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Unheiliger Bannzirkel der Ras-an-Kur
#1
Schwer verhangener Sandschleier tummelten sich flatternde Zeltstädte unterhalb der Metropolitenkuppel Rasankurs, wie besonders schwammig erscheinende Sporengewächse in den wulstigen Eiterfalten eines Nurlings, ungepflegt, verwildert und dreckig. Dies war kulturelles Erbe wie Fluch gleichermaßen, man vermochte allerorts zu überleben, jedoch stets auf eine inhumane, herabwürdigende Weise, welche jeglichen normalen Würdenträger hätte abschrecken müssen. Dennoch boten erboten sich die urzeitigen, entfesselten Wüstenstürme wie zum Gruße selbst, durchflossen von gewaltigen Energieströmungen und angereichert durch davon geschwemmte Schicksale. Widersinnigerweise jedoch, verspürte man keinerlei regende Empörung, flüchtiges Mitleid oder verschwendete Neugierde daran, wie sich die nomadischen Wüstenstämme damit abfanden, vielmehr stieß dies auf Desinteresse und Ignoranz der Städter. Okkultisten, Rebellen, Kriegstreiber, Primitive, Dämonenverehrer, Ketzer, Ungläubige, Heiden, und welche anderen, kaum ersinnbaren, grotesken Bezeichnungen in manch malerischer Auslegung man doch für all jene fand, welchen nicht die glückliche Neigung des gewebten Verhängnisses erleben durften, in den obersten Kristalltürmen irgendeiner Makropole geboren worden zu sein. Lebensverachtung und unbegründeter Hass waren jenen verköstigter Messwein und sättigendes Brot gleichermaßen, wie es bei den beduinischen Klans Carnakdreck und Jagdspieß waren. Man lebte um zu existieren, nicht für zehntausende folgende Generationen oder aus irgendeinem selbst auferlegten Ideal heraus. Der nächste Tag war lediglich ein weiteres Mühsal das es zu bewältigen galt, ebenso wie der darauf und dann der übernächste, Verdammnis auf Koron. Dennoch waren diese wanderlustigen Gesellen nicht etwa weniger lebenslustig denn zehnmilliarden andere Einwohner auch, sondern, gewissermaßen, sogar wesentlich lebensbegrüßender den jeder andere. Man musste sich nicht vor den eigenen, kaum ausgesprochenen Lippenversen hüten, musste nicht mannigfaltig betonen warum man nun seinen unflätigen Vetter im Zweikampf erschlagen hatte oder warum man dieses Weib nun mal als sein persönliches Eigentum erachten durfte.

Sichtlich kämpferisch hatten es dick eingehüllte Männergestalten zu tun, jene grob geschmiedeten, gusseisernen Kaltstahlspieße ins marmorne Unterleben des Vorhofes zu versenken, welche umgeben durch gleichmäßige Säulenarkaden unmittelbar stirnseitig des Zikkurats ein beinahe oktogonförmiges Atrium aufspannte. Darin fanden sich wiederum jene acht Lanzen, wobei vier gemäß den “magnetischen” Himmelsrichtungen ausgerichtet wurden, welche trotz des wütenden statischen Sturmes dennoch mittels der Konstruktion bestimmt werden konnten, jeweils mit nördlich neun, südlich sieben, westlich acht und östlich sechs Metern abstand zum relativen Zentrum. Die restlichen vier wurden dabei im exakten Zenit zweier jeweils kontrahierender Spieße, also etwa Süd-West, Nord-Ost, aufgestellt, mit einer exakten Halblänge beider “Pole”, Süd-West etwa siebeneinhalb Spannen. Dabei wurden die jeweiligen Basen mit knöchernen Sekreten eingelassen, aufgeschlagenem sulfurversetztem roten Mark, sowie einer stinkenden Lösung unterschiedlicher, gesitteter Innereien welche man im verlaufe mehrerer Destillationen aus den aufgeknackten Schädelkapseln erschlagener Krieger gewonnen hatte. Das jene während jener besonders widerlichen Todesweise noch rudimentär schmerzempfänglich blieben veredelte die daraus gewonnenen Extrakte und Salben lediglich. Ihrer perfiden, außerweltlichen Natur folge leistend, entpuppten sich die nach kryptischen Visionen aufgezeichneten Runen jedoch als deutlich beständiger den alles andere während des tobenden Gewittersandsturms, weder wurden sie durch den dunklen, körnigen Sand überdeckt, noch durch herabprasselnde Säuretröpflein verwischt, es schien als wären diese von einer eigensinnigen, abschirmenden Intelligenz belebt, welche sich selbst gerade mal auf eine Weise begriff, wie es nun mal ein “Schriftzeichen” konnte, welches jeglichem imperialen Tölpel gleißende Stahlbolzen in die geistlosen Pupillen getrieben hätte. In mancherlei aufgerissenem Schattenwinkel schienen sich jedenfalls jene Runen auf manch wankelmütige Gestalt zu subtrahieren, ehe sie wieder zu bedeutungsschwangeren Glyphen anwuchsen. Dabei enthüllte die nördlichsten Zeichen ein unterkühltes, emotionsloses Azurblau, während die südlichen ein miasmisch, kränkliches Kupfergrün absonderten, pulsierte der westliche Part in einem tiefen, fast schwarzem blutroten Feuer, wesentlich sinnlicher, sanfter und hypnotischer dagegen ein flimmerndes, unbeständiges Purpur. Wie von unsichtbarer Geisterhand angerührt, verknüpften sich die widerstrebenden Elemente darauf hin selbst, wobei jeweils gegenseitige “Mächte” sich abstoßend verhielten, sich aber mit der schräg dazu befindlichen Nexus reaktionsstark vereinten. Dabei entstanden vier beinahe scheiterhaufenartige Stichflammen, welche sich wiederum in unregelmäßigen Strömen entlang der ungefliesten Grundsubstanz fortsetzten, sich also innerhalb des aufgespannten Oktogons zu einem achtzackigen Gebilde entwickelte. Dabei stachen in besonders kraftvoller Manier jedoch einzig die “magnetischen” Pole hervor, während die Zwischenspannen eher mäßig kraftvoll erschienen, dennoch das ganze “Konstrukt” mehr oder minder stabilisierten, also aus den widerstrebenden Kräften ihre beständige Energie schöpften, in ähnlicherweise also wie die gewöhnliche Elektrizität. Das unscheinbar leise, ja geradezu unwahrnehmbare, grenzwertige “Flüstern” das sich aus dem verfärbenden Herzen heraus ausdehnte, schien dabei selbst die hartgesottenen Stammeskrieger welche sich freiwillig zu jenem “Gottesdienst” gemeldet hatten nicht gering zu beunruhigen. Überglücklich schienen sie daher, als Melanie ihnen nach Vollendung des grundsätzlichen Ritualzirkel gestattete, nach potentiellen “Messdienern” auszuschwärmen.
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Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von - 06-11-2009, 01:29 AM
[Kein Betreff] - von - 06-15-2009, 10:43 PM
[Kein Betreff] - von - 06-18-2009, 11:50 PM

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