01-19-2022, 07:34 PM
Aus dem Haufen kam etwas genuschelt. Gedämpft und unverständlich.
Ach bitte lieber Freund, wir verstehen hier kein Wort. Für diese Albernheiten ist wahrlich keine Zeit.
Zwei dicke Kissen teilten sich und machten Platz für das breite Gesicht des Heermeisters.
Hab gesagt der Stab ist nicht in den Hallen des Fleischformens.
Nicht?
Nein. Wieder erzeugte der Mutant ein Geräusch und dieses Mal war es unverkennbar ein Lachen.
Das eine oder andere Schnippchen vermochte ich diesen elenden Hexen doch auch zu schlagen. Sie denken nur der Stab ist dort, weil das der Ort ist, an den zu gehen sie sich in hundert Sommern ohne Regen nicht wagen würden.
Die Ohnmacht und Wut, mit der sie dieser Umstand erfüllt bereitet mir eine diebische Freude.
Also habt ihr Ihn?
Das hab ich nicht gesagt.
Es sah ein wenig wie eine bizarre Geburt aus, als der Heermeister sich aus seinem Versteck wühlte und wieder ins Freie kroch. Geschickt wie ein Affe erklomm er den Stoffberg und thronte all sodann wieder dort.
Die Erinnerung an seinen kleinen Streich gegen die Mätressen, wie immer dieser auch genau ausgesehen haben mochte, schien seine Gemütsverfassung gänzlich gedreht zu haben.
Jedenfalls für den Augenblick.
Mit einigem Interesse beäugte er auch die seltsame Spiegelung seiner Selbst, diesen handgroßen Homunkulus. Bizarre Träume und wirre Visionen waren ihm jedoch so geläufig, dass er die Erscheinung nicht wirklich im Reich der Realität verortet und mit gelindem Desinteresse zur Kenntnis nahm.
Der Stab ist ein seltsames Ding.
Aus verschiedenen Metallen geschmiedet, von denen ein jedes eine der großen Gottheiten symbolisiert.
In Feuern geformt, die von unirdischer Hitze im Zentrum der Stadt fauchen. Jeden Schlag des Schmiedehammers führte der Fürst im Rhythmus eines Gebetsgesanges, dessen Inhalt der Mann nicht verstand, der Drachen in ihm aber wie ein Wiegenlied kannte.
Das zuckende, sich windende Metall in seine Form geschmettert und beschworen.
Mit bloßen Händen hielt er den rot lohenden Stab und er fraß sich in sein Fleisch, das aufriss und heilte im ewigen Reigen.
Blut begann zu kochen, als der Stab endlich in eine Wanne voll des roten Nasses gesengt wurde und widerwillig zischend in seine Form sich fand.
Mit uralten Worten der Macht graviert, ein Geschenk an die Seherin, deren Geist an die Stadt geschmiedet ist wie an den Drachen.
Dies hatte der Heermeister mit halb geschlossenen Augen und seitlich ausgestreckten Armen vorgetragen. Nun öffnete er die Augen wieder und grinste von einem Ohr zum anderen.
Hübsch, oder? Es ist aus dem Lobgesang der neuen Tage. So tragen es die Geschichtenerzähler in ihrem Kehlgesang vor. Das kann ich leider nicht, aber poetisch ist es allemal.
Ob auch nur ein Wort davon stimmt vermag ich nicht zu sagen. Wohl erkenne ich aber den Spott der Götter darin, dass die Seherin den Stab, dieses Geschenk von unschätzbarem Wert, kaum mehr würdigte als eines ihrer anderen Spielzeuge, leblos oder beseelt. Sie lief einige Tage damit herum… riss mir mein Auge damit heraus, das sagte er in einem beiläufigen Tonfall, der weder Bedauern noch Wut erkennen ließ, und wurde dann nicht mehr mit dem Stab gesehen.
Einige sagten dem Ding wohnte eine Kraft inne, die ihr Angst gemacht hätte. Aber die kannten sie nicht so wie ich sie kannte. Die Seherin war vom heiligsten aller Wahnsinne erfüllt. Sie fürchtete sich vor nichts und niemanden und Respekt hatte sich schon gar nicht. Ich denke sie hat den Stab ein paar Tage wie ein neues Kleidungsstück getragen und es dann ebenso beiläufig vergessen.
Das mag ja alles sein, aber wo ist der Stab jetzt?
Ich habe keine Ahnung.
Man konnte Estelle ansehen, dass sie einen titanischen Kampf um Selbstbeherrschung ausfocht. Dem Heermeister schien das ungemein zu gefallen.
Zuallererst sei einmal gesagt, dass ich nicht glaube, dass diese junge Dame hier, von der zu hören ich noch nie das Vergnügen hatte, mit ihren Verteidigern viel ausrichten wird. Selbst wenn ihr die Gabe geschenkt wurde, diese verruchten Kreaturen zu kontrollieren. Das soll wohl aber bald sowieso nicht mehr meine Sorge sein. Er angelte mit plump rudernden Bewegungen nach dem Mundstück der Pfeife und erreichte es nicht. Er winkte Selari, dass sie ihm es reichen solle, was die Mutantin tat.
Der Stab, ja der Stab. er paffte nachdenklich und stieß mehrfarbigen Rauch aus Mund und Nase.
Also die Sache ist so… nachdem die Seherin auf ihre mystische Reise in die Anderswelt ging, bildete sich um sie so eine Art Totenkult, noch bevor sie recht tot war.
Ein Umstand, den der Fürst ja dann zeitnah bereinigte, nicht wahr. Gleichwohl begannen so manche Reliquien der Seherin zu verkaufen. Viele tatsächlich aus religiöser Überzeugung, einige aus Dienstbeflissenheit am Mammon. Inzwischen dürften so viele ihrer angeblich echten Locken in Umlauf sein, dass man einen Turm daran hinauf klettern könnte, würde man sie zusammenknüpfen.
Zu mir kam, ganz im Stillen versteht sich, in jenen Tagen ein gewisser Ad`razbe. Damals kannte man ihn als den Paladin der Seherin. Er stand am Anfang eines beachtlichen Aufstiegs als Hohepriester eines neuen Kultes. Der Elan dieser Bewegung ging mit ihrem Dahinscheiden natürlich arg Berg ab. Schon vorher hatte das Ganze an Schwung verloren. Ihm habe ich den Stab verkauft und als die vier Biester danach fragt, habe ich mit Unschuldsmiene verkündet, dass er sich nur in den Hallen des Fleischformens befinden kann.
Er kicherte wie ein Scholajunge. Oh was haben sie getobt. Aber den Mut, sich in den Hallen umzusehen, den hatten sie nicht. Nach der Tragödie im Turm ist unser glückloser Paladin in den Untergrund gegangen. Wortwörtlich. Mit den wenigen Anhängern und vollgepackt mit allem was sie an Schätzen und Reliquien tragen konnten, haben sie sich in die Katakomben oder die Kanalisation verzogen.
Zumindest war das das letzte, was mir meine kleinen Schmetterlinge in die Ohren gesummt haben. Das Gute ist also, dass ihr den Stab nicht aus den Klauen von mutierten Bestien und den irrsinnigen Spielzeugkreaturen der Hallen ergattern müsst.
Die schlechte Nachricht ist, dass der Stab sonstwo im Untergrund der Stadt ist. Vielleicht von Kultisten bewacht, vielleicht schon von ganz anderen erbeutet oder vergessen in einer Ecke liegend.
Tja...
Wenn ihr mich jetzt fragt, ob ich an irgendeinem Ritual einer Person teilnehme, die ich nicht kenne und um deren Motive ich nicht weiß, dann lautet die Antwort nein. Weder kriegt ihr mein anderes Auge, noch einen Tropfen Blut.
Ich würde nicht atmen und mich auf meinem wackeligen Pöstchen halten, wenn ich blind, auf “der Feind meines Feindes ist mein Freund.” vertrauen würde.
Der Feind meines Feindes ist erst einmal nur ein weiterer Feind, eine weitere unbekannte Variable. Ich schätze dich sehr el Nada-sam aber du trägst deinen Beinamen nicht zu Unrecht. Verzeih wenn mich die Vorsicht leitet. Irgendwo im Raum läutete ein kleines Glöckchen.
Mein lieber Freund vielleicht versteht ihr unsere Absichten…
Ihr solltet jetzt gehen. Schnitt er ihr das Wort ab.
Man ist auf dem Weg hierher. Wohl um mich holen zu lassen. Am anderen Ende des Raumes ist ein verborgener Ausgang. Du kennst ihn meine Liebe. Man sollte euch nicht aus meinen Gemächern kommen sehen. Er blickte in die Ferne und schien sie schon gar nicht mehr richtig wahrzunehmen.
Der Feind steht vor dem Tor sagt ihr?
Dann wollen sie mich als Marionettenkönig oder als Bauernopfer. Ich sollte mich so oder so ein wenig herausputzen.
Ach bitte lieber Freund, wir verstehen hier kein Wort. Für diese Albernheiten ist wahrlich keine Zeit.
Zwei dicke Kissen teilten sich und machten Platz für das breite Gesicht des Heermeisters.
Hab gesagt der Stab ist nicht in den Hallen des Fleischformens.
Nicht?
Nein. Wieder erzeugte der Mutant ein Geräusch und dieses Mal war es unverkennbar ein Lachen.
Das eine oder andere Schnippchen vermochte ich diesen elenden Hexen doch auch zu schlagen. Sie denken nur der Stab ist dort, weil das der Ort ist, an den zu gehen sie sich in hundert Sommern ohne Regen nicht wagen würden.
Die Ohnmacht und Wut, mit der sie dieser Umstand erfüllt bereitet mir eine diebische Freude.
Also habt ihr Ihn?
Das hab ich nicht gesagt.
Es sah ein wenig wie eine bizarre Geburt aus, als der Heermeister sich aus seinem Versteck wühlte und wieder ins Freie kroch. Geschickt wie ein Affe erklomm er den Stoffberg und thronte all sodann wieder dort.
Die Erinnerung an seinen kleinen Streich gegen die Mätressen, wie immer dieser auch genau ausgesehen haben mochte, schien seine Gemütsverfassung gänzlich gedreht zu haben.
Jedenfalls für den Augenblick.
Mit einigem Interesse beäugte er auch die seltsame Spiegelung seiner Selbst, diesen handgroßen Homunkulus. Bizarre Träume und wirre Visionen waren ihm jedoch so geläufig, dass er die Erscheinung nicht wirklich im Reich der Realität verortet und mit gelindem Desinteresse zur Kenntnis nahm.
Der Stab ist ein seltsames Ding.
Aus verschiedenen Metallen geschmiedet, von denen ein jedes eine der großen Gottheiten symbolisiert.
In Feuern geformt, die von unirdischer Hitze im Zentrum der Stadt fauchen. Jeden Schlag des Schmiedehammers führte der Fürst im Rhythmus eines Gebetsgesanges, dessen Inhalt der Mann nicht verstand, der Drachen in ihm aber wie ein Wiegenlied kannte.
Das zuckende, sich windende Metall in seine Form geschmettert und beschworen.
Mit bloßen Händen hielt er den rot lohenden Stab und er fraß sich in sein Fleisch, das aufriss und heilte im ewigen Reigen.
Blut begann zu kochen, als der Stab endlich in eine Wanne voll des roten Nasses gesengt wurde und widerwillig zischend in seine Form sich fand.
Mit uralten Worten der Macht graviert, ein Geschenk an die Seherin, deren Geist an die Stadt geschmiedet ist wie an den Drachen.
Dies hatte der Heermeister mit halb geschlossenen Augen und seitlich ausgestreckten Armen vorgetragen. Nun öffnete er die Augen wieder und grinste von einem Ohr zum anderen.
Hübsch, oder? Es ist aus dem Lobgesang der neuen Tage. So tragen es die Geschichtenerzähler in ihrem Kehlgesang vor. Das kann ich leider nicht, aber poetisch ist es allemal.
Ob auch nur ein Wort davon stimmt vermag ich nicht zu sagen. Wohl erkenne ich aber den Spott der Götter darin, dass die Seherin den Stab, dieses Geschenk von unschätzbarem Wert, kaum mehr würdigte als eines ihrer anderen Spielzeuge, leblos oder beseelt. Sie lief einige Tage damit herum… riss mir mein Auge damit heraus, das sagte er in einem beiläufigen Tonfall, der weder Bedauern noch Wut erkennen ließ, und wurde dann nicht mehr mit dem Stab gesehen.
Einige sagten dem Ding wohnte eine Kraft inne, die ihr Angst gemacht hätte. Aber die kannten sie nicht so wie ich sie kannte. Die Seherin war vom heiligsten aller Wahnsinne erfüllt. Sie fürchtete sich vor nichts und niemanden und Respekt hatte sich schon gar nicht. Ich denke sie hat den Stab ein paar Tage wie ein neues Kleidungsstück getragen und es dann ebenso beiläufig vergessen.
Das mag ja alles sein, aber wo ist der Stab jetzt?
Ich habe keine Ahnung.
Man konnte Estelle ansehen, dass sie einen titanischen Kampf um Selbstbeherrschung ausfocht. Dem Heermeister schien das ungemein zu gefallen.
Zuallererst sei einmal gesagt, dass ich nicht glaube, dass diese junge Dame hier, von der zu hören ich noch nie das Vergnügen hatte, mit ihren Verteidigern viel ausrichten wird. Selbst wenn ihr die Gabe geschenkt wurde, diese verruchten Kreaturen zu kontrollieren. Das soll wohl aber bald sowieso nicht mehr meine Sorge sein. Er angelte mit plump rudernden Bewegungen nach dem Mundstück der Pfeife und erreichte es nicht. Er winkte Selari, dass sie ihm es reichen solle, was die Mutantin tat.
Der Stab, ja der Stab. er paffte nachdenklich und stieß mehrfarbigen Rauch aus Mund und Nase.
Also die Sache ist so… nachdem die Seherin auf ihre mystische Reise in die Anderswelt ging, bildete sich um sie so eine Art Totenkult, noch bevor sie recht tot war.
Ein Umstand, den der Fürst ja dann zeitnah bereinigte, nicht wahr. Gleichwohl begannen so manche Reliquien der Seherin zu verkaufen. Viele tatsächlich aus religiöser Überzeugung, einige aus Dienstbeflissenheit am Mammon. Inzwischen dürften so viele ihrer angeblich echten Locken in Umlauf sein, dass man einen Turm daran hinauf klettern könnte, würde man sie zusammenknüpfen.
Zu mir kam, ganz im Stillen versteht sich, in jenen Tagen ein gewisser Ad`razbe. Damals kannte man ihn als den Paladin der Seherin. Er stand am Anfang eines beachtlichen Aufstiegs als Hohepriester eines neuen Kultes. Der Elan dieser Bewegung ging mit ihrem Dahinscheiden natürlich arg Berg ab. Schon vorher hatte das Ganze an Schwung verloren. Ihm habe ich den Stab verkauft und als die vier Biester danach fragt, habe ich mit Unschuldsmiene verkündet, dass er sich nur in den Hallen des Fleischformens befinden kann.
Er kicherte wie ein Scholajunge. Oh was haben sie getobt. Aber den Mut, sich in den Hallen umzusehen, den hatten sie nicht. Nach der Tragödie im Turm ist unser glückloser Paladin in den Untergrund gegangen. Wortwörtlich. Mit den wenigen Anhängern und vollgepackt mit allem was sie an Schätzen und Reliquien tragen konnten, haben sie sich in die Katakomben oder die Kanalisation verzogen.
Zumindest war das das letzte, was mir meine kleinen Schmetterlinge in die Ohren gesummt haben. Das Gute ist also, dass ihr den Stab nicht aus den Klauen von mutierten Bestien und den irrsinnigen Spielzeugkreaturen der Hallen ergattern müsst.
Die schlechte Nachricht ist, dass der Stab sonstwo im Untergrund der Stadt ist. Vielleicht von Kultisten bewacht, vielleicht schon von ganz anderen erbeutet oder vergessen in einer Ecke liegend.
Tja...
Wenn ihr mich jetzt fragt, ob ich an irgendeinem Ritual einer Person teilnehme, die ich nicht kenne und um deren Motive ich nicht weiß, dann lautet die Antwort nein. Weder kriegt ihr mein anderes Auge, noch einen Tropfen Blut.
Ich würde nicht atmen und mich auf meinem wackeligen Pöstchen halten, wenn ich blind, auf “der Feind meines Feindes ist mein Freund.” vertrauen würde.
Der Feind meines Feindes ist erst einmal nur ein weiterer Feind, eine weitere unbekannte Variable. Ich schätze dich sehr el Nada-sam aber du trägst deinen Beinamen nicht zu Unrecht. Verzeih wenn mich die Vorsicht leitet. Irgendwo im Raum läutete ein kleines Glöckchen.
Mein lieber Freund vielleicht versteht ihr unsere Absichten…
Ihr solltet jetzt gehen. Schnitt er ihr das Wort ab.
Man ist auf dem Weg hierher. Wohl um mich holen zu lassen. Am anderen Ende des Raumes ist ein verborgener Ausgang. Du kennst ihn meine Liebe. Man sollte euch nicht aus meinen Gemächern kommen sehen. Er blickte in die Ferne und schien sie schon gar nicht mehr richtig wahrzunehmen.
Der Feind steht vor dem Tor sagt ihr?
Dann wollen sie mich als Marionettenkönig oder als Bauernopfer. Ich sollte mich so oder so ein wenig herausputzen.