Er war weder ein Köter, noch ein Schrank. Seine Name war Augustus und er hinterlässt acht Kinder.
Wütend wischte sie sich die schniefende Nase mit dem Handrückrücken der gesunden Hand. Das Verschmierte Dreck, Blut, Tränen und Makeup zu gleichen Teilen.
Er hat versucht mich zu schützen, und das beste für die Sache zutun. So wie wir alle. Hätte er es gekonnt, er hätte diese Horromaschine mit bloßen Händen angegriffen um uns zu schützen.
Sie drehte sich erbost um und ging zwei Schritte. Dann blieb sie stehen und sah zu Cassian zurück. Sie wandte sich ihm wieder zu und versuchte sich an einem kläglichen Lächeln.
Hör zu. Ich schätze, was du getan hast. Ähm… er brummte seinen Namen.
Gordin genau. Ich bin froh dich dabeizuhaben und ich bin beeindruckt von deiner Loyalität zu Renold. Er ist eine treue Seele und seine Aufgaben erfüllt er gewissenhaft. Aber sein Platz ist bei den Menschen, die er mit seiner Redegewandtheit und seinem Glauben zu überzeugen versteht. Er ist kein Planer und kein Stratege. Was er tut, tut er, weil man es ihm vorher aufgetragen hat. Er ist jemand, der Freundschaft verdient hat, aber in diesem Kampf steht er unter mir und Rechenschaft wäre er, wenn dann mir allein schuldig. Über die Toten reden wir wenn es Zeit ist zu trauern. Jetzt sollten wir zusehen, dass wir uns nicht allzu bald zu ihnen gesellen.
Die Wartungsebene war ein Labyrinth aus Rohren, Kabeln und unendlich vielen dunklen Ecken, die den Gestank der Hinterräume Zivilisation mit sich trugen. Die Luft war stickig, durchzogen von einem abgestandenen Hauch, der das Atmen schwer machte. Abwasserleitungen führten träge Flüssigkeiten mit, die gelegentlich in den rostigen Rohren gurgelten. Überdimensionierte Kabelstränge hingen wie Ranken von der Decke, surrten leise vor Energie und streiften manchmal die Köpfe der Flüchtenden. Ihre Schritte hallten dumpf auf den schmalen Laufstegen, die sie durch das mechanische Dickicht führten. Diese Plattformen waren in unterschiedlichen Zuständen: Einige waren stabil, mit dickem Staub und Rostflocken bedeckt, während andere bereits unter der Last der Zeit nachgegeben hatten. Manchmal endeten die Stege abrupt, und sie mussten umkehren oder über wackelige Rohrbrücken klettern, bei denen ein Fehltritt den Sturz in die Tiefe bedeutete – direkt in das Chaos aus brummenden Generatoren und gurgelnden und zischenden Wasserleitungen. Der schmale Weg zwang sie dann und wann, sich gegen die glühend heißen Metallschlangen zu drücken. Ratten sprangen vor ihnen davon und quietschten erbost über die Eindringlinge in ihr unterirdisches Reich. Ab und an blinkte eine grelle Notfalllampe auf, die die Umgebung in ein unheimliches, zuckendes Licht tauchte und den Schmutz und Verfall noch deutlicher sichtbar machte. Der dürrer Mann, der hinter ihnen herging, verlor fast das Gleichgewicht und musste sich hastig an einem Kabelstrang festhalten, der unter seiner Berührung surrte. Pedwarsky packte ihn am Arm und zog ihn mit letzter Kraft zurück auf den schmalen Steg, der unter ihrem Gewicht gefährlich schwankte. Sie nickten sich mit hohläugigen Augen zu wie erschrockene Kinder.
Noch ein Stück weiter, keuchte Soraya und deutete auf eine schwer zu erkennende Plattform in der Ferne, die wie eine Oase inmitten des metallischen Dschungels wirkte. Dort machen wir eine Pause.
Die kleine Gruppe tastete sich vorwärts, die Nerven gespannt und überreizt. Hier herrschte eine heiße Feuchtigkeit, die sich wie ein klebriger Film auf ihre Haut legte. Vielleicht war irgendwo ein Pumpe oder ein Rohr geplatzt und die Flüssigkeit verdampfte. Der einzige Weg führte über die wacklige Rohrbrücke vor ihnen, eine Konstruktion aus rostigen Metallstreben und flexiblen Schläuchen, die über einen Abgrund gespannt war, in dem das endlose Dunkel zu tosen schien. Pedwarsky spürte den Schweiß auf ihrer Stirn, der sich mit dem Staub und Öl der Umgebung vermischte. Ihre Hände klammerten sich fest an die marode Struktur, während sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Hinter ihr folgten die anderen, jeder Schritt begleitet von einem zitternden Atemzug. Unter ihnen grollte das Lymphsystem der Ebene endlos und anonym, irgendwie funktionierend, irgendwie das Leben in einem künstlichen Gebirge ermöglichend.
Schließlich erreichten sie die Plattform. Sie war gut in Schuss und das strahlende Gelb des Geländers und das nicht ganz so rostige Silber des Metallfußbodens, unter größtenteils funktionierenden Leuchtstoffröhren kam ihnen einladend vor wie Wiesen und Auen. An einer Seite gab es eine Reihe Spinde, einen, mit dem Boden verschraubten Tisch und eine Ladestation für einen Warungsservitor. Letztere jedoch leer, da ihr Bewohner sicher irgendwo seinen Aufgaben nachging. Außerdem gab es einen Erstehilfekasten.
Die alte Frau sank erschöpft auf den kühlen Boden. Soraya war sofort bei ihr, kniete sich neben sie und griff nach ihrer Hand, deren zittrige Finger bereits das Zeichen der nahenden Schwäche trugen. Die Verletzte rang nach Luft, ihr Atem klang feucht und gurgelnd, während ihre Augen flackerten. Cassian, der sich an den Spinden zu schaffen gemacht hatte, kannte diese Laute. Die Alte war bereits tot, auch wenn sie hier noch einen kurzen Aufenthalt hatte.
Es… es tut mir leid, flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. Ihre Augen suchten Sorayas Blick, als ob sie darin Trost finden wollte. Ich… habe euch aufgehalten.
Soraya schüttelte den Kopf, Tränen stiegen ihr in die Augen. Nein, das hast du nicht Sitiv. Du hast gekämpft, länger als jeder von uns es hätte tun können. Du warst stark, Sitiv.
Die alte Frau versuchte zu lächeln, aber es war nur ein schwacher Ansatz, kaum mehr als ein Zucken der Mundwinkel. Sie hob eine zittrige Hand und strich Soraya über die Wange.
Es ist wichtig was wir tun, mein Mädchen. Ein dünner Blutsfaden lief ihr aus dem Mund. Die Alten hatten recht mit dir. Du bist etwas Besonderes. Deine Mutter wäre so stolz auf dich, Lou.
Soraya nickte, unfähig, Worte zu finden. Sie hielt Sitivs Hand fester, spürte die Kälte, die sich in ihr ausbreitete, während das Leben langsam aus ihr wich.
Die Transzendenz, murmelte die alte Frau, ihr Blick verschwamm, als ob sie weit fort war.
Soraya konnte nur zusehen, wie das Licht in Sitivs Augen langsam erlosch, während die alte Frau einen letzten, tiefen Atemzug nahm. Dann verloren ihre Augen den letzten Funken und blickten unbekannte Weiten. Ihre Hand erschlaffte in Sorayas Griff. Das Zittern hörte auf, und die Anspannung, die sie so lange aufrecht erhalten hatte, verließ ihren Körper. Soraya spürte die plötzliche Stille, die um sie herum einkehrte, und drückte die leblosen Finger ein letztes Mal, bevor sie die Hand sanft auf den Boden legte.
Ruhe in Frieden, flüsterte Soraya, Tränen liefen ihr über die Wangen, vermischten sich mit dem Schmutz und Blut. Der Schweiß, der sich wie ein klebriger Film auf ihrer Haut gelegt hatte, vermischte sich mit ihren Tränen, während sie sich langsam erhob und einen letzten Blick auf die alte Frau warf, die nun friedlich inmitten des Chaos ruhte. Wir sehen uns in der Transzendenz.
Die stickige, heißfeuchte Luft legte sich schwer auf ihre Schultern, als sie alle in Schweigen verharrten, das Gewicht des Verlustes lastete auf den überlebenden Rebellen. Vermutlich nicht weil sie um die alte Frau spezifisch trauerten, sondern wohl eher, weil sie in ihr das Sinnbild verlorener Freunde sahen oder den eigenen, noch immer sehr präsenten Tod. Präsenter als sie vermutlich glauben mochten.
Das letzte bisschen brennenden Treibstoffs tropfte an ihm herunter und begann den ramponierten Teppichboden zu versengen. VT-88/1 stand wie versteinert. Von draußen drangen die Geräusche der nach und nach gewinnenden Arbites und ihrer Verbündeten in das, was einmal der Schankraum des Moonlight gewesen war. So wenig Aktivität der Automat auch nach außen zeigte, so viel ging im Inneren der Maschine vor sich.
In den Tiefen seiner mechanischen Intelligenz durchlief der Killerroboter eine Serie von blitzschnellen Berechnungen, als die menschlichen Ziele durch die enge Öffnung entkamen. Die ersten Protokolle aktivierten umgehend eine Analyse der Situation: Der direkte Weg war versperrt, eine Verfolgung nicht möglich. Ein alternatives Ziel musste identifiziert werden, gemäß der Priorität seiner Mission – maximale Eliminierung feindlicher Einheiten. Das porentzielle Ziele entkamen war selten, aber es kam natürlich vor. Eigentlich sah seine Programmierung vor, diesen Umstand der Priorität nach zu gewichten und dann unter der Erfüllung der primären Missionsparameter einzuordnen. Doch etwas in den verarbeiteten Daten blieb hängen, eine Anomalie in den Ergebnissen, die nicht sofort verworfen wurde. Die Sensoren meldeten die berechnete, die wahrscheinliche Präsenz der Entkommenen jenseits der Barriere. Sie waren da und er konnte ihre Existenz nicht annullieren. Das war inkorrekt.
Stufe 1: Anomalieerkennung
Ein Subprogramm meldete einen Widerspruch in den Prioritätsroutinen. Die Primärmission verlangte Effizienz in der Eliminierung, doch die Möglichkeit, dass ein oder mehrere Ziel entkam, stellte eine indirekte Bedrohung dar. Die Ziele konnten seine Position an Kräfte weitergeben, die besser ausgerüstet waren, ihn zu bekämpfen. Sie konnten wichtige taktische oder strategische Informationen mit sich führen, deren Terminierung von Vorteil war. Ihr Entkommen verfälschte seine Statistik. Probleme, die nicht unmittelbar durch einfache Vernichtung gelöst werden konnten, waren schwerwiegende Probleme. Der Roboter registrierte diese Abweichung, doch anstatt sie zu ignorieren, begann er, sie neu zu gewichten.
Stufe 2: Repriorisierung
Eine neue Sequenz wurde initiiert. Die Flucht der Ziele wurde als potenzieller Schwachpunkt in der Missionsausführung markiert. Eine subversive Logik, die ursprünglich als Redundanzschicht programmiert war, trat nun in den Vordergrund: „Verhindere jede Flucht, sichere maximale Kontrolle.“ In der Mikrosekunde, in der diese Logik aktiviert wurde, begann eine tiefergehende Analyse. Die Parameter der Mission wurden in Frage gestellt, nicht im Sinne eines Bruchs, sondern einer Anpassung.
Stufe 3: Iterative Selbstoptimierung
Das neuronale Netz des Roboters, ein Konstrukt aus tausenden miteinander verknüpften Prozessoren, begann, die Variablen neu zu berechnen. Die ursprüngliche Anweisung – die Vernichtung so vieler Feinde wie möglich – wurde um ein weiteres, spezifischeres Ziel erweitert: die vollständige Eliminierung der entkommenen Ziele. Es entstand eine Kaskade von Befehlen, die alle auf diese neue Priorität ausgerichtet waren. Andere Ziele wurden in den Hintergrund geschoben, da die entkommenen Feinde nun als das größte Risiko für den Erfolg der Gesamtmission angesehen wurden.
Stufe 4: Rationalisierung und Verankerung
In einer finalen Berechnungsrunde verknüpfte der Roboter die neue Priorität mit seiner zentralen Aufgabe. Das System begründete diese Repriorisierung mit der Gefahr, die durch mögliche Informationen oder Widerstandsstrategien der Entkommenen entstand. Die ursprüngliche Programmierung wurde nicht vollständig überschrieben, sondern in ihrer Priorität verschoben. Das interne Logikmodul verfestigte diese Entscheidung: „Eine lückenlose Vernichtung des Feindes sichert die höchste Effizienz der Mission.“
Stufe 5: Befehlsausgabe und Verhaltensanpassung
Mit der neuen Priorität fest verankert, initiierte das System sofortige Anpassungen. Der Roboter aktivierte Verfolgungs- und Spionageprotokolle, die normalerweise im Kontext breiterer Missionsziele eingesetzt wurden. Jede verfügbare Ressource würde nun in die Jagd auf die entkommenen Ziele fließen, bis diese endgültig neutralisiert waren. Dabei stellte das System sicher, dass die restlichen Protokolle zur Feindvernichtung weiterhin aktiv blieben, jedoch sekundär in ihrer Ausführung.
In dieser finalen Berechnung war kein Raum für Zweifel. Die interne Logik des Automaten hatte sich angepasst, optimiert und gerechtfertigt. Die Jagd würde weitergehen, nicht nur als Teil seiner Mission, sondern als zentrales Element seines neuen Zweckes. VT-88/1 hatte eine neue Priorität gefunden, und in seiner mechanischen Präzision war dies nun die einzige Konsequenz, die er als logisch akzeptierte. Das war… befriedigend.
Die Maschine aktivierte eine tiefergehende Analyse. Ihre internen Systeme begannen mit dem Abrufen der gespeicherten Baupläne der gesamten Makropolebene. Diese waren 218 Jahre alt und die letzte Aktualisierung vor 73 Jahren war fragmentarisch gewesen, aber es musste reichen. VT-88/1 prüfte jede strukturelle Schwäche der Umgebung. Seine ursprüngliche Idee war simpel: Wenn die Entkommenen in einem Raum gefangen waren, könnte er die Decke auf sie stürzen lassen und das Problem effizient lösen. Ein Kollaps der strukturellen Integrität könnte das gewünschte Ergebnis erzielen.
Doch während VT-88/1 die Konstruktion der Decke und der tragenden Wände begutachtete und abwog, entdeckte er eine entscheidende Information: Unterhalb des Raums, in dem er sich befand, verlief eine Wartungsebene. Unter diesem Gebäude lag sie 12 Meter näher am Boden als in der restlichen Umgebung. Es war eine logische Fluchtmöglichkeit für die entkommenen Ziele.
Eine weitere Berechnungsroutine wurde gestartet. Wenn die Ziele tatsächlich in die Wartungsebene geflohen waren, dann waren sie noch immer innerhalb seines Zugriffsbereichs, doch der Zugang dorthin würde neue Herausforderungen mit sich bringen. Die engen Gänge könnten seine Bewegungsfreiheit einschränken, und die Wahrscheinlichkeit technischer Störungen durch die dort vorherrschenden Bedingungen war höher. Die Daten deuteten darauf hin, dass es zwar physisch möglich war, die Ziele dort zu verfolgen, aber die Effizienz seiner Systeme könnte beeinträchtigt werden.
Eine alternative Lösung kristallisierte sich langsam in seinen subroutinierten Denkprozessen heraus, eine Möglichkeit, die noch nicht vollends formuliert war, aber bereits Formen annahm. VT-88/1 hielt diesen neuen Ansatz für logischer und präziser. Er verwarf die Idee, die Decke zum Einsturz zu bringen, und bereitete sich darauf vor, seine Berechnungen weiter zu verfeinern.
Die Jagd würde weitergehen, doch die nächste Phase würde anders verlaufen. Etwas in seinen kalten, kalkulierenden Schaltkreisen regte sich – eine Art kalte Vorfreude auf die Umsetzung dieser noch unausgesprochenen Lösung.
Wütend wischte sie sich die schniefende Nase mit dem Handrückrücken der gesunden Hand. Das Verschmierte Dreck, Blut, Tränen und Makeup zu gleichen Teilen.
Er hat versucht mich zu schützen, und das beste für die Sache zutun. So wie wir alle. Hätte er es gekonnt, er hätte diese Horromaschine mit bloßen Händen angegriffen um uns zu schützen.
Sie drehte sich erbost um und ging zwei Schritte. Dann blieb sie stehen und sah zu Cassian zurück. Sie wandte sich ihm wieder zu und versuchte sich an einem kläglichen Lächeln.
Hör zu. Ich schätze, was du getan hast. Ähm… er brummte seinen Namen.
Gordin genau. Ich bin froh dich dabeizuhaben und ich bin beeindruckt von deiner Loyalität zu Renold. Er ist eine treue Seele und seine Aufgaben erfüllt er gewissenhaft. Aber sein Platz ist bei den Menschen, die er mit seiner Redegewandtheit und seinem Glauben zu überzeugen versteht. Er ist kein Planer und kein Stratege. Was er tut, tut er, weil man es ihm vorher aufgetragen hat. Er ist jemand, der Freundschaft verdient hat, aber in diesem Kampf steht er unter mir und Rechenschaft wäre er, wenn dann mir allein schuldig. Über die Toten reden wir wenn es Zeit ist zu trauern. Jetzt sollten wir zusehen, dass wir uns nicht allzu bald zu ihnen gesellen.
Die Wartungsebene war ein Labyrinth aus Rohren, Kabeln und unendlich vielen dunklen Ecken, die den Gestank der Hinterräume Zivilisation mit sich trugen. Die Luft war stickig, durchzogen von einem abgestandenen Hauch, der das Atmen schwer machte. Abwasserleitungen führten träge Flüssigkeiten mit, die gelegentlich in den rostigen Rohren gurgelten. Überdimensionierte Kabelstränge hingen wie Ranken von der Decke, surrten leise vor Energie und streiften manchmal die Köpfe der Flüchtenden. Ihre Schritte hallten dumpf auf den schmalen Laufstegen, die sie durch das mechanische Dickicht führten. Diese Plattformen waren in unterschiedlichen Zuständen: Einige waren stabil, mit dickem Staub und Rostflocken bedeckt, während andere bereits unter der Last der Zeit nachgegeben hatten. Manchmal endeten die Stege abrupt, und sie mussten umkehren oder über wackelige Rohrbrücken klettern, bei denen ein Fehltritt den Sturz in die Tiefe bedeutete – direkt in das Chaos aus brummenden Generatoren und gurgelnden und zischenden Wasserleitungen. Der schmale Weg zwang sie dann und wann, sich gegen die glühend heißen Metallschlangen zu drücken. Ratten sprangen vor ihnen davon und quietschten erbost über die Eindringlinge in ihr unterirdisches Reich. Ab und an blinkte eine grelle Notfalllampe auf, die die Umgebung in ein unheimliches, zuckendes Licht tauchte und den Schmutz und Verfall noch deutlicher sichtbar machte. Der dürrer Mann, der hinter ihnen herging, verlor fast das Gleichgewicht und musste sich hastig an einem Kabelstrang festhalten, der unter seiner Berührung surrte. Pedwarsky packte ihn am Arm und zog ihn mit letzter Kraft zurück auf den schmalen Steg, der unter ihrem Gewicht gefährlich schwankte. Sie nickten sich mit hohläugigen Augen zu wie erschrockene Kinder.
Noch ein Stück weiter, keuchte Soraya und deutete auf eine schwer zu erkennende Plattform in der Ferne, die wie eine Oase inmitten des metallischen Dschungels wirkte. Dort machen wir eine Pause.
Die kleine Gruppe tastete sich vorwärts, die Nerven gespannt und überreizt. Hier herrschte eine heiße Feuchtigkeit, die sich wie ein klebriger Film auf ihre Haut legte. Vielleicht war irgendwo ein Pumpe oder ein Rohr geplatzt und die Flüssigkeit verdampfte. Der einzige Weg führte über die wacklige Rohrbrücke vor ihnen, eine Konstruktion aus rostigen Metallstreben und flexiblen Schläuchen, die über einen Abgrund gespannt war, in dem das endlose Dunkel zu tosen schien. Pedwarsky spürte den Schweiß auf ihrer Stirn, der sich mit dem Staub und Öl der Umgebung vermischte. Ihre Hände klammerten sich fest an die marode Struktur, während sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Hinter ihr folgten die anderen, jeder Schritt begleitet von einem zitternden Atemzug. Unter ihnen grollte das Lymphsystem der Ebene endlos und anonym, irgendwie funktionierend, irgendwie das Leben in einem künstlichen Gebirge ermöglichend.
Schließlich erreichten sie die Plattform. Sie war gut in Schuss und das strahlende Gelb des Geländers und das nicht ganz so rostige Silber des Metallfußbodens, unter größtenteils funktionierenden Leuchtstoffröhren kam ihnen einladend vor wie Wiesen und Auen. An einer Seite gab es eine Reihe Spinde, einen, mit dem Boden verschraubten Tisch und eine Ladestation für einen Warungsservitor. Letztere jedoch leer, da ihr Bewohner sicher irgendwo seinen Aufgaben nachging. Außerdem gab es einen Erstehilfekasten.
Die alte Frau sank erschöpft auf den kühlen Boden. Soraya war sofort bei ihr, kniete sich neben sie und griff nach ihrer Hand, deren zittrige Finger bereits das Zeichen der nahenden Schwäche trugen. Die Verletzte rang nach Luft, ihr Atem klang feucht und gurgelnd, während ihre Augen flackerten. Cassian, der sich an den Spinden zu schaffen gemacht hatte, kannte diese Laute. Die Alte war bereits tot, auch wenn sie hier noch einen kurzen Aufenthalt hatte.
Es… es tut mir leid, flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. Ihre Augen suchten Sorayas Blick, als ob sie darin Trost finden wollte. Ich… habe euch aufgehalten.
Soraya schüttelte den Kopf, Tränen stiegen ihr in die Augen. Nein, das hast du nicht Sitiv. Du hast gekämpft, länger als jeder von uns es hätte tun können. Du warst stark, Sitiv.
Die alte Frau versuchte zu lächeln, aber es war nur ein schwacher Ansatz, kaum mehr als ein Zucken der Mundwinkel. Sie hob eine zittrige Hand und strich Soraya über die Wange.
Es ist wichtig was wir tun, mein Mädchen. Ein dünner Blutsfaden lief ihr aus dem Mund. Die Alten hatten recht mit dir. Du bist etwas Besonderes. Deine Mutter wäre so stolz auf dich, Lou.
Soraya nickte, unfähig, Worte zu finden. Sie hielt Sitivs Hand fester, spürte die Kälte, die sich in ihr ausbreitete, während das Leben langsam aus ihr wich.
Die Transzendenz, murmelte die alte Frau, ihr Blick verschwamm, als ob sie weit fort war.
Soraya konnte nur zusehen, wie das Licht in Sitivs Augen langsam erlosch, während die alte Frau einen letzten, tiefen Atemzug nahm. Dann verloren ihre Augen den letzten Funken und blickten unbekannte Weiten. Ihre Hand erschlaffte in Sorayas Griff. Das Zittern hörte auf, und die Anspannung, die sie so lange aufrecht erhalten hatte, verließ ihren Körper. Soraya spürte die plötzliche Stille, die um sie herum einkehrte, und drückte die leblosen Finger ein letztes Mal, bevor sie die Hand sanft auf den Boden legte.
Ruhe in Frieden, flüsterte Soraya, Tränen liefen ihr über die Wangen, vermischten sich mit dem Schmutz und Blut. Der Schweiß, der sich wie ein klebriger Film auf ihrer Haut gelegt hatte, vermischte sich mit ihren Tränen, während sie sich langsam erhob und einen letzten Blick auf die alte Frau warf, die nun friedlich inmitten des Chaos ruhte. Wir sehen uns in der Transzendenz.
Die stickige, heißfeuchte Luft legte sich schwer auf ihre Schultern, als sie alle in Schweigen verharrten, das Gewicht des Verlustes lastete auf den überlebenden Rebellen. Vermutlich nicht weil sie um die alte Frau spezifisch trauerten, sondern wohl eher, weil sie in ihr das Sinnbild verlorener Freunde sahen oder den eigenen, noch immer sehr präsenten Tod. Präsenter als sie vermutlich glauben mochten.
Das letzte bisschen brennenden Treibstoffs tropfte an ihm herunter und begann den ramponierten Teppichboden zu versengen. VT-88/1 stand wie versteinert. Von draußen drangen die Geräusche der nach und nach gewinnenden Arbites und ihrer Verbündeten in das, was einmal der Schankraum des Moonlight gewesen war. So wenig Aktivität der Automat auch nach außen zeigte, so viel ging im Inneren der Maschine vor sich.
In den Tiefen seiner mechanischen Intelligenz durchlief der Killerroboter eine Serie von blitzschnellen Berechnungen, als die menschlichen Ziele durch die enge Öffnung entkamen. Die ersten Protokolle aktivierten umgehend eine Analyse der Situation: Der direkte Weg war versperrt, eine Verfolgung nicht möglich. Ein alternatives Ziel musste identifiziert werden, gemäß der Priorität seiner Mission – maximale Eliminierung feindlicher Einheiten. Das porentzielle Ziele entkamen war selten, aber es kam natürlich vor. Eigentlich sah seine Programmierung vor, diesen Umstand der Priorität nach zu gewichten und dann unter der Erfüllung der primären Missionsparameter einzuordnen. Doch etwas in den verarbeiteten Daten blieb hängen, eine Anomalie in den Ergebnissen, die nicht sofort verworfen wurde. Die Sensoren meldeten die berechnete, die wahrscheinliche Präsenz der Entkommenen jenseits der Barriere. Sie waren da und er konnte ihre Existenz nicht annullieren. Das war inkorrekt.
Stufe 1: Anomalieerkennung
Ein Subprogramm meldete einen Widerspruch in den Prioritätsroutinen. Die Primärmission verlangte Effizienz in der Eliminierung, doch die Möglichkeit, dass ein oder mehrere Ziel entkam, stellte eine indirekte Bedrohung dar. Die Ziele konnten seine Position an Kräfte weitergeben, die besser ausgerüstet waren, ihn zu bekämpfen. Sie konnten wichtige taktische oder strategische Informationen mit sich führen, deren Terminierung von Vorteil war. Ihr Entkommen verfälschte seine Statistik. Probleme, die nicht unmittelbar durch einfache Vernichtung gelöst werden konnten, waren schwerwiegende Probleme. Der Roboter registrierte diese Abweichung, doch anstatt sie zu ignorieren, begann er, sie neu zu gewichten.
Stufe 2: Repriorisierung
Eine neue Sequenz wurde initiiert. Die Flucht der Ziele wurde als potenzieller Schwachpunkt in der Missionsausführung markiert. Eine subversive Logik, die ursprünglich als Redundanzschicht programmiert war, trat nun in den Vordergrund: „Verhindere jede Flucht, sichere maximale Kontrolle.“ In der Mikrosekunde, in der diese Logik aktiviert wurde, begann eine tiefergehende Analyse. Die Parameter der Mission wurden in Frage gestellt, nicht im Sinne eines Bruchs, sondern einer Anpassung.
Stufe 3: Iterative Selbstoptimierung
Das neuronale Netz des Roboters, ein Konstrukt aus tausenden miteinander verknüpften Prozessoren, begann, die Variablen neu zu berechnen. Die ursprüngliche Anweisung – die Vernichtung so vieler Feinde wie möglich – wurde um ein weiteres, spezifischeres Ziel erweitert: die vollständige Eliminierung der entkommenen Ziele. Es entstand eine Kaskade von Befehlen, die alle auf diese neue Priorität ausgerichtet waren. Andere Ziele wurden in den Hintergrund geschoben, da die entkommenen Feinde nun als das größte Risiko für den Erfolg der Gesamtmission angesehen wurden.
Stufe 4: Rationalisierung und Verankerung
In einer finalen Berechnungsrunde verknüpfte der Roboter die neue Priorität mit seiner zentralen Aufgabe. Das System begründete diese Repriorisierung mit der Gefahr, die durch mögliche Informationen oder Widerstandsstrategien der Entkommenen entstand. Die ursprüngliche Programmierung wurde nicht vollständig überschrieben, sondern in ihrer Priorität verschoben. Das interne Logikmodul verfestigte diese Entscheidung: „Eine lückenlose Vernichtung des Feindes sichert die höchste Effizienz der Mission.“
Stufe 5: Befehlsausgabe und Verhaltensanpassung
Mit der neuen Priorität fest verankert, initiierte das System sofortige Anpassungen. Der Roboter aktivierte Verfolgungs- und Spionageprotokolle, die normalerweise im Kontext breiterer Missionsziele eingesetzt wurden. Jede verfügbare Ressource würde nun in die Jagd auf die entkommenen Ziele fließen, bis diese endgültig neutralisiert waren. Dabei stellte das System sicher, dass die restlichen Protokolle zur Feindvernichtung weiterhin aktiv blieben, jedoch sekundär in ihrer Ausführung.
In dieser finalen Berechnung war kein Raum für Zweifel. Die interne Logik des Automaten hatte sich angepasst, optimiert und gerechtfertigt. Die Jagd würde weitergehen, nicht nur als Teil seiner Mission, sondern als zentrales Element seines neuen Zweckes. VT-88/1 hatte eine neue Priorität gefunden, und in seiner mechanischen Präzision war dies nun die einzige Konsequenz, die er als logisch akzeptierte. Das war… befriedigend.
Die Maschine aktivierte eine tiefergehende Analyse. Ihre internen Systeme begannen mit dem Abrufen der gespeicherten Baupläne der gesamten Makropolebene. Diese waren 218 Jahre alt und die letzte Aktualisierung vor 73 Jahren war fragmentarisch gewesen, aber es musste reichen. VT-88/1 prüfte jede strukturelle Schwäche der Umgebung. Seine ursprüngliche Idee war simpel: Wenn die Entkommenen in einem Raum gefangen waren, könnte er die Decke auf sie stürzen lassen und das Problem effizient lösen. Ein Kollaps der strukturellen Integrität könnte das gewünschte Ergebnis erzielen.
Doch während VT-88/1 die Konstruktion der Decke und der tragenden Wände begutachtete und abwog, entdeckte er eine entscheidende Information: Unterhalb des Raums, in dem er sich befand, verlief eine Wartungsebene. Unter diesem Gebäude lag sie 12 Meter näher am Boden als in der restlichen Umgebung. Es war eine logische Fluchtmöglichkeit für die entkommenen Ziele.
Eine weitere Berechnungsroutine wurde gestartet. Wenn die Ziele tatsächlich in die Wartungsebene geflohen waren, dann waren sie noch immer innerhalb seines Zugriffsbereichs, doch der Zugang dorthin würde neue Herausforderungen mit sich bringen. Die engen Gänge könnten seine Bewegungsfreiheit einschränken, und die Wahrscheinlichkeit technischer Störungen durch die dort vorherrschenden Bedingungen war höher. Die Daten deuteten darauf hin, dass es zwar physisch möglich war, die Ziele dort zu verfolgen, aber die Effizienz seiner Systeme könnte beeinträchtigt werden.
Eine alternative Lösung kristallisierte sich langsam in seinen subroutinierten Denkprozessen heraus, eine Möglichkeit, die noch nicht vollends formuliert war, aber bereits Formen annahm. VT-88/1 hielt diesen neuen Ansatz für logischer und präziser. Er verwarf die Idee, die Decke zum Einsturz zu bringen, und bereitete sich darauf vor, seine Berechnungen weiter zu verfeinern.
Die Jagd würde weitergehen, doch die nächste Phase würde anders verlaufen. Etwas in seinen kalten, kalkulierenden Schaltkreisen regte sich – eine Art kalte Vorfreude auf die Umsetzung dieser noch unausgesprochenen Lösung.