05-09-2009, 11:37 PM
Leutnant Pullo
‚Etwas verwundert’ wäre weit untertrieben um die derzeitige Lage des narmenischen Leutnants zu beschreiben. Pjotr Oliganov war also der Kriegsminister und damit einer der höchsten Vorgesetzten. Pullo wusste nicht genau, ob der Minister der Oberbefehlshaber war, oder welchen Rang er genau hatte, doch er stand weit, weit über dem Leutnant. Trotzdem hatte er mit Pullo geredet, als wäre er ein gleichrangiger Soldat. Damit stieg Oliganov weit in Aldars Achtung.
‚Sympathischer Kerl’, dachte Pullo mit einem abwesenden Kopfschütteln.
Gerade wollte er wieder einen Zug von der Zigarre nehmen, brach dann aber die Bewegung zum Mund ab und schaute die gerollte Tabakstange unschlüssig an. Wertend drehte er sie von links nach rechts und wieder zurück. Dann, mit einem kurzen Zucken des Mundwinkels, welches ein angedeutetes Lächeln hätte sein können, drückte er die halbe Zigarre aus und ließ sie im Aschenbecher abkühlen. Später würde er sie, zusammen mit der letzten Narmenischen, in dem Holzkästchen aufbewahren – für besondere Anlässe, welche auch immer dies sein mochten. Der imperiale Standartbürger würde jetzt wohl behaupten: ‚Vor der letzten Schlacht’ oder gar: ‚Vor dem Tod’. Aber wer wusste schon, wann seine letzte Schlacht gekommen war, oder wann die Stunde des Todes geschlagen hatte? Und sowieso und überhaupt, es gab genug andere Anlässe, die es wert waren eine besondere Zigarre zu rauchen.
Aufmerksamer folgte Pullo dem nun folgenden Teil der Einsatzbesprechungen. Es lag nicht nur an dem Weggang des Ministers und dem damit verbunden Auffuhr, sonder auch daran, dass da, wo Bellemond zuvor weitschweifige Phrasen verwendete und unpräzise Angaben gemacht hatte, nun – fast – klare Aufgabenparameter und deutliche Sätze zu hören waren. Es war zwar immer noch nicht die umfassende Information, wie er von narmenische Einheiten gewohnt war – dort setzte man vor allem auf autark operierende und eigenständige Kommandanten, die nicht für jeden Furz die Bestätigung eines Vorgesetzten benötigten – doch andere Welten, andere Sitten.
‚Imperator-verfluchte Bastarde des Munitorum. Unfähige Sesselfurzer, die nicht von jetzt bis gleich denken können. So etwas gehört verdammt noch mal verboten und vernichtet. Mögen die Engel des Todes über diese unfähigen Deppen kommen…’
Solche gedanklichen Wutausbrüche waren selber, aber wenn sie kamen, dann waren sie zumeist berechtigt. So wie auch in diesem Fall.
Pullo spitzte die Ohren, als es interessant wurde. Gut er war etwas forsch gewesen, als er dem Minister vorgehalten hatte, wie man es in narmenischen Armeen machen würde, aber scheinbar hatte er damit doch – unwissentlich – voll ins Schwarze getroffen. Das ganze war keine ganz normale Übung sondern mehr. Wahrscheinlich war dieses primäre Objekt, welches unter Feuer genommen werden sollte, die Beobachtungskommission der Truzt-Staaten, welche – wenn es denn tatsächlich eine so wichtige Übung war – auch den Präsidenten oder andere hochrangige Politiker beinhalten würde. Andererseits war es auch wieder unwahrscheinlich – schließlich war in dieser liberalen Republik kein Präsident lang im Amt und die tatsächliche Wirkung eines solchen Schlags wäre eher gering, da der gesamte Militärapperat wohl kaum getroffen wäre und es gleichzeitig die Unterstützung eines Krieges gegen Gohmor in der Bevölkerung steigern würde.
‚Verdammte Gedankenspiele – Ruhe im Kopf!’
„Also meine Herren, wie sagt man so schön, ‚Dulcem et Dekorum est pro patria morum’, nicht wahr? Freiwillige vor!”
Dieser letzte Satz des Major entlockte dem Leutnant ein unfreiwilliges Lächeln. Nur mit Mühe konnte er den Ausbruch in Gelächter verhindern. Stattdessen murmelte Pullo nur ein „Wenn es doch nur das Vaterland wäre“, in seinen nicht vorhandenen Bart.
Andererseits, jede dieser Planungen war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Minister gebilligt, wenn nicht sogar von ihm initiiert. Und Pjotr hatte es verdient unterstützt zu werden. Er hatte – so hatte es den Anschein – Pullo blind vertraut, obwohl er ein Fremdweltler war. Dann war es ja nur recht, wenn Pullo ihm dafür etwas zurück gab.
‚Scheiß auf Vaterland!’
Nachlässig hob Aldar die Hand und meldete sich mit einem formlosen „Hier“.
‚Etwas verwundert’ wäre weit untertrieben um die derzeitige Lage des narmenischen Leutnants zu beschreiben. Pjotr Oliganov war also der Kriegsminister und damit einer der höchsten Vorgesetzten. Pullo wusste nicht genau, ob der Minister der Oberbefehlshaber war, oder welchen Rang er genau hatte, doch er stand weit, weit über dem Leutnant. Trotzdem hatte er mit Pullo geredet, als wäre er ein gleichrangiger Soldat. Damit stieg Oliganov weit in Aldars Achtung.
‚Sympathischer Kerl’, dachte Pullo mit einem abwesenden Kopfschütteln.
Gerade wollte er wieder einen Zug von der Zigarre nehmen, brach dann aber die Bewegung zum Mund ab und schaute die gerollte Tabakstange unschlüssig an. Wertend drehte er sie von links nach rechts und wieder zurück. Dann, mit einem kurzen Zucken des Mundwinkels, welches ein angedeutetes Lächeln hätte sein können, drückte er die halbe Zigarre aus und ließ sie im Aschenbecher abkühlen. Später würde er sie, zusammen mit der letzten Narmenischen, in dem Holzkästchen aufbewahren – für besondere Anlässe, welche auch immer dies sein mochten. Der imperiale Standartbürger würde jetzt wohl behaupten: ‚Vor der letzten Schlacht’ oder gar: ‚Vor dem Tod’. Aber wer wusste schon, wann seine letzte Schlacht gekommen war, oder wann die Stunde des Todes geschlagen hatte? Und sowieso und überhaupt, es gab genug andere Anlässe, die es wert waren eine besondere Zigarre zu rauchen.
Aufmerksamer folgte Pullo dem nun folgenden Teil der Einsatzbesprechungen. Es lag nicht nur an dem Weggang des Ministers und dem damit verbunden Auffuhr, sonder auch daran, dass da, wo Bellemond zuvor weitschweifige Phrasen verwendete und unpräzise Angaben gemacht hatte, nun – fast – klare Aufgabenparameter und deutliche Sätze zu hören waren. Es war zwar immer noch nicht die umfassende Information, wie er von narmenische Einheiten gewohnt war – dort setzte man vor allem auf autark operierende und eigenständige Kommandanten, die nicht für jeden Furz die Bestätigung eines Vorgesetzten benötigten – doch andere Welten, andere Sitten.
‚Imperator-verfluchte Bastarde des Munitorum. Unfähige Sesselfurzer, die nicht von jetzt bis gleich denken können. So etwas gehört verdammt noch mal verboten und vernichtet. Mögen die Engel des Todes über diese unfähigen Deppen kommen…’
Solche gedanklichen Wutausbrüche waren selber, aber wenn sie kamen, dann waren sie zumeist berechtigt. So wie auch in diesem Fall.
Pullo spitzte die Ohren, als es interessant wurde. Gut er war etwas forsch gewesen, als er dem Minister vorgehalten hatte, wie man es in narmenischen Armeen machen würde, aber scheinbar hatte er damit doch – unwissentlich – voll ins Schwarze getroffen. Das ganze war keine ganz normale Übung sondern mehr. Wahrscheinlich war dieses primäre Objekt, welches unter Feuer genommen werden sollte, die Beobachtungskommission der Truzt-Staaten, welche – wenn es denn tatsächlich eine so wichtige Übung war – auch den Präsidenten oder andere hochrangige Politiker beinhalten würde. Andererseits war es auch wieder unwahrscheinlich – schließlich war in dieser liberalen Republik kein Präsident lang im Amt und die tatsächliche Wirkung eines solchen Schlags wäre eher gering, da der gesamte Militärapperat wohl kaum getroffen wäre und es gleichzeitig die Unterstützung eines Krieges gegen Gohmor in der Bevölkerung steigern würde.
‚Verdammte Gedankenspiele – Ruhe im Kopf!’
„Also meine Herren, wie sagt man so schön, ‚Dulcem et Dekorum est pro patria morum’, nicht wahr? Freiwillige vor!”
Dieser letzte Satz des Major entlockte dem Leutnant ein unfreiwilliges Lächeln. Nur mit Mühe konnte er den Ausbruch in Gelächter verhindern. Stattdessen murmelte Pullo nur ein „Wenn es doch nur das Vaterland wäre“, in seinen nicht vorhandenen Bart.
Andererseits, jede dieser Planungen war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Minister gebilligt, wenn nicht sogar von ihm initiiert. Und Pjotr hatte es verdient unterstützt zu werden. Er hatte – so hatte es den Anschein – Pullo blind vertraut, obwohl er ein Fremdweltler war. Dann war es ja nur recht, wenn Pullo ihm dafür etwas zurück gab.
‚Scheiß auf Vaterland!’
Nachlässig hob Aldar die Hand und meldete sich mit einem formlosen „Hier“.