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Subsektor 501, Unterebene 1
#7
Willis hatte sich im Viertel inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet. Natürlich gab es die, die seiner Botschaft lauschten und ihm im Glauben verbunden waren. Der weitaus größere Teil nahm ihn jedoch mit grimmigem Schulterzucken zur Kenntnis. Das war durchaus nichts Schlechtes.
Gillmens wurde immer wieder von Spekulanten und Unternehmern heimgesucht, die den alten Glanz des Viertels ausschlachten wollten. Gohmor unterlag Trents und Stimmungen wie jede Stadt, durch ihre schiere Größe vielleicht sogar noch mehr als andere Siedlungen.
Einer dieser Trents hieß Nostalgie. Die die es sich leisten konnten, belebten hier und da Ebenenbereiche wieder, die in früheren Jahren einen klingenden Namen gehabt hatten. Nicht um alte Größe wieder herzustellen, sondern um sich in künstlerischer und oftmals künstlicher, Melancholie und dem Morbiden zu ergehen. Im Kielwasser dieser Empfindungen, die man sich leisten können musste, schwammen ausgebaute Wohneinheiten, Luxusläden und zeitgemäße Verkehrsanbindungen.
Solche Bewegungen hatten einigen Vierteln und Bereichen aus der Kriese geholfen, wenn auch nicht zu Gunsten der ursprünglichen Bewohner. Die wurden von der Preisspirale aus den Vierteln gewirbelt.
In Gillmens Gabe gab es diese Bemühungen auch zuweilen. Bis jetzt waren sie jedoch and er mangelnden Kooperation der Bewohner gescheitert. Die Initiatoren mit ihren großen Automobilen und edlen Anzügen waren mit eingekniffenem Schwanz und zugeklappten Portemonnaie wieder abgezogen.
Willis und seinen Primarchenkult hatte man für eine ähnliche Modeerscheinung gehalten. Wenn er nach drei Monaten keine zahlungskräftige Gemeinde haben würde, die es im Klingelbeutel klingeln lassen konnte, dann würde der mit seiner schnaufenden Dampfmaschine schon wieder weiterziehen.
Das aber tat der Mann, mit der Härte hinter dem milden Lächeln, nicht.
Er blieb.
Er blieb bei den gut situierten ebenso wie bei den armen Schluckern, Säufern und Elternlosen.
Als man ihm die Bude über dem Kopf anzünden wollte, da war er nachvollziehbar sauer, räumte den Schutt weg und machte weiter. Das konnten die Leute in der Gabe akzeptieren, das konnten sie würdigen, das konnten sie mit einem grimmigen Schulterzucken als gut befinden.
„Von dem Prediger gehört, der vone Marines erzählt und dem sie das Theater abfackeln wollten?“ Ein Schulterzucken, dass alles uns nichts sagte, vor allem aber, dass der hier eben dazugehörte und deswegen wert war ihn nicht mit vielen Worte zu bedenken.
„Ja wasn mit dem?“
„Nix wollte nur wissen obde den kennst.“

So oder so ähnlich wurde dann und wann über ihn gesprochen. In den Zügen, die die Arbeiter von und zu den Fabriken brachten, bei den Schuhputzern und Obdachlosen auf der Straße und natürlich auf der Schneide.
Auf nämlicher trieb sich der Prediger meomentan herum was gerade unter den professionellen Damen und Herren für Erheiterung und milden Spott sorgte.
„Na Hochwürden? Kleine Auferstehung gefällig?“ Wurde da von einer aus dem ersten Stock gerufen. Ein schlanker Schönling in Klamotten, die ihm zwei Nummern zu klein erschienen flötete. „Für zehn Schekel gebe ich ihnen was für den Beichtstuhl.“ Und so weiter und so fort. Willis antworte gleichsam flapsig oder lächelte die Bemerkungen einfach weg. Die Schneide hatte in der Nachtphase, wenn die Beleuchtung gedimmt oder abgeschaltet wurde, einen gewissen, schäbigen Scharm.
Der Hauch des Anrüchigen, der Halbwelt. Bei Tageslichtlampen betrachtet, war die Gegend eher deprimierend. Was des nächstens funkelnder Schein aus Neonlicht war, war bei Tage bröckelnde Hausfassaden, Müllberge und ab von Dreck blinde Fenster.
Vor dem “Diamantmond“ hockte der alte Ottmann in einem seitlich stehenden Pappkasten. Er trug eine Armaplastweste und einen zu großen Helm der imperialen Armee. Auf einem selbstgemalten Schild stand zu lesen.
[CENTER]„ICH HABE FÜR EUCH GELITTEN. MILDE MIT EINEM VETERANEN“.

[/CENTER]Ottmann hatte die Stadt nie verlassen, geschweige denn, dass er in der Garde gewesen war. Vor 35 Jahren hatte er die Uniform der hiesigen Brandwache getragen und vielleicht auch irgendwann einmal die Grundausbildung der PVS absolviert. Aber inzwischen glaubte er wohl die eigene Geschichte, die er zum Besten gab, wenn ihm jemand einen Halbschekel vor die Füße warf.
Wie er gegen die Eldar gekämpft hatte. Diese vierarmigen, dreiäugigen Ungeheuer von den Sternen.
Man tat gut daran aus dem halben einen ganzen Schekel zu machen, wenn er einen im Gegenzug mit seinem Gerede verschonte.
Über dem Eingang des „Palast der Nacht“ verkündete die durchlaufende Schrift
+++ Monox tanz heute wieder für Sie +++ wen Monox nicht geil macht, der ist tot +++ Monox, so wusste Willis, hieß eigentlich Marianne Schrödlinger und sie tanzte heute erst wieder, weil sie sich in den letzten Tagen um ihren vierjährigen Sohn hatte kümmern müssen, der gefährlich hoch gefiebert hatte.
Willis hatte jemanden losgeschickt um Medikamente zu besorgen, nachdem sie selbst nicht vom Lager des kranken Kindes wegkonnte. Sie hatte bereits ein Kind verloren und betete zu Vulkan um Stärke und Milde für ihren verbliebenen Sohn. Sie engagierte sich besonders für die Waisenkinder, welche der Kult unter seine Fittische genommen hatte.
Vor der Boxhalle, wo sich Türsteher und Totschläger aufzuhalten pflegten, ehe ihre Schichten begannen, stand ein riesenhafter Hüne, denn man nicht BRECHER nannte, weil er dazu neigte sich zu übergeben. Er war Türsteher, Geldeintreiber und Zuhälter. Das wusste jeder über ihn. Was vermutlich nur Willis wusste, war dass er alle zwei Tage eine Kerze für seine kranke Mutter anzündete und ab und an zur Tiefgründigkeit neigte. Er hatte Willis einmal gesagt, dass er seinen "Kollegen“ erzählte, dass er zum Primarchenkult konvertiert sei, weil es ihm die Stärke und Unbezwingbarkeit der Marines angetan hätten. In Wahrheit, so hatte er geäußert, war er davon überzeugt, dass die Primarchen, da sie ja nur… und dabei hatte er mit seinen riesigen Fingern Anführungszeichen in der Luft gemacht… die Söhne eines Gottes waren, vielleicht mehr Zeit für die Gebete der kleinen Leute hätten, als ein Imperator, der sich um Millionen von Welten, mit all ihren feinen Herren und Damen und ihren anspruchsvollen Bitten kümmern musste.
BRECHER war Willis Türsteher vor dem Eingang zur Unterwelt. Er hatte sich umgehört, wer dem alten Theater hatte Feuer unterm Hintern machen wollen. Nichts Genaues wusste man nicht, aber auch er vermutete die Gelben, wie die Transzendenzler hier genannt wurden, hinter der Sache. Hab mich auch ein bisschen umgehört, wegen der Hausschutzangelgegenheiten, die Sie interessiert haben. Pistolen kriegen sie an jeder Ecke, im Dutzend billiger. Er klopfte auf den Griff des Revolvers, der aus seinem Hosenbund ragte. Wenn sie was Ordentlicheres wollen, etwas mit ein bisschen mehr Druck, Drall und Geschwindigkeit, dann gäbe es hier im Viertel Spider, den blinden Okto und eine Braut, die sie Mama Escco nennen. Die können ihnen alle was besorgen.
Ist aber schwierig hier in den eigenen Pool zu pissen, Pater. Spider und Okto sind sich Feind wies nur einer sein kann. Kaufen Sie bei dem einen, verscherzen Sie es sich mit dem anderen.
Nich so gut.
Über Mama Escco weiß ich nur, dass sie ne Hexe ist. Macht den Nutten die Babys und den Puppenjungs die Tripper weg. Die ist schlechte Gesellschaft für nen gläubigen Mann, wenn Sie wissen was ich meine. Lassen Sie von der die Finger.
Mein Schwager, dumm wie Scheiße, passt zu meiner Schwester. Aber der kennt einen Zwerg, zwei ebenen unter uns, der Knarren im großen Stil verkauft. Sogar Fahrzeuge… sagt mein Schwager. Also vermutlich nicht.
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Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von - 12-03-2020, 10:59 PM
RE: Subsektor 501, Unterebene 1 - von Willis - 11-30-2023, 10:23 PM
RE: Subsektor 501, Unterebene 1 - von Kurt Messer - 02-02-2024, 09:47 PM
[Kein Betreff] - von - 12-23-2020, 03:53 PM
[Kein Betreff] - von - 02-14-2021, 11:08 PM
[Kein Betreff] - von - 02-20-2021, 09:06 PM
[Kein Betreff] - von - 04-03-2021, 05:32 PM
[Kein Betreff] - von - 07-30-2021, 10:14 PM
[Kein Betreff] - von - 10-19-2021, 09:33 PM
RE: Subsektor 501, Unterebene 1 - von - 01-16-2022, 11:22 PM

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