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Die Pracht neuer Zeiten
#1
Was die Kosten betraf hätte dieser Tag bereits eine Erwähnung verdient. Was die Feierlichkeiten anging ließen einen die ausgegebenen Summen schwindeln. Da waren zum Beispiel Dinge wie kilometerlange Tribünen, Absperrungen und dadurch entstandene Verdienstausfälle weil Läden nicht geöffnet und Lieferstraßen nicht benutzt werden konnten. Doch auch wesentlich banalere Dingen kosteten den Steuerzahler letztlich. Die Straßenreinigung wäre zu nennen. Dann das Herr der namenlos Hilfsarbeiter die Girlanden, Flaggen und Wimpel aufhängten. Sie mochten nicht viel Lohn erhalten, doch man verköstigte sie und gab ihnen sogar Unterkünfte für die Zeit der Feierlichkeiten. Schließlich waren da die außergewöhnlichen Kostenbeiträge. Auf der Straße der gewährten Gnade entfernte man die stählerne Decke, welche die Allee vor der schädlichen Umwelt schützte. An die Stelle der vernarbten Panzerung kamen durchsichtige Plastglasscheiben. Darüber montierte man Tageslichtstrahler die dafür sorgen sollten das man zum einen das Gefühl hatte unter freiem Himmel zu laufen und zum anderen kein schlechtes Wetter diesem Datum den Glanz nahm. Wenigstens letzte Befürchtung war unbegründet, denn es herrschte strahlender Sonnenschein. Sicherlich keine Selbstverständlichkeit auf Koron III und man sah dies gemeinhin als gutes Omen und einen wohlwollenden Wink des Gottkaisers.
Die “Stern von Bsutas“ war ein warpfähiger Frachter der Megaloith- Klasse. Normalerweise lagerten in ihrem Rumpf Unmengen von Pökelfleisch, Konserven und Fertignahrung. Güter welche den Hunger der, nimmersatten Armee des Imperiums stillen sollten. Doch auf ihrer letzten Fahrt, von den roten Monden nach Koron, war dies anders. Nicht Lebensmittel füllten die Frachträume, sondern konservierte Blüten. Viele Milliarden Blüten der roten Dahlie. Eben jener Blume die den roten Monden, durch die den Himmelskörper umspannenden Felder, ihren Namen gegeben hatten. Mochte auch irgendein Regiment am Ende der Universums nun mit knurrendem Magen angreifen müssen. Gohmors Blütenregen war gesichert.
Die Feierlichkeiten erstreckten sich über viele Tage und es waren Tage voll Freude und Barmherzigkeit. Die Kirchen hatten ihre Tore weit aufgesperrt und ein jeder konnte frohen Mutes hineinschreiten und Segen empfangen oder den tröstenden Worten der Priesterschaft lauschen. In den Fabriken schraubte man die Normen herunter um den Arbeitern die Möglichkeit zu geben sich am lustigen Treiben zu beteiligen. Neben Märkten, Reden von regionalen Abschnittspolitikern, Tanz und Musik kamen auch die Ärmsten auf ihre Kosten. Die Kirche ließ Brot und verdünnten Wein ausschenken und sogar Münzen streute man unter das Heer der flehendlich erhobenen Hände. Überall flatterten Fahnen und Banner. Leuchtende Symbole imperialer Macht und Mahnungen der Häuser an geburtgebundenes Recht.
Am ersten Abend gab es ein orbitales Feuerwerk und nur die grimmigen Beamten des Arbites legten nicht den Kopf in den Nacken oder drängten sich auf den außen liegenden Beobachtungsplattformen. Die Raumflotte des Planeten feuerten spezielle Granaten in die Atmosphäre die, nachdem sie verglüht waren, in bunten und fulminant geformten Feuerblumen explodierten. Der gesamte Nachthimmel schien in Farben gehüllt und alles verband sich mit der chemischen Verschmutzung zu einem Schimmern in allen Regenbogenfarben.
Am zweiten Tag dann fand die Ernennung statt. Traditionell unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Als sich die Sonne am Horizont zeigte verkündeten Boten, Vidtafeln, Radio und Zeitungen den Namen des neuen Gouverneurs. Zwar war dieser schon früher bekannt gewesen, doch auch hier griffen alter Brauchtümer die es zum ungeschriebenen Gesetz machte den Namen, kurz vor er Ernennung, nicht zu nenne.
Leopold Frederico de Wajari
So sprang es einem aus allen Medien an und der Name war dieser Tage schon fast ein Gebet, eine Anrufung an frischen Wind in festgefahrener Politik und verstaubten Strukturen. Schließlich brach de Wajari mit der alten Regel das sich Siris und Orsius um das begehrte Amt stritten. Haus Wajari war ein provinzielles Adelsgeschlecht das niemand für den Gouverneursposten auch nur erahnt hätte, am wenigstens wohl die Wajari selber. Es gab Gerüchte das Haus Siris seine Finger im Spiel und die Wahlen so beeinflusst hatte das der, bis dahin vollkommen unbekannte, Leopold auf den Herrscherstuhl gesetzt worde war. Frei nach dem Motto „Wenn Siris die Herrschaft nicht haben kann soll sie Orsius auch nicht bekommen!“. Das waren natürlich nur Vermutungen und derartige Überlegungen verstummten vor dem Hintergrund dieser bewegenden Tage. Viele erhofften sich nun einen Wandel durch den jungen Planetenverwalter. Natürlich dachte jeder, ob Militär oder Zivilist, das sich gerade in seinem Bereich entscheidende Veränderungen zum Besseren abzeichnen würden.
Am Mittag des zweiten Tages begann nun also die ersehnte Parade. Sie würde bis in die Abendstunden dauern und das Größte sein was man in dieser Hinsicht, seit Beendigung des Krieges der Häuser, gesehen hatte. Der Weg war genau vorgeschrieben und schwerer gesichert und bewacht als die Goldreserven des Gohmor- Zentrallagers. Er begann in der jeweiligen Kaserne, beziehungsweise der entsprechenden Einrichtung wie etwa Fabriken, Kirchen, Zechen oder Verwaltungsbüros. Der Zeitplan war das Wichtigste überhaupt. Jeder musste auf die Minute genau losmarschieren damit das Räderwerk des Aufgebots nicht ins Stocken kam. Eine gewaltige, organisatorische Leistung die nur der geübte Bürokratenapparat des Imperiums zu meistern verstand. Brach auch nur ein Zahnrad aus der Verankerung würde alles in einer unermesslichen Blamage enden. Doch das geschah nicht. Die Parade lief wie geplant an.
Den Anfang machten die Abordnungen der Häuser und Familien. Dies war durchaus symbolisch zu verstehen, sahen sie sich doch als die Ersten im Staat. So war es auch Haus Orsius das die Spitze übernahm. Die blutroten Flaggen waren überdimensional groß und nur Antigravmotoren in den Spitzen der Fahnenstangen ließen es zu das ein einzelner Mann sie überhaupt aufrecht halten konnte. Die rotgekleideten Mitglieder der Adelsfamilie marschierten in jenem zackigen Stechschritt der die Menschen so beeindruckte, aber auch zu Spötteleien hinriss. Die Sicherheitstruppe des Hauses trug kurzläufige Impulsläser und hatte den Kopf unter verspiegelten Helmen verborgen. Hinter den bewaffneten Abteilungen schwebten Antigravitationsschützenpanzer. Sicher nicht das Schlagkräftigste was die Truppen der Familie zu bieten hatten, doch Schwebetechnologie war teuer und das man normale Einsatzfahrzeuge damit ausstatten konnte verbreitete eine klare Botschaft.
Nun folgten die restlichen Häuser. Freiberg, berühmt für seine Reiter kam standesgemäß auf prächtigen Carnaks einhergeritten, Die Sraturis in den farbenfrohen Uniformen der Seehandelsgilde, die Baumeister des Hauses Hafuris dela Regal mit den einheitlich geschnittenen Bärten. Sie alle bildeten die Spitze des Zuges der allein durch die adligen Vertreter schon mehrere Kilometer ausmachte. Das Volk ringsherum jubelte und manch einer vergaß bei all der Pracht das diese Menschen in die Paläste der oberen Ebene zurückkehren würden, während er in sein graues Wohnhab heimgehen musste. Heute begrub ein Regen aus roten Blütenblättern diese Gedanken.
Nach den Adligen kamen nun die so genannten freien Firmen. Die Megakonzerne die sich die Wirtschaft Korons untereinander aufteilten. Der Begriff “frei“ war dabei weniger bindend. Die meisten standen in Beziehung zu den Adelshäusern oder zu übergeordneten Verwaltungskomplexen. Dennoch war die Raubtiermentalität groß unter den Konzernen und wie in einem Dschungel hieß es “fressen oder gefressen werden“ auf den Finanzmärkten. Rüstungsverträge und außerplanetare Exportabkommen nahmen keine Rücksicht auf mangelnde Entschlusskraft.So witzelten einige Finanzexperten das die Parade einen Aufmarsch der Piranhas enthielt. Die Belegschaften liefen nur in einer groben Formation, winkten mit Blumen und schwenkten bunte Banner und Fahnen mit Firmenlogos.
An sie schlossen sich die Vertreter der Bürgerschaft an. Personal von Krankenhäusern, Feuerbekämpfungseinheiten und Untersektorenverwalter. Die reichen Leitungsbeamten trugen die goldenen Amtsketten und Ringe. Die meisten waren unter ihrem Amt feist geworden und der Schweiß trat ihnen, durch den Fußmarsch, auf die Stirn.

zweiter Teil folgt
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