07-20-2022, 09:53 PM
Das Wetter wurde langsam diesig und ein feines Netz aus Tropfen zitterte über das Kanzelglas der Hornisse.
Nicht weiter wild.
Major Zerbstmark war das Fliegen über dem Meer gewohnt und all die Kapriolen die es mit sich brachte. Das tobende Grau des Meeres unter ihnen, das Panzerstahlgrau des Himmels über Ihnen. Würde es schlimmer werden stiegen sie einfach höher.
Die Instrumente der Hornisse waren modern und sie konnten ihre Aufgabe auch leicht erfüllen, ohne auf Sicht fliegen zu müssen. Bisher war ohnehin alles ruhig. Wie man hörte, gab es direkt an der Makropole den einen oder anderen Zwischenfall. Hauptsächlich Reporter, Paparazzi oder Schaulustige, die die Flugverbotszone verletzten, um nah an die Ratshalle heranzukommen und einen Blick auf die hohen Herrschaften zu erhaschen. Nichts was sie anging.
Darum hatten sich die unmittelbaren Sicherheitskräfte an der Makropole zu kümmern. Über dem Meer war der Passagierflugverkehr umgelenkt wurden. Keine Maschine kam von der Seeseite und wenn doch, dann wurden sie zu Landehäfen weiter südlich umgeleitet.
Rot- Zwei an Staffelführer, kommen.
Staffelführer hört, kommen.
Ich habe da was auf dem Funkmeßtaster. Sieht wie was Großes aus… auf meiner Anzeige hat es gerade die Sperrzone verletzt, kommen. Der Major justierte sein eigenes Gerät nach und tatsächlich. Ein größeres Luftfahrzeug hatte die Sperrzone soeben überschritten und flog in Richtung Makropole.
Soviel zum ruhigen Dienst. Naja endlich mal was los.
Staffelführer an alle, wir schließen auf und schauen wer da zu blöd ist Koordinatenwarnungen zu lesen. Rot- Drei, Meldung an Leitstand, kommen.
Rot- Drei an Staffelführer, Meldung über Verletzung von Flugverbotszone an Leitstand. Verstanden. Ende Sie legten an Höhe zu und beschleunigten. Rot- Drei meldete sich dann wieder. Die Pilotin klang etwas zögerlich.
Rot- Drei an Staffelführer. Ich… ich scheine Probleme mit dem Höhenruder zu haben. Maschine steigt nicht wie gewohnt. Kommen. Der Staffelführer ließ sich das Problem näher beschreiben. Tatsächlich war es etwas, mit dem die Hornissen dann und wann zu kämpfen hatten. Nichts Wildes, aber musste gemacht werden. Das hieß Schreiberei.
Mehr für die Neue in Rot- Drei als für ihn, immerhin. Naja auch das mussten die Neuen schließlich kennenlernen.
Ja verstanden. Fallen Sie zurück Rot- Drei. Manchmal kommt das Gelenk für die Klappe von alleine frei, meiner Erfahrung nach. Gegebenfalls kehren Sie zum Horst zurück.
Die Maschine löste sich aus dem Verbund und blieb hinter den anderen beiden zurück.
Zerbstmark passte seine Position an, während Leutnant Leiruth weiter versuchte den Eindringling zu kontaktieren. Erfolglos.
Waffen auf aktiv. Befahl Rot- Eins und schnippte mit dem behandschuhten Daumen die Schutzkappe über dem Kopf seines Steuerknüppels zurück. Diverse Lampen sprangen von entspanntem Grün auf Unheil verheißendes Rot. Auch akustisch signalisierten Pfeifen und Piepen, dass die Dinge hier sehr schnell sehr ernst werden konnten.
Sie mussten gleich Sichtkontakt haben und tatsächlich zeichnete sich kurz darauf ein großer Körper unter der grauen Wolkendecke unter ihnen ab. Wie ein Fisch, der knapp unter der Oberfläche dahinschwamm.
Ein großes Transportflugzeug, wie der Major vermutete.
Nein… jetzt sah er es. Eine Passagiermaschine.
Was hatte das jetzt zu bedeuten?
Er wies Rot- Zwei an die Kommunikation einzustellen und versuchte es selber. Passagierflieger, sie befinden sich in einem Speerbereich. Wir sind autorisiert Gewalt anzuwenden, um Sie von der Verletzung dieser Verbotszone abzuhalten. Ich fordere sie final auf, sich zu identifizieren und ihren Kurs nach Norden zu ändern. Kommen!
Statisches Rauschen erfüllte den Äther.
Ein paar kaum hörbare Stimmen, die üblichen Überlagerungen und Geisterechos. Die Crew der Passagiermaschine schwieg.
Die beiden Hornissen hatten sich jetzt neben die Spitze der Zivilen gesetzt und auch wenn das Cockpitglas stark spiegelte, war dahinter doch Bewegung zu sehen. Natürlich, schließlich musste dieses Ding ja jemand steuern.
Verstehen Sie dies als ihre letzte Warnung. Wenn Sie nicht nach Norden abdrehen…
Rot- Eins, ich habe weitere Signale auf dem Schirm. Unterbrach ihn der Leutnant. Tatsächlich. Erst zwei, dann drei weitere Signaturen näherten sich aus der gleichen Richtung, wie der erste Flieger.
Zerbstmark begriff. Es war ein Angriff.
Rot- Zwei. Feuerfreigabe. Alle erkennbaren Ziele vernichten.
Rot-Zwei versta… Die Hornisse des Leutnants explodierte, was ihrem Piloten auf ewig das Wort abschnitt. Instinktiv riss Zerbstmark den Steuerknüppel seines eigenen Vogels herum und ließ ihn in einer Rolle nach unten ausbrechen.
Im Cockpit hob ein Jahrmarkt an Warnsignalen an. Der Major versuchte seine Augen überall zu haben. Die Instrumente verrieten ihm nichts.
Der Angreifer hatte entweder unverschämtes Glück gehabt oder er wusste vom Tasterschatten der Hornissen, die ihre Rücken in unmittelbarer Näher blind machten.
Etwas schoss durch die vergehende Wolke dessen, was einmal der Kampfbomber des Leutnants gewesen war. Die X- Form der Flügel verriet einen Flieger baugleichen Typs.
Rot- Drei! Was um Terras Willen tun Sie? Die Pilotin blieb ihm eine Antwort schuldig. Oder vielmehr wählte sie eine sehr klare Form der Antwort. Sie schwenkte auf ihren vermeintlichen Kameraden ein und ließ dem Flügel ihrer Maschine eine Sternenglanz Luft/Luftrakete entspringen. Es wirkte fast träge, wie sich die Rakete von dem Flieger löste und sich auf den Weg zu ihrem Ziel machte.
Rot- Eins zerrte den Steuerknüppel nach hinten, maß die eigene Steigfähigkeit gegen die der Rakete.
Einen Kampf, denn er verlieren musste. Das Blut rauschte in Zerbstmarks Ohren, von den Rändern seines Gesichtsfeldes schlich sich das Schwarz einer Ohnmacht herein. Mehr Warnsignale, Atemnot, der eigene Körper im Kampf gegen die Gravitationskräfte.
Bevor er die Besinnung verlor ließ er die Maschine abschmieren, hieb auf den Auslöser der Täuschkörper und stürzte ins Bodenlose.
Die Rakete stieß durch die glühende Wolke der falschen Hitzeziele und jagte in entgegengesetzter Richtung an dem Kampfflugzeug vorbei.
Nur im weiten Bogen schwenkte das Geschoss wieder auf die Hitze des Ziels ein.
Auch Rot- Drei hatte einen weiten Bogen beschrieben, hatte sich der riskanten Gewaltsteigung nicht ausgesetzt. Von unten hielt sie jetzt auf ihr Opfer zu und ließ die Bordwaffen spucken. Die Garbe, aus Leuchtspur durchwirkten Maschinengewehrfeuer und Laserstrahlen ging weit vorbei. Der Major setzte seinerseits die eigne Bewaffnung ein und zeigte wer der Erfahrenere hier am Himmel war.
Während seine Schüsse die untere Tragfläche des heimtückischen Fliegers zerfetzten und diesen, wenn schon nicht vernichteten, so doch ins Taumeln brachten, stellte er Kontakt zum Leitstand her.
Rot- Eins an Leitstand. Angriff durch eigenes Staffelmitglied… Auf dem Staffelkanal hörte er bereits die elende Verräterin plappern.
Er hat ihn einfach abgeschossen. Er hat Leutnant Leiruth abgeschossen. Der Major ist verrückt geworden.
Das wurde also gespielt. Irgendeine Verräterei und dieses abstoßende Individuum versuchte zusätzliche Verwirrung zu stiften. Das würde er klarstellen, sobald er sie vom Antlitz dieser Welt gefegt hatte.
Die Maschine der Verräterin hatte sich wieder einigermaßen gefangen, wenn auch mit sichtlicher Schlagseite.
Der Major stürzte sich auf sie und schickte ihr seinerseits eine Rakete auf den Hals.
Das hieß er versuchte es, den der Druck auf denn Feuerknopf ließ lediglich eine Meldung über das Nichtfunktionieren der ersten Rakete in Rot erscheinen. Zerbstmark schaltete um auf den zweiten Träger, war dadurch aber schon an seinem Ziel vorbeigeschossen.
Dieses war der weil nicht untätig gewesen und setzte alles daran sich hinter Rot- Eins zu manövrieren. Dabei spuckte der Vogel der Verräterin einen steten Strom aus hochkalibrigen Maschinenkanonenprojektilen.
Vermutlich hatte sie so auch Leiruth erledigt. Ideal gegen Ziele die nicht wussten das sie Ziele waren, aber nichts für einen ausgeglichenen Luftkampf. Schon gar nicht, wenn einem eine von vier Tragflächen fehlte. Er ließ seine Hornisse um den Strom aus Geschossen herumkreisen, zog hoch und richtete sie im 90-Gradwinkel auf.
Die Stromlinienform des Fliegers war plötzlich nicht mehr wirksam und die gesamte Maschine hatte sich in eine einzige Bremsklappe verwandelt.
Der Major wurde ordentlich durchgewalkt. Hatte es bis dato ein Warnlicht und einen Signalton gegeben, welches und welcher noch nicht angesprungen war, jetzt war es soweit.
Aber es funktionierte.
Die Verräterin zog unter ihm hinweg, während er die Maschine wieder nach vorne fallen ließ.
Der “Sargdeckel” war nichts, was man auf der Flugakademie im Grundkurs beigebracht bekam. Jetzt war er buchstäblich am Drücker. Der Zielsucher hatte Mühe die wild taumelnde Hornisse zu fassen zu kriegen. Dann endlich schaltete er auf und mit einem Grinsen purer Genugtuung hob der Major den Finger über den Feuerknopf.
Bevor er ihn jedoch senken konnte traf die Sternenglanz, welche Rot-Drei auf ihn abgefeuert hatte, ihr Ziel.
Die Rakete hatte, gleich einem stumpfsinnigen aber treuen Hund, die abgesetzten Täuschkörper ebenso ignoriert, wie die Triebwerke der Passagiermaschine und die Sonne selbst. Sie hatte einen so harten Bogen beschrieben, wie es ihr Gasausstoß erlaubte und schwenkte, im Anbetracht dessen, dass man während dieses Luftkampfes in Sekunden und Millisekunden denken musste, gemütlich wieder auf ihr ursprüngliches Ziel ein. Im Cockpit von Rot- Eins blieb diese Annäherung nicht unbemerkt. Jedenfalls nicht von der Elektronik. Ein Warnton wurde immer eindringlicher, mit jedem Meter welchen die Rakete zurücklegte. Auch ein rot blinkendes Bild zeigte die Gefahr an.
Allein, der Major übersah es schlicht und einfach. Zu groß die Anzahl der Eindrücke, zu groß die Belastung des Körpers, zu groß der Wunsch den Verrat zu rächen.
Seine Ambitionen und seine Erfahrung fielen als brennender Komet in Richtung Meer.
Rot- Drei stabilisierte ihr angeschlagenes Flugzeug wieder, schloss zu der Passagiermaschine auf und setzte sich daneben.
Gemeinsam setzten sie den Flug in Richtung Gohmor fort.
Frau General, es kostete dem Adjutanten sichtliche Anstrengung sich dazu zu überwinden, die Offizierin zu stören.
Was haben Sie denn? Fragte diese betont beschwichtigend, um die ganze Sache nicht unnötig in die Länge zu ziehen und ihre kurze Pause nicht noch weiter zu beschneiden. Sie hatte angeordnet nur gestört zu werden, wenn es wirklich wichtig sei und sie konnte davon ausgehen, dass diese Anordnung nicht leichtfertig gebrochen wurde.
Mehrere Maschinen sind vom Radar verschwunden. Es… es gibt widersprüchliche Meldungen dazu, aber es scheint Kämpfe gegeben zu haben. Er wirkte verwirrt und bedrückt, als wäre es seine persönliche Schuld, dass die Meldung nicht aussagekräftiger war.
Die hochgewachsene Frau richtete sich in dem Bürostuhl auf, welchen sie nach hinten geklappt hatte, um zehn Minuten die Augen zu schließen. Kämpfe? Wovon reden sie Mann?
Werden wir angegriffen? Sie war auf den Beinen und zog ihre Uniform glatt. Mit einem Blick hatte sie erfasst, dass sie von dem Adjutanten keine klare Antwort kriegen würde und stiefelte an ihm vorbei, die Tür zum Kontrollraum brüsk aufstoßend.
Der Techpriester in seiner roten Robe und mit seinem unmenschlichen Metallgesicht wäre wohl für jeden anderen Fokuspunkt der Szenerie gewesen. Aber der Offizierin fiel allein das hier herrschende Chaos auf. Männer und Frauen sprachen aufgeregt in Mikrophone oder pressten die Hände gegen Kopfhörer um besser verstehen zu können.
Wie war das möglich? Sie hatte sich doch vor drei oder vier Minuten erst in das Büro zurückgezogen. Das auch nur, weil es gerade besonders ruhig gewesen war. Jetzt brodelte hier die Hölle auf mittelgroßer Flamme.
Lagebericht! Blaffte sie. Ihr Stellvertreter zuckte bei ihrer Stimme zusammen, wirkte aber gleichzeitig unendlich erleichtert, dass sie da war.
Frau General, wir haben den Kontakt zu drei Flugteams verloren. Zwei andere berichten, dass sie von den eigenen Kameraden angegriffen wurden und Gegenmaßnahmen ergreifen mussten. Berichte widersprechen sich. Es wurden mehrere große Luftfahrzeuge gemeldet, die die Flugverbotszone verletzen.
Haben sie die Bojenscanner zum Großraumtaster zugeschaltet?
Nein… ich dachte…
Dann tun Sie dies in Spetnianus Namen. Der Techpriester kam der Aufforderung nach, noch ehe sich der verwirrt wirkende Oberstleutnant genau daran erinnerte, um was genau es sich bei den Bojen handelte.
Die seegestützten Verstärker schäften das Bild der der Tastanlage, welche die weitmöglichsten Fläche auf der Seeseite der Makropole abdecken konnte. Der Techpriester legte die grünlich verwaschene Anzeige auf den Hauptbildschirm, auf welchem eben noch Daten über Flugzeuge, Routen und Treibstoffmeldungen geflackert waren. Mit jeder dazugeschalteten Boje wurde das Bild schärfer. Zeigte stilisierte Wolkenformationen, ein paar Schiffe und die eigenen Flugzeuge an.
Die Anwesenden zogen erschrocken die Luft ein.
Am Rand der Anzeige, dort wo die Flugsverbotszone begann, zeichnete sich eine Signatur in Form eines kleinen Pfeils ab.
Dann noch einer.
Ein dritter und ein vierter.
Fast zeitgleich verlosch ein Pfeil auf ihrer Seite. Einer der eigenen Jagdflugzeuge, die zum Schutz des Luftraumes gedacht waren.
Jemand fluchte.
Die Kiefermuskeln der Generalin malten, während ihre Augen hin und her huschten, um die Situation in Gänze zu erfassen.
Panik wallte in ihr auf. Sie ließ dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung, des absoluten Bewusstseins, dass sie die falsche Frau am falschen Ort zur falschen Zeit war, genau vier Sekunden zu. So wie sie es stets tat.
Dann drückte sie alle Bedenken und Zweifel zur Seite.
Alle Reservestaffeln starten lassen. Auch die schweren Jägerverbände. Direkte Befehlsschaltung zu mir. Keine Zwischenleitstellen.
Informieren sie die Staffelführer, dass es Verräter in den eigenen Reihen geben könnte. Äußerstes Misstrauen gegen die eigenen Untergebenen. Dabei fiel ihr etwas ein und sie legte die Hand auf den Griff der eigenen Dienstwaffe an ihrer Hüfte.
Beordern sie die Luftschiffe zu einer Sperrpostion, rund um die Ratshalle. Bruder Amayi, ich bitte sie darum ihre Brüder und Schwestern an den Deflektorgeneratoren über die Situation zu informieren und zu äußerster Vorsicht anzuhalten.
Der Techpriester nickte knapp und verband sich mit einer der Konsolen. Flackbatterien an der Westseite in Bereitschaftszustand aktiv wechseln.
Gerlach und Heißner, sie sprach zwei Soldaten direkt an.
Beide kannte sie aus früheren Verwendungen. Die anderen Soldaten der Leitstelle waren ihr unbekannt, verlassen sie ihren Posten und holen sie sich jeder eine MPi- 01.3 aus dem Waffenschrank im Korridor. Sie werden sich hier drinnen positionieren und ein Auge auf ihre Kameraden haben. Die beiden Angesprochenen blickten sich besorgt an. Taten dann aber mit einem Jawohl Frau General. Wie ihnen geheißen.
Die hatte sich bereits an den Funktechniker zu ihrer Rechten gewandt. Geben Sie mir den Verbindungsoffizier in der Ratshalle.
Der eigentlich erste richtige Tag, bei dem man davon sprechen konnte, dass es sich um einen Tag der Beratung handelte, war seit etwa drei Stunden im Gange.
Es hatte auch wieder allerhand Begrüßungsfloskeln gegeben, welche jedoch weit weniger ausschweifend ausfielen als bei der gestrigen Eröffnung. Es ging um die Neureglung der Tributzahlung. Die zweit größte Wirtschaftsmacht des Planeten, namentlich die Truzt- Staaten, hatte den bereits seit Ewigkeiten schwelenden Streit mit Gohmor durch den Entschluss auf die Spitze getrieben, den eigenen Anteil am Tribut separat zu entrichten. Eine Provokation, welche schlussendlich zum Stellvertreterkrieg in Horning geführt hatte.
Der bewaffnete Konflikt war zwar seit über einem Jahr beigelegt, der Wirtschaftskrieg ging derweil unvermittelt weiter. Sanktionen und Alleingänge führten am Ende jedoch nur dazu, dass alle Beteiligten enorme Verluste machten.
Gewiss, die Tribute an das Imperium waren ohnehin ein nötiges Übel aus Ressourcen, die aus den eigenen Märkten entfernt wurden. Durch die separierte Abwicklung durch Truzt wurde der Aufwand jedoch signifikant erhöht. Dem Imperium war es egal wie eine Welt der Forderung intern nachkam. Hauptsache sie lieferte.
Das immerhin konnte Koron 3 von sich behaupten. Die föderale Art und Weise wie dies geschah war jedoch unnötig kompliziert. Es wurden also Ansichten und Meinungen zu diesem Sachverhalt dargelegt. Experten riefen Diagramme und mögliche Lösungsvorschläge auf. Einen besonders langen Redebeitrag steuerte der Botschafter aus Truzt bei. Darin wurde angedeutet, dass die Autonomiebestrebungen der Nation und ihrer Verbündeten durchaus auch damit zutun hatten, dass man als eine der größten Wirtschaftsmächte des Planeten, kaum genügend Stimmrecht hatte, um ein Gegengewicht, auch nur zu einem der kleinsten Adelshäuser, darzustellen. Das erzeugte Unmutsbekundungen durch Vertreter eben dieser Adelshäuser.
Ein ewiger Streit.
Dieser kleine Disput stellte darüber hinaus die einzige Abwechslung für all jene dar, die kein besonderes Interesse an Diagrammen, Tabellen und Hochrechnungen hatten.
Ansonsten langweilten sich all jene, deren Thema gerade nicht behandelt wurde. Nicht das jemand gewagt hätte sich angeregt mit dem Nachbarn zu unterhalten. Wer wollte schon derjenige sein, von dem sich ein hoher Hausvertreter gestört fühlte?
Also blieb nichts anderes als mit offenen Augen zu dösen und zu klatschen, wenn alle klatschten.
Man konnte sich die ausgefallenen Garderoben der Edlen und der Fremdweltler ansehen oder den Blick zu den hohen Fenstern schweifen lassen, wo zerfranste graue Wolken entlang zogen. Außerdem eine Staffel Hornissen, die aufs offene Meer hinaus strebten, gefolgt von zwei Lightnings, die eine Thunderbolt begleiteten.
Ansonsten blieb nur der Kampf gegen die Unerhörtheit, während des Adelsrates einzuschlafen.
Nicht weiter wild.
Major Zerbstmark war das Fliegen über dem Meer gewohnt und all die Kapriolen die es mit sich brachte. Das tobende Grau des Meeres unter ihnen, das Panzerstahlgrau des Himmels über Ihnen. Würde es schlimmer werden stiegen sie einfach höher.
Die Instrumente der Hornisse waren modern und sie konnten ihre Aufgabe auch leicht erfüllen, ohne auf Sicht fliegen zu müssen. Bisher war ohnehin alles ruhig. Wie man hörte, gab es direkt an der Makropole den einen oder anderen Zwischenfall. Hauptsächlich Reporter, Paparazzi oder Schaulustige, die die Flugverbotszone verletzten, um nah an die Ratshalle heranzukommen und einen Blick auf die hohen Herrschaften zu erhaschen. Nichts was sie anging.
Darum hatten sich die unmittelbaren Sicherheitskräfte an der Makropole zu kümmern. Über dem Meer war der Passagierflugverkehr umgelenkt wurden. Keine Maschine kam von der Seeseite und wenn doch, dann wurden sie zu Landehäfen weiter südlich umgeleitet.
Rot- Zwei an Staffelführer, kommen.
Staffelführer hört, kommen.
Ich habe da was auf dem Funkmeßtaster. Sieht wie was Großes aus… auf meiner Anzeige hat es gerade die Sperrzone verletzt, kommen. Der Major justierte sein eigenes Gerät nach und tatsächlich. Ein größeres Luftfahrzeug hatte die Sperrzone soeben überschritten und flog in Richtung Makropole.
Soviel zum ruhigen Dienst. Naja endlich mal was los.
Staffelführer an alle, wir schließen auf und schauen wer da zu blöd ist Koordinatenwarnungen zu lesen. Rot- Drei, Meldung an Leitstand, kommen.
Rot- Drei an Staffelführer, Meldung über Verletzung von Flugverbotszone an Leitstand. Verstanden. Ende Sie legten an Höhe zu und beschleunigten. Rot- Drei meldete sich dann wieder. Die Pilotin klang etwas zögerlich.
Rot- Drei an Staffelführer. Ich… ich scheine Probleme mit dem Höhenruder zu haben. Maschine steigt nicht wie gewohnt. Kommen. Der Staffelführer ließ sich das Problem näher beschreiben. Tatsächlich war es etwas, mit dem die Hornissen dann und wann zu kämpfen hatten. Nichts Wildes, aber musste gemacht werden. Das hieß Schreiberei.
Mehr für die Neue in Rot- Drei als für ihn, immerhin. Naja auch das mussten die Neuen schließlich kennenlernen.
Ja verstanden. Fallen Sie zurück Rot- Drei. Manchmal kommt das Gelenk für die Klappe von alleine frei, meiner Erfahrung nach. Gegebenfalls kehren Sie zum Horst zurück.
Die Maschine löste sich aus dem Verbund und blieb hinter den anderen beiden zurück.
Zerbstmark passte seine Position an, während Leutnant Leiruth weiter versuchte den Eindringling zu kontaktieren. Erfolglos.
Waffen auf aktiv. Befahl Rot- Eins und schnippte mit dem behandschuhten Daumen die Schutzkappe über dem Kopf seines Steuerknüppels zurück. Diverse Lampen sprangen von entspanntem Grün auf Unheil verheißendes Rot. Auch akustisch signalisierten Pfeifen und Piepen, dass die Dinge hier sehr schnell sehr ernst werden konnten.
Sie mussten gleich Sichtkontakt haben und tatsächlich zeichnete sich kurz darauf ein großer Körper unter der grauen Wolkendecke unter ihnen ab. Wie ein Fisch, der knapp unter der Oberfläche dahinschwamm.
Ein großes Transportflugzeug, wie der Major vermutete.
Nein… jetzt sah er es. Eine Passagiermaschine.
Was hatte das jetzt zu bedeuten?
Er wies Rot- Zwei an die Kommunikation einzustellen und versuchte es selber. Passagierflieger, sie befinden sich in einem Speerbereich. Wir sind autorisiert Gewalt anzuwenden, um Sie von der Verletzung dieser Verbotszone abzuhalten. Ich fordere sie final auf, sich zu identifizieren und ihren Kurs nach Norden zu ändern. Kommen!
Statisches Rauschen erfüllte den Äther.
Ein paar kaum hörbare Stimmen, die üblichen Überlagerungen und Geisterechos. Die Crew der Passagiermaschine schwieg.
Die beiden Hornissen hatten sich jetzt neben die Spitze der Zivilen gesetzt und auch wenn das Cockpitglas stark spiegelte, war dahinter doch Bewegung zu sehen. Natürlich, schließlich musste dieses Ding ja jemand steuern.
Verstehen Sie dies als ihre letzte Warnung. Wenn Sie nicht nach Norden abdrehen…
Rot- Eins, ich habe weitere Signale auf dem Schirm. Unterbrach ihn der Leutnant. Tatsächlich. Erst zwei, dann drei weitere Signaturen näherten sich aus der gleichen Richtung, wie der erste Flieger.
Zerbstmark begriff. Es war ein Angriff.
Rot- Zwei. Feuerfreigabe. Alle erkennbaren Ziele vernichten.
Rot-Zwei versta… Die Hornisse des Leutnants explodierte, was ihrem Piloten auf ewig das Wort abschnitt. Instinktiv riss Zerbstmark den Steuerknüppel seines eigenen Vogels herum und ließ ihn in einer Rolle nach unten ausbrechen.
Im Cockpit hob ein Jahrmarkt an Warnsignalen an. Der Major versuchte seine Augen überall zu haben. Die Instrumente verrieten ihm nichts.
Der Angreifer hatte entweder unverschämtes Glück gehabt oder er wusste vom Tasterschatten der Hornissen, die ihre Rücken in unmittelbarer Näher blind machten.
Etwas schoss durch die vergehende Wolke dessen, was einmal der Kampfbomber des Leutnants gewesen war. Die X- Form der Flügel verriet einen Flieger baugleichen Typs.
Rot- Drei! Was um Terras Willen tun Sie? Die Pilotin blieb ihm eine Antwort schuldig. Oder vielmehr wählte sie eine sehr klare Form der Antwort. Sie schwenkte auf ihren vermeintlichen Kameraden ein und ließ dem Flügel ihrer Maschine eine Sternenglanz Luft/Luftrakete entspringen. Es wirkte fast träge, wie sich die Rakete von dem Flieger löste und sich auf den Weg zu ihrem Ziel machte.
Rot- Eins zerrte den Steuerknüppel nach hinten, maß die eigene Steigfähigkeit gegen die der Rakete.
Einen Kampf, denn er verlieren musste. Das Blut rauschte in Zerbstmarks Ohren, von den Rändern seines Gesichtsfeldes schlich sich das Schwarz einer Ohnmacht herein. Mehr Warnsignale, Atemnot, der eigene Körper im Kampf gegen die Gravitationskräfte.
Bevor er die Besinnung verlor ließ er die Maschine abschmieren, hieb auf den Auslöser der Täuschkörper und stürzte ins Bodenlose.
Die Rakete stieß durch die glühende Wolke der falschen Hitzeziele und jagte in entgegengesetzter Richtung an dem Kampfflugzeug vorbei.
Nur im weiten Bogen schwenkte das Geschoss wieder auf die Hitze des Ziels ein.
Auch Rot- Drei hatte einen weiten Bogen beschrieben, hatte sich der riskanten Gewaltsteigung nicht ausgesetzt. Von unten hielt sie jetzt auf ihr Opfer zu und ließ die Bordwaffen spucken. Die Garbe, aus Leuchtspur durchwirkten Maschinengewehrfeuer und Laserstrahlen ging weit vorbei. Der Major setzte seinerseits die eigne Bewaffnung ein und zeigte wer der Erfahrenere hier am Himmel war.
Während seine Schüsse die untere Tragfläche des heimtückischen Fliegers zerfetzten und diesen, wenn schon nicht vernichteten, so doch ins Taumeln brachten, stellte er Kontakt zum Leitstand her.
Rot- Eins an Leitstand. Angriff durch eigenes Staffelmitglied… Auf dem Staffelkanal hörte er bereits die elende Verräterin plappern.
Er hat ihn einfach abgeschossen. Er hat Leutnant Leiruth abgeschossen. Der Major ist verrückt geworden.
Das wurde also gespielt. Irgendeine Verräterei und dieses abstoßende Individuum versuchte zusätzliche Verwirrung zu stiften. Das würde er klarstellen, sobald er sie vom Antlitz dieser Welt gefegt hatte.
Die Maschine der Verräterin hatte sich wieder einigermaßen gefangen, wenn auch mit sichtlicher Schlagseite.
Der Major stürzte sich auf sie und schickte ihr seinerseits eine Rakete auf den Hals.
Das hieß er versuchte es, den der Druck auf denn Feuerknopf ließ lediglich eine Meldung über das Nichtfunktionieren der ersten Rakete in Rot erscheinen. Zerbstmark schaltete um auf den zweiten Träger, war dadurch aber schon an seinem Ziel vorbeigeschossen.
Dieses war der weil nicht untätig gewesen und setzte alles daran sich hinter Rot- Eins zu manövrieren. Dabei spuckte der Vogel der Verräterin einen steten Strom aus hochkalibrigen Maschinenkanonenprojektilen.
Vermutlich hatte sie so auch Leiruth erledigt. Ideal gegen Ziele die nicht wussten das sie Ziele waren, aber nichts für einen ausgeglichenen Luftkampf. Schon gar nicht, wenn einem eine von vier Tragflächen fehlte. Er ließ seine Hornisse um den Strom aus Geschossen herumkreisen, zog hoch und richtete sie im 90-Gradwinkel auf.
Die Stromlinienform des Fliegers war plötzlich nicht mehr wirksam und die gesamte Maschine hatte sich in eine einzige Bremsklappe verwandelt.
Der Major wurde ordentlich durchgewalkt. Hatte es bis dato ein Warnlicht und einen Signalton gegeben, welches und welcher noch nicht angesprungen war, jetzt war es soweit.
Aber es funktionierte.
Die Verräterin zog unter ihm hinweg, während er die Maschine wieder nach vorne fallen ließ.
Der “Sargdeckel” war nichts, was man auf der Flugakademie im Grundkurs beigebracht bekam. Jetzt war er buchstäblich am Drücker. Der Zielsucher hatte Mühe die wild taumelnde Hornisse zu fassen zu kriegen. Dann endlich schaltete er auf und mit einem Grinsen purer Genugtuung hob der Major den Finger über den Feuerknopf.
Bevor er ihn jedoch senken konnte traf die Sternenglanz, welche Rot-Drei auf ihn abgefeuert hatte, ihr Ziel.
Die Rakete hatte, gleich einem stumpfsinnigen aber treuen Hund, die abgesetzten Täuschkörper ebenso ignoriert, wie die Triebwerke der Passagiermaschine und die Sonne selbst. Sie hatte einen so harten Bogen beschrieben, wie es ihr Gasausstoß erlaubte und schwenkte, im Anbetracht dessen, dass man während dieses Luftkampfes in Sekunden und Millisekunden denken musste, gemütlich wieder auf ihr ursprüngliches Ziel ein. Im Cockpit von Rot- Eins blieb diese Annäherung nicht unbemerkt. Jedenfalls nicht von der Elektronik. Ein Warnton wurde immer eindringlicher, mit jedem Meter welchen die Rakete zurücklegte. Auch ein rot blinkendes Bild zeigte die Gefahr an.
Allein, der Major übersah es schlicht und einfach. Zu groß die Anzahl der Eindrücke, zu groß die Belastung des Körpers, zu groß der Wunsch den Verrat zu rächen.
Seine Ambitionen und seine Erfahrung fielen als brennender Komet in Richtung Meer.
Rot- Drei stabilisierte ihr angeschlagenes Flugzeug wieder, schloss zu der Passagiermaschine auf und setzte sich daneben.
Gemeinsam setzten sie den Flug in Richtung Gohmor fort.
Frau General, es kostete dem Adjutanten sichtliche Anstrengung sich dazu zu überwinden, die Offizierin zu stören.
Was haben Sie denn? Fragte diese betont beschwichtigend, um die ganze Sache nicht unnötig in die Länge zu ziehen und ihre kurze Pause nicht noch weiter zu beschneiden. Sie hatte angeordnet nur gestört zu werden, wenn es wirklich wichtig sei und sie konnte davon ausgehen, dass diese Anordnung nicht leichtfertig gebrochen wurde.
Mehrere Maschinen sind vom Radar verschwunden. Es… es gibt widersprüchliche Meldungen dazu, aber es scheint Kämpfe gegeben zu haben. Er wirkte verwirrt und bedrückt, als wäre es seine persönliche Schuld, dass die Meldung nicht aussagekräftiger war.
Die hochgewachsene Frau richtete sich in dem Bürostuhl auf, welchen sie nach hinten geklappt hatte, um zehn Minuten die Augen zu schließen. Kämpfe? Wovon reden sie Mann?
Werden wir angegriffen? Sie war auf den Beinen und zog ihre Uniform glatt. Mit einem Blick hatte sie erfasst, dass sie von dem Adjutanten keine klare Antwort kriegen würde und stiefelte an ihm vorbei, die Tür zum Kontrollraum brüsk aufstoßend.
Der Techpriester in seiner roten Robe und mit seinem unmenschlichen Metallgesicht wäre wohl für jeden anderen Fokuspunkt der Szenerie gewesen. Aber der Offizierin fiel allein das hier herrschende Chaos auf. Männer und Frauen sprachen aufgeregt in Mikrophone oder pressten die Hände gegen Kopfhörer um besser verstehen zu können.
Wie war das möglich? Sie hatte sich doch vor drei oder vier Minuten erst in das Büro zurückgezogen. Das auch nur, weil es gerade besonders ruhig gewesen war. Jetzt brodelte hier die Hölle auf mittelgroßer Flamme.
Lagebericht! Blaffte sie. Ihr Stellvertreter zuckte bei ihrer Stimme zusammen, wirkte aber gleichzeitig unendlich erleichtert, dass sie da war.
Frau General, wir haben den Kontakt zu drei Flugteams verloren. Zwei andere berichten, dass sie von den eigenen Kameraden angegriffen wurden und Gegenmaßnahmen ergreifen mussten. Berichte widersprechen sich. Es wurden mehrere große Luftfahrzeuge gemeldet, die die Flugverbotszone verletzen.
Haben sie die Bojenscanner zum Großraumtaster zugeschaltet?
Nein… ich dachte…
Dann tun Sie dies in Spetnianus Namen. Der Techpriester kam der Aufforderung nach, noch ehe sich der verwirrt wirkende Oberstleutnant genau daran erinnerte, um was genau es sich bei den Bojen handelte.
Die seegestützten Verstärker schäften das Bild der der Tastanlage, welche die weitmöglichsten Fläche auf der Seeseite der Makropole abdecken konnte. Der Techpriester legte die grünlich verwaschene Anzeige auf den Hauptbildschirm, auf welchem eben noch Daten über Flugzeuge, Routen und Treibstoffmeldungen geflackert waren. Mit jeder dazugeschalteten Boje wurde das Bild schärfer. Zeigte stilisierte Wolkenformationen, ein paar Schiffe und die eigenen Flugzeuge an.
Die Anwesenden zogen erschrocken die Luft ein.
Am Rand der Anzeige, dort wo die Flugsverbotszone begann, zeichnete sich eine Signatur in Form eines kleinen Pfeils ab.
Dann noch einer.
Ein dritter und ein vierter.
Fast zeitgleich verlosch ein Pfeil auf ihrer Seite. Einer der eigenen Jagdflugzeuge, die zum Schutz des Luftraumes gedacht waren.
Jemand fluchte.
Die Kiefermuskeln der Generalin malten, während ihre Augen hin und her huschten, um die Situation in Gänze zu erfassen.
Panik wallte in ihr auf. Sie ließ dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung, des absoluten Bewusstseins, dass sie die falsche Frau am falschen Ort zur falschen Zeit war, genau vier Sekunden zu. So wie sie es stets tat.
Dann drückte sie alle Bedenken und Zweifel zur Seite.
Alle Reservestaffeln starten lassen. Auch die schweren Jägerverbände. Direkte Befehlsschaltung zu mir. Keine Zwischenleitstellen.
Informieren sie die Staffelführer, dass es Verräter in den eigenen Reihen geben könnte. Äußerstes Misstrauen gegen die eigenen Untergebenen. Dabei fiel ihr etwas ein und sie legte die Hand auf den Griff der eigenen Dienstwaffe an ihrer Hüfte.
Beordern sie die Luftschiffe zu einer Sperrpostion, rund um die Ratshalle. Bruder Amayi, ich bitte sie darum ihre Brüder und Schwestern an den Deflektorgeneratoren über die Situation zu informieren und zu äußerster Vorsicht anzuhalten.
Der Techpriester nickte knapp und verband sich mit einer der Konsolen. Flackbatterien an der Westseite in Bereitschaftszustand aktiv wechseln.
Gerlach und Heißner, sie sprach zwei Soldaten direkt an.
Beide kannte sie aus früheren Verwendungen. Die anderen Soldaten der Leitstelle waren ihr unbekannt, verlassen sie ihren Posten und holen sie sich jeder eine MPi- 01.3 aus dem Waffenschrank im Korridor. Sie werden sich hier drinnen positionieren und ein Auge auf ihre Kameraden haben. Die beiden Angesprochenen blickten sich besorgt an. Taten dann aber mit einem Jawohl Frau General. Wie ihnen geheißen.
Die hatte sich bereits an den Funktechniker zu ihrer Rechten gewandt. Geben Sie mir den Verbindungsoffizier in der Ratshalle.
Der eigentlich erste richtige Tag, bei dem man davon sprechen konnte, dass es sich um einen Tag der Beratung handelte, war seit etwa drei Stunden im Gange.
Es hatte auch wieder allerhand Begrüßungsfloskeln gegeben, welche jedoch weit weniger ausschweifend ausfielen als bei der gestrigen Eröffnung. Es ging um die Neureglung der Tributzahlung. Die zweit größte Wirtschaftsmacht des Planeten, namentlich die Truzt- Staaten, hatte den bereits seit Ewigkeiten schwelenden Streit mit Gohmor durch den Entschluss auf die Spitze getrieben, den eigenen Anteil am Tribut separat zu entrichten. Eine Provokation, welche schlussendlich zum Stellvertreterkrieg in Horning geführt hatte.
Der bewaffnete Konflikt war zwar seit über einem Jahr beigelegt, der Wirtschaftskrieg ging derweil unvermittelt weiter. Sanktionen und Alleingänge führten am Ende jedoch nur dazu, dass alle Beteiligten enorme Verluste machten.
Gewiss, die Tribute an das Imperium waren ohnehin ein nötiges Übel aus Ressourcen, die aus den eigenen Märkten entfernt wurden. Durch die separierte Abwicklung durch Truzt wurde der Aufwand jedoch signifikant erhöht. Dem Imperium war es egal wie eine Welt der Forderung intern nachkam. Hauptsache sie lieferte.
Das immerhin konnte Koron 3 von sich behaupten. Die föderale Art und Weise wie dies geschah war jedoch unnötig kompliziert. Es wurden also Ansichten und Meinungen zu diesem Sachverhalt dargelegt. Experten riefen Diagramme und mögliche Lösungsvorschläge auf. Einen besonders langen Redebeitrag steuerte der Botschafter aus Truzt bei. Darin wurde angedeutet, dass die Autonomiebestrebungen der Nation und ihrer Verbündeten durchaus auch damit zutun hatten, dass man als eine der größten Wirtschaftsmächte des Planeten, kaum genügend Stimmrecht hatte, um ein Gegengewicht, auch nur zu einem der kleinsten Adelshäuser, darzustellen. Das erzeugte Unmutsbekundungen durch Vertreter eben dieser Adelshäuser.
Ein ewiger Streit.
Dieser kleine Disput stellte darüber hinaus die einzige Abwechslung für all jene dar, die kein besonderes Interesse an Diagrammen, Tabellen und Hochrechnungen hatten.
Ansonsten langweilten sich all jene, deren Thema gerade nicht behandelt wurde. Nicht das jemand gewagt hätte sich angeregt mit dem Nachbarn zu unterhalten. Wer wollte schon derjenige sein, von dem sich ein hoher Hausvertreter gestört fühlte?
Also blieb nichts anderes als mit offenen Augen zu dösen und zu klatschen, wenn alle klatschten.
Man konnte sich die ausgefallenen Garderoben der Edlen und der Fremdweltler ansehen oder den Blick zu den hohen Fenstern schweifen lassen, wo zerfranste graue Wolken entlang zogen. Außerdem eine Staffel Hornissen, die aufs offene Meer hinaus strebten, gefolgt von zwei Lightnings, die eine Thunderbolt begleiteten.
Ansonsten blieb nur der Kampf gegen die Unerhörtheit, während des Adelsrates einzuschlafen.