12-12-2008, 08:17 PM
Der Gefreite Micheal Banks saß kolossal wie er war, verloren an einem der Tische ein wenig abseits des Geschehens. Er hatte vorhin einen taktischen Stellungswechsel vollzogen, um dieser unerreichbaren Gesellschaft auszuweichen. Der Balkon wurde kurzzeitig regelrecht von so mancher Adelsmeute heimgesucht. Da man ihn weder geduldet hatte, noch er sich in dieser Umgebung zurechtfand, war er im Stillen gewichen. Dass man ihm vor allem aus weiblicher Fraktion auch zumindest annähernd positive Blicke, Bemerkungen und pubertär wirkendes Mädchengekicher zugekommen lassen hat, hatte Banks nicht wahrgenommen. Auf dem Platz auf dem er nun saß, stierte er missmutig und verschreckt auf seinen mittlerweile wieder leer gewordenen Teller, der mittlerweile obligatorisch so ziemlich alles der reich gedeckten Festtafel gesehen hatte. Nun hatte er alles durchprobiert und seine aufgesezte Beschäftigungstherapie war erschöpft. So oft wie er dafür laufen musste, seine Beine auch. Doch war trotz der letzten Tage in der Kaserne seine Erschöpfung mehr nervlicher Art. Micheal Banks fand einfach keinen Eintritt, keine offene Tür in diese Sozietät. Er hätte vermutlich nicht mal eine gefunden, wenn diese so groß wie das sagenumwogene Flugdeck der größten Klasse Imperialer Schlachtschiffe war, oder gar so groß wie einer der Titanen. Banks war verschreckt und verunsichert. Er gehörte einfach nicht hierhin. Er war kein Mensch wie diese Menschen um ihn herum es waren. Er war Soldat, einfache Exekutive der Imperialen Justiz. Gewohnt offen und aufrichtig zu sprechen, ein simples wie effektives Credo im Dienste des Einen zu befolgen und seine Pflicht zu erfüllen. Obwohl er der Basissprache trotz leichter pryarchischer Abweichungen durchaus mächtig war, so verstand er doch kein Wort dieser Gesellschaft, trotz dass ihm die Bedeutung des Gesagten nicht fremd war; sie es aber dennoch war. Er gehörte hier so wenig hin, wie der Heilige und Gesalbte in seine Stube gehörte. Das ganze hier war zu groß für ihn. Ihm wäre es am liebsten, könnte er einfach nur an diesem Tisch sitzen, bis zum Ende warten, und die unheimlichen Gespräche und Gestalten der Imperialen und Koronischen Aristokratie ausblenden. Doch als ob diese dies ahnen würden, schienen sie ihm stetig zuzusetzen, ihn stetig mit durchdringenden Blicken zu bewerfen. Es gab hier einfach keinen Platz, an dem er sich hätte verstecken könnte.Er war hier den Raubtieren ausgeliefert. Kalter Schweiß brach aus ihm aus, als ihn eine dumpfe Stimme erreichte und gezielt ansprach. Er wollte diese Stimme aus seinem kopf vertreiben, doch es ging nicht. Man hatte seinen schwachen Schild durchbrochen. Banks, der sich seiner abendlicher Verpflichtung wieder bewusst wurde, hatte alle Mühe, seine Hals- und Rückenmuskulatur dazu zu zwingen, dass er sich und seinen Kopf aufrichten konnte, noch größere Mühe, seine Augen auf die sprechende Person zu richten und nicht vor Entseznen zu schreien. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Als sein Kleinhirn seinem panischen Großhirn die Aufgabe des Denkens abnahm und er erkannte, wen er da vor sich hatte, fiel ihm deutlich hörbar ein Stein vom Herzen. Dann trat auch die vom Kleinhirn weiterhin geleistete Bedeutungsentschlüsselung der gesprochenen Vokale und Buchstaben ein. Was ist los Cat?. Was ist los Cat ?, murmelte er gedankenverloren die Worte wiedergebend vor sich hin. Was ist los Cat? Diese Worte und Samiras Antlitz waren wohl ein Zeichen, dass sein Großhirn so langsam wieder anfing seiner Bestimmung nachzugehen. Wie ein Alkoholabhängiger auf Entzug sah er aus. Besser ließ es sich kaum beschreiben. Da Groß- und Kleinhirn sich nun stritten, wer von beiden nun besser die Kontrolle über den Körper des Gefreiten übernehmen sollte, sprudelte ganz leise ein kleiner Satz aus seinen Lippen, ohne dass er selbst den Gedanken gefasst hatte, ihn auszusprechen. Ich gehöre nicht hier hin... Alles schien so unwirklich...