12-08-2008, 07:59 PM
Selbst der Erscheinungszeitpunkt fügte sich geschickt in das Programm des Abends ein. Die Gäste hatten ihren ersten Hunger gestillt, wenn auch nicht so weit das sie gänzlich träge waren. Die interessantesten Dinge im Saal waren bestaunt und die ersten zwei Tänze hatten die Gemüter etwas abgekühlt. Die abflachende Spannungskurve des Gebotenen senkte sich soeben als zwei, in prächtige Zobelfelle gehüllte und mit hohen Fellmützen gekrönte Opritschnina die Treppe herab schritten. Die Männer schienen Bären in Menschengestalt, dabei weniger offensichtlich muskulös, wie etwa Banks es war, was bei den jungen Damen der Oberschicht manch anzügliches Gekicher erzeugt hatte, sondern stämmig ohne wirklich fett zu sein. Es war wohl die Sorte von Kraft die man auf einem Eisplaneten benötigte wo Körpermasse gleichbedeutend mit Kälteschutz war. Ihre Gesichter waren von kunstfertig gedrehten Bärten beherrscht und darunter zeigten sich die pockennarbigen Gesichter, in die sich Kampf, Erfrierung, Verzicht und der berüchtigte Nordwindwodka eingegraben hatte. Ihre prankenartigen Hände hielten barocke Hellebarden vorgestreckt und selbst diese, offensichtlich rituellen, Waffen erhielten in ihren Fingern eine drohende Aura von Gefährlichkeit. Die Gesichter waren wie aus Granit gehauen und die sprichwörtliche Herzlichkeit und die Lust an derben Späßen, die so bezeichnend für die Männer Valhallas war, war ihnen nicht anzusehen. Das musste die Miene sein mit der sie störrisch in ihren Stellungen kauerten, bereit die nächste Welle, heranbrodelnder Grünhäuter zurückzuwerfen.
Wie Spiegelbilder marschierten die beiden Leibwächter die gläserne Treppe hinab. Blieben an ihrem Fuß stehen und vollführten eine Drehung in perfekter Übereinstimmung.
Ruhe hatte sich über die Anwesenden gelegt, man hätte eine Stecknadel fallen hören können, doch es fiel keine.
Seine Erhabenheit, der hochwohlgeborne Gouverneur von Koron Drei Leopold Frederico de Wajari und seine liebreizende Verlobte Elisabetha von Nanz, Kurfürstin von Tazet.
Von entsprechend würdevoller Musik begleitet schwebte das angekündigte Paar die Freitreppe aus kristallenem Eis herab. Er war erneut in weiße Gewänder gehüllt, auf denen sich nur die blutrote Bauchschärpe und der blaue Stern Korons abzeichnete. An besagter Schärpe hing ein, im Vergleich zu anderen Waffen im Saal, recht schmückloser Energie- Degen . Das dieser ein funktionale Waffe und kein Schmuckstück war ließ, in einer Welt wie dem Hof, wo jeder noch so kleinen Geste Bedeutung und Doppeldeutigkeit beigemessen wurde, einiges vermuten. Der zweite Kontrast auf seiner Kleidung war zweifelsfrei der Blaue Stern. Ein broschenartiges Kleinod von der Größe einer Männerhand. Im Zentrum einer strahlenden Sonne aus Gold prangte ein blauer Stein von einnehmender Schönheit. Ein blauer Amethyst, der größte den man je in perfektem Zustand auf Koron gefunden hatte. Angeblich hatte seine Färbung die Uniformen der PVS inspiriert. Doch diese Legende war wahrscheinlich genau das. In den Jahren nach dem Krieg, hatte man wenig Sinn für Symbolik sondern ließ sich von Pragmatismus leiten.
Wie es auch gewesen sein mochte, der Stern jedenfalls war zum Amtszeichen der koronischen Gouverneure erkoren. Vielleicht eine unbewusste Nostalgie, eine Erinnerungen an die Zeiten als noch die Krone von einem Herrscher zum nächsten gereicht worden war.
Der neue, oberste Mann des Planten war jung. Zwar war es den Reichen des Imperiums ein Leichtes ihr Leben um ungezählte Alter auszudehnen, doch in diesem Fall war die Natur nicht um den Alterungsprozess betrogen. Mochte er auf anderen Welten auch das Alter gehabt haben in dem es sich anschickte endlich in der Schlacht zu fallen, bevor der Greis seiner Sippe zur Last fiel, auf Koron war er fast noch ein Knabe. In die ebenmäßigen Züge, denen ein Künstler, so sie ihm als Model gedient, keine gnädige Freiheit hätte angedeihen lassen müssen, waren noch keine Abdrücke des Lebens hinterlassen. Auch die Versuche diese Abdrücke zu beheben, wie sie so viele welkende Galane und angeblich nicht im geringsten eitle Edelmänner, natürlich nicht unternommen hatten, gingen ihm ab. Die wallend blonde Lockenpracht überspitze seine unleugbare Schönheit fast schon ins Süßliche und erinnerte an die überidealisierten Werke eines Alberto Drancoski oder den Meistern der kontinentalen Schule. Nur war dieser hier eben kein Gemälde, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Dachte man an das Scheusal Ditmar Orsius der, sich selbst besudelnd und unter Krämpfen, seine verflüssigten Organe und schließlich sein Leben ausgebrochen hatte, dann konnte dieser Mann nur ein Heiliger sein. Ditmar hatte letztendlich sogar den Rückhalt seines eigenen Hauses verloren und der offenkundige Wahnsinn, der ihn befallen hatte, war endlich mit dem Gift in seiner Süßspeise geendet. Niemand hatte dem Despoten nachgetrauert der angeblich mit Mutanten und Schlimmerem vergeht hatte und zum Ende seines Lebens nur noch mit kindlichem Puppentheater zu erheitern gewesen war. Keiner hatte gefragt wie die hoch tödliche Substanz an den paranoiden Sicherheitsvorkehrungen des Irren vorbeigekommen war. Wie sie Vorkoster und Scanner überwunden hatte. Die Untersuchungskommission war bestenfalls lustlos und schlimmstenfalls schlampig an die Aufgabe der Aufklärung gegangen. Haus Orsius hätte die Sache am liebsten ganz ruhen gelassen, doch der Bürokratie musste genüge getan werden. Drohungen und Bestechungen ließen die wenigen Zeugen das Gesehene vergessen. Auch die letzten Worte des sterbenden Herrschers, der von Schatten faselte die ihm nachstellten, fanden niemals bei irgendjemanden Gehör. Der Gouverneur war tot, lang lebe der Gouverneur!
Dieser Neue setzte seinen Fuß in diesem Moment auf die untere Stufe. Die Frau neben ihm war seiner Eleganz durchaus angemessen. Zierlich, die Haut milchfarben und ebenso weiß wie das Kleid das sie trug. Es handelte sich um Synskin, eine Kreation die direkt auf die Haut aufgesprüht war und somit ein einmaliges Kleidungsstück darstellte. Nie wieder würde jemand exakt das gleiche Teil tragen können. An der schmalen Hüfte hing ein silberner Dolch, welcher zwar mehr Zeichen als Waffe war, aber dem Brauch Gohmors Tribut zollte. Das Haus Nanz war, global betrachtet, ebenso bedeutungslos wie das ihres zukünftigen Gatten. Die Verbindung reichte nicht aus um die Macht beider Familien nennenswert zu steigern und die Regenbogenpresse ermüdete nicht darin von der großen, wahren Liebe zu sprechen. Wie weit das der Wahrheit entsprach, oder dem lediglich dem Bild des sympathischen Herrschers zuspielen sollte, konnten wohl nur die beiden Betreffenden und ihre engsten Vertrauten wissen.
Beifall brandete auf, nun da das Paar die Treppe passiert hatte. Hoch- und Hurrarufe trieben zur verspiegelten Decke empor. De Wajari
ließ alles mit einem sanften Lächeln über sich ergehen. Schließlich hob er beschwichtigend die Hände. An der Linken prangte ein einzelner, schwerer Siegelring. Trotz seiner freundlichen Mahnung nach Ruhe, hielt die Huldigung noch weitere drei Minuten an bis sie verebbte.
Ihr Edlen Korons, Freunde und Gönner unseren schönen Stadt, unseres schönen Welt. Es ist keine leichte Zeit, in der ich mein Amt antrete. Mag auch der Frieden Bestand haben, so gibt es doch andere Sorgen die uns alle bekümmern. Die Mutantenfrage, der aufkeimende Widerstand an den Grenzen und in der Wüste. Die Modernisierung der Flotte und viele andere Dinge. Das sie und die Schiedsmänner mich für würdig erachtet haben diese Probleme zu bewältigen erfüllt mich mit dankbarem Stolz. Ich habe heute Wunderdinge gesehen. Unsere glorreichen Truppen, voll Ehre und Stärke. Die Männer und Frauen in den Fabriken und Manufakturen, ehrerbietige, stumme Rädchen, glücklich in ihrer Funktionalität.
Und nicht zuletzt ihr! Die hohen Herren und Damen Korons, die Adligen und Hausangehörigen. Die lenkenden Köpfe unserer Welt.
Er ergriff das Glas vom Rücken eines Servitors, der wie beiläufig vorbeirollte.
Einen Trinkspruch!
Auf den Imperator, auf das Imperium und auf Koron Drei! Auf die Häuser und die Menschen dieser Welt. Möge Frieden und Wohlstand unsere Tage beschirmen.
Im Saal hoben sie die Gläser!
Wie Spiegelbilder marschierten die beiden Leibwächter die gläserne Treppe hinab. Blieben an ihrem Fuß stehen und vollführten eine Drehung in perfekter Übereinstimmung.
Ruhe hatte sich über die Anwesenden gelegt, man hätte eine Stecknadel fallen hören können, doch es fiel keine.
Seine Erhabenheit, der hochwohlgeborne Gouverneur von Koron Drei Leopold Frederico de Wajari und seine liebreizende Verlobte Elisabetha von Nanz, Kurfürstin von Tazet.
Von entsprechend würdevoller Musik begleitet schwebte das angekündigte Paar die Freitreppe aus kristallenem Eis herab. Er war erneut in weiße Gewänder gehüllt, auf denen sich nur die blutrote Bauchschärpe und der blaue Stern Korons abzeichnete. An besagter Schärpe hing ein, im Vergleich zu anderen Waffen im Saal, recht schmückloser Energie- Degen . Das dieser ein funktionale Waffe und kein Schmuckstück war ließ, in einer Welt wie dem Hof, wo jeder noch so kleinen Geste Bedeutung und Doppeldeutigkeit beigemessen wurde, einiges vermuten. Der zweite Kontrast auf seiner Kleidung war zweifelsfrei der Blaue Stern. Ein broschenartiges Kleinod von der Größe einer Männerhand. Im Zentrum einer strahlenden Sonne aus Gold prangte ein blauer Stein von einnehmender Schönheit. Ein blauer Amethyst, der größte den man je in perfektem Zustand auf Koron gefunden hatte. Angeblich hatte seine Färbung die Uniformen der PVS inspiriert. Doch diese Legende war wahrscheinlich genau das. In den Jahren nach dem Krieg, hatte man wenig Sinn für Symbolik sondern ließ sich von Pragmatismus leiten.
Wie es auch gewesen sein mochte, der Stern jedenfalls war zum Amtszeichen der koronischen Gouverneure erkoren. Vielleicht eine unbewusste Nostalgie, eine Erinnerungen an die Zeiten als noch die Krone von einem Herrscher zum nächsten gereicht worden war.
Der neue, oberste Mann des Planten war jung. Zwar war es den Reichen des Imperiums ein Leichtes ihr Leben um ungezählte Alter auszudehnen, doch in diesem Fall war die Natur nicht um den Alterungsprozess betrogen. Mochte er auf anderen Welten auch das Alter gehabt haben in dem es sich anschickte endlich in der Schlacht zu fallen, bevor der Greis seiner Sippe zur Last fiel, auf Koron war er fast noch ein Knabe. In die ebenmäßigen Züge, denen ein Künstler, so sie ihm als Model gedient, keine gnädige Freiheit hätte angedeihen lassen müssen, waren noch keine Abdrücke des Lebens hinterlassen. Auch die Versuche diese Abdrücke zu beheben, wie sie so viele welkende Galane und angeblich nicht im geringsten eitle Edelmänner, natürlich nicht unternommen hatten, gingen ihm ab. Die wallend blonde Lockenpracht überspitze seine unleugbare Schönheit fast schon ins Süßliche und erinnerte an die überidealisierten Werke eines Alberto Drancoski oder den Meistern der kontinentalen Schule. Nur war dieser hier eben kein Gemälde, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Dachte man an das Scheusal Ditmar Orsius der, sich selbst besudelnd und unter Krämpfen, seine verflüssigten Organe und schließlich sein Leben ausgebrochen hatte, dann konnte dieser Mann nur ein Heiliger sein. Ditmar hatte letztendlich sogar den Rückhalt seines eigenen Hauses verloren und der offenkundige Wahnsinn, der ihn befallen hatte, war endlich mit dem Gift in seiner Süßspeise geendet. Niemand hatte dem Despoten nachgetrauert der angeblich mit Mutanten und Schlimmerem vergeht hatte und zum Ende seines Lebens nur noch mit kindlichem Puppentheater zu erheitern gewesen war. Keiner hatte gefragt wie die hoch tödliche Substanz an den paranoiden Sicherheitsvorkehrungen des Irren vorbeigekommen war. Wie sie Vorkoster und Scanner überwunden hatte. Die Untersuchungskommission war bestenfalls lustlos und schlimmstenfalls schlampig an die Aufgabe der Aufklärung gegangen. Haus Orsius hätte die Sache am liebsten ganz ruhen gelassen, doch der Bürokratie musste genüge getan werden. Drohungen und Bestechungen ließen die wenigen Zeugen das Gesehene vergessen. Auch die letzten Worte des sterbenden Herrschers, der von Schatten faselte die ihm nachstellten, fanden niemals bei irgendjemanden Gehör. Der Gouverneur war tot, lang lebe der Gouverneur!
Dieser Neue setzte seinen Fuß in diesem Moment auf die untere Stufe. Die Frau neben ihm war seiner Eleganz durchaus angemessen. Zierlich, die Haut milchfarben und ebenso weiß wie das Kleid das sie trug. Es handelte sich um Synskin, eine Kreation die direkt auf die Haut aufgesprüht war und somit ein einmaliges Kleidungsstück darstellte. Nie wieder würde jemand exakt das gleiche Teil tragen können. An der schmalen Hüfte hing ein silberner Dolch, welcher zwar mehr Zeichen als Waffe war, aber dem Brauch Gohmors Tribut zollte. Das Haus Nanz war, global betrachtet, ebenso bedeutungslos wie das ihres zukünftigen Gatten. Die Verbindung reichte nicht aus um die Macht beider Familien nennenswert zu steigern und die Regenbogenpresse ermüdete nicht darin von der großen, wahren Liebe zu sprechen. Wie weit das der Wahrheit entsprach, oder dem lediglich dem Bild des sympathischen Herrschers zuspielen sollte, konnten wohl nur die beiden Betreffenden und ihre engsten Vertrauten wissen.
Beifall brandete auf, nun da das Paar die Treppe passiert hatte. Hoch- und Hurrarufe trieben zur verspiegelten Decke empor. De Wajari
ließ alles mit einem sanften Lächeln über sich ergehen. Schließlich hob er beschwichtigend die Hände. An der Linken prangte ein einzelner, schwerer Siegelring. Trotz seiner freundlichen Mahnung nach Ruhe, hielt die Huldigung noch weitere drei Minuten an bis sie verebbte.
Ihr Edlen Korons, Freunde und Gönner unseren schönen Stadt, unseres schönen Welt. Es ist keine leichte Zeit, in der ich mein Amt antrete. Mag auch der Frieden Bestand haben, so gibt es doch andere Sorgen die uns alle bekümmern. Die Mutantenfrage, der aufkeimende Widerstand an den Grenzen und in der Wüste. Die Modernisierung der Flotte und viele andere Dinge. Das sie und die Schiedsmänner mich für würdig erachtet haben diese Probleme zu bewältigen erfüllt mich mit dankbarem Stolz. Ich habe heute Wunderdinge gesehen. Unsere glorreichen Truppen, voll Ehre und Stärke. Die Männer und Frauen in den Fabriken und Manufakturen, ehrerbietige, stumme Rädchen, glücklich in ihrer Funktionalität.
Und nicht zuletzt ihr! Die hohen Herren und Damen Korons, die Adligen und Hausangehörigen. Die lenkenden Köpfe unserer Welt.
Er ergriff das Glas vom Rücken eines Servitors, der wie beiläufig vorbeirollte.
Einen Trinkspruch!
Auf den Imperator, auf das Imperium und auf Koron Drei! Auf die Häuser und die Menschen dieser Welt. Möge Frieden und Wohlstand unsere Tage beschirmen.
Im Saal hoben sie die Gläser!