04-07-2009, 07:52 PM
Die wunderbare Welt der Tiere!
Von Prof. Ignatz Schnabelmayer
In den letzten Ausgaben haben wir uns miT bekannten Vertretern der heimischen Tierwelt auseinandergesetzt. Arten die jeder Koroner kennen sollte. Mit diesem Grundlagenwissen können wir uns nun den Exoten und für viele geneigten Leser gewiss interessanteren, Kreaturen zuwenden. Zu Beginn müssen wir den Blick jedoch gar nicht so weit in die Ferne schweifen lassen. Das Tier, dem unsere Aufmerksamkeit nun gelten soll, lässt sich selbst in unseren Städten wiederfinden. Allerdings ist es kein gerngesehner Gast, vielmehr eine Gefahr die uns vor Augen führt das der Mensch nicht unweigerlich an der Spitze der Nahrungskette steht. Es handelt sich um:
Reduviidae turbida/Die gemeine Wasserraubwanze
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Ihr Entdeckername lautet eigentlich Asmunsons räuberische Brackwasserjagdsumpfwanze und in einigen älteren Aufzeichnungen findet man diese Titulierung noch. Benannt nach Theodor Emmerich Asmunson, welcher das zweifelhafte Privileg genoss nicht nur der Erstendokumentator dieser erstaunlichen Spezies zu sein, sondern auch von ihr vertilgt zu werden. In neueren Abhandlungen findet man den Namen kaum noch und ich bin bestrebt auf diese Weise dem Andenken eines so bedeutenden Wegbereiter der koronischen Zoologie meinen Respekt zu zollen und seines Opfers zu gedenken.
Betrachtet man die Raubwanze, so kommt man nicht umhin ihren Lebensraum zu begutachten und so den Zusammenhang zu den häufigen Übergriffen auf Menschen zu erkennen. Ursprünglich fand man diese Spezies im sumpfigen Marschland, welches entlang der westlichen Küste Septinanus so häufig war und auch unsere prächtige Hauptstadt umgab. Dieser Lebensraum fiel gleichwohl dem Krieg der Häuser und der anschließenden, gerechten Befreiung zum Opfer. Doch anders als viele andere Arten unwiederbringlich verloren zu gehen passte sich Reduviiade den neuen Gegebenheiten an. Wenn Städte die Schwelle zur Makropole übertreten und obendrein noch so nah am Wasser gebaut sind, dann bleibt es nicht aus das aufgegebene und absinkende Abschnitte dem feuchten Element anheimfallen. So verlegte die Raubwanze ihr Revier in die dunklen und verwinkelten "Mangroven" aus Rohren und zivilisatorischen Restbeständen. Das dabei immer wieder Salzwasser mit dem süßwässrigem Abwasser der Stadt gemischt wird erfreut die Wanze nur um so mehr. Ist sie doch das brackige Gemenge der Sümpfe gewohnt. Die einzelnen Exemplare variieren extrem in ihren Größen. Natürlich unterhalb der verschiedenen Gattungen, aber auch innerhalb selbiger. Dabei ist bemerkenswert das die Neigung zum Einzelgängertum mit der Größe zusammenzuhängen scheint. Es gilt, je größer das Tier um so wahrscheinlicher das es allein jagt. Vermutlich hängt diese Tatsache schlicht mit dem Nahrungsangebot zusammen. Während kleine Tiere in Schwärmen größere Beuteerfolge haben und durchaus auch mit geteiltem Fang auskommen, können die Riesen unter den Raubwanzen ihre Beute nicht nur allein erlegen, sondern müssen sich auch gänzlich für sich selbst verwerten. Sind kleinere Exemplare kaum länger als ein Zeigefinger (etwa 10 cm), gibt es Belege für Tiere die über 150 Zentimeter Körperspanne aufweisen. Sogar von noch größeren Exemplaren gibt es Gerüchte. Meist abenteuerliche Geschichten von zwielichtigen Gestalten die tief in die lichtlosen Eingeweide der verlassenen Bereiche vorgedrungen zu sein behaupten. Solche Angaben lassen sich natürlich selten prüfen, doch rein vom Theoretischen her ist es mehr als möglich. Auch Mutationen sind keine Seltenheiten bei dem Tier. Dennoch ist das Erbgut recht stabil und natürliche Auslese verhinderte entartete Stammbäume. Somit lassen sie die körperlichen Attribute Reduviidaes standardisiert beschreiben.
Der frei bewegliche Kopf der Raubwanzen ist oft langgestreckt und zwischen den Augen oder hinter diesen eingeschnürt, so dass ein hinterer halsartiger Kopfteil abgegrenzt wird. Ein wulstig vorragender Chitinpanzer, der sogenannte Halsschild, schützt den Kopfbereich dabei optimal. Der robuste und solide Rückenpanzer kann ab und an Auswüchse annehmen die an die Flosse eines Fisches gemahnen und bezeichnenderweise wie eine Solche aus dem Wasser ragen wenn sie sich annähern. Das ist zwar eher die Ausnahme der Regel, auf künstlerischen Darstellungen wird das Tier aber meistens mit besagter "Flosse" dargestellt. Wohl ein Aspekt des wohligen Gruselns beim Gedanken an diesen Räuber. Die Fühler sind stets geknickt. Die Orientierung der Tiere erfolgt überwiegend optisch mit Hilfe ihrer großen Facettenaugen, für welche der trübe Lebensraum keinerlei Hindernis darstellt. Ferner sind bei einigen Formen hinter den Fühlern zwei Punktaugen (Ocelli) vorhanden.
Raubwanzen verfügen über einen kurzen, dreigliedrigen, kräftigen und fast halbkreisförmig nach unten gebogenen Stechrüssel (Rostrum), der dem Körper in der Ruhe nicht anliegt. Seine Spitze kann in einer Längsrinne auf der Vorderbrust zum Zwecke der Lauterzeugung auf einer zwischen den Vorderhüften befindlichen quergerieften Rinne hin und her bewegt werden. Die Lauterzeugung der Tiere dient der Verteidigung; ob sie auch zur innerartlichen Kommunikation eingesetzt wird, ist nicht bekannt. Forscher und Unterweltexpeditionen berichteten jedoch davon das sie die schnarrenden Laute vor dem Angriff eines Schwarms wahrnahmen. Eine Art Jagdkoordinierung scheint möglich, besonders wenn man bedenkt das Einzelgänger diesen Ruf nicht ausstoßen bevor sie zuschlagen. Beim Einstich nämlichen Rüssels in die Beute wird Speichel eingespritzt, der die Beutetiere lähmt oder tötet. Die Tiere leben ausschließlich räuberisch von, ihrer eigenen Größe entsprechenden, Untergrundlebewesen. Eine Spezialisierung auf bestimmte Beutetiergruppen ist bisher nicht festgestellt worden und auch Menschen verschmäht sie nicht. Im Gegenteil scheinen diese seltenen Besucher ein ausgesprochener Leckerbissen zu sein. Es gibt fundierte Dokumentationen das Wanzenschwärme von bis zu hundert Tieren über illegale Obdachlosensiedlungen herfielen und diese allen Lebens beraubten. Dabei können die Tiere zwar schnell und geschickt über das Land wandern, dennoch verweilen sie stets in der Nähe ihres bevorzugten Lebensraum, dem Wasser. Die Raubwanzen sind aktive Jäger und laufen oder schwimmen in Kanälen und aufgestauten Becken suchend umher oder halten sich lauernd auf Steinen, Rohren und dem Grund auf, um Ahnungslose zu erbeuten. Die Beine der Raubwanzen sind oft sehr lang. Vielfach sind die Vorderbeine zu Fangbeinen entwickelt, mit welchen sie ihre Beute ergreifen und festhalten. Manche Arten weisen an den Vorder- und Mittelschienen ein Polster aus dichtstehenden Haaren oder gar Chitindornen auf, eine sogenannte "Schwammfurche" (Fossula spongiosa), welche das Festhalten der Beute unterstützt. Einge wenige, kleine Arten der Unterfamilie Triatominae haben sich über die räuberische Lebensweise hinaus zu Blutsaugern an Säugetieren und zuweilen auch an Menschen entwickelt.
Wie alle Wanzen sind auch die Raubwanzen hemimetabol. Die Entwicklung der Larven erfolgt über fünf durch Häutungen getrennte Larvenstadien. Die Überdauerung ungünstiger Jahreszeiten erfolgt überwiegend im Erwachsenen- und Larvenstadium. Die Generationsdauer kann von weniger als einem Jahr bis hin zu mehreren Jahren, je nach geografischer Breite, sprich der überfluteten Sektion ihres erwählten Reviers, betragen. Die Färbung der Larven ist bräunlich oder durchsichtig. Im späteren Verlauf verfärbt sich der Panzer in ein sattes Braun, Grün oder Schwarz. Ab und an kommen auch Musterungen, etwa in Rot oder Gelb vor.
Die Larven schlüpfen je nach Temperatur und Sauerstoffgehalt zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus 1000 abgelegten Eiern pro Tier. Ihr Körper ist langgestreckt, hat einen großen Kopf mit kräftigen Mandibeln und ist ausgewachsen 5 bis 10 Zentimeter lang. Sie leben ebenso räuberisch und saugen ihre mit den Mandibeln gepackten Opfer aus. Sie fressen auch Artgenossen was die schlüpfende Population etwas reduziert.
Umgang mit der Raubwanze in der Gesellschaft: Das die Wanze gefährlich ist steht ganz ausser Frage. Gerade nach dem großen Krieg, als ständiger Niederschlag häufig und funktionierende Kanalisationsanlagen selten, waren entwickelten sich die Population der Reduviidae von einem Ärgernis zu einer Plage und schließlich zu einer ernsthaften Bedrohung. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das bekannte Kinderlied "Auf der Mauer auf der Lauer liegt ne' kleine Wanze!" Kennt man den Hintergrund der damaligen Zeit, dann versteht man die ständige Furcht in der die Menschen lebten. Im unschuldigen Reim der Kinder fand diese Bedrohung Ausdruck. Doch das Lied gibt noch weitere Einblicke. "Seht euch mal die Wanze an, wie die Wanze tanzen kann." Heißt es da. Tanzende Wanzen? Eine absurde Vorstellung. Allerdings nicht mehr wenn man weiß wie die Plage eingedämmt wurde. So setzte man große Bereiche überfluteter Geländesektionen unter Starkstrom. Schon tanzten die Wanzen. Später trieb man die Tiere mit Gift und speziell geschulten Jägern weiter zurück. Eine vollkommende Ausrottung gelang jedoch niemals und die Tiere haben sich mit ihrem jetzigen Lebensraum arrangiert. Wirklichen Nutzen scheinen sie auf den ersten Blick kaum zu haben, doch dieser Eindruck täuscht. Kein Tier in der Natur ist gänzlich ohne Wert oder Bedeutung. Auch der gepanzerte Räuber hat seinen Platz und sei es auch nur das die Niedersten der sozialen Schichten ihn als Nahrung benutzen. Das proteinhaltige Fleisch ist das Risiko einer gefahrvollen Jagd alle mal wert wenn man ansonsten nur das zu essen hat was Andere wegwerfen.
Die Redaktion in eigener Sache: Dies war die vorerst letzte Folge der “Wunderbaren Welt der Tiere” die aus Professor Schnabelmayers Universitätsbüro bei uns eintreffen wird. Doch keine Sorge, der Professor hängt seine Berufung nicht etwa an den Nagel. Im Gegenteil plant er eine Weltreise rund um Koron III. Der Guardian freut sich in Bälde die Reiseberichte des Professor Ignatz Schnabelmayer für sie abdrucken zu können. Sicher wird er auf seinen Reisen das ein oder andere interessante Tier dokumentieren und für sie beschreiben. Der Guardian liefert dies für sie natürlich exklusiv.
Von Prof. Ignatz Schnabelmayer
In den letzten Ausgaben haben wir uns miT bekannten Vertretern der heimischen Tierwelt auseinandergesetzt. Arten die jeder Koroner kennen sollte. Mit diesem Grundlagenwissen können wir uns nun den Exoten und für viele geneigten Leser gewiss interessanteren, Kreaturen zuwenden. Zu Beginn müssen wir den Blick jedoch gar nicht so weit in die Ferne schweifen lassen. Das Tier, dem unsere Aufmerksamkeit nun gelten soll, lässt sich selbst in unseren Städten wiederfinden. Allerdings ist es kein gerngesehner Gast, vielmehr eine Gefahr die uns vor Augen führt das der Mensch nicht unweigerlich an der Spitze der Nahrungskette steht. Es handelt sich um:
Reduviidae turbida/Die gemeine Wasserraubwanze
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Ihr Entdeckername lautet eigentlich Asmunsons räuberische Brackwasserjagdsumpfwanze und in einigen älteren Aufzeichnungen findet man diese Titulierung noch. Benannt nach Theodor Emmerich Asmunson, welcher das zweifelhafte Privileg genoss nicht nur der Erstendokumentator dieser erstaunlichen Spezies zu sein, sondern auch von ihr vertilgt zu werden. In neueren Abhandlungen findet man den Namen kaum noch und ich bin bestrebt auf diese Weise dem Andenken eines so bedeutenden Wegbereiter der koronischen Zoologie meinen Respekt zu zollen und seines Opfers zu gedenken.
Betrachtet man die Raubwanze, so kommt man nicht umhin ihren Lebensraum zu begutachten und so den Zusammenhang zu den häufigen Übergriffen auf Menschen zu erkennen. Ursprünglich fand man diese Spezies im sumpfigen Marschland, welches entlang der westlichen Küste Septinanus so häufig war und auch unsere prächtige Hauptstadt umgab. Dieser Lebensraum fiel gleichwohl dem Krieg der Häuser und der anschließenden, gerechten Befreiung zum Opfer. Doch anders als viele andere Arten unwiederbringlich verloren zu gehen passte sich Reduviiade den neuen Gegebenheiten an. Wenn Städte die Schwelle zur Makropole übertreten und obendrein noch so nah am Wasser gebaut sind, dann bleibt es nicht aus das aufgegebene und absinkende Abschnitte dem feuchten Element anheimfallen. So verlegte die Raubwanze ihr Revier in die dunklen und verwinkelten "Mangroven" aus Rohren und zivilisatorischen Restbeständen. Das dabei immer wieder Salzwasser mit dem süßwässrigem Abwasser der Stadt gemischt wird erfreut die Wanze nur um so mehr. Ist sie doch das brackige Gemenge der Sümpfe gewohnt. Die einzelnen Exemplare variieren extrem in ihren Größen. Natürlich unterhalb der verschiedenen Gattungen, aber auch innerhalb selbiger. Dabei ist bemerkenswert das die Neigung zum Einzelgängertum mit der Größe zusammenzuhängen scheint. Es gilt, je größer das Tier um so wahrscheinlicher das es allein jagt. Vermutlich hängt diese Tatsache schlicht mit dem Nahrungsangebot zusammen. Während kleine Tiere in Schwärmen größere Beuteerfolge haben und durchaus auch mit geteiltem Fang auskommen, können die Riesen unter den Raubwanzen ihre Beute nicht nur allein erlegen, sondern müssen sich auch gänzlich für sich selbst verwerten. Sind kleinere Exemplare kaum länger als ein Zeigefinger (etwa 10 cm), gibt es Belege für Tiere die über 150 Zentimeter Körperspanne aufweisen. Sogar von noch größeren Exemplaren gibt es Gerüchte. Meist abenteuerliche Geschichten von zwielichtigen Gestalten die tief in die lichtlosen Eingeweide der verlassenen Bereiche vorgedrungen zu sein behaupten. Solche Angaben lassen sich natürlich selten prüfen, doch rein vom Theoretischen her ist es mehr als möglich. Auch Mutationen sind keine Seltenheiten bei dem Tier. Dennoch ist das Erbgut recht stabil und natürliche Auslese verhinderte entartete Stammbäume. Somit lassen sie die körperlichen Attribute Reduviidaes standardisiert beschreiben.
Der frei bewegliche Kopf der Raubwanzen ist oft langgestreckt und zwischen den Augen oder hinter diesen eingeschnürt, so dass ein hinterer halsartiger Kopfteil abgegrenzt wird. Ein wulstig vorragender Chitinpanzer, der sogenannte Halsschild, schützt den Kopfbereich dabei optimal. Der robuste und solide Rückenpanzer kann ab und an Auswüchse annehmen die an die Flosse eines Fisches gemahnen und bezeichnenderweise wie eine Solche aus dem Wasser ragen wenn sie sich annähern. Das ist zwar eher die Ausnahme der Regel, auf künstlerischen Darstellungen wird das Tier aber meistens mit besagter "Flosse" dargestellt. Wohl ein Aspekt des wohligen Gruselns beim Gedanken an diesen Räuber. Die Fühler sind stets geknickt. Die Orientierung der Tiere erfolgt überwiegend optisch mit Hilfe ihrer großen Facettenaugen, für welche der trübe Lebensraum keinerlei Hindernis darstellt. Ferner sind bei einigen Formen hinter den Fühlern zwei Punktaugen (Ocelli) vorhanden.
Raubwanzen verfügen über einen kurzen, dreigliedrigen, kräftigen und fast halbkreisförmig nach unten gebogenen Stechrüssel (Rostrum), der dem Körper in der Ruhe nicht anliegt. Seine Spitze kann in einer Längsrinne auf der Vorderbrust zum Zwecke der Lauterzeugung auf einer zwischen den Vorderhüften befindlichen quergerieften Rinne hin und her bewegt werden. Die Lauterzeugung der Tiere dient der Verteidigung; ob sie auch zur innerartlichen Kommunikation eingesetzt wird, ist nicht bekannt. Forscher und Unterweltexpeditionen berichteten jedoch davon das sie die schnarrenden Laute vor dem Angriff eines Schwarms wahrnahmen. Eine Art Jagdkoordinierung scheint möglich, besonders wenn man bedenkt das Einzelgänger diesen Ruf nicht ausstoßen bevor sie zuschlagen. Beim Einstich nämlichen Rüssels in die Beute wird Speichel eingespritzt, der die Beutetiere lähmt oder tötet. Die Tiere leben ausschließlich räuberisch von, ihrer eigenen Größe entsprechenden, Untergrundlebewesen. Eine Spezialisierung auf bestimmte Beutetiergruppen ist bisher nicht festgestellt worden und auch Menschen verschmäht sie nicht. Im Gegenteil scheinen diese seltenen Besucher ein ausgesprochener Leckerbissen zu sein. Es gibt fundierte Dokumentationen das Wanzenschwärme von bis zu hundert Tieren über illegale Obdachlosensiedlungen herfielen und diese allen Lebens beraubten. Dabei können die Tiere zwar schnell und geschickt über das Land wandern, dennoch verweilen sie stets in der Nähe ihres bevorzugten Lebensraum, dem Wasser. Die Raubwanzen sind aktive Jäger und laufen oder schwimmen in Kanälen und aufgestauten Becken suchend umher oder halten sich lauernd auf Steinen, Rohren und dem Grund auf, um Ahnungslose zu erbeuten. Die Beine der Raubwanzen sind oft sehr lang. Vielfach sind die Vorderbeine zu Fangbeinen entwickelt, mit welchen sie ihre Beute ergreifen und festhalten. Manche Arten weisen an den Vorder- und Mittelschienen ein Polster aus dichtstehenden Haaren oder gar Chitindornen auf, eine sogenannte "Schwammfurche" (Fossula spongiosa), welche das Festhalten der Beute unterstützt. Einge wenige, kleine Arten der Unterfamilie Triatominae haben sich über die räuberische Lebensweise hinaus zu Blutsaugern an Säugetieren und zuweilen auch an Menschen entwickelt.
Wie alle Wanzen sind auch die Raubwanzen hemimetabol. Die Entwicklung der Larven erfolgt über fünf durch Häutungen getrennte Larvenstadien. Die Überdauerung ungünstiger Jahreszeiten erfolgt überwiegend im Erwachsenen- und Larvenstadium. Die Generationsdauer kann von weniger als einem Jahr bis hin zu mehreren Jahren, je nach geografischer Breite, sprich der überfluteten Sektion ihres erwählten Reviers, betragen. Die Färbung der Larven ist bräunlich oder durchsichtig. Im späteren Verlauf verfärbt sich der Panzer in ein sattes Braun, Grün oder Schwarz. Ab und an kommen auch Musterungen, etwa in Rot oder Gelb vor.
Die Larven schlüpfen je nach Temperatur und Sauerstoffgehalt zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus 1000 abgelegten Eiern pro Tier. Ihr Körper ist langgestreckt, hat einen großen Kopf mit kräftigen Mandibeln und ist ausgewachsen 5 bis 10 Zentimeter lang. Sie leben ebenso räuberisch und saugen ihre mit den Mandibeln gepackten Opfer aus. Sie fressen auch Artgenossen was die schlüpfende Population etwas reduziert.
Umgang mit der Raubwanze in der Gesellschaft: Das die Wanze gefährlich ist steht ganz ausser Frage. Gerade nach dem großen Krieg, als ständiger Niederschlag häufig und funktionierende Kanalisationsanlagen selten, waren entwickelten sich die Population der Reduviidae von einem Ärgernis zu einer Plage und schließlich zu einer ernsthaften Bedrohung. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das bekannte Kinderlied "Auf der Mauer auf der Lauer liegt ne' kleine Wanze!" Kennt man den Hintergrund der damaligen Zeit, dann versteht man die ständige Furcht in der die Menschen lebten. Im unschuldigen Reim der Kinder fand diese Bedrohung Ausdruck. Doch das Lied gibt noch weitere Einblicke. "Seht euch mal die Wanze an, wie die Wanze tanzen kann." Heißt es da. Tanzende Wanzen? Eine absurde Vorstellung. Allerdings nicht mehr wenn man weiß wie die Plage eingedämmt wurde. So setzte man große Bereiche überfluteter Geländesektionen unter Starkstrom. Schon tanzten die Wanzen. Später trieb man die Tiere mit Gift und speziell geschulten Jägern weiter zurück. Eine vollkommende Ausrottung gelang jedoch niemals und die Tiere haben sich mit ihrem jetzigen Lebensraum arrangiert. Wirklichen Nutzen scheinen sie auf den ersten Blick kaum zu haben, doch dieser Eindruck täuscht. Kein Tier in der Natur ist gänzlich ohne Wert oder Bedeutung. Auch der gepanzerte Räuber hat seinen Platz und sei es auch nur das die Niedersten der sozialen Schichten ihn als Nahrung benutzen. Das proteinhaltige Fleisch ist das Risiko einer gefahrvollen Jagd alle mal wert wenn man ansonsten nur das zu essen hat was Andere wegwerfen.
Die Redaktion in eigener Sache: Dies war die vorerst letzte Folge der “Wunderbaren Welt der Tiere” die aus Professor Schnabelmayers Universitätsbüro bei uns eintreffen wird. Doch keine Sorge, der Professor hängt seine Berufung nicht etwa an den Nagel. Im Gegenteil plant er eine Weltreise rund um Koron III. Der Guardian freut sich in Bälde die Reiseberichte des Professor Ignatz Schnabelmayer für sie abdrucken zu können. Sicher wird er auf seinen Reisen das ein oder andere interessante Tier dokumentieren und für sie beschreiben. Der Guardian liefert dies für sie natürlich exklusiv.