichtigten Griffes erhob sie dessen Nacken gerade soweit, das er ihre kuperacelatfarbenen Iriden erblicken konnte, welche irgendwie belauernd unter den gestrichenen Wimpern glitzerten. Sich aufrichtend, langsam das gestiefelte Bein über die Lehne herabziehend, zwang sie gleichsam anrüchig das jungfräuliche Antlitz des Burschen zwischen ihre Schenkel. Seine markanten Züge verloren sich unterhalb des geschnürten Korsetts, welches trefflich ihre Taille beengte, dennoch seine Knöchel entlang des Steißbeins gefesselt, vermochte er allein anhand seines Gebisses, sowie seiner anderen ausgeprägteren Gesichtselemente zu werkeln. Schmallippig kneiften seine elfenbeinernen Schneidezähne in den lose hängenden Schlitten, akribisch versuchend jenen herabzuziehen. Nachdem dies geschehen, entglitt seinem absterbendem Äußeren die allmählich befeuchtete Zungenmuskulatur, welche sich in seiner verängstigenden Sorgfältigkeit darüber hinweg lechzte was ihm dort dargeboten wurde. Ihr spitziges Kinn erhebend, schien die Hexe jegliches lebendig empfundene Winden seines Lappens genießerisch hinzunehmen, während sie ihn beständig enger drängte, ihn majestätisch zwängte, während sie die andere Hand nutzte seinen kahlen Schädel abzutasten. Sklavisch ergeben fuhr jener unbedacht fort, ehedem sich seine Sprache allzu tief versenkte, inspirierend durch einen diabolisch anmutenden Schauder welcher sie zuckend durchlief, eine gläserne, ironischerweise wohlriechende Zärtlichkeit entlang seiner Knospen verspürend, wollte sich gar atmender Weise davon lossagen, ehe er jäh erschrocken ins leere keuchend feststellen durfte, das ihm mit allerlei Absicht schier das lebensnotwendige Element entzogen wurde, ebenso wie das erkaltende Blut seiner Knie. Begriffen, geradezu umfangen durch seine infame Agonie, wölbte sich jeglicher verkümmerte, kraftlose Widerstand seiner männlichen Leibesfülle, schienen seine kontrahierenden Kiefer sich allmählich durch all ihre entfaltete Weiblichkeit arbeiten zu wollen, in einem aufkeimenden, sterbensängstlichen Versuch etwas erquickenden Sauerstoffs zu verschlingen. Doch je mehr sich dessen knöcherne Werkzeuge in das weiche Fleisch verbissen, desto eher schien sich wiederum ihr lüsternes Gebären zu entfalten. In seinen betäubten Ohren pulsierten energische Herzensschläge unterwandert durch jene infernalische Gestöhne der Hexenkönigin, ehe sein gesamtes biologisches Fristen sich in einem nachtmahrischen Schleier reinster Finsternis verfing. Aus dem blühenden Leben verschieden, erschlaffte jegliche stoffliche Rebellion, sich seines in ihren Schenkeln ruhenden Kadavers entledigend, schubste sie ihn stirnlastig hinfort, ein moralloser, grausamer Fingerschlag, jene selbe Verachtung welche man lediglich Ungeziefer entgegen brachte, kaum niedergeworfen, machten sich alsbald schon die sie nun mittlerweile beständig umgebenden Aasfresser über seinen Leichnam her. Ein argwöhnisches, illustres Schmollen widerspiegelte sich im Schatten des Heermeister Antlitzes, welcher all dies teilnahmslos hinnahm, oder möglicherweise auch nicht. Er schien etwas… abwesend. Sich selbst “verschließend” nestelten die rabenschwarzen Kuppen über den eröffneten Spalt, ehe sie sich des Blutes an ihren Sohlen erinnerte und jene gewissenhaft durch die Belebten lecken ließ. Der geschnäbelte Greis vermochte nicht ein karges Widerwort zu formulieren, während sie ihm einen Kuss hauchend vorüber schritt, und andeutete er möge doch eine beschauliche Festivität binnen zwei Nächten entrichten lasse, sofern er nicht ebenso teilhaftig ihrer Liebe werden wolle.