04-26-2009, 11:33 PM
Dorten angekommen, wo keines noch so hellen Himmelskörpers Strahlen ein glimmendes Lichtlein zu spenden vermochten, wo uralte, hölzerne Regale, verwahrlosten Gebeinen gleich, flankiert von metallenen Truhen und legierten Kästen um einen feurigen Kegel wetteiferten, verharrten wohl beide fürs Erste regungslos. Mehr oder minder. Allmählich jedoch wickelte sie das bindende Kettchen an seinem stiergleichen Nacken ein wenig auf, gerade lange genug das er nicht etwa in unmittelbare Bedrängnis geraden mochte, aber auch kurz genug das eine “unerwünschte Flucht” unmöglich erschien. Was wohl in diesen sekündlichen Herzensschlägen seine durch wilde Kriegeszüge gemarterten Verstandswelten inspirierte? Welche namenlose Tatendrang sich wohl entfalten mochte, unterhalb der geflissentlichen Regenschaftsmaske, welche er inzwischen zu tragen gelernt hatte? Kein übermäßiger Stumpfsinn, keine ungenügsame Ausschweifung, keinerlei motivlastige Toleranz oder verschwenderisch aufbrausende Nächstenliebe. Einzig und alleine das prinzipielle, destruktive Wahrheitsbild, welchem er sosehr nachgestrebt hatte in seinen jüngeren Tagen vor Augen? Oder war auch dieses schon einem gänzlich anderen “Horizont” gewichen, welcher selbst Weltenbrände als bescheidene “Sättigungsbeilagen” erachtete? Ungewohnt herrschend zügelte sie reißend jene vielgliedrige Kette, das es ihm wohl von Augenblick zu Augenblick kurzfristig gar die lebenslustige Atemluft abschnitt. Keinerlei “gefühlsechte” Regung offerierend, gestattete sie ihm nicht das freilich spärlich wärmende Wams, nein, riss es ihm, ohne zuvor ihn herausschlüpfen zu lassen, einfach vom “bebenden” Rumpf, wiederum das präzise gestochene Narbenmuster ihrer Hand gänzlich offenbarend. Genüsslich wischte sie den zerrissenen Fetzen hinfort, stieg sogar mit der einen Stiefelsohle noch recht lustig darauf herum, verteilte sorgfältig an den kalkspatigen Fliesen aufgefangen Staub, Dreck und Rost darauf, und stieß es dann arglos fort. All dies mit einem satyrischbreitem Fletschlächeln an den blutroten Lippen, ehedem sie des “Fürsten” Haar im Nacken raffte und sein gesalbtes Haupt bedrängend in die Kerbe ihres Schoßes zwang, ehedem sie das zwingende Gewaltleder ausrollte und an kurzer Spannung einen langgezogenen Striemen über sein rechtes Schulterblatt ziehen ließ.