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Der Weg durch die Wüste
#83
Also setzte die kleine Schar ihren Weg wesentlich langsamer fort. Die Geschwindigkeit war der Gefangenen angepasst, die wiederum dazu verdammt war sich dem, mit gesenktem Kopf dahintrottenden, Carnak unterzuordnen. Naradas wuchtiges Fahrzeug bildete die Spitze, Magal saß auf dem Beifahrersitz, Ad'razbe hatte es sich im Stauraum gemütlich gemacht. Lediglich Bane und der Hundemensch hatten auf die Annehmlichkeit einer geschützten Fahrt verzichtet. Letzterer offensichtlich um bei seinem Tier zu bleiben, der Rasankuri hingegen hatte keine Gründe für seinen Entscheidung genannt und niemand war wirklich unglücklich darüber das, ohnehin arg beschränkte, Platzangebot mit dem Hünen zu teilen. Letztlich wurde doch offenbar warum der Rasankuri sich draußen sehen ließ. Es war in einer Übergangszone, stetig wurde die reine Sandwüste zu einem ausgedorrten Land aus gerissenem Lehm, nur durchbrochen von scharfkantigen, schwarzen Felsen. Auf einer der letzten Dünen, die sich keck in das freie Land vorgeschoben hatte, standen sie. Drei Gestalten, ihre harten Schatten wie auf den Boden tätowiert. Es waren Reiter, hochgewachsen und unbeweglich auf den Rücken ihrer Tiere sitzende. Grabsteinen gleich, vom Wind jeglichen Sandes entblößt, ragten sie gegen den wolkenlosen Himmel auf. Tücher, von der trostlosen Farbe der verseuchten Weite, umhüllten sie und waren alles was, durch ihre flatternde Bewegung, in ihnen nicht nur Spukgestalten vermuten ließ. Bane hob den Arm zu einem knappen Gruß, welcher mit einem ebenso spartanischen Nicken beantwortet wurde. Die Drei blieben auf ihrem Posten, die Augen auf den kleinen Track gehaftet und gänzlich ohne Bewegung. Als man nun die Düne passierte lies sich erkennen das sie zwar nicht annähern so dick gepanzert waren wie der begleitende Rasankuri, aber ihre Gesichter dennoch unter eisernen Fratzen verborgen lagen. Masken von eben solcher Machart wie jene, die auch Bane sein Eigen nannte. So grinsten ihnen die stummen Wächter mit eingefrorenem Hohn nach. Sie waren die ersten, aber keineswegs die letzten Boten des nahen Ziels. Erste Spuren von Bebauung ließen sich erkennen. Kaum mehr als Grundmauern, von einem Feind oder dem, nicht minder tödlichen, Wind geschliffen. Sonderbar mutete es an das, einerseits solides Mauerwerk fast gänzlich niedergemacht war, aber an anderer Stelle Amphoren, beinahe unversehrt, in schattigen Nischen lagen. Die Gefäße wiesen eine dicke Kruste aus Salz und anderen Mineralien auf, schienen aber ansonsten unversehrt. Sie mochten zweihundert Jahre oder länger dort gelegen haben. Doch nicht nur dergestalt waren die Zeugnisse vergangener Baukunst. Eingestürzte Kellergewölbe, einsam stehende Torbögen und einmal gar ein Betonsockel, aus dem Stahlträger ragten. In verflossenen Zeiten hatte er wohl einem Strommast oder einem Wachturm Halt verliehen. Der Wind fing sich an der spärlichen Resten menschlichen Bestrebens und verlieh denen, die hier unleugbar ihr Leben gelassen hatten, eine schaurige Stimme. Der Motor wirkte dagegen verhalten und fast zögerlich, als fürchte er altes Grauen aufzuschrecken. Durch dieses Feld, diese Ahnung des Vergangen bewegten sie sich wohl eine oder zwei Stunden. Inzwischen hatten sich neuerlich Wolken aufgetürmt, bestrebt die nahe Dämmerung vorzuverlegen. Es war kalt geworden und Feuchtigkeit lag in der Luft. Man durfte die Meere aus Sand und verbranntem Grund nicht mit einer gänzlich trockenen Wüstenei vergleichen. Im Gegenteil regnete es sogar recht häufig hier. Es war lediglich so, das die unbarmherzige Sonne keine beständige Nässe zuließ und alles gierig aufsog, so bald die Wolken sich verzogen. Nun sprenkelten erste Tropfen die Boden und ließen erkennen warum er so aufgeplatzt war. Der Regen selbst zischte leise, wenn er auf Materialien wie unbehandeltes Plastik oder Stoff traf. Benetzte er die Haut, so brannte es, als hätte man in Nesseln gegriffen. Am nördlichen Horizont zuckten Blitze fiebrig über die drohenden Schemen der Berge. Das Carnak schob die milchigen Nickhäutchen über die Augen und machte nun den Eindruck einer erblindeten Kreatur. Während sich der Boden in lehmig, braunen Schlamm verwandelte, der an den Füßen sog als wolle er neue Leichen in sich betten, erreichten sie etwas das einst eine asphaltierte Straße gewesen sein musste. Auch sie war von Schlamm verkrustet, gestattete aber dennoch ein leichteres Vorankommen. Der brüchige Weg wandt sich auf eine Spalte zu, der wie eine geschlagene Wunde in dem Plateau prangte, dessen Wände sich, mit jedem weiteren Schritt, vor ihnen in die Höhe schoben. Einer natürlich gewachsenen Mauer gleich, die ihre zackigen Steinspeere den Eindringlinge trotzig entgegenreckte. Inzwischen hatten die Scheibenwischer des Wagens ordentlich mit den Sturzbächen geöffneter Himmelsschleusen zu kämpfen. Immerhin hatten die Wassermassen das meiste Gift aus der Luft gespült und ätzten nun weniger impertinent. Der Durchlass in der Hochebene bot ein wenig Schutz vor dem Unwetter, ließ aber die künstliche Nacht beinahe perfekt werden. Naradas schaltete die starken Scheinwerfer ein und ihre Lichtfinger fraßen sich durch die Dunkelheit. Wo sie den Stein beleckten starrten wahnwitzige Figuren auf die Reisenden herab. Monstren und verdrehte Ungetüme, wie sie dem Steinmetz nur im Albtraum erschienen sein konnten. Erosion und Ablagerungen hatten den Abbildern zugesetzt, dennoch waren sie mit solcher lebensnahen Kunstfertigkeit geschaffen, das sie jeden Moment aus dem Stein greifen mussten um die Wandere in ihre nachtmahrische Sphäre zu zerren. Da gab es aufgedunsene Spotgeburten und schlangengliedrige Wesen von verstörender Schönheit die mit bulligen Bestien tanzten, kämpften oder kopulierten. Wohl etwas von allem. Dann offenbarte sich ein Zug von steinernen Skeletten, im Reigen bei den Händen gefasst und zur Musik eines dürren, mit einem krummen Schnabel bewehrten, Flötenspielers einhertanzend. Sich ringelnde Schlangen, froschartige Bestien und verdreht Veitztänzer mit überproportionalen Klauen und Scherenhänden. So zeigte sich ein Pandämonium aller Wesen und Unwesen die einen Träumer heimsuchen konnten. Der Ausgang aus diesem Pfad der Schrecknisse war nun gänzlich zu einem Tunnel gewachsen und die Künstler, oder viel mehr wahnsinnigen Schöpfer, hatten diesem das Angesicht eines drachenartigen Fabelwesen gegeben. Den gähnenden Schlund weit aufgesperrt lud es die Pilger ein sich selbst, ihm zum Fraße zu verdammen.
Der Wagen rumpelte an granitenen Zähnen von Mannsgröße vorbei und in den Rachen der Bestie. Der Effekt des unrettbaren Verschlungenwerdens erzielte sich dadurch, das eine geschickt angelegte Biegung des Weges kein sprichwörtliches Licht am Ende des Tunnels sehen ließ. Als das Vehikel dann ins Freie rollte schien es der Unterwelt entronnen.
Vor ihnen lag Rasankur!
Der Ausgang der Spalte lag auf einen weiteren, kleinen Plateau, einer Abstufung der eigentlichen Walls. Hinter dunstigen Regenschleiern brütete der Moloch der verfluchten Stadt, zog sich aber in die aufkommende Nacht zurück. Im schwindenden Licht ließen sich jedoch die Vorstädte gut ausmachen. Auch sie lagen in Trümmern, war aber wesentlich besser erhalten. Viele der Gebäude besaßen noch mehrere Stockwerke und ihre Mauern hatten dem Zahn der Zeit getrotzt. Auffälliger waren jedoch die Spuren eines Kampfes, oder mehrerer, eilig geplünderter, Heerlager. Hier und da flatterten zerrissene Banner im Sturm. Zelte hatten sich an vorstehenden Erkern verfangen. Hautsegler, durch den Regen am Fliegen gehindert, hüpften über die Straßen und schlugen ihre augenlosen Knochenschädel in Leichen, die vereinzelt herumlagen. Ob Gewitter oder Plünderer, viel hatten beide nicht zurückgelassen.
Der Weg führte in die ausgedünnten Gassen und verbarg die Überreste des Wüstenheeres gnädig vor den Blicken. Die Vororte waren umfangreich und ließen erkennen das ein Erreichen der Stadt noch nicht unweigerlich das Erreichen des Ziels bedeutete.
Unvermittelt holten die Scheinwerfer ein anderes Vehikel aus der Dunkelheit. Es war ein LKW, neuerer Bauart, offenkundig mit einer Überlebensausstattung bestückt und ohne erkennbare Beschädigung. Er stand mitten auf der Straße, die Räder von angehäuftem Flugsand bedeckt, der sich zusehends in Schlamm verwandelte. Die ursprüngliche Farbe, oder etwaige Beschriftung, war nicht mehr zu erkennen, denn der Wind hatte sie wie ein Sandstrahl abgeschmirgelt. So stand der Fahrzeug dort, im stumpfen Grau und mit glanzlosen Scheiben. Was keiner der kleinen Gruppe wissen konnte, war das in diesem Vehikel zuvor andere Suchende angekommen waren. Das war noch nicht sonderlich lange her.
Namentlich waren das Melanie Zaebos gewesen, ein gewisser Unterstädler namens Jack und ein, mehr oder weniger geistig klarer, Brutalo mit Namen Kogan. Von dem Schweinetier ganz zu schweigen.
Und genau wie bei dieser ersten Gruppe versagte plötzlich, haargenau, gleichauf mit dem verlassenen LKW, der Motor ihres fahrbaren Untersatzes. Kein Stottern oder Rucken. Der Motor ging aus, sämtliche Elektronik versagte und war auch durch noch so energisches Zündschlüsseldrehen nicht mehr zum Laufen zu bringen.

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