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Läuterung
#3
Natürlich ist das nicht mein richtiger Name. 
In ihren Worten schwang das dünne Lächeln mit, dass sie zusammen mit der hochgezogenen Augenbraue als Reaktion aufs Ralphs Worte hatte sehen lassen. Und um jemanden hinzurichten schickt man mich für gewöhnlich auch nicht. Für sowas bin ich überqualifiziert. 
Sie zupfte sich ein imaginäres Haar vom Ärmel. Ich schätze ihre Direktheit, mein Lieber. Auch der Umstand, dass Sie nicht den Dummen spielen oder in Panik ausbrechen, erspart uns beiden nicht nur viel Zeit und Mühe, sondern zeigt auch, dass die, die mich geschickt haben, scheinbar den richtigen Riecher bewiesen haben. 
Wir können also unverwandt zur Sache kommen: Sie werden für den Ordo Xenos rekrutiert. 
Hätten Sie anders reagiert, hätte ich Ihnen erst versucht zu schmeicheln und Sie an die Pflicht gegenüber dem Imperium erinnert. Dann vielleicht mit finanziellen Anreizen gelockt und schließlich und endlich gedroht. Das Ergebnis wäre sehr wahrscheinlich das Gleiche gewesen, aber es hätte sich mühseliger gestaltet. 
Das nicht tun zu müssen, dafür bin ich dankbar. Die Spinne auf ihrer Schläfe ließ sich an einem leuchtenden Faden auf die Wange herab. 
Sie werden im Anschluss an unsere Unterhaltung in ein Safehouse verbracht. Dieses dient uns vorläufig als Operationsbasis. Dort erfahren Sie alle weiteren Details zu den anstehenden Aufgaben. 
Ihre Arbeit hier, sie machte eine den Raum umfassende Geste, ist beendet. Offiziell wird es Unstimmigkeiten in ihrer Vita geben und eine daraus resultierende polizeiliche Untersuchung. Sie werden aus diesem Unternehmen entfernt und jeder auf diesem Flur wird eine andere Theorie vertreten, warum das so ist. In zwei Wochen wird sich niemand mehr an sie erinnern. 
Unser Fahrer, Sie haben ihn vor der Tür gesehen, wird Sie, bevor wir die Operationsbasis aufsuchen, in Ihr Wohnhabitat bringen. Dort können Sie einige Habseligkeiten zusammensuchen. Bitte, nur das Allernötigste. Kleidung, Hygieneartikel, solche Dinge werden durch uns gestellt. Das gleiche gilt für Waffen. Nehmen Sie Ihre Papiere und was Ihnen persönlich wichtig erscheint. Momentan brauchen wir Sie als Bürger, der sich noch unbehelligt in der Stadt bewegen kann. Die Umstände könnten es jedoch nötig machen, dass Ralph Duhaney von der Bildfläche verschwindet. Dann bricht in Ihrem Apartment ein Feuer aus und man wird eine Leiche finden. Da wäre es doch recht unpässlich, wenn Gegenstände zu Schaden kommen, die ihnen wichtig sind. Alle weitere Klärung, sowie die Details ihrer Funktion erhalten sie dann durch den Herrn Inquisitor. 
Sie erhob sich mit einer fließenden Bewegung. 
Wollen wir?

Mit den neugierigen Blicken der Verwaltungsangestellten im Rücken verließen sie das, was Ralph noch vor einer halben Stunde für sein Leben gehalten hatte. Sie bestiegen eine matt schwarze Antigravitation Limousine, die diese Ansicht wortwörtlich hinter ihnen zurückließ. Während draußen das Gewirr aus Rohren und Leitungen vorbei raste, das eigentlich dafür gedacht war, die Abgase aus der Makropole heraus zu leiten, was aber nur leidlich gelang, gönnte sich Elvira einen Drink. 
Sie saßen sich in der wohltemperierten Passagierkabine des Schwebers gegenüber. Tief in das weiche Leder der Sitze eingesunken und mit genug Beinfreiheit, dass problemlos noch zwei weitere Sitzreihen zwischen sie gepasst hätten. Eine kleine Konsole beherbergte eine Komgerät, einen Vid.Bildschirm und eine gut versorgte Minibar. Aus dieser bediente sich Elvira mit Kennergriff. 
Sie forderte Ralph nicht auf, es ihr gleichzutun. Entweder sah sie es als selbstverständlich an, dass er sich bedienen würde, wenn er mochte oder sie ging davon aus, dass er es ohnehin nicht tun würde. An Konversation schien sie ebenfalls nicht interessiert zu sein. Sie trank mit kleinen Schlucken, ließ die Eiswürfel im Kristall des Glases sich klirrend drehen, sah dann und wann aus dem Fenster oder musterte ihr Gegenüber mit undeutbarem Gesichtsausdruck. 
Der schmutzige Stahlarbeiter, umrahmt von diesem Glanz des Wohlstandes, musste ein recht heiteres Bild abgeben.

Nach einer halben Stunde Flug erreichten sie einen schmucklosen Wohnblock aus Stahlbeton. Einer unter vielen auf dieser Ebene. Gemeinsam bildeten sie einen Wald, der sich vom Boden bis zur Decke zog. Ein Denkmal der Trostlosigkeit. Sie landeten auf einer der Plattformen, die für Hubschrauber, Luftschiffe und Schweber gedacht war, aber nur selten genutzt wurden. Alle drei Fortbewegungsmittel waren nichts, was in der Preisklasse jener Menschen spielte, die hier lebten. 
Elvira gab Ralph einen Spielraum von einer Stunde. Während der ehemalige Soldat, Stahlarbeiter und frisch gebackene Inquisitionsdiener in den Betonklotz verschwand, griff die Frau nach dem Hörer des Sprechgerätes. 
Es klingele am anderen Ende der Leitung. Dann knackte es kurz, als sich der Datenzerhacker dazwischenschaltete.

Toleranz ist die Mutter des Untergangs.
...
Ich bin es. Ich habe Duhaney.
...
Nein, keine Probleme. Schnelle Auffassungsgabe. Wusste gleich, was die Uhr geschlagen hat.
...
Ja… in seinem Wohnhab.
...
Ja, um das Stahlwerk kümmere ich mich. Groß genug, um anonym zu sein. Ich halte übertriebene Maßnahmen zur Verschleierung nicht für angemessen.       
...
Ja verstanden. 
Sie lauschte etwas länger, als ihr Gesprächspartner am anderen Ende sprach und beobachtete dabei einen Tropfen, der am Rand ihres Glases herab rann und gegen ihren schlanken Finger stieß.
Er entspricht dem Dossier. Typ einsamer Wolf. Zelebriert das so ein bisschen… hat das für sich als Lebensstil angenommen.
...
Nein, das denke ich nicht.
Man sieht ihm die Vergangenheit an. Am Gang, am Sprachhabitus. Er wird mit einem Fingerschnippen wieder zum Kämpfer.
...
Schwer zu sagen. Das weiß man bei diesen Ehemaligen nie. Wenn er gegen Ketzer gekämpft hat, können Traumata jederzeit ausbrechen. Die haben alle einen Knack weg.
...
Nein den Eindruck habe ich nicht.
...
Jawohl.
...
Nein ich rechne nicht mit übermäßigen Schwierigkeiten. Die Liste ist recht simpel, wie ich finde. 
...
Naja, wir haben Soldaten, Arbites, Prediger und solche Leute. Sonst haben wir sehr viel… ungewöhnliches Personal.
...
Leben in der Lage. Es wird schon laufen.
...
Vielleicht zwei, drei Tage. Schlimmstenfalls eine Woche.
...
Ja ich melde dann Vollzug.
...
Danke
Die Reinheit der Menschheit beginnt mit der Asche der Xenos.       

Sie legte auf, stürzte den Rest ihres Drinks herunter, zerkaute einen Eiswürfel und sah auf die silberne Uhr, die ihr Hand verzierte.
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Läuterung - von Die Stimme - 02-19-2025, 10:38 PM
RE: Läuterung - von Ralph Duhaney - 02-21-2025, 03:51 PM
RE: Läuterung - von Die Stimme - 03-03-2025, 01:08 PM
RE: Läuterung - von Ralph Duhaney - 03-05-2025, 12:53 PM
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RE: Läuterung - von Die Stimme - 05-22-2025, 05:10 PM

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