05-05-2022, 09:00 PM
Abgesehen vom heiß herbeigehofften Marsch der PVS, mit all der Wucht und schieren Masse der koronischen Macht, rangierte nur das Ankommen der Gäste auf einer ähnlich hoch angesiedelten Platzierung in der Gunst der Zuschauer.
Diese maßgebliche Zeremonie des vierten Tages bestach durch die Ankunft in diversen Landefahrzeugen, welche die Delegationen aus fremden Welten aus dem Orbit brachten. Einige wenige hatten das Privileg dies mit eigenen Augen zu sehen, etwa an den Beobachtungsplattformen, welche an der Außenseite des Stadtgebirges lagen. Für den Rest der ungezählten Hunderttausenden, mussten die Übertragungen auf den gewaltigen Vid-Schirmen genügen, die wenigsten eine Ahnung der ankommenden Schiffe vermittelten.
Obsidian war ein enger und langjähriger Handelspartner Korons. Ein Name, den man aus der Zeitung kannte und dessen Produktionskennung man auf dem einen oder anderen Produkt durchaus finden konnte.
Darüber hinaus waren greifbare oder vielmehr sichtbare Vertreter dieser Welt nichts, was der Bürger alle Tage zu sehen bekam. Um so größer war das Interesse, Bewohner dieses exotischen Ortes beschauen zu können. Man wusste, dass für die Obsidians mit dem Material, nach welchem sie sich benannten, ein präsenter und geradezu obsessiver Teil ihrer Kultur zusammenhing. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass sie durch ihre Nähe zur Malgosasonne deren harter Strahlung voll ausgesetzt waren. Allein das natürliche Material des Planeten umspannenden Pechgebirges, eben der alles bestimmende Obsidian, vermochte dieser Einstrahlung zu trotzen. Die amorphe Struktur dieses Vulkangesteins war in der Lage die Energie der Sonne zu brechen, abzuschwächen und gar zu negieren.
Ein Umstand der den ersten Siedlern das Leben rettete. Nachdem sie sich wie Würmer in die Berge gewühlt und die Sonne zu hassen gelernt hatten, errichteten sie ihre Städte und verkleideten sie mit dem schützenden Gestein. Nicht nur hatte man sich so auf der lebensfeindlichen Welt etablieren können, sondern es war sogar gelungen das Wundermaterial zu manipulieren und zu verbessern.
Während die schwarzen Städte in den glühenden Himmel wuchsen, gelang es bald schon den Obsidian so zu verändern, dass eine stärkere strukturelle Integrität erhielt und gespeicherte Energie sogar abgeben konnte. Ein semi- natürlicher Solarspeicher, wenn man so wollte. Die schwarzen Städte waren auf diese weiße nicht nur geschützt, sondern florierten auch durch die relative Energieunabhängigkeit. Der Prozess der Gesteinsanpassung war inzwischen in Details der Vergessenheit anheimgefallen und funktionierte mehr überliefert als verstanden.
Auch war das Prozedere nicht effizient genug, um es über die Grenzen des Planeten, auf welchem das nutzbare Gestein in großen Mengen als Ausgangsmaterial vorhanden war, zu exportieren.
Für den Planeten selbst war es jedoch die Basis der Blüte. Einzig die Nahrungsproduktion stellte eine ständige Achillesferse Obsidians dar. Zwar gab es Gewächshäuser im Ausmaß von Ländern, dennoch war der Planet stets und ständig auf den Import von Nahrung angewiesen.
Koron war hier ein zuverlässiger Partner, besonders maritimer Nahrungsmittel. Aus stabilen Handlungsbeziehung war Partnerschaft und Bündnistreue geworden. Die koronische und die obspsidianische Subsektorflotte konnte faktisch mehr als Einheit, denn als geteilte Formationen gedacht werden. Darüber hinaus war Obsidian ein Lieferant erlesenster Luxusgüter. Nebelseide und Pulssteine waren dabei wohl noch die bekanntesten Artikel.
Der kornische Adel hatte vor dem großen Krieg einen ganzen Modezweig entstehen lassen. Haus Schell war allein durch den hundertjährigen Handel mit diesen beiden Erzeugnissen zu dem kleinen, aber unsagbar reichem Haus aufgestiegen, welches es heute war.
Im Eingedenk der engen Verbundenheit beider Welten führte niemand geringes als Majordoma Ninky le Ninky Delegation an. Die jüngste Tochter der Generalgouverneurin von Obsidian, Gauss Ninky le Ninky un Wekk. Die Wertschätzung in dieser Geste konnte gar nicht hoch genug bewertet werden. Wie es Sitte war, war Ninky le Ninky allein gekommen. Sie hatte keine Berater oder Minister bei sich. Die Zwölfjährige konnte über alle Belange zwischen Koron und Obsidian entscheiden. Kognitivstimulanzien, seit der Geburt verabreicht und allein dem Herrschergeschlecht des Planeten zugänglich, verliehen ihr ein logisches Denken und rationales Verstehen, welches einer Vielzahl studierter Ökonomen und Strategen entsprach. Ninky le Ninky blieb den neugierigen Blicken der Zuschauenden weitgehend verborgen. Ihre selbst laufende Sänfte war ringsherum mit grauer Nebelseide verschleiert, die sich träge bewegte, als schwebe der Stoff Unterwasser. Selbst das künstliche Licht der Makropole war zu viel für die empfindlichen Augen der Majordoma und lediglich eine schlanke Hand, so weiß wie Milch, bis auf die geschwärzten Fingerspitzen, winkte aus dem Gefährt.
Eine Abordnung aus Schranzen mochte man ihr nicht mitgegeben haben, wohl aber eine Idee dessen, was Obsidian an militärischer Stärke vorzuweisen hatte. Die eigene Heimat zu schützen und allen zu drohen, die begehrlich auf die schwarze Welt schauen mochten.
Die Einheit selbst hatte den wenig klingenden Namen “Sondergeleitformation Eins”. Doch was machte schon ein unprätentiöser Name, wenn man einen Blick auf die Kämpfer werfen konnte, die hinter ihrer Herrin marschierten.
Nun, eigentlich war es weder korrekt hier von Marschieren zu sprechen, noch davon einen langen Blick zu riskieren. Denn Letzteres konnte durchaus zu Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel oder Erbrechen führen. Kinder und zarte Gemüter waren vor dem Schaulauf durch Flugblätter darauf aufmerksam gemacht wurden, den Anblick mit Vorsicht zu genießen.
Die Sondergeleitformation Eins bestand aus Männern und Frauen, die in Schwarzglasrüstungen gehüllt waren. Hätten sie stillgestanden, so hätte man, von Kopf bis Fuß in schwarzes Obsidian gehüllte Gestalten an ihren Umrissen erkennen mögen. Die Rüstungen wirkten asymmetrisch, fast wie natürlich gewachsene Kristalle, die nur zufällig die Form von Menschen angenommen hatten. Flache Flächen und scharfe Kanten. Dass allein war schon ungewöhnlich und unbehaglich. Der Umstand aber, dass die Farbe dieses Materials ein derart dichtes und massives Schwarz war, dass es Licht regelrecht zu absorbieren schien und die Augen in den Bestreben überforderte, etwas in dieser absoluten Abwesenheit von Farbe und erkennbarer Tiefe zu erkennen, machte ein reines Betrachten zu einem desorientierenden Gefühl. Hinzu kam, sozusagen als Todesstoß, die Art wie sich die Formation bewegte. Andere militärische Einheiten bildeten sich etwas auf den perfekten Gleichklang von Schritten und schwingenden Armen, von gerecktem Kinn und geradem Rücken ein. Die Gerüsteten der Geleitformation bewegten sich buchstäblich völlig contraire dazu. Jeder Mann und jede Frau schien ihrer ganz eigenen Marschierbewegung zu folgen, die angestrengt genau anders zu sein versuchte, als die Bewegung der umgebenden Kameraden. Das darin System steckte verriet allein schon der Umstand, dass sie nicht übereinander fielen und stolperten. Die wogende und ungleichmäßige Bewegung aus sich senkenden und hebenden Kanten und Flächen, die aus puren Schwarz bestanden, einem wimmelnden Haufen sich bewegenden Nichts, wie es schien, konnte jedes, anderes gewohntes Auge bezwingen.
Vor dem Hintergrund dieses sagenhaften, optischen Effektes, fielen die Erklärungen jener die es wussten schon fast gar nicht mehr ins Gewicht. Das die Schwarzglasrüstungen einen moderaten kinetischen Schutz boten und Laserstrahlen komplett absorbieren sollten.
Als langjährige, starke Partner Korons, wurde es den Obsidians gestattet den Ehrenmarsch der Gäste anzuführen.
Ihnen folgten in einigem Abstand, die Vertreter des Axis- Systems. Mit diesem System bestand erst seit, beziehungsweise nach, dem Krieg der Häuser eine engere Partnerschaft. Auch wenn des in galaktischer Näher zum Trojan Sektor lag, war die Entfernung doch so beträchtlich, dass sie einen oder mehrere Waprsprünge bedurfte.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn es gab nicht wenige, konventionelle Handelsorganisation, die sich auf nicht- warp Raumfahrt verlegt hatten und für die Axis damit wegfiel.
Nichtsdestotrotz wurde in Diplomatenkreisen schon seit einiger Zeit von einer möglichen Allianz gemunkelt. Ein Bündnis aus Koron, Obsidian und Axis würde einen starken wirtschaftlichen und militärischen Block schaffen. Die Gäste von diesen wichtigen, außerplanetaren Interessenvertretern waren also keineswegs nur aus Anstandsgründen hier. Gut möglich, dass am Ende des Adelsrat eine neue, mächtige Allianz stand.
Die Anliegen der Codes Axis vertrat Militarum-Kanzler Chlodwig Grätz zu Hohenlohe. Ein Mann wie ein Stilett. Hart, schlank und geschärft, zackig in jeder Bewegung. Vom haarlosen Schädel, eingerahmt vom schwarzen Stehkragen seiner gleichsam schwarzen Uniform, über und den lotrechten Rücken, bis zu den dürren Füßen in hochglänzenden, schwarzen Schaftstiefeln. Die Habichtnase dominierte das emotionslose Gesicht, schmal und unnachgiebig wie der ganze Mensch.
Eineinhalb Schritte hinter ihm der oberste Kanzler der Handelskommandantur, Ernst August auf Ehrenfeld-Düppel. Handel mochte in der Tätigkeitsbeschreibung dieses Kanzlers zu finden sein, doch ging hier kein feister Pfeffersack, sondern ein Mann, der in den Reihen der hier bereits langmarschierten Veteranen kaum aufgefallen war. Das Gesicht war auf unterschiedlichste Art vernarbt und scheinbar gar verätzt wurden. Der makellos gestutzte Bart und das militärisch kurz geschorene Haar suchten nicht diese, in Fleisch geschriebenen Abzeichen zu kaschieren, sondern hoben sie mit einem grimmigen Stolz hervor. Die Uniform des Kanzlers war ebenso nüchtern dunkel wie die des Militarums- Kanzlers. Lediglich einige goldene Tressen und rote Applikationen kündeten davon, dass Handel auch etwas mit zu erwerbendem Wohlstand zutun haben mochte.
Die Schattenkaste der Technomanten war hier nicht sichtbar vertreten. Das hieß allerdings keinesfalls, dass sie nicht auf Koron war. So eigenbrötlerisch und zersplittert sie intern auch sein mochten, auf der Bühne des Imperiums trat der Mechanicus geschlossen auf. Außenstehenden wurde kein Einblick gewährt.
Der Adeptus beteiligte sich nicht an Paraden und Schauläufen, um von Bauern begafft zu werden. Gemeinsam mit Vertretern der auf Koron anwesenden Maschinenprister würde der Magister der Technomanten von Axis beim Rat zugegen sein.
Das einfache Volk würde das Privileg ihn zu sehen jedoch nicht erhalten. Die militärische Abordnung die es zu sehen bekam tröstete über diesen Umstand jedoch geflissentlich hinweg. Hinter den beiden Kanzlern und noch vor den Soldaten, kam ein recht überschaubarer Stab an Beratern und Funktionären.
Sie alle bestachen eher durch Schlichtheit, als durch auffällige Extravaganzen. Symbolisch, wie auch praktisch wurden sie von einem Karree aus Schwestern der ewigen Gnade geschützt. Wer sich mit den kulturellen Strukturen des Axis- Systems auskannte, mochte darin ein Sinnbild sehen. Schützend, aber auch mit wachem Auge nach innen, umgab der Codex Animae den Codex Axis.
Die Schwestern konnte man in die Nähe des Adeptus Sororitas rücken, auch wenn man Bolter und Servorüstung vergebens suchte. Dennoch lagen über den einfarbigen Ordenstrachten Harnische und umfassten die bußfertigen Hände, von denen Sieche und Verwundete voll Bewunderung, ob ihrer Milde und heilenden Wirkung sprachen, wuchtige Sturmgewehre. Diese kleine Gruppe aus frommen und wehrhaften Frauen waren direkt der Magistra untergeordnet, welche hier in ihrer Funktion als Beichtmutter mit angereist war.
Eine Beichtmutter wohlgemerkt, die Streitkolben und Maschinenpistolenpaar mit sich führte.
Abschließend folgte die soldatische Abordnung aus zweihundert handverlesenen Kämpfern. Fünfzig verdiente Helden des Paladin Sturmregimenten “Baron von Todenstein-Holle”.
Alles Überlebende von Situationen, die an sich nicht zu überleben gewesen wären. Schwarze Mäntel, Schädelmasken und viele, viele Prothesen aller Art kündeten von diesem Ursprung. An Militärakademien wurde dieses Regiment exemplarisch genannt, wenn Studenten die repetitive Nennung des Todeskorps von Krieg umgehen wollten. Der unbedingte Siegeswille und die rückhaltlose Opferbereitschaft waren Synonyme für diese Einheit. Ihnen folgten fünfzig “eiserne Kerls”. Schwere Belagerungssoldaten, welche in autonomen Angriffsrüstungen stecken, die eine Mischung aus qualmendem Kraftwerk, Abrissbagger, Ritterrüstung und Servolader zu sein schienen. Hatte ein Feind etwas befestigt, so oblag es ihnen diesen Zustand zu beenden. Die jeweils rechten Arme dieser stampfenden, dröhnenden und stinkenden Zentauren aus Mensch und Maschine, mündeten in Klauen, Sägen und Bohrern. Während die Linken in Flammenwerfern ausliefen.
Den Abschluss bildeten hundert Kämpfer der Eltroschwadron "Fulgur". Schwarze Gummianzüge, mit verspiegelten Scheiben dort, wo ein Gesicht hätte sein müssen. Die plump anmutenden Anzüge verliehen ihnen etwas undefinierbares Unmenschliches. Weniger greifbar als noch bei bei den Schwarzglasrüstungen der Obsidians, aber dennoch nicht zu leugnen. Hinzu kamen ihre ungewöhnlichen Waffen, die mit der Bezeichnung "Blitzwerfer" alles sagten, was es zu sagen gab. Die Energiequellen trugen sie auf dem Rücken. Von diesen Miniaturgeneratoren führten isolierte Kabel in die Enden der silbernen Stöcke, deren Spitzen von drei Ringen umschlossen waren. Viele Zuschauer schworen nach dem Vorbeimarsch, dass sie die Energie in der Luft gespürt und das Knistern der Ladungen gehört hätten. Natürlich marschierte keine Formation mit einsatzbereiten Waffen ins Herz der Hauptstadt.
Diese maßgebliche Zeremonie des vierten Tages bestach durch die Ankunft in diversen Landefahrzeugen, welche die Delegationen aus fremden Welten aus dem Orbit brachten. Einige wenige hatten das Privileg dies mit eigenen Augen zu sehen, etwa an den Beobachtungsplattformen, welche an der Außenseite des Stadtgebirges lagen. Für den Rest der ungezählten Hunderttausenden, mussten die Übertragungen auf den gewaltigen Vid-Schirmen genügen, die wenigsten eine Ahnung der ankommenden Schiffe vermittelten.
Obsidian war ein enger und langjähriger Handelspartner Korons. Ein Name, den man aus der Zeitung kannte und dessen Produktionskennung man auf dem einen oder anderen Produkt durchaus finden konnte.
Darüber hinaus waren greifbare oder vielmehr sichtbare Vertreter dieser Welt nichts, was der Bürger alle Tage zu sehen bekam. Um so größer war das Interesse, Bewohner dieses exotischen Ortes beschauen zu können. Man wusste, dass für die Obsidians mit dem Material, nach welchem sie sich benannten, ein präsenter und geradezu obsessiver Teil ihrer Kultur zusammenhing. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass sie durch ihre Nähe zur Malgosasonne deren harter Strahlung voll ausgesetzt waren. Allein das natürliche Material des Planeten umspannenden Pechgebirges, eben der alles bestimmende Obsidian, vermochte dieser Einstrahlung zu trotzen. Die amorphe Struktur dieses Vulkangesteins war in der Lage die Energie der Sonne zu brechen, abzuschwächen und gar zu negieren.
Ein Umstand der den ersten Siedlern das Leben rettete. Nachdem sie sich wie Würmer in die Berge gewühlt und die Sonne zu hassen gelernt hatten, errichteten sie ihre Städte und verkleideten sie mit dem schützenden Gestein. Nicht nur hatte man sich so auf der lebensfeindlichen Welt etablieren können, sondern es war sogar gelungen das Wundermaterial zu manipulieren und zu verbessern.
Während die schwarzen Städte in den glühenden Himmel wuchsen, gelang es bald schon den Obsidian so zu verändern, dass eine stärkere strukturelle Integrität erhielt und gespeicherte Energie sogar abgeben konnte. Ein semi- natürlicher Solarspeicher, wenn man so wollte. Die schwarzen Städte waren auf diese weiße nicht nur geschützt, sondern florierten auch durch die relative Energieunabhängigkeit. Der Prozess der Gesteinsanpassung war inzwischen in Details der Vergessenheit anheimgefallen und funktionierte mehr überliefert als verstanden.
Auch war das Prozedere nicht effizient genug, um es über die Grenzen des Planeten, auf welchem das nutzbare Gestein in großen Mengen als Ausgangsmaterial vorhanden war, zu exportieren.
Für den Planeten selbst war es jedoch die Basis der Blüte. Einzig die Nahrungsproduktion stellte eine ständige Achillesferse Obsidians dar. Zwar gab es Gewächshäuser im Ausmaß von Ländern, dennoch war der Planet stets und ständig auf den Import von Nahrung angewiesen.
Koron war hier ein zuverlässiger Partner, besonders maritimer Nahrungsmittel. Aus stabilen Handlungsbeziehung war Partnerschaft und Bündnistreue geworden. Die koronische und die obspsidianische Subsektorflotte konnte faktisch mehr als Einheit, denn als geteilte Formationen gedacht werden. Darüber hinaus war Obsidian ein Lieferant erlesenster Luxusgüter. Nebelseide und Pulssteine waren dabei wohl noch die bekanntesten Artikel.
Der kornische Adel hatte vor dem großen Krieg einen ganzen Modezweig entstehen lassen. Haus Schell war allein durch den hundertjährigen Handel mit diesen beiden Erzeugnissen zu dem kleinen, aber unsagbar reichem Haus aufgestiegen, welches es heute war.
Im Eingedenk der engen Verbundenheit beider Welten führte niemand geringes als Majordoma Ninky le Ninky Delegation an. Die jüngste Tochter der Generalgouverneurin von Obsidian, Gauss Ninky le Ninky un Wekk. Die Wertschätzung in dieser Geste konnte gar nicht hoch genug bewertet werden. Wie es Sitte war, war Ninky le Ninky allein gekommen. Sie hatte keine Berater oder Minister bei sich. Die Zwölfjährige konnte über alle Belange zwischen Koron und Obsidian entscheiden. Kognitivstimulanzien, seit der Geburt verabreicht und allein dem Herrschergeschlecht des Planeten zugänglich, verliehen ihr ein logisches Denken und rationales Verstehen, welches einer Vielzahl studierter Ökonomen und Strategen entsprach. Ninky le Ninky blieb den neugierigen Blicken der Zuschauenden weitgehend verborgen. Ihre selbst laufende Sänfte war ringsherum mit grauer Nebelseide verschleiert, die sich träge bewegte, als schwebe der Stoff Unterwasser. Selbst das künstliche Licht der Makropole war zu viel für die empfindlichen Augen der Majordoma und lediglich eine schlanke Hand, so weiß wie Milch, bis auf die geschwärzten Fingerspitzen, winkte aus dem Gefährt.
Eine Abordnung aus Schranzen mochte man ihr nicht mitgegeben haben, wohl aber eine Idee dessen, was Obsidian an militärischer Stärke vorzuweisen hatte. Die eigene Heimat zu schützen und allen zu drohen, die begehrlich auf die schwarze Welt schauen mochten.
Die Einheit selbst hatte den wenig klingenden Namen “Sondergeleitformation Eins”. Doch was machte schon ein unprätentiöser Name, wenn man einen Blick auf die Kämpfer werfen konnte, die hinter ihrer Herrin marschierten.
Nun, eigentlich war es weder korrekt hier von Marschieren zu sprechen, noch davon einen langen Blick zu riskieren. Denn Letzteres konnte durchaus zu Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel oder Erbrechen führen. Kinder und zarte Gemüter waren vor dem Schaulauf durch Flugblätter darauf aufmerksam gemacht wurden, den Anblick mit Vorsicht zu genießen.
Die Sondergeleitformation Eins bestand aus Männern und Frauen, die in Schwarzglasrüstungen gehüllt waren. Hätten sie stillgestanden, so hätte man, von Kopf bis Fuß in schwarzes Obsidian gehüllte Gestalten an ihren Umrissen erkennen mögen. Die Rüstungen wirkten asymmetrisch, fast wie natürlich gewachsene Kristalle, die nur zufällig die Form von Menschen angenommen hatten. Flache Flächen und scharfe Kanten. Dass allein war schon ungewöhnlich und unbehaglich. Der Umstand aber, dass die Farbe dieses Materials ein derart dichtes und massives Schwarz war, dass es Licht regelrecht zu absorbieren schien und die Augen in den Bestreben überforderte, etwas in dieser absoluten Abwesenheit von Farbe und erkennbarer Tiefe zu erkennen, machte ein reines Betrachten zu einem desorientierenden Gefühl. Hinzu kam, sozusagen als Todesstoß, die Art wie sich die Formation bewegte. Andere militärische Einheiten bildeten sich etwas auf den perfekten Gleichklang von Schritten und schwingenden Armen, von gerecktem Kinn und geradem Rücken ein. Die Gerüsteten der Geleitformation bewegten sich buchstäblich völlig contraire dazu. Jeder Mann und jede Frau schien ihrer ganz eigenen Marschierbewegung zu folgen, die angestrengt genau anders zu sein versuchte, als die Bewegung der umgebenden Kameraden. Das darin System steckte verriet allein schon der Umstand, dass sie nicht übereinander fielen und stolperten. Die wogende und ungleichmäßige Bewegung aus sich senkenden und hebenden Kanten und Flächen, die aus puren Schwarz bestanden, einem wimmelnden Haufen sich bewegenden Nichts, wie es schien, konnte jedes, anderes gewohntes Auge bezwingen.
Vor dem Hintergrund dieses sagenhaften, optischen Effektes, fielen die Erklärungen jener die es wussten schon fast gar nicht mehr ins Gewicht. Das die Schwarzglasrüstungen einen moderaten kinetischen Schutz boten und Laserstrahlen komplett absorbieren sollten.
Als langjährige, starke Partner Korons, wurde es den Obsidians gestattet den Ehrenmarsch der Gäste anzuführen.
Ihnen folgten in einigem Abstand, die Vertreter des Axis- Systems. Mit diesem System bestand erst seit, beziehungsweise nach, dem Krieg der Häuser eine engere Partnerschaft. Auch wenn des in galaktischer Näher zum Trojan Sektor lag, war die Entfernung doch so beträchtlich, dass sie einen oder mehrere Waprsprünge bedurfte.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn es gab nicht wenige, konventionelle Handelsorganisation, die sich auf nicht- warp Raumfahrt verlegt hatten und für die Axis damit wegfiel.
Nichtsdestotrotz wurde in Diplomatenkreisen schon seit einiger Zeit von einer möglichen Allianz gemunkelt. Ein Bündnis aus Koron, Obsidian und Axis würde einen starken wirtschaftlichen und militärischen Block schaffen. Die Gäste von diesen wichtigen, außerplanetaren Interessenvertretern waren also keineswegs nur aus Anstandsgründen hier. Gut möglich, dass am Ende des Adelsrat eine neue, mächtige Allianz stand.
Die Anliegen der Codes Axis vertrat Militarum-Kanzler Chlodwig Grätz zu Hohenlohe. Ein Mann wie ein Stilett. Hart, schlank und geschärft, zackig in jeder Bewegung. Vom haarlosen Schädel, eingerahmt vom schwarzen Stehkragen seiner gleichsam schwarzen Uniform, über und den lotrechten Rücken, bis zu den dürren Füßen in hochglänzenden, schwarzen Schaftstiefeln. Die Habichtnase dominierte das emotionslose Gesicht, schmal und unnachgiebig wie der ganze Mensch.
Eineinhalb Schritte hinter ihm der oberste Kanzler der Handelskommandantur, Ernst August auf Ehrenfeld-Düppel. Handel mochte in der Tätigkeitsbeschreibung dieses Kanzlers zu finden sein, doch ging hier kein feister Pfeffersack, sondern ein Mann, der in den Reihen der hier bereits langmarschierten Veteranen kaum aufgefallen war. Das Gesicht war auf unterschiedlichste Art vernarbt und scheinbar gar verätzt wurden. Der makellos gestutzte Bart und das militärisch kurz geschorene Haar suchten nicht diese, in Fleisch geschriebenen Abzeichen zu kaschieren, sondern hoben sie mit einem grimmigen Stolz hervor. Die Uniform des Kanzlers war ebenso nüchtern dunkel wie die des Militarums- Kanzlers. Lediglich einige goldene Tressen und rote Applikationen kündeten davon, dass Handel auch etwas mit zu erwerbendem Wohlstand zutun haben mochte.
Die Schattenkaste der Technomanten war hier nicht sichtbar vertreten. Das hieß allerdings keinesfalls, dass sie nicht auf Koron war. So eigenbrötlerisch und zersplittert sie intern auch sein mochten, auf der Bühne des Imperiums trat der Mechanicus geschlossen auf. Außenstehenden wurde kein Einblick gewährt.
Der Adeptus beteiligte sich nicht an Paraden und Schauläufen, um von Bauern begafft zu werden. Gemeinsam mit Vertretern der auf Koron anwesenden Maschinenprister würde der Magister der Technomanten von Axis beim Rat zugegen sein.
Das einfache Volk würde das Privileg ihn zu sehen jedoch nicht erhalten. Die militärische Abordnung die es zu sehen bekam tröstete über diesen Umstand jedoch geflissentlich hinweg. Hinter den beiden Kanzlern und noch vor den Soldaten, kam ein recht überschaubarer Stab an Beratern und Funktionären.
Sie alle bestachen eher durch Schlichtheit, als durch auffällige Extravaganzen. Symbolisch, wie auch praktisch wurden sie von einem Karree aus Schwestern der ewigen Gnade geschützt. Wer sich mit den kulturellen Strukturen des Axis- Systems auskannte, mochte darin ein Sinnbild sehen. Schützend, aber auch mit wachem Auge nach innen, umgab der Codex Animae den Codex Axis.
Die Schwestern konnte man in die Nähe des Adeptus Sororitas rücken, auch wenn man Bolter und Servorüstung vergebens suchte. Dennoch lagen über den einfarbigen Ordenstrachten Harnische und umfassten die bußfertigen Hände, von denen Sieche und Verwundete voll Bewunderung, ob ihrer Milde und heilenden Wirkung sprachen, wuchtige Sturmgewehre. Diese kleine Gruppe aus frommen und wehrhaften Frauen waren direkt der Magistra untergeordnet, welche hier in ihrer Funktion als Beichtmutter mit angereist war.
Eine Beichtmutter wohlgemerkt, die Streitkolben und Maschinenpistolenpaar mit sich führte.
Abschließend folgte die soldatische Abordnung aus zweihundert handverlesenen Kämpfern. Fünfzig verdiente Helden des Paladin Sturmregimenten “Baron von Todenstein-Holle”.
Alles Überlebende von Situationen, die an sich nicht zu überleben gewesen wären. Schwarze Mäntel, Schädelmasken und viele, viele Prothesen aller Art kündeten von diesem Ursprung. An Militärakademien wurde dieses Regiment exemplarisch genannt, wenn Studenten die repetitive Nennung des Todeskorps von Krieg umgehen wollten. Der unbedingte Siegeswille und die rückhaltlose Opferbereitschaft waren Synonyme für diese Einheit. Ihnen folgten fünfzig “eiserne Kerls”. Schwere Belagerungssoldaten, welche in autonomen Angriffsrüstungen stecken, die eine Mischung aus qualmendem Kraftwerk, Abrissbagger, Ritterrüstung und Servolader zu sein schienen. Hatte ein Feind etwas befestigt, so oblag es ihnen diesen Zustand zu beenden. Die jeweils rechten Arme dieser stampfenden, dröhnenden und stinkenden Zentauren aus Mensch und Maschine, mündeten in Klauen, Sägen und Bohrern. Während die Linken in Flammenwerfern ausliefen.
Den Abschluss bildeten hundert Kämpfer der Eltroschwadron "Fulgur". Schwarze Gummianzüge, mit verspiegelten Scheiben dort, wo ein Gesicht hätte sein müssen. Die plump anmutenden Anzüge verliehen ihnen etwas undefinierbares Unmenschliches. Weniger greifbar als noch bei bei den Schwarzglasrüstungen der Obsidians, aber dennoch nicht zu leugnen. Hinzu kamen ihre ungewöhnlichen Waffen, die mit der Bezeichnung "Blitzwerfer" alles sagten, was es zu sagen gab. Die Energiequellen trugen sie auf dem Rücken. Von diesen Miniaturgeneratoren führten isolierte Kabel in die Enden der silbernen Stöcke, deren Spitzen von drei Ringen umschlossen waren. Viele Zuschauer schworen nach dem Vorbeimarsch, dass sie die Energie in der Luft gespürt und das Knistern der Ladungen gehört hätten. Natürlich marschierte keine Formation mit einsatzbereiten Waffen ins Herz der Hauptstadt.