07-14-2023, 11:17 AM
Spielchen sind dies keineswegs, mein Lieber.
Renold steckte sich den Finger ins Ohr und wackelte ihn ein paar Mal hin und her. Der Knall der kleinen Waffe war durch den begrenzten Raum doch recht gewaltig gewesen. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Es gibt Kräfte, er machte einen großen Schritt. Blut, vermischt mit Gewebe und Knochenfragmenten, lief aus der Austrittswunde am Hinterkopf des Toten und sammelte sich schnell in einer Pfütze um ihn herum. Die uns nicht nur vernichten möchten, sondern von innen heraus zersetzen. Wir können nicht vorsichtig genug sein. Er schlug Cassian kameradschaftlich auf die Schulter und geleitete ihn zur Tür. Auch der Leibwächter folgte.
Zu dem verbleibenden Mann sagte er im Rausgehen. Räum diesen Abschaum weg. Wirf ihn von mir aus auf die Straße. Die Zeiten der großen Geheimhaltung sind vorbei. Sie sollen ruhig sehen, was ihnen blüht.
Gemeinsam gingen sie wieder durch die Kellerkorridore, wenn auch nicht den Weg, den sie gekommen waren. Unterwegs war Renold nun sehr viel gesprächiger, beziehungsweise offener. Geplappert hatte er auch vorher schon, doch das waren Plattitüden, Allgemeinplätze und bestenfalls Andeutungen gewesen. Jetzt wurde er konkreter. Wir gehen über die hintere Treppe nach oben. Lissy und solche wie sie sind nicht verkehrt. Enthusiastisch und alles. Aber sie sind keine Menschen der wirklichen Tat, so wie wir. Sie denken sie ändern das Regime durch Pappschilder und Menschenketten. Man kann es ihnen nicht verübeln, sie wissen es eben nicht besser. Es gibt Prinzipien, die begreift man in der Theorie, aber man muss sie in Tat und Ausführung gezeigt bekommen, um sie wirklich zu verstehen.
Was würde geschehen, wenn wir die Situation nicht weiter eskalieren würden? Die Lizzys dieser Welt würden ihre Sprechchöre brüllen und ihre Protestmärsche veranstalten. Gestern hat sogar einer vorgeschlagen sich auf der Straße festzukleben. Auf Ideen kommen die Leute. Er schüttelte mit dem milden Tadel eines, es besser wissenden Vaters den Kopf. Die PVSP knüppelt sie nieder, verhaftet ein paar Rädelsführer und am Ende wird alles wieder in die gleichen alten Bahnen gelenkt. Gar nichts würde sich ändern und die Opfer unserer Brüder und Schwestern in der Ratshalle wären umsonst gewesen.
Nein, nein, es braucht entschiedene Aktionen. Es muss Blut geben, so unschön das im Einzelnen auch sein mag.
Sowas wie eben, er zeigte mit dem Daumen über die Schulter und meinte den grade begangenen Mord, ist ein Anfang. Sie finden einen toten Polizisten auf der Straße, die Gangart wird härter, ein paar Bürger werden getötet, die Spirale dreht sich. Natürlich ist so ein Schlag wie mit der Ratshalle nicht zu überbieten. Oder sagen wir mal, nur schwerlich. Wir haben allerdings eine Aktion geplant, die nah rankommt. Wenn du noch Zeit hast, zeige ich dir ein bisschen was. Die Frage war natürlich rhetorischer Natur und das wussten sie beide.
Renold führte Cassian aus dem Hotel heraus. Hintereingang und Lieferantenzufahrt. Der Müll stapelte sich bis auf Augenhöhe und Ratten, so groß wie Katzen, lebten in den stinkenden Bergen ihre wildesten Fantasien aus. Die Müllabfuhr war schon in friedlichen Zeiten eher eine gut gemeinte Idee als eine funktionierende Institution. Im jetzigen Zustand der Ebene, existierte sie gar nicht mehr. Ein einzelnes Autotmobil stand hier quer über die Parkflächen, auf der bis vor einigen Wochen Lastwagen das Hotel versorgt hatten. Das hatte es in sich. Es handelte sich um eine Limousine, eine Capitol Rossanti, ein Ungetüm von einem Wagen. Als wäre eine Dampflok in ein Geschäft voller Nobelkarossen gerauscht und man hätte die Beteiligten eines solchen Unfalls hinterher von einem hoch fiebernden Designer zu einer einzelnen Maschine zusammensetzen lassen. Halb Panzer, halb Villa. Die wuchtige zurschaugestellte Pracht war von den neuen Besitzern nur dahingehend modifiziert wurden, dass die ausladende Motorsektion mit einem gelb-schwarzen Rorschachmuster besprüht wurden war. Na… das Schätzen macht was her oder? Renold klopfte auf das gewölbte Kotflügelblech der Limousine. Von denen haben wir mehrere. Wurden den Bonzen entrissen und einem edleren Zweck zugeführt, als Streitwagen der gerechten Sache.
Steig ein, Bruder.
Gus mimte den Chauffeur, während die anderen beiden durch eine der acht hinteren Türen in den Passagierraum stiegen. Hier hätte man eine Gravballmannschaft samt deren Frauen unterbringen können. Schwarzes Leder und gediegenes Licht. Es gab auch eine Minibar, die allerdings war leer geräumt, beziehungsweise umstrukturiert. Alkoholische Getränke gab es nicht mehr, dafür allerhand zuckerhaltige Erfrischungsgetränke und Zahnschmelzkiller. Die Revolution schien auf Kalorien und Koffein zu setzen.
Gus warf das Ungetüm an und irgendwo im langgezogenen Dom des Motorblocks begann ein Wald aus Kolben zu stampfen. Flammenstöße wurden aus sechs redundanten und phallisch aufgestellten Abgasrohren ausgestoßen und dann schlängelte sich der Landdrachen auf die die verwaisten Straßen. Renold hatte ganz eindeutig seinen Spaß daran, in einem solchen Gefährt durch die Nacht geschaukelt zu werden.
Man saß nicht hintereinander, wie in einem normalen Kraftfahrzeug, sondern nebeneinander. Draußen flogen Leuchtstofffetzen und das Flackern brennender Barrikaden vorbei.
Das wird nicht nur eine kleine Spritztour. Ich zeige dir ein paar wichtige Positionen.
Pass mal auf. Mit dem gleichen Ausdruck der Zufriedenheit auf dem Gesicht, wie die Hinterhofratten in ihren Müllbergen, ließ er per Knopfdruck einen Bildschirm aus einer der Konsolen zwischen den Polstern ausfahren. Einem eingeblendeten Firmenlogo folgte eine schematische Karte der Umgebung. Also wir bewegen uns gerade die VBS Rot 21 hoch, weg von den Ebeneneingängen, die die PVSP gerade besonders bedrängt. Das ist natürlich eine Masche. Die machen an diesen Stellen Druck, damit wir da unsere Leute konzentrieren und dann schlagen sie von woanders zu. Zugänge gibt es genug.
Klar, der Würfel hat sechs Seiten und überall grenzen andere Sektoren an. Er tippte auf dem Display herum und eine dreidimensionale Karte des Sektors erschien. Ein Wirrwar aus in sich verschachtelten Bereichen und Ebenen. Wenn man jedoch wusste, was man vor sich hatte, konnte man den grob würfelförmigen Aufbau des Sektors erkennen. Jede Ebene war in Sub- Ebenen unterteilt, die ihrerseits durch Wartungs- und Versorgungsebenen in der Horizontalen aufgeschichtet waren. In der Vertikalen waren die Ebenen in Sektoren gegliedert, die Mauern aus Stahl ummantelten Beton begrenzten. Dies sollte eine unkontrollierte Ausbreitung bei Bedrohungen wie Feuer oder Überschwemmungen eindämmen, aber auch die Verteidigung bei Invasion ermöglichen. Ausschließen können wir die, durch die sie sowieso schon gegen uns vorgehen und auch noch zwei andere. In den Sektoren sind Gleichgesinnte am Werk und wenn da was durchkommt, dann erfahren wir es. Im Norden liegt der Transitcanyon. Da hätten sie leichten Zugang, aber man kann ihnen das Leben auch ordentlich zur Hölle machen. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, sie kommen von oben oder aus Gelb-2. Was sie wollen, ist klar. Den Baneblade, wie ich vorhin schon gesagt habe. Sie werden kommen, früher oder später und das wird die Ratshalle zwei für sie. Renold lehnte sich zurück und das Leder knarrte dabei.
Renold steckte sich den Finger ins Ohr und wackelte ihn ein paar Mal hin und her. Der Knall der kleinen Waffe war durch den begrenzten Raum doch recht gewaltig gewesen. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Es gibt Kräfte, er machte einen großen Schritt. Blut, vermischt mit Gewebe und Knochenfragmenten, lief aus der Austrittswunde am Hinterkopf des Toten und sammelte sich schnell in einer Pfütze um ihn herum. Die uns nicht nur vernichten möchten, sondern von innen heraus zersetzen. Wir können nicht vorsichtig genug sein. Er schlug Cassian kameradschaftlich auf die Schulter und geleitete ihn zur Tür. Auch der Leibwächter folgte.
Zu dem verbleibenden Mann sagte er im Rausgehen. Räum diesen Abschaum weg. Wirf ihn von mir aus auf die Straße. Die Zeiten der großen Geheimhaltung sind vorbei. Sie sollen ruhig sehen, was ihnen blüht.
Gemeinsam gingen sie wieder durch die Kellerkorridore, wenn auch nicht den Weg, den sie gekommen waren. Unterwegs war Renold nun sehr viel gesprächiger, beziehungsweise offener. Geplappert hatte er auch vorher schon, doch das waren Plattitüden, Allgemeinplätze und bestenfalls Andeutungen gewesen. Jetzt wurde er konkreter. Wir gehen über die hintere Treppe nach oben. Lissy und solche wie sie sind nicht verkehrt. Enthusiastisch und alles. Aber sie sind keine Menschen der wirklichen Tat, so wie wir. Sie denken sie ändern das Regime durch Pappschilder und Menschenketten. Man kann es ihnen nicht verübeln, sie wissen es eben nicht besser. Es gibt Prinzipien, die begreift man in der Theorie, aber man muss sie in Tat und Ausführung gezeigt bekommen, um sie wirklich zu verstehen.
Was würde geschehen, wenn wir die Situation nicht weiter eskalieren würden? Die Lizzys dieser Welt würden ihre Sprechchöre brüllen und ihre Protestmärsche veranstalten. Gestern hat sogar einer vorgeschlagen sich auf der Straße festzukleben. Auf Ideen kommen die Leute. Er schüttelte mit dem milden Tadel eines, es besser wissenden Vaters den Kopf. Die PVSP knüppelt sie nieder, verhaftet ein paar Rädelsführer und am Ende wird alles wieder in die gleichen alten Bahnen gelenkt. Gar nichts würde sich ändern und die Opfer unserer Brüder und Schwestern in der Ratshalle wären umsonst gewesen.
Nein, nein, es braucht entschiedene Aktionen. Es muss Blut geben, so unschön das im Einzelnen auch sein mag.
Sowas wie eben, er zeigte mit dem Daumen über die Schulter und meinte den grade begangenen Mord, ist ein Anfang. Sie finden einen toten Polizisten auf der Straße, die Gangart wird härter, ein paar Bürger werden getötet, die Spirale dreht sich. Natürlich ist so ein Schlag wie mit der Ratshalle nicht zu überbieten. Oder sagen wir mal, nur schwerlich. Wir haben allerdings eine Aktion geplant, die nah rankommt. Wenn du noch Zeit hast, zeige ich dir ein bisschen was. Die Frage war natürlich rhetorischer Natur und das wussten sie beide.
Renold führte Cassian aus dem Hotel heraus. Hintereingang und Lieferantenzufahrt. Der Müll stapelte sich bis auf Augenhöhe und Ratten, so groß wie Katzen, lebten in den stinkenden Bergen ihre wildesten Fantasien aus. Die Müllabfuhr war schon in friedlichen Zeiten eher eine gut gemeinte Idee als eine funktionierende Institution. Im jetzigen Zustand der Ebene, existierte sie gar nicht mehr. Ein einzelnes Autotmobil stand hier quer über die Parkflächen, auf der bis vor einigen Wochen Lastwagen das Hotel versorgt hatten. Das hatte es in sich. Es handelte sich um eine Limousine, eine Capitol Rossanti, ein Ungetüm von einem Wagen. Als wäre eine Dampflok in ein Geschäft voller Nobelkarossen gerauscht und man hätte die Beteiligten eines solchen Unfalls hinterher von einem hoch fiebernden Designer zu einer einzelnen Maschine zusammensetzen lassen. Halb Panzer, halb Villa. Die wuchtige zurschaugestellte Pracht war von den neuen Besitzern nur dahingehend modifiziert wurden, dass die ausladende Motorsektion mit einem gelb-schwarzen Rorschachmuster besprüht wurden war. Na… das Schätzen macht was her oder? Renold klopfte auf das gewölbte Kotflügelblech der Limousine. Von denen haben wir mehrere. Wurden den Bonzen entrissen und einem edleren Zweck zugeführt, als Streitwagen der gerechten Sache.
Steig ein, Bruder.
Gus mimte den Chauffeur, während die anderen beiden durch eine der acht hinteren Türen in den Passagierraum stiegen. Hier hätte man eine Gravballmannschaft samt deren Frauen unterbringen können. Schwarzes Leder und gediegenes Licht. Es gab auch eine Minibar, die allerdings war leer geräumt, beziehungsweise umstrukturiert. Alkoholische Getränke gab es nicht mehr, dafür allerhand zuckerhaltige Erfrischungsgetränke und Zahnschmelzkiller. Die Revolution schien auf Kalorien und Koffein zu setzen.
Gus warf das Ungetüm an und irgendwo im langgezogenen Dom des Motorblocks begann ein Wald aus Kolben zu stampfen. Flammenstöße wurden aus sechs redundanten und phallisch aufgestellten Abgasrohren ausgestoßen und dann schlängelte sich der Landdrachen auf die die verwaisten Straßen. Renold hatte ganz eindeutig seinen Spaß daran, in einem solchen Gefährt durch die Nacht geschaukelt zu werden.
Man saß nicht hintereinander, wie in einem normalen Kraftfahrzeug, sondern nebeneinander. Draußen flogen Leuchtstofffetzen und das Flackern brennender Barrikaden vorbei.
Das wird nicht nur eine kleine Spritztour. Ich zeige dir ein paar wichtige Positionen.
Pass mal auf. Mit dem gleichen Ausdruck der Zufriedenheit auf dem Gesicht, wie die Hinterhofratten in ihren Müllbergen, ließ er per Knopfdruck einen Bildschirm aus einer der Konsolen zwischen den Polstern ausfahren. Einem eingeblendeten Firmenlogo folgte eine schematische Karte der Umgebung. Also wir bewegen uns gerade die VBS Rot 21 hoch, weg von den Ebeneneingängen, die die PVSP gerade besonders bedrängt. Das ist natürlich eine Masche. Die machen an diesen Stellen Druck, damit wir da unsere Leute konzentrieren und dann schlagen sie von woanders zu. Zugänge gibt es genug.
Klar, der Würfel hat sechs Seiten und überall grenzen andere Sektoren an. Er tippte auf dem Display herum und eine dreidimensionale Karte des Sektors erschien. Ein Wirrwar aus in sich verschachtelten Bereichen und Ebenen. Wenn man jedoch wusste, was man vor sich hatte, konnte man den grob würfelförmigen Aufbau des Sektors erkennen. Jede Ebene war in Sub- Ebenen unterteilt, die ihrerseits durch Wartungs- und Versorgungsebenen in der Horizontalen aufgeschichtet waren. In der Vertikalen waren die Ebenen in Sektoren gegliedert, die Mauern aus Stahl ummantelten Beton begrenzten. Dies sollte eine unkontrollierte Ausbreitung bei Bedrohungen wie Feuer oder Überschwemmungen eindämmen, aber auch die Verteidigung bei Invasion ermöglichen. Ausschließen können wir die, durch die sie sowieso schon gegen uns vorgehen und auch noch zwei andere. In den Sektoren sind Gleichgesinnte am Werk und wenn da was durchkommt, dann erfahren wir es. Im Norden liegt der Transitcanyon. Da hätten sie leichten Zugang, aber man kann ihnen das Leben auch ordentlich zur Hölle machen. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, sie kommen von oben oder aus Gelb-2. Was sie wollen, ist klar. Den Baneblade, wie ich vorhin schon gesagt habe. Sie werden kommen, früher oder später und das wird die Ratshalle zwei für sie. Renold lehnte sich zurück und das Leder knarrte dabei.