02-13-2024, 09:12 PM
Man hatte mit dem Schlimmsten gerechnet. Mit Panzerabwehr-, großkalibrigen und Maschinenwaffen. Sprengfallen und vielleicht sogar mit einer waschechten Kanone. Doch als dann tatsächlich etwas von dieser Tragweite zum Einsatz kam, saß der Schock tief. Als der Radpanzer zerstört wurde, knirschten die Zähne in den hinteren Reihen der PVS und die Soldaten fluchten. Ärgerlich, aber die Fahrzeuge waren für Aufstände und Revolten gebaut. Dass sie unter dem Einsatz schwerer Waffen zum Verlust wurden, war leider nicht auszuschließen gewesen.
Die Explosion der Chimäre ließ die Soldaten ducken und ungläubiges Erschrecken stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Chimäre war ein Panzer für den Kriegseinsatz. Dass einer von diesen derart zusammengeschossen wurde, machte unmissverständlich klar, dass hier auf Alles oder Nichts gespielt wurde. Natürlich war das auch vorher schon verkündet worden und den Einsatzkräften auf beiden Seiten eingeschärft worden. Aber einen theoretischen Fakt zu wissen und ihn lodernd und detonierend vor Augen geführt zu bekommen, waren eben zwei paar Schuhe.
Die verbleibende Chimäre reagierte schnell. Sie deckte die Feuerluke mit ihrem Multilaser ein und bewegte sich dabei in Querfahrt an der Mauer entlang. So kam sie in den toten Winkel der Kanone, während sich die Mannschaft des Feldgeschützes hinter den Feuerschild ihrer Waffe duckte. Der Laser überzog den Schild mit einem Feld aus daumengroßen Kratern und ließ flüssiges Metall spritzen, aber die Rebellen dahinter überlebten. Sobald der Sturm aus Lichtnadeln vorbei war, gingen sie wieder an ihre Positionen. Da sich die Chimäre nicht mehr als Ziel anbot, wurde ein weiterer Radpanzer ins Visier genommen. Ein Treffer genügte.
Sämtliche Luken sprangen auf und erbrachen Stichflammen und Rauch. Dass dennoch zwei Mann der Besatzung aus dem Fahrzeug ausstiegen und wie verwirrte Kinder in Richtung der eigenen Reihen wankten, kam einem Wunder gleich. Ihre Kleidung und Haut hingen in verkohlten Fetzen von ihnen herab, aber sie lebten. Ihr Schreien fiel im allgemeinen Lärm nicht ins Gewicht.
Von hinten wurde nun der Befehl zum Rückzug gegeben. Ob dieser den Ausschlag gab oder die Besonnenheit des Chimärenkommandanten, blieb dahingestellt. Der Transporter feuerte seine Nebelwurfanlage ab. Die Granaten flogen in die Höhe, lösten aus und fielen in sich überkreuzenden Bahnen zu Boden. Für einen Moment sah es so aus, als befände sich der Wall hinter einem Gittergeflecht aus Rauch. Dann wallte die gelblich-weiße Wand auf und trennte die Feinde voneinander. Auf der einen Seite der künstlichen Wolken wurde geflucht, auf der anderen triumphierend gejohlt.
Den Rebellen blieb jedoch nur ein kleiner Moment, den Sieg zu feiern. Wollten sie daraus etwas machen, musste jede erkaufte Sekunde gut genutzt werden. Tote wurden beiseite gerollt und ihre Waffen neu verteilt. Verletzte wurden schreiend und wimmernd in die Sanitätsstationen geschleppt. Alles schien gleichzeitig zu geschehen, in einem Gemisch aus Dampf, Qualm und Rauch verschiedensten Ursprungs.
Die Frau, die Cassian zur Melderin gemacht hatte, kam keuchend zu ihm zurückgelaufen. Sie hatte sich eine Atemschutzmaske organisiert, die aber die Augen aussparte, welche gerötet und zugeschwollen waren.
"Die größten Einbrüche an der Mauer reparieren sie so gut es geht", keuchte sie und ließ sich neben den verdeckten Agenten fallen, um Atem zu schöpfen. "Der Verschlag des Feldgeschützes ist wieder zu und die Mannschaft hat die Kanone an einen anderen Ort gerollt. Es heißt, sie haben einen oder zwei Panzer erledigt. Es gibt eine Ausweichposition, weil die Schweine bei ihrem nächsten Versuch bestimmt genau auf die Stelle hämmern werden, wo sie bisher waren.
Ein brennender Radpanzer steckt im Eingang fest. Die versuchen ihn gerade mit zwei Autos und ein paar Leuten wegzubekommen. Vielleicht können wir da helfen... weiß nicht.
Ach ja, und die Messerjungs machen sich bereit. Zu schade, dass man das nicht sehen kann. Aber für sie ist der Nebel das Beste, was passieren konnte."
Als sie Cassians fragenden Blick sah, deutete sie in den Dunst, wo man tatsächlich etwa vierzig oder fünfzig schemenhafte Gestalten mit Kapuzenponchos sehen konnte, die sich in lockerer Formation aufstellten. "Nahkämpfer. Die haben gar keine Angst vor irgendwas, sagen alle. Sie sind Märtyrer, noch im Leben." Sie schwieg eine Weile und sah auf den geisterhaften Aufmarsch dieser lebenden Toten. "Verrückte, wenn du mich fragst, Chef. Es ist eine Sache, sein Leben für eine gerechte Sache zu wagen. Aber es mit voller Absicht wegzuwerfen? Weiß nicht... ist mir eine Nummer zu hart, um ehrlich zu sein."
Eine der wagen Gestalten hob den Arm. Für einen Moment sah es so aus, als hätte er drei davon, aber das mochte dem wirbelnden Nebel geschuldet sein. Dann setzte er sich lautlos in Bewegung. Die anderen folgten ihm. Sie erkletterten den Wall, setzten darüber hinweg und verschwanden im Dunst.
"Hast du Wasser, Chef?" Sie zog sich die Maske vom Gesicht.
Die Explosion der Chimäre ließ die Soldaten ducken und ungläubiges Erschrecken stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Chimäre war ein Panzer für den Kriegseinsatz. Dass einer von diesen derart zusammengeschossen wurde, machte unmissverständlich klar, dass hier auf Alles oder Nichts gespielt wurde. Natürlich war das auch vorher schon verkündet worden und den Einsatzkräften auf beiden Seiten eingeschärft worden. Aber einen theoretischen Fakt zu wissen und ihn lodernd und detonierend vor Augen geführt zu bekommen, waren eben zwei paar Schuhe.
Die verbleibende Chimäre reagierte schnell. Sie deckte die Feuerluke mit ihrem Multilaser ein und bewegte sich dabei in Querfahrt an der Mauer entlang. So kam sie in den toten Winkel der Kanone, während sich die Mannschaft des Feldgeschützes hinter den Feuerschild ihrer Waffe duckte. Der Laser überzog den Schild mit einem Feld aus daumengroßen Kratern und ließ flüssiges Metall spritzen, aber die Rebellen dahinter überlebten. Sobald der Sturm aus Lichtnadeln vorbei war, gingen sie wieder an ihre Positionen. Da sich die Chimäre nicht mehr als Ziel anbot, wurde ein weiterer Radpanzer ins Visier genommen. Ein Treffer genügte.
Sämtliche Luken sprangen auf und erbrachen Stichflammen und Rauch. Dass dennoch zwei Mann der Besatzung aus dem Fahrzeug ausstiegen und wie verwirrte Kinder in Richtung der eigenen Reihen wankten, kam einem Wunder gleich. Ihre Kleidung und Haut hingen in verkohlten Fetzen von ihnen herab, aber sie lebten. Ihr Schreien fiel im allgemeinen Lärm nicht ins Gewicht.
Von hinten wurde nun der Befehl zum Rückzug gegeben. Ob dieser den Ausschlag gab oder die Besonnenheit des Chimärenkommandanten, blieb dahingestellt. Der Transporter feuerte seine Nebelwurfanlage ab. Die Granaten flogen in die Höhe, lösten aus und fielen in sich überkreuzenden Bahnen zu Boden. Für einen Moment sah es so aus, als befände sich der Wall hinter einem Gittergeflecht aus Rauch. Dann wallte die gelblich-weiße Wand auf und trennte die Feinde voneinander. Auf der einen Seite der künstlichen Wolken wurde geflucht, auf der anderen triumphierend gejohlt.
Den Rebellen blieb jedoch nur ein kleiner Moment, den Sieg zu feiern. Wollten sie daraus etwas machen, musste jede erkaufte Sekunde gut genutzt werden. Tote wurden beiseite gerollt und ihre Waffen neu verteilt. Verletzte wurden schreiend und wimmernd in die Sanitätsstationen geschleppt. Alles schien gleichzeitig zu geschehen, in einem Gemisch aus Dampf, Qualm und Rauch verschiedensten Ursprungs.
Die Frau, die Cassian zur Melderin gemacht hatte, kam keuchend zu ihm zurückgelaufen. Sie hatte sich eine Atemschutzmaske organisiert, die aber die Augen aussparte, welche gerötet und zugeschwollen waren.
"Die größten Einbrüche an der Mauer reparieren sie so gut es geht", keuchte sie und ließ sich neben den verdeckten Agenten fallen, um Atem zu schöpfen. "Der Verschlag des Feldgeschützes ist wieder zu und die Mannschaft hat die Kanone an einen anderen Ort gerollt. Es heißt, sie haben einen oder zwei Panzer erledigt. Es gibt eine Ausweichposition, weil die Schweine bei ihrem nächsten Versuch bestimmt genau auf die Stelle hämmern werden, wo sie bisher waren.
Ein brennender Radpanzer steckt im Eingang fest. Die versuchen ihn gerade mit zwei Autos und ein paar Leuten wegzubekommen. Vielleicht können wir da helfen... weiß nicht.
Ach ja, und die Messerjungs machen sich bereit. Zu schade, dass man das nicht sehen kann. Aber für sie ist der Nebel das Beste, was passieren konnte."
Als sie Cassians fragenden Blick sah, deutete sie in den Dunst, wo man tatsächlich etwa vierzig oder fünfzig schemenhafte Gestalten mit Kapuzenponchos sehen konnte, die sich in lockerer Formation aufstellten. "Nahkämpfer. Die haben gar keine Angst vor irgendwas, sagen alle. Sie sind Märtyrer, noch im Leben." Sie schwieg eine Weile und sah auf den geisterhaften Aufmarsch dieser lebenden Toten. "Verrückte, wenn du mich fragst, Chef. Es ist eine Sache, sein Leben für eine gerechte Sache zu wagen. Aber es mit voller Absicht wegzuwerfen? Weiß nicht... ist mir eine Nummer zu hart, um ehrlich zu sein."
Eine der wagen Gestalten hob den Arm. Für einen Moment sah es so aus, als hätte er drei davon, aber das mochte dem wirbelnden Nebel geschuldet sein. Dann setzte er sich lautlos in Bewegung. Die anderen folgten ihm. Sie erkletterten den Wall, setzten darüber hinweg und verschwanden im Dunst.
"Hast du Wasser, Chef?" Sie zog sich die Maske vom Gesicht.