11-17-2022, 09:27 PM
Die Halle war jetzt leer und er war von einer rechtschaffenen Erschöpfung erfüllt. Ein Zustand, dem er natürlich nicht lange nachgeben durfte. Er würde sich im Anschluss mit einigen Pillen wieder zu voller Leistungsfähigkeit peitschen. Irgendwann konnte er dann vielleicht auch wieder an Schlaf denken.
Aber nicht jetzt.
Jetzt musste er da sein, musste die Spinne im Netz sein und weiterhin die Initiative behalten. Er hatte noch so manches zu seinen Brüdern und Schwestern gesagt. Hatte von Opferbereitschaft und Zusammenhalt geredet, von den Kämpfen und den Verlusten die noch vor ihnen lagen. Aber auch von der goldenen Zukunft, die sie erwartete.
Sie hatten ihren unterirdischen Dom voll Zuversicht und Kampfeswillen verlassen, ein jeder seiner Aufgabe voll und ganz gegenwärtig. Möchte ihr Feind Milliarden und Abermilliarden von Soldaten haben, Raumschiffe und stählerne Kampfmaschinen, pervertierte Superkrieger und Endzeitwaffen. Ihm war jeder seiner Brüder mehr wert als eine Legion von Space Marines. Keine Doppelmoral, keine Scheinheiligkeit. Nur unverfälschte Bereitschaft alles für das Wohl der Familie zu tun.
Ihre Wärme lag noch in der Luft, der ganz eigene Geruch der seinen, den sie verstärkt zu verströmen schienen, wenn sie in großer Masse versammelt waren.
Es hatte ihn gleichsam mit Stolz wie mit Trauer erfüllt, die Entschlossenheit zu spüren, die wabernd von ihnen ausging. Zu allem bereit hielten sie Gewehre, Pistolen und andere Waffen. Viele würden den Tod finden in Kämpfen, in die er sie schickte.
Kommst du Bruder? Die leicht zischende Stimme riss ihn aus der versonnenen Betrachtung des leeren Raumes. Lächelnd wartete Estera am Fuße der Treppe. Sie wusste um sein sanftes Gemüt, das unter diesem harten Panzer aus Entschlossenheit und Organisationstalent verborgen lag.
Er riss sich los und kam zu ihr die Treppe der Bühne herunter. Die Äbtissin legte ihre schlangen Finger auf seinen Unterarm. Du wärst ein schlechter Anführer, wenn du sie gewissenlos in den Kampf schicktest. Natürlich wusste sie um seine düsteren Gedanken. Gräme dich nicht Lieber, die Tanzendes wird alle mit gleicher Wärme aufnehmen.
Ich wünschte ich hätte die Festigkeit, die du im Glauben findest, Schwester. Seufzte er und ließ sich von ihr über den dumpf klingenden Metallboden zu einer unscheinbaren Seitentür führen.
Hab Vertrauen. Alles geschieht so, wie es geschehen soll. Jetzt war es an ihm zu lächeln.
Ich weiß.
Durch einen niedrigen Korridor, von Talk- und Elektrokerzen erhellt, schritten sie zu einer kleinen Kammer.
Diese war so wohnlich eingerichtet, wie es die Gegebenheiten einer Wartungsebene eben hergaben. Doch auch wenn Teppiche, Kissen und ein paar Möbel ein Minimum an Behaglichkeit schufen, war die Funktionalität doch allgegenwärtige Innendekorateur.
Eine Wand war mit verschiedenen Sub- Ebenen Karten dekoriert. In einer Ecke standen Kisten mit Waffen, die hier trockenen gelagert werden konnten als in den anderen Räumen. Außerdem eine mobile Kommunikationseinrichtung, mit Gegensprechanlage und Bildsender/Empfänger. Tatsächlich waren sie hier um zu kommunizieren. Allerdings benötigten sie dazu keine erbeutete Imperiumstechnik. Der Orchstrater setzten sich im Schneidersitz in die Mitte des Raumes, während Estera süß duftendes Räucherwerk entfachte. Bisher war der Raum nur vom grünen Leuchten der Monitore erhellt. Nun entfachte die Frau zusätzlich zu den Räucherstäbchen genug Kerzen, um den Raum leidlich zu erhellen.
Dies holte das Zeichen der Kirche und ihres Aufstandes gleichermaßen aus der Dunkelheit.
Es war mit gelber Sprühfarbe auf den rostenden Stahl gesprüht worden. Wer es nicht wusste, würde darin vielleicht ein Y gesehen haben, das mit zwei zusätzlichen Balken versehen worden war. Wer diese stilisierte Form durchschaute, erkannte den vierarmigen Heiland.
Auf diesen blickte er jetzt konzentriert, während seine Schwester sich hinter ihn kniete. Ihre Finger legten sich leicht wie Spinnenweben auf seine Schultern.
Natürlich hörte er den Propheten immer. Das taten sie alle. Es war ein ständiger Beweis für die Macht, welche dem Propheten geschenkt wurden war, sie zu leiten und zu erleuchten. Sein leises Flüstern war immer in ihrem Verstand und half bei Entscheidungen und wenn sie zweifelten. Er war wie ein Engel der über sie wachte.
Estera war jedoch nicht ohne Grund die Oberste ihrer Kirche. Ihr war eine besonders starke Verbindung gegeben und sie konnte helfen, auch den eigenen Geist mit dem des Propheten zu synchronisieren.
Er hörte jetzt ihre gleichmäßigen, tiefen Atemzüge, spürte den sanften Druck und die Wärme ihrer Finger.
Diese Wärme, die sich auf seinen ganzen Körper ausbreitete.
Weil es nicht die Wärme von Händen war, sondern die eines leichten Windes, der über die Hügel kam. Er trug den Geruch von frischem Heu und von satter Erde mit sich.
Er stand auf einem staubigen Feldweg.
Vor ihm ein Kornfeld, das in vollen, sich wiegenden Ären stand. An seinem jenseitigen Ende erhob es sich leicht, dort wo eine Reihe malerischer Hügel begann. Er wusste, dass es dort hinten, zwischen dem Feld und dem Wald auf den Höhen, üppige Weinberge gab. Über dem fernen Wald hingen graue Regenschleier, während ringsherum eine spektakuläre Himmelslandschaft aus Wolken und Licht stattfand.
Der Ochestrator hatte in dem harschen Zustand, dass er sein reales Leben nannte, weder jemals einen Wald noch ein Feld oder einen Weinberg gesehen. Schon bei Wolken und Landstraßen wurde es eng. Dennoch wusste er, dass es hier so war, wie es sein sollte.
Der eigentliche natürliche Zustand, dem ein Leben als Termite in einem stählernen Bau unversöhnlich entgegenstand.
Das Korn ist soweit.
Die Worte kamen von Links, wo jemand neben ihn getreten war. Der Ochestrator sah aus den Augenwinkeln einen Strohhut und die blaue Kleidung eines einfachen Landmannes, wie sie Bauern und Pflanzer trugen, wenn man den Vid- Berichten glauben durfte.
Er hielt den Blick weiter auf das Feld und den Hügel gerichtet. Er sah den Prophet nie an, wusste nicht einmal, ob er es gekonnt, wenn er es gewollt hätte.
Auch die Trauben sind soweit. Sie sind besonders voll dieses Jahr. Der Wein wird süß und tief rot werden… fast schwarz.
Ich helfe.
Das tust du. Du tust ein gutes, ach so gutes Werk.
Die Menschen müssen befreit werden.
Das werden sie. Du verhilfst ihnen zu einer Freiheit, die sich keiner von ihnen vorstellen kann.
Noch nicht. Das Gewitter entlud seine Macht über dem Wald auf den Hügeln. Der Wind wurde etwas schärfer, blieb jedoch warm und angenehm wie ein sinnlicher Hauch.
Unser Volk leidet Hunger und Durst. Seine Nächte sind kalt und leer wie der Raum zwischen den Sternen. Die Stimme des Bauern klang, als käme sie weit unten aus der Kehle, geboren in einer Brust, mächtig und tief wie das Fass, das den Rebensaft aufnehmen würde. Voll und satt wie die Erde, auf der die Früchte seines Wollens wuchsen. Auch wenn der Ochestrator den Nebenstehenden nur erahnte, seine Silhouette mehr spürte als sah, so wusste er doch, dass der Prophet, voller Kraft und ohne Zaudern und Zagen war. Der Pflug den er führte grub tief, seine Sense schnitt in weiten Schwüngen. Wer diese Stimme vernahm konnte darin nicht zweifeln.
Ja… das muss ein Ende haben.
Es wird ein Ende haben, wenn wir die Ernte einfahren. Eine glückliche Ernte, die Kornkammern und die Weinfässer füllt, braucht viele Hände, zur rechten Zeit am rechten Ort.
Sind wir am rechten Ort, mein Sohn?
Das war natürlich eine rhetorische Frage, denn der Prophet wusste alles.
Ja Vater, das sind wir.
Erzähl mir davon.
Die erste Phase hat begonnen. Wir haben auf ihren Verstand gezielt und einen harten Schlag ausgeführt. Dort wird es keinen Sieg geben, das wussten wir von Beginn. Aber es verkrüppelt sie und den Schmerzen spüren sie lange.
Der Schlag wird begleitet von vielen kleinen Schnitten. Ihre Stadt soll sie nicht mehr mit dem falschen Gefühl der Sicherheit erfüllen. Hinter jeder Ecke sollen sie einen der Unseren befürchten und zittern. Er bemerkte das Schweigen des Propheten und bemühte sich die Stille mit seinen Worten zu füllen.
Ich weiß, ich kämpfe voller Wut und meine Schwester tadelt mich oft dafür. Sie tötet aus der Gnade heraus sie eins mit uns zu machen. Ich haber hasse sie von ganzem Herzen und will sie bestrafen für das, was sie uns über all diese langen Jahre angetan haben.
Ist das Sünde Vater?
Gerne hätte er den Propheten jetzt angesehen, aber sein Blick blieb weiter auf das endlos scheinende Meer wogenden Korns gerichtet. In den Worten des Bauern schwebte ein Lächeln.
Bekümmere dich nicht mein Sohn. Du beschreitest einen anderen Weg als deine Schwester und doch ist euer Ziel das gleiche. Welches Lied bei der Wanderung gesungen wird ist für das Resultat nicht von Belang. Schreite nur immer frohgemut voran und vertraue darauf, dass deine Schwester das Gleiche tut. Was wird jetzt geschehen? Die Frage war wieder keine, um etwas Neues zu erfahren, sondern um etwas bereits Bekanntes zu prüfen.
Ihr Wespennest wird jetzt aufgeschreckt sein und sie werden sich bemühen, die entfachten Feuer allerorten auszutreten. Gegenseitige Vorwürfe und Beschuldigungen werden folgen, wenn sie nach Verantwortlichen suchen. Das wir aus ihren Reihen heraus zuschlugen wird sie mit noch mehr Misstrauen vergiften und schwächen. Unser nächster Schritt wird sie daher ebenso hart, wenn nicht noch härter treffen.
Dafür ist alles vorbereitet?
Ja Vater, jeder kennt seinen Posten und weiß was von ihm abhängt. Gib das Zeichen und wir tun ihnen die Hölle auf.
Dein Eifer erfüllt mich mit großem Stolz, mein Sohn. Ich lege mein Vertrauen zuversichtlich in deinen Sachverstand. Entscheide du, wann der rechte Zeitpunkt gekommen ist um weiter vorzugehen.
Ich danke dir, Vater.
Die Hand des Bauern legte sich in unendlicher Güte auf die Schulter des Ochestrators. Schwer war seine Hand, schwer wie ein Stein. Sie drückte ihn nieder und heraus aus der Welt.
Die frische Luft und der warme Wind wurden ersetzt von dem faden, tausend mal widergekäutem Brodem, den sie hier atmeten. Stickig und abgestanden. Er tastete nach der Hand seiner Schwester und hielt sie fest.
Was hat er gesagt? Sie konnte die Stärke spüren mit der jeder erfüllt wurde, der das Glück hatte den Propheten zu treffen. Auch die aufregenden Neuigkeiten nahm sie im Geist ihres Bruders war.
Er hat mir die Verantwortung über die weitere Operation gegeben.
Das ist ja großartig. Was für ein Vertrauensbeweis.
Ja… Ich werde mich dieser Ehre würdig zeigen.
Das wirst du Bruder, das wirst du ganz bestimmt.
Das werden wir beide.
Aber nicht jetzt.
Jetzt musste er da sein, musste die Spinne im Netz sein und weiterhin die Initiative behalten. Er hatte noch so manches zu seinen Brüdern und Schwestern gesagt. Hatte von Opferbereitschaft und Zusammenhalt geredet, von den Kämpfen und den Verlusten die noch vor ihnen lagen. Aber auch von der goldenen Zukunft, die sie erwartete.
Sie hatten ihren unterirdischen Dom voll Zuversicht und Kampfeswillen verlassen, ein jeder seiner Aufgabe voll und ganz gegenwärtig. Möchte ihr Feind Milliarden und Abermilliarden von Soldaten haben, Raumschiffe und stählerne Kampfmaschinen, pervertierte Superkrieger und Endzeitwaffen. Ihm war jeder seiner Brüder mehr wert als eine Legion von Space Marines. Keine Doppelmoral, keine Scheinheiligkeit. Nur unverfälschte Bereitschaft alles für das Wohl der Familie zu tun.
Ihre Wärme lag noch in der Luft, der ganz eigene Geruch der seinen, den sie verstärkt zu verströmen schienen, wenn sie in großer Masse versammelt waren.
Es hatte ihn gleichsam mit Stolz wie mit Trauer erfüllt, die Entschlossenheit zu spüren, die wabernd von ihnen ausging. Zu allem bereit hielten sie Gewehre, Pistolen und andere Waffen. Viele würden den Tod finden in Kämpfen, in die er sie schickte.
Kommst du Bruder? Die leicht zischende Stimme riss ihn aus der versonnenen Betrachtung des leeren Raumes. Lächelnd wartete Estera am Fuße der Treppe. Sie wusste um sein sanftes Gemüt, das unter diesem harten Panzer aus Entschlossenheit und Organisationstalent verborgen lag.
Er riss sich los und kam zu ihr die Treppe der Bühne herunter. Die Äbtissin legte ihre schlangen Finger auf seinen Unterarm. Du wärst ein schlechter Anführer, wenn du sie gewissenlos in den Kampf schicktest. Natürlich wusste sie um seine düsteren Gedanken. Gräme dich nicht Lieber, die Tanzendes wird alle mit gleicher Wärme aufnehmen.
Ich wünschte ich hätte die Festigkeit, die du im Glauben findest, Schwester. Seufzte er und ließ sich von ihr über den dumpf klingenden Metallboden zu einer unscheinbaren Seitentür führen.
Hab Vertrauen. Alles geschieht so, wie es geschehen soll. Jetzt war es an ihm zu lächeln.
Ich weiß.
Durch einen niedrigen Korridor, von Talk- und Elektrokerzen erhellt, schritten sie zu einer kleinen Kammer.
Diese war so wohnlich eingerichtet, wie es die Gegebenheiten einer Wartungsebene eben hergaben. Doch auch wenn Teppiche, Kissen und ein paar Möbel ein Minimum an Behaglichkeit schufen, war die Funktionalität doch allgegenwärtige Innendekorateur.
Eine Wand war mit verschiedenen Sub- Ebenen Karten dekoriert. In einer Ecke standen Kisten mit Waffen, die hier trockenen gelagert werden konnten als in den anderen Räumen. Außerdem eine mobile Kommunikationseinrichtung, mit Gegensprechanlage und Bildsender/Empfänger. Tatsächlich waren sie hier um zu kommunizieren. Allerdings benötigten sie dazu keine erbeutete Imperiumstechnik. Der Orchstrater setzten sich im Schneidersitz in die Mitte des Raumes, während Estera süß duftendes Räucherwerk entfachte. Bisher war der Raum nur vom grünen Leuchten der Monitore erhellt. Nun entfachte die Frau zusätzlich zu den Räucherstäbchen genug Kerzen, um den Raum leidlich zu erhellen.
Dies holte das Zeichen der Kirche und ihres Aufstandes gleichermaßen aus der Dunkelheit.
Es war mit gelber Sprühfarbe auf den rostenden Stahl gesprüht worden. Wer es nicht wusste, würde darin vielleicht ein Y gesehen haben, das mit zwei zusätzlichen Balken versehen worden war. Wer diese stilisierte Form durchschaute, erkannte den vierarmigen Heiland.
Auf diesen blickte er jetzt konzentriert, während seine Schwester sich hinter ihn kniete. Ihre Finger legten sich leicht wie Spinnenweben auf seine Schultern.
Natürlich hörte er den Propheten immer. Das taten sie alle. Es war ein ständiger Beweis für die Macht, welche dem Propheten geschenkt wurden war, sie zu leiten und zu erleuchten. Sein leises Flüstern war immer in ihrem Verstand und half bei Entscheidungen und wenn sie zweifelten. Er war wie ein Engel der über sie wachte.
Estera war jedoch nicht ohne Grund die Oberste ihrer Kirche. Ihr war eine besonders starke Verbindung gegeben und sie konnte helfen, auch den eigenen Geist mit dem des Propheten zu synchronisieren.
Er hörte jetzt ihre gleichmäßigen, tiefen Atemzüge, spürte den sanften Druck und die Wärme ihrer Finger.
Diese Wärme, die sich auf seinen ganzen Körper ausbreitete.
Weil es nicht die Wärme von Händen war, sondern die eines leichten Windes, der über die Hügel kam. Er trug den Geruch von frischem Heu und von satter Erde mit sich.
Er stand auf einem staubigen Feldweg.
Vor ihm ein Kornfeld, das in vollen, sich wiegenden Ären stand. An seinem jenseitigen Ende erhob es sich leicht, dort wo eine Reihe malerischer Hügel begann. Er wusste, dass es dort hinten, zwischen dem Feld und dem Wald auf den Höhen, üppige Weinberge gab. Über dem fernen Wald hingen graue Regenschleier, während ringsherum eine spektakuläre Himmelslandschaft aus Wolken und Licht stattfand.
Der Ochestrator hatte in dem harschen Zustand, dass er sein reales Leben nannte, weder jemals einen Wald noch ein Feld oder einen Weinberg gesehen. Schon bei Wolken und Landstraßen wurde es eng. Dennoch wusste er, dass es hier so war, wie es sein sollte.
Der eigentliche natürliche Zustand, dem ein Leben als Termite in einem stählernen Bau unversöhnlich entgegenstand.
Das Korn ist soweit.
Die Worte kamen von Links, wo jemand neben ihn getreten war. Der Ochestrator sah aus den Augenwinkeln einen Strohhut und die blaue Kleidung eines einfachen Landmannes, wie sie Bauern und Pflanzer trugen, wenn man den Vid- Berichten glauben durfte.
Er hielt den Blick weiter auf das Feld und den Hügel gerichtet. Er sah den Prophet nie an, wusste nicht einmal, ob er es gekonnt, wenn er es gewollt hätte.
Auch die Trauben sind soweit. Sie sind besonders voll dieses Jahr. Der Wein wird süß und tief rot werden… fast schwarz.
Ich helfe.
Das tust du. Du tust ein gutes, ach so gutes Werk.
Die Menschen müssen befreit werden.
Das werden sie. Du verhilfst ihnen zu einer Freiheit, die sich keiner von ihnen vorstellen kann.
Noch nicht. Das Gewitter entlud seine Macht über dem Wald auf den Hügeln. Der Wind wurde etwas schärfer, blieb jedoch warm und angenehm wie ein sinnlicher Hauch.
Unser Volk leidet Hunger und Durst. Seine Nächte sind kalt und leer wie der Raum zwischen den Sternen. Die Stimme des Bauern klang, als käme sie weit unten aus der Kehle, geboren in einer Brust, mächtig und tief wie das Fass, das den Rebensaft aufnehmen würde. Voll und satt wie die Erde, auf der die Früchte seines Wollens wuchsen. Auch wenn der Ochestrator den Nebenstehenden nur erahnte, seine Silhouette mehr spürte als sah, so wusste er doch, dass der Prophet, voller Kraft und ohne Zaudern und Zagen war. Der Pflug den er führte grub tief, seine Sense schnitt in weiten Schwüngen. Wer diese Stimme vernahm konnte darin nicht zweifeln.
Ja… das muss ein Ende haben.
Es wird ein Ende haben, wenn wir die Ernte einfahren. Eine glückliche Ernte, die Kornkammern und die Weinfässer füllt, braucht viele Hände, zur rechten Zeit am rechten Ort.
Sind wir am rechten Ort, mein Sohn?
Das war natürlich eine rhetorische Frage, denn der Prophet wusste alles.
Ja Vater, das sind wir.
Erzähl mir davon.
Die erste Phase hat begonnen. Wir haben auf ihren Verstand gezielt und einen harten Schlag ausgeführt. Dort wird es keinen Sieg geben, das wussten wir von Beginn. Aber es verkrüppelt sie und den Schmerzen spüren sie lange.
Der Schlag wird begleitet von vielen kleinen Schnitten. Ihre Stadt soll sie nicht mehr mit dem falschen Gefühl der Sicherheit erfüllen. Hinter jeder Ecke sollen sie einen der Unseren befürchten und zittern. Er bemerkte das Schweigen des Propheten und bemühte sich die Stille mit seinen Worten zu füllen.
Ich weiß, ich kämpfe voller Wut und meine Schwester tadelt mich oft dafür. Sie tötet aus der Gnade heraus sie eins mit uns zu machen. Ich haber hasse sie von ganzem Herzen und will sie bestrafen für das, was sie uns über all diese langen Jahre angetan haben.
Ist das Sünde Vater?
Gerne hätte er den Propheten jetzt angesehen, aber sein Blick blieb weiter auf das endlos scheinende Meer wogenden Korns gerichtet. In den Worten des Bauern schwebte ein Lächeln.
Bekümmere dich nicht mein Sohn. Du beschreitest einen anderen Weg als deine Schwester und doch ist euer Ziel das gleiche. Welches Lied bei der Wanderung gesungen wird ist für das Resultat nicht von Belang. Schreite nur immer frohgemut voran und vertraue darauf, dass deine Schwester das Gleiche tut. Was wird jetzt geschehen? Die Frage war wieder keine, um etwas Neues zu erfahren, sondern um etwas bereits Bekanntes zu prüfen.
Ihr Wespennest wird jetzt aufgeschreckt sein und sie werden sich bemühen, die entfachten Feuer allerorten auszutreten. Gegenseitige Vorwürfe und Beschuldigungen werden folgen, wenn sie nach Verantwortlichen suchen. Das wir aus ihren Reihen heraus zuschlugen wird sie mit noch mehr Misstrauen vergiften und schwächen. Unser nächster Schritt wird sie daher ebenso hart, wenn nicht noch härter treffen.
Dafür ist alles vorbereitet?
Ja Vater, jeder kennt seinen Posten und weiß was von ihm abhängt. Gib das Zeichen und wir tun ihnen die Hölle auf.
Dein Eifer erfüllt mich mit großem Stolz, mein Sohn. Ich lege mein Vertrauen zuversichtlich in deinen Sachverstand. Entscheide du, wann der rechte Zeitpunkt gekommen ist um weiter vorzugehen.
Ich danke dir, Vater.
Die Hand des Bauern legte sich in unendlicher Güte auf die Schulter des Ochestrators. Schwer war seine Hand, schwer wie ein Stein. Sie drückte ihn nieder und heraus aus der Welt.
Die frische Luft und der warme Wind wurden ersetzt von dem faden, tausend mal widergekäutem Brodem, den sie hier atmeten. Stickig und abgestanden. Er tastete nach der Hand seiner Schwester und hielt sie fest.
Was hat er gesagt? Sie konnte die Stärke spüren mit der jeder erfüllt wurde, der das Glück hatte den Propheten zu treffen. Auch die aufregenden Neuigkeiten nahm sie im Geist ihres Bruders war.
Er hat mir die Verantwortung über die weitere Operation gegeben.
Das ist ja großartig. Was für ein Vertrauensbeweis.
Ja… Ich werde mich dieser Ehre würdig zeigen.
Das wirst du Bruder, das wirst du ganz bestimmt.
Das werden wir beide.