12-16-2023, 02:12 AM
Wie sich zeigte stand Liux zu ihrem Wort und hatte alles genauso gemacht, wie angekündigt. Wäre nicht sein Diensteid gewesen, hätte Cassian vielleicht sogar Trost darin gefunden, dass er jemandem geholfen hatte, dem zerstörerischen Einfluss dieser Revolution zu entgehen. Ihr Dasein als Schmarotzer, als Parasit im Fell imperiumstreuer Bürger, war gewiss zu verdammen. Aber es war doch auch nicht so verwerflich, dass es eine Gefahr für die Grundfesten des Imperiums darstellte. Ein paar Jahre in einem Arbeitslager oder einem Strafbataillon hätten sie vielleicht läutern und auf den Pfad der Tugend zurückbringen können. Ein Projekt für die Zukunft und wohl für andere, niedrigschwelliger agierende Vollstrecker des imperialen Rechts
Auf der Straße lag die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm wie ein Leichentuch über allem. Nur dann und wann eilten Einzelpersonen oder kleine Gruppen zielstrebig ihrem Bestimmungsort entgegen. Selbst von den Straßen um die Ebenenzufahrt, wo die größten zivilen Proteste stattgefunden hatten, war nichts mehr zu hören. Die dort aktiven PVS- Aufruhreinheiten und Arbites hätten vermutlich relativ unbehelligt einmarschieren und zumindest die Blöcke an der Hauptstraße problemlos unter ihre Kontrolle bringen können.
Dass sie es nicht taten, sprach eine klare Sprache.
Cassian kam ohne Zwischenfälle zurück in das Lager.
Wenn jemals einer der Verantwortlichen die Befürchtung gehabt hatte, dass sich Agenten einschleichen würden, dann war dies inzwischen hinfällig. Alle wussten, was sehr bald passieren würde und daran änderte auch die Entdeckung eines eingesickerten Feindes nichts mehr. Das musste eine Gleichgültigkeit gegenüber Dingen sein, die sich nicht mehr vermeiden ließen. Denn fehlende Fachexpertise für derartige Sorgfältigkeit konnte man den Aufständischen nicht unterstellen. Nach den aktuellen Erkenntnissen hatten ihre Aktionen und Terrorakte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte der Vorbereitung und Planung gebraucht. Ein gewaltiger Apparat der Geheimhaltung und Infiltration. Nur eine undichte Stelle und viele Aktionen hätten vom Feind so nicht durchgeführt werden können. Herauszufinden, wie das alles möglich gewesen war, ein Mosaiksteinchen des zerschlagenen Gesamtbildes aufzuheben und wieder an ein anderes zu setzen, deswegen war Cassian hier.
Die Beschaffenheit der Makropolebene hatte verhindert, dass vor der improvisierten Mauer Gräben ausgehoben worden waren. Zwar hätte man den Asphalt und Stahlbeton aufreißen können, um so in den darunter liegenden Versorgungsbereich zu gelangen. Kämpfer in solchen Gräben und Schützenlöchern hätten allerdings damit zu kämpfen gehabt, dass sie sich die Abwehranlagen mit Abwasser und Starkstrom gefüllt hätten, was den Aufwand nicht wert gewesen wäre. Nicht einmal sie als Fallgruben und Hindernisse zu schaffen, stand im Verhältnis von Nutzen und Ressourcenverbrauch. Wohl aber hatte man an einigen Stellen Sprengfallen verborgen. Außerdem waren die Häuser entlang der wahrscheinlichsten Zufahrtsstraße von Einsatzgruppen durchsetzt, die sich verborgen halten sollten, bis das Zeichen zum Losschlagen gegeben wurde.
Der eigentliche Verteidigungsring war der Wall und der Bereich dahinter. Natürlich stellte die überdimensionale Barrikade eine prächtige Verteidigungsstellung dar, war aber auch ein ideales Ziel. Niemand, der weiter dachte, als sein eingeimpfter Fanatismus über rechtschaffene Unbesiegbarkeit gestattete, machte sich Illusionen darüber, dass man den Wall lange würde halten können. Vielleicht wenn die anderen mit Rammen, Leitern und Schwertern dagegen anrannten. Aber davon war wohl nicht auszugehen.
Also lag die eigentliche Todeszone dahinter. Wenn der Feind die Mauer überwunden hatte und sich des Sieges gewiss war, dann würde der wahre Reigen erst beginnen.
Maschinengewehrnester, befestigte Stellungen und sogar Bunker lauerten hier auf die Imperialen. Letztere waren zum großen Teil Betonbrocken, die beim Einschlag des Baneblade aus der Ebene und aus Gebäuden gerissen worden waren. Die hatte man an günstige Stellen gezogen, mit Stahl und frischem Beton ausgebessert und mit Sandsäcken ummantelt. Hier würde der eigentliche Kampf stattfinden.
Außerdem gab es noch ein paar ganz spezielle Überraschungen, die momentan noch in extra errichten Wellblechhütten lauerten.
Als Cassian das Lager betrat, war der größere Teil der Nacht bereits verflossen. In einigen Zelten konnte man Gestalten auf den Feldbetten liegen sehen, die meisten Revolutionäre waren jedoch auf den Beinen. Es wurden Kisten geschleppt und Fässer gerollt. Letzte Stellungen befestigt.
Unter den Kämpfern sah man auch immer wieder Männer und Frauen in gelben Tuniken. Priester der Kirche der Erneuerung.
Bei einer größeren Gruppe gewahrte Cassian Renold, der sich wieder in Vater Renold verwandelt hatte. Er trug seine gelbe Amtstracht und sah entspannter aus als all die Männer und Frauen um ihn herum. An einem Lederriemen baumelte eine Schrotflinte vor seiner Hüfte.
Als er Cassian sah, hob er grüßend die Hand. Oleg stand auch bei ihnen und blickte sauertöpfisch drein.
Wir dachten schon du hättest den großen Tag verschlafen mein Freund. Er schlug dem verdeckten Agenten freundschaftlich aber eine Spur zu hart auf den Rücken. Du weißt nicht zufällig wo sich Liux herumtreibt? Wir vermissen sie und der gute Oleg hier meint, ihr hättet den Abend zusammen verbracht. Nun sie wird schon auftauchen. Bis dahin verteilen wir ihren Trupp auf euch beide. Genau das geschah dann auch. Durch den halben Trupp von Liux fand sich Cassian als Anführer von 15 Männern und Frauen wieder. Ein bunter Haufen, der mehr durch Entschlossenheit und Feuer bestach, als durch den Anschein militärischer Schulung. Sie waren mit einem Sammelsurium aus Sturm-, und Lasergewehren bewaffnet, hatten Granaten und Ersatzmagazine an den Gürteln hängen. Außerdem Messer und Beile, falls all die Fernkampfausrüstung eine Konfrontation Aug in Aug nicht verhindern konnte. Zusätzlich waren eine Handvoll schwererer Waffen in den Gruppen vertreten. So konnte Cassian über ein leichtes Maschinengewehr und einen Schulter gestützten Werfer gegen gepanzerte Ziele zurückgreifen. Auf den ersten Blick sah es immerhin so aus, als könnten die ihm anvertrauten Kämpfer mit der Ausrüstung umgehen. Typisch kurz aber intensiv Geschulte. Ob diese Ausbildung Bestand hatte wenn die ersten Kugeln pfiffen würde sich zeigen.
Renold machte sich nicht die Mühe, die Einheitenführer mit ihren Leuten bekannt zu machen. Entweder setzte er voraus, dass diese dies vor dem Kampf noch selber taten oder es war ihm schlicht egal, ob Cassian und Oleg die Namen derer kannten, die sie in den Tod schickten. Zur Ehrenrettung des Revolutionärs musste man eingestehen, dass dies in imperialen Regimenten und Armeen zu allen Zeiten und auf allen Welten meist nicht viel anders gewesen war. Mit einem roten Fettstift malte er einen groben Lageplan auf den Boden.
Hier ist der Baneblade. Ein schiefes Viereck erschien. Das Lager, die Mauer und die Hauptstraße. Hier die angrenzenden Wohnhabs. Unsere befestigten Stellungen hinter der Mauer hier. Diese wurden von drei eckigen U- Formen dargestellt. Die Untertrücker werden im Großteil wohl die Hauptstraße herunterkommen, um die Mauer anzugehen. Wir wissen von unseren Augen und Ohren in der Bevölkerung, dass sie sich bereits seit drei Tagen sammeln und nur mit Aufruhrtrupps in den Zugangsbereich gehen. Um uns glauben zu machen, sie würden es noch ernsthaft auf diese Art und Weise versuchen. Die verdammten Arbites sind ein gutes Stück vorgedrungen und haben die Demos, die wir dort als Puffer etabliert haben, zerschlagen. Sie hätten leicht bis zu uns vordringen können, haben aber ein ein paar Kilometern aufgehört. Wir sind sicher, dass sie das so besetzte Gebiet als Operationsbasis und Aufmarschgebiet benutzen wollen. Sie kommen bald, dass steht fest. Außerdem wissen sie sicherlich, dass sie es nicht nur mit Steinen und Brandsätzen zu tun kriegen werden. Aber wir glauben nicht, dass sie einschätzen können, was genau wir aufbieten können. er grinste und in seinem Mundwinkel blitzten kleine, scharfe Zähne. Wir haben Spezialteams in den Wohnhabs, die ihnen das leichte Vorankommen versauern werden. Sollten sie die Mauer überwinden, dann bekommen sie richtig eingeheizt. Euch will ich als Feuerwehr einsetzen. Verausgabt euch nicht, bevor es richtig losgeht. Geht nicht weiter als bis zur Mauer und setzt euch auch da nicht zu vielen Angriffen aus. Ich will, dass ihr dahin geht, wo unsere Linien dünn werden. Da, wo die Moral einzuknicken droht. Wenn die Situation wieder stabil ist, sucht einen anderen Bereich, wo ihr helfen könnt. Bleibt beweglich, lasst euch nicht festnageln. Wenn der Feind geschlagen ist und sich zurückzieht, verteilen wir die Aufgaben neu. Sollte es schlecht laufen, dann ist unsere letzte Stellung das Hab, in dem auch das Lounge Light ist. Wir wollen schauen, dass es dazu nicht kommt, meine Brüder und Schwestern. Ach ja… sollte Liux noch auftauchen, dann soll sie sich einem der Trupps anschließen. Ihre Führungsrolle hat sie verspielt. Diese Worte schienen zumindest Oleg mit Genugtuung zu erfüllen.
Vergesst niemals, meine Freunde, dass wir keinen einsamen und keinen verlorenen Kampf kämpfen. Sie versuchen uns das weiszumachen. Sie wollen, dass wir uns wie eine Insel in einem Meer von ihnen fühlen. Aber sie lügen in ihrer grenzenlosen Angst vor dem Zorn der Massen. Wir sind ein Leuchtfeuer, so wie der Schlag gegen ihre Ratshalle ein Leuchtfeuer war. Unser Licht in der Nacht wird gesehen werden und nur der Anfang sein. Seit frischen Mutes und fürchtet keine Finsternis.
Einem Omen gleich ging in diesem Moment das Licht aus. Eigentlich hätte jetzt der relativ sanfte Wechsel vom Nacht,- in den Tagzyklus erfolgen sollen. Aber das geschah nicht. Die Staatsmacht hatte immer wieder das Versorgungsnetz manipuliert, um den Widerständlern das Leben schwer zu machen. Bisher nur auf Abschnitte begrenzt, denn natürlich wirkten sich diese Aktionen auch auf die Bedingungungen aus, unter denen sie selbst agieren mussten. Außerdem, so spekulieren viele, wollten sie jene mürbe machen, die sich noch nicht voll und ganz auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatten und vielleicht durch diese Methoden noch zur Aufgabe zu motivieren waren.
Diese Versuche schienen jetzt aufgegeben worden zu sein.
Das Licht ging aus. Das stetige, sanfte Summen, welches die Aufbereitungsanlagen, Lufttauscher und Umwälzer erzeugten, verstummte. Eine ungewohnte, fast schmerzhafte Stille.
Oh… Sagte Renold, während alle nach oben sahen, als könnte man den Umstand fehlenden Lichtes dadurch besser erfassen.
Die haben es scheinbar eilig. Ich dachte, wir hätten noch einen Tag. Notakrikate und starke Baustellenscheinwerfer sprangen an und drängen die Dunkelheit ein wenig zurück.
Alle auf ihre Positionen. Ich werde zu Louise gehen und hören ob es neuere Informationen über Feindbewegungen gibt.
Viel Glück, meine Freunde.
Auf der Straße lag die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm wie ein Leichentuch über allem. Nur dann und wann eilten Einzelpersonen oder kleine Gruppen zielstrebig ihrem Bestimmungsort entgegen. Selbst von den Straßen um die Ebenenzufahrt, wo die größten zivilen Proteste stattgefunden hatten, war nichts mehr zu hören. Die dort aktiven PVS- Aufruhreinheiten und Arbites hätten vermutlich relativ unbehelligt einmarschieren und zumindest die Blöcke an der Hauptstraße problemlos unter ihre Kontrolle bringen können.
Dass sie es nicht taten, sprach eine klare Sprache.
Cassian kam ohne Zwischenfälle zurück in das Lager.
Wenn jemals einer der Verantwortlichen die Befürchtung gehabt hatte, dass sich Agenten einschleichen würden, dann war dies inzwischen hinfällig. Alle wussten, was sehr bald passieren würde und daran änderte auch die Entdeckung eines eingesickerten Feindes nichts mehr. Das musste eine Gleichgültigkeit gegenüber Dingen sein, die sich nicht mehr vermeiden ließen. Denn fehlende Fachexpertise für derartige Sorgfältigkeit konnte man den Aufständischen nicht unterstellen. Nach den aktuellen Erkenntnissen hatten ihre Aktionen und Terrorakte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte der Vorbereitung und Planung gebraucht. Ein gewaltiger Apparat der Geheimhaltung und Infiltration. Nur eine undichte Stelle und viele Aktionen hätten vom Feind so nicht durchgeführt werden können. Herauszufinden, wie das alles möglich gewesen war, ein Mosaiksteinchen des zerschlagenen Gesamtbildes aufzuheben und wieder an ein anderes zu setzen, deswegen war Cassian hier.
Die Beschaffenheit der Makropolebene hatte verhindert, dass vor der improvisierten Mauer Gräben ausgehoben worden waren. Zwar hätte man den Asphalt und Stahlbeton aufreißen können, um so in den darunter liegenden Versorgungsbereich zu gelangen. Kämpfer in solchen Gräben und Schützenlöchern hätten allerdings damit zu kämpfen gehabt, dass sie sich die Abwehranlagen mit Abwasser und Starkstrom gefüllt hätten, was den Aufwand nicht wert gewesen wäre. Nicht einmal sie als Fallgruben und Hindernisse zu schaffen, stand im Verhältnis von Nutzen und Ressourcenverbrauch. Wohl aber hatte man an einigen Stellen Sprengfallen verborgen. Außerdem waren die Häuser entlang der wahrscheinlichsten Zufahrtsstraße von Einsatzgruppen durchsetzt, die sich verborgen halten sollten, bis das Zeichen zum Losschlagen gegeben wurde.
Der eigentliche Verteidigungsring war der Wall und der Bereich dahinter. Natürlich stellte die überdimensionale Barrikade eine prächtige Verteidigungsstellung dar, war aber auch ein ideales Ziel. Niemand, der weiter dachte, als sein eingeimpfter Fanatismus über rechtschaffene Unbesiegbarkeit gestattete, machte sich Illusionen darüber, dass man den Wall lange würde halten können. Vielleicht wenn die anderen mit Rammen, Leitern und Schwertern dagegen anrannten. Aber davon war wohl nicht auszugehen.
Also lag die eigentliche Todeszone dahinter. Wenn der Feind die Mauer überwunden hatte und sich des Sieges gewiss war, dann würde der wahre Reigen erst beginnen.
Maschinengewehrnester, befestigte Stellungen und sogar Bunker lauerten hier auf die Imperialen. Letztere waren zum großen Teil Betonbrocken, die beim Einschlag des Baneblade aus der Ebene und aus Gebäuden gerissen worden waren. Die hatte man an günstige Stellen gezogen, mit Stahl und frischem Beton ausgebessert und mit Sandsäcken ummantelt. Hier würde der eigentliche Kampf stattfinden.
Außerdem gab es noch ein paar ganz spezielle Überraschungen, die momentan noch in extra errichten Wellblechhütten lauerten.
Als Cassian das Lager betrat, war der größere Teil der Nacht bereits verflossen. In einigen Zelten konnte man Gestalten auf den Feldbetten liegen sehen, die meisten Revolutionäre waren jedoch auf den Beinen. Es wurden Kisten geschleppt und Fässer gerollt. Letzte Stellungen befestigt.
Unter den Kämpfern sah man auch immer wieder Männer und Frauen in gelben Tuniken. Priester der Kirche der Erneuerung.
Bei einer größeren Gruppe gewahrte Cassian Renold, der sich wieder in Vater Renold verwandelt hatte. Er trug seine gelbe Amtstracht und sah entspannter aus als all die Männer und Frauen um ihn herum. An einem Lederriemen baumelte eine Schrotflinte vor seiner Hüfte.
Als er Cassian sah, hob er grüßend die Hand. Oleg stand auch bei ihnen und blickte sauertöpfisch drein.
Wir dachten schon du hättest den großen Tag verschlafen mein Freund. Er schlug dem verdeckten Agenten freundschaftlich aber eine Spur zu hart auf den Rücken. Du weißt nicht zufällig wo sich Liux herumtreibt? Wir vermissen sie und der gute Oleg hier meint, ihr hättet den Abend zusammen verbracht. Nun sie wird schon auftauchen. Bis dahin verteilen wir ihren Trupp auf euch beide. Genau das geschah dann auch. Durch den halben Trupp von Liux fand sich Cassian als Anführer von 15 Männern und Frauen wieder. Ein bunter Haufen, der mehr durch Entschlossenheit und Feuer bestach, als durch den Anschein militärischer Schulung. Sie waren mit einem Sammelsurium aus Sturm-, und Lasergewehren bewaffnet, hatten Granaten und Ersatzmagazine an den Gürteln hängen. Außerdem Messer und Beile, falls all die Fernkampfausrüstung eine Konfrontation Aug in Aug nicht verhindern konnte. Zusätzlich waren eine Handvoll schwererer Waffen in den Gruppen vertreten. So konnte Cassian über ein leichtes Maschinengewehr und einen Schulter gestützten Werfer gegen gepanzerte Ziele zurückgreifen. Auf den ersten Blick sah es immerhin so aus, als könnten die ihm anvertrauten Kämpfer mit der Ausrüstung umgehen. Typisch kurz aber intensiv Geschulte. Ob diese Ausbildung Bestand hatte wenn die ersten Kugeln pfiffen würde sich zeigen.
Renold machte sich nicht die Mühe, die Einheitenführer mit ihren Leuten bekannt zu machen. Entweder setzte er voraus, dass diese dies vor dem Kampf noch selber taten oder es war ihm schlicht egal, ob Cassian und Oleg die Namen derer kannten, die sie in den Tod schickten. Zur Ehrenrettung des Revolutionärs musste man eingestehen, dass dies in imperialen Regimenten und Armeen zu allen Zeiten und auf allen Welten meist nicht viel anders gewesen war. Mit einem roten Fettstift malte er einen groben Lageplan auf den Boden.
Hier ist der Baneblade. Ein schiefes Viereck erschien. Das Lager, die Mauer und die Hauptstraße. Hier die angrenzenden Wohnhabs. Unsere befestigten Stellungen hinter der Mauer hier. Diese wurden von drei eckigen U- Formen dargestellt. Die Untertrücker werden im Großteil wohl die Hauptstraße herunterkommen, um die Mauer anzugehen. Wir wissen von unseren Augen und Ohren in der Bevölkerung, dass sie sich bereits seit drei Tagen sammeln und nur mit Aufruhrtrupps in den Zugangsbereich gehen. Um uns glauben zu machen, sie würden es noch ernsthaft auf diese Art und Weise versuchen. Die verdammten Arbites sind ein gutes Stück vorgedrungen und haben die Demos, die wir dort als Puffer etabliert haben, zerschlagen. Sie hätten leicht bis zu uns vordringen können, haben aber ein ein paar Kilometern aufgehört. Wir sind sicher, dass sie das so besetzte Gebiet als Operationsbasis und Aufmarschgebiet benutzen wollen. Sie kommen bald, dass steht fest. Außerdem wissen sie sicherlich, dass sie es nicht nur mit Steinen und Brandsätzen zu tun kriegen werden. Aber wir glauben nicht, dass sie einschätzen können, was genau wir aufbieten können. er grinste und in seinem Mundwinkel blitzten kleine, scharfe Zähne. Wir haben Spezialteams in den Wohnhabs, die ihnen das leichte Vorankommen versauern werden. Sollten sie die Mauer überwinden, dann bekommen sie richtig eingeheizt. Euch will ich als Feuerwehr einsetzen. Verausgabt euch nicht, bevor es richtig losgeht. Geht nicht weiter als bis zur Mauer und setzt euch auch da nicht zu vielen Angriffen aus. Ich will, dass ihr dahin geht, wo unsere Linien dünn werden. Da, wo die Moral einzuknicken droht. Wenn die Situation wieder stabil ist, sucht einen anderen Bereich, wo ihr helfen könnt. Bleibt beweglich, lasst euch nicht festnageln. Wenn der Feind geschlagen ist und sich zurückzieht, verteilen wir die Aufgaben neu. Sollte es schlecht laufen, dann ist unsere letzte Stellung das Hab, in dem auch das Lounge Light ist. Wir wollen schauen, dass es dazu nicht kommt, meine Brüder und Schwestern. Ach ja… sollte Liux noch auftauchen, dann soll sie sich einem der Trupps anschließen. Ihre Führungsrolle hat sie verspielt. Diese Worte schienen zumindest Oleg mit Genugtuung zu erfüllen.
Vergesst niemals, meine Freunde, dass wir keinen einsamen und keinen verlorenen Kampf kämpfen. Sie versuchen uns das weiszumachen. Sie wollen, dass wir uns wie eine Insel in einem Meer von ihnen fühlen. Aber sie lügen in ihrer grenzenlosen Angst vor dem Zorn der Massen. Wir sind ein Leuchtfeuer, so wie der Schlag gegen ihre Ratshalle ein Leuchtfeuer war. Unser Licht in der Nacht wird gesehen werden und nur der Anfang sein. Seit frischen Mutes und fürchtet keine Finsternis.
Einem Omen gleich ging in diesem Moment das Licht aus. Eigentlich hätte jetzt der relativ sanfte Wechsel vom Nacht,- in den Tagzyklus erfolgen sollen. Aber das geschah nicht. Die Staatsmacht hatte immer wieder das Versorgungsnetz manipuliert, um den Widerständlern das Leben schwer zu machen. Bisher nur auf Abschnitte begrenzt, denn natürlich wirkten sich diese Aktionen auch auf die Bedingungungen aus, unter denen sie selbst agieren mussten. Außerdem, so spekulieren viele, wollten sie jene mürbe machen, die sich noch nicht voll und ganz auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatten und vielleicht durch diese Methoden noch zur Aufgabe zu motivieren waren.
Diese Versuche schienen jetzt aufgegeben worden zu sein.
Das Licht ging aus. Das stetige, sanfte Summen, welches die Aufbereitungsanlagen, Lufttauscher und Umwälzer erzeugten, verstummte. Eine ungewohnte, fast schmerzhafte Stille.
Oh… Sagte Renold, während alle nach oben sahen, als könnte man den Umstand fehlenden Lichtes dadurch besser erfassen.
Die haben es scheinbar eilig. Ich dachte, wir hätten noch einen Tag. Notakrikate und starke Baustellenscheinwerfer sprangen an und drängen die Dunkelheit ein wenig zurück.
Alle auf ihre Positionen. Ich werde zu Louise gehen und hören ob es neuere Informationen über Feindbewegungen gibt.
Viel Glück, meine Freunde.