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Subsektor 335, Unterebene 12
#39
Ein Geräusch entrang sich dem dem Schatten, welcher das Gesicht des langen Mannes verbarg. Ihr Problem ist nicht ihre Dummheit, die man auf mangelnde Bildung oder den Umstand ihrer erbärmlichen Sozialisation zurückführen kann. Für beides kann man Sie ja nicht verantwortlich machen. Was man Ihnen aber sehr wohl vorwerfen kann ist die Tatsache, dass Sie sich weigern zu begreifen. Da wo Sie herkommen mag es angebracht sein sich beschränkter zu geben als man ist und sich auf lächerliche Attribute wie Männlichkeit und körperliche Kraft zu reduzieren. Aber hier und jetzt ist es von Wichtigkeit, dass Sie ihren verkümmerten Geist ein wenig öffnen und mir hier nicht den Idioten vorspielen. Zeit habe ich viel, doch ich bin nicht gewillt sie zu vergeuden und auch meine Geduld ist nicht unendlich. Während er das sagte wurde seine Stimme nicht etwa drohend oder auch nur lauter. Es war allerdings zu bemerken, dass sich das unangenehme Blubbern und Glucksen, wie Lexandro es am Comgerät hatte wahrnehmen können, wieder in die Sprache des anderen mischte.
Also... Klartext!
Sie können den Gestank des Warps natürlich nicht mit einer Dusche abspülen, Sie Narr. Er haftet an ihnen und wird genau das auch tun, bis ihre flackernde kleine Kerze eines Tages aufhört zu glimmen.
Das dazu!
Was meine Helferlein zutun gedachten... nun Ich hatte gehofft darauf wären Sie schon selber gekommen. Aber bitte...

Unvermittelt schoss eine Hand unter dem Tisch hervor und legte sich um das Handgelenk Lexandros. Die Gabel fiel klappernd auf den Teller. Die Finger waren nun nicht mehr von dem Handschuh bedeckt und im Licht der Kaffeehausbeleuchtung waren sie unnatürlich lang und dünn. Dazu von einer klebrig glitzernden, schwarzen Substanz bedeckt, welche an Teer erinnerte. Lexandros Reflexe waren alles andere als schlecht und einem anderen wäre dieser Zugriff wohl nicht gelungen. Der Geschwindigkeit des langen Mannes hatte der flüchtige Häftling jedoch nichts entgegenzusetzen. Mit unbarmherziger Kraft krallten sich die Spinnenfinger um das Handgelenk und nagelten es regelrecht auf der Tischplatte fest.
Die Visionen, die Lexandro bei ihrem Telefonat erduldet hatte, waren wie ein verschwommener Film, beobachtet durch ein Schlüsselloch, im Vergleich mit dem was folgte.
Der Geist des Mannes wurde regelrecht aus seinem Körper gerissen und durch Zeit und Raum geschleudert. Urplötzlich stand er auf einem mit Moos bewachsenen Hügel, der aus nebelschweren Sümpfen emporragte. Im Zentrum dieses Erhebung war ein junger Mann mit kupferfarbener Haut an einen Pfahl gefesselt, dessen Spitze ein geschnitztes Gesicht darstellte. Andere Männer, nackt und zur Gänze mit verkrustetem Schlamm beschmiert, umringten ihn. Ihre Gesichter waren von Masken aus Rinde verhüllt und in ihren Händen ruhten angespitzte Holzpflöcke. Was hier geschehen würde war recht eindeutig und tatsächlich blieb dem unfreiwilligen Beobachter nicht erspart mit anzusehen, wie der Gefesselte mit den primitiven Tötungsinstrumenten ermordet wurde. Noch ehe dieses grausame Bild ganz gewirkt hatte, wurde Lexandro weiter gezerrt. Sah ähnlich rituelle Entleibungen in Höhlen und in barbarischen Streinkreisen. An Seen und Flüssen, hauptsächlich aber in Sümpfen. Irgendwann wurden die Opferplätze von Mauern aus Lehm und Stroh umschlossen, dann aus Stein und Eisen. Die Gewänder der Priester wurden opulenter, Masken aus Bronze und Gold, verschnörkelte Dolche und Messer, Roben aus edelsten Stoffen. Dann wieder wurden die Zeremonien in Mitten von tobenden Schlachten durchgeführt. In diesen infernalischen Bildern reichte das Meer aus wogenden, sich gegenseitig umbringenden Leibern von einem Horizont zum anderen. Hier war der Morast dem Blut geschuldet, welches den Boden tränkte. Eine Vision des Grauens folgte der nächsten. Lexandro sah hunderte Dahingeschlachteter, Geopferter.
Tausende und tausend mal tausend mehr.
Männer, Frauen, Kinder, sie alle starben unter den Waffen der Priester, Fanatiker oder was immer die maskierten Mörder sein mochten. Er war gezwungen Stunden und Tage zuzusehen, ganze Leben mit dem Beobachten der Gräueltaten zu verbringen. Aus Holz und Stein wurde Stahl und Beton. Die ewige Nacht der versiegelten Makropole legte sich über das Geschehen, wurde vom Krieg aufgerissen und wieder verschlossen. Konstant war nur das Ritual der Opferung.
Endlich begann sich das Rad des Wahnsinns wieder langsamer zu drehen und Lexandro konnte Gesichter erblicken die er kannte. Der unlängst verstorbene Slinky und zwei seiner Spießgesellen. Sie verfolgten eine Frau mittleren Alters durch schäbige Gassen. Verloren sie sie aus den Augen, so bemühten sie ein kleines Pendel, welches in die Richtung ausschlug, in welche sich die Frau wandte. Offensichtlich war sie nicht aus dieser Gegend, auch wenn ihr elegantes Abendkleid und die Frisur mit dem selben Schleim bedeckt war, wie Lexandro ihn nach seiner Reise durch das Wapr am Körper gehabt hatte. Sie schien völlig verwirrt und orientierungslos, sprach nicht einmal den gotischen Dialekt Gohmors. Als Slinky und seine Freunde schließlich aus dem Schatten traten war ihr aristokratisches Gesicht sogar für einen Augenblick durch den Ausdruck der Erleichterung erhellt. Dann dämmerte ihr mit was für Kerlen sie es hier zu tun hatte.
Ein zwei Stunden später lag sie ausgeweidet in einer der unteren Wartungsebenen auf einem alten Pumpenblock, der zum Altar umfunktioniert wurden war. Ihr Blut lief an dem rostigen Metall herab und vermischte sich mit dem hier heruntergespülten Dreck der Straße zu Morast.

Der lange Mann ließ Lexandro los und streifte sich bereits den Handschuh wieder über. Die Gläser und das Geschirr klapperte noch von der plötzlichen Bewegung. Das Ganze konnte also nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert haben.

Da haben Sie Ihren Klartext.
Leute wie Sie, die durch die Wand zwischen den Realitäten geschritten sind, sind nicht mehr als Schlachtlämmer für mich und meinesgleichen. Wir entreißen Ihnen das, was von der anderen Seite noch an Ihrer Seele klebt, nagen sie ab wie einen kandierten Apfel und schmeißen den Rest in den Rinnstein.
Der Vergleich mit Lämmern ist keineswegs böse gemeint, sondern basiert auf ganz realen Beobachtungen. Wenn jemand durch den Schleier getreten ist, dann ist er verwirrt, manchmal bereits irrsinnig. Sie waren nicht nur relativ gefestigt, sondern hatten auch noch genügend Chuzpe meine mühselig dressierten Mäuschen auszuschalten. Daran sah ich nutzbares Potenzial, das mich mit Neugier erfüllte und Ihren Wert für einem Moment über den reinen Schlachtviehs erhob. Ihre Begriffsstutzigkeit lässt mich jedoch mehr und mehr an diesem ersten Eindruck zweifeln.
Das Sie unflätig und einfältig sind haben Sie nun ausgiebig bewiesen.
Es wird Zeit die richtigen Fragen zu stellen. Diese sollten überlegte sein als: Was soll der Scheiß und was wollen Sie von mir.

Der lange Mann lehnte sich zurück und nippte an seinem Glas. Schwarze Schlieren trieben durch das Wasser.
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