09-02-2021, 09:33 PM
Adelsrat wird tagen
Die Ankündigung kam nicht überraschend, wohl aber der Umfang.
Die Rede ist vom Adelsrat.
Dessen Anberaumung wurde von diversen Quellen bereits angedeutet, jetzt aber vom Palast offiziell bestätigt.
Wir alle mussten uns in der Schola mit dem Aufbau dieser hohen Instanz auseinandersetzen. Hier dennoch eine kurze Auffrischung des Themas: Der Adelsrat ist faktisch die höchste, gesetzgebende Instanz auf Koron 3. Über ihr steht nominell noch das Adeptus Administratum. Dieses mischt sich für gewöhnlich jedoch nicht in die Belange der Planetenpolitik ein. Lediglich wenn man eine Gefährdung der imperialen Interessen sieht, also bei separatistischen Tendenzen oder einer Bedrohung der regelmäßigen Tributzahlungen, würde das Administratum wohl von seinem Finalveto Gebrauch machen.
Der Rat tagt unregelmäßig, ganz nach Bedarf. Wenn ein Gouverneur stirbt oder sich von seinem Amt aufgrund von Krankheit oder Alter zurückzieht, muss er für eine Wahl des Nachfolgers zusammenkommen.
Ansonsten kann der Rat einberufen werden, wenn zwei Drittel der Mitglieder es für nötig erachten. Dies geschieht jedoch sehr selten. Nicht einmal die Krise in Horning hat eine Zusammenkunft heraufbeschworen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zeit und Geld sind wohl die ausschlaggebendsten.
Ein Rat ist nicht terminiert und kann so lange dauern, wie es benötigt Lösungen für ein Problem zu finden, mit welchem die Beteiligten (wieder in Zweidrittelmehrheit) zufrieden sind. Das bindet natürlich Führungskräfte und politische Eliten, die anderswo gebraucht werden.
Auch ist ein Rat immer eine Demonstration der Macht. Prunkvolle Bankette, Paraden und Empfänge sind der Standard zwischen und nach den Verhandlungen. Nicht selten werden Gäste von anderen Welten geladen und in allen Ehren empfangen. Die Kunde Fortschrittlichkeit und Funktionalität des koronischen Herrschaftssystems soll auf diese Weise im Imperium verbreitet und der daraus resultierende Wohlstand demonstriert werden. Diese Pracht kann aber gerade die Kassen kleinerer Häuser doch recht stark belasten.
Ein weiterer Grund, warum man die Zusammenkunft lieber einmal weniger als einmal mehr veranlasst ist das Stimmsystem. Jede Stimme zählt bei Abstimmungen gleich viel. Allerdings sind Fraktionen nicht gleich stark vertreten.
Die Sitze im Rat ergeben sich durch eine komplizierte Rechnung, bei der (vereinfacht gesagt) das generierte Bruttosozialprodukt einer zugelassenen Fraktion mit der Anzahl ihrer Mitglieder in Verhältnis gesetzt wird. Dadurch entstehen ein starker Überhang zu Gunsten der Adelshäuser, die im Vergleich zu Nationen sehr viel Wohlstand auf wenig Angehörige vereinen. So liegt die Entscheidungsgewalt ganz klar bei den großen Adelshäusern, was sich ja auch in der Namensgebung “Adelsrat” niederschlägt. Nationen, Stadtstaaten und kleinere Häuser haben oft nur wenige oder gar nur einen Vertreter. Neue Sitze können nach Beschluss eingerichtet werden. Das dies wirklich geschieht ist jedoch nicht realistisch. Dafür ist die Fraktionsbildung mitverantwortlich. Um überhaupt Gewicht zu haben, wie auch um den eigenen Einfluss zu erhöhen, werden natürlich offizielle und inoffizielle Bündnisse geschlossen. Dabei werden lautere und unlautere Mittel gleichsam eingesetzt. Auch wenn Letzteres selbstredend niemand offiziell bestätigen würde.
Dieses Generieren und Pflegen von Seilschaften und die damit verbundenen, politischen Grabenkämpfe, sind umfangreich und aufwendig. Ein weiterer Punkt, den Rat nicht Übergebühr einzuberufen. Denn vor jedem Zusammentreffen brodelt es regelrecht in den Fraktionen. Sie werden auf Stärke und Verlässlichkeit hin geprüft und man versucht die gegnerischen Verbände aufzubrechen wie auch die eigenen zu festigen oder gar zu erweitern. Geld und Ressourcen sind die Triebfedern dieser Bemühungen und belasten das Gefüge einer Nation, einer Stadt oder eines Hauses entsprechend.
Trotz all dieser Gründe, die es ratsamer machen den Rat so selten wie möglich zusammentreffen zu lassen, ist es nun wieder so weit.
In einem Monat sind alle auf Koron, die sich zu jenen zählen die etwas zu sagen haben, aufgerufen sich in der obersten Ebene, in der Hohen Kammer einzufinden.
Themen gibt es genügend zu besprechen. So etwa Reparationszahlungen, welche sich aus den Krieg in Horning ergeben. Nicht nur die Stadt Edos wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch diverse Dammstädte. Da es zwar eine Einigung auf Frieden gibt, aber keine Aufarbeitung der Schuldfrage ist auch die Frage der Kostenübernahme nicht geklärt. Ein Weiteres Thema wird die generelle Richtung im Umgang mit Mutanten betreffen. Der Gouverneur verfolgt seit seiner Ernennung einen Kurs der Zugeständnisse, welche Abhumanen mehr und mehr Rechte einräumen. Bei vielen stößt dies auf Gegenwehr und Ablehnung. Rüstungsbudgetierung, Steuerauflagen für nicht verstaatlichte Betriebe und Förderprogramme des interplanetaren Handels sind weitere Punkte. Insgesamt sollen 238 Sachverhalte besprochen und geklärt werden.
Der wichtigste, wenn auch nicht offizielle, Grund ist jedoch der, dass Gouverneur de Wajari bei einem Ratstreffen persönlich den Vorsitz führen muss. Seit langen schon mehren sich die Gerüchte, dass der Gouverneur schwer krank und vielleicht sogar schon verstorben ist. In diesem Fall müssten umgehend Neuwahlen anberaumt werden. Ganz zu schweigen davon, dass es ein unsäglicher Affront gegen die Sitten und Gesetze unserer Welt wäre, wenn die Vertrauten des Gouverneurs, allen voran seine Gattin, die Regierungsgeschäfte weiterführen, obwohl der Herrscher unserer Welt dazu schon nicht mehr im Stande ist.
Noch sind dies bloße Verschwörungstheorien, für die es keinen konkreten Beweis gibt. Dennoch belegen die Zahlen, mit denen Häuser und Nationen ihre Ehrenabteilungen benannt haben, dass man Stärke zeigen will. Selten waren so viele paradierende Einheiten von regulären und Hausarmeen für einen Rat angemeldet wurden. Die Adelsfamilien, so könnte man spekulieren, wollen auf diese Weise zeigen, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Jene, die man zu Unterstützern des Gouverneurs und seiner Frau zählen muss, marschieren mit der Botschaft auf, dass sie sich von den große Häusern nicht einschüchtern lassen. Was für die staunenden Bürger der Makropole ein gewaltiges Schauspiel der Macht unserer Welt sein wird, symbolisiert auf einer Metaebene das Ringen und die innere Zerrissenheit unserer Welt.
So jedenfalls könnte man meinen.
Die Ankündigung kam nicht überraschend, wohl aber der Umfang.
Die Rede ist vom Adelsrat.
Dessen Anberaumung wurde von diversen Quellen bereits angedeutet, jetzt aber vom Palast offiziell bestätigt.
Wir alle mussten uns in der Schola mit dem Aufbau dieser hohen Instanz auseinandersetzen. Hier dennoch eine kurze Auffrischung des Themas: Der Adelsrat ist faktisch die höchste, gesetzgebende Instanz auf Koron 3. Über ihr steht nominell noch das Adeptus Administratum. Dieses mischt sich für gewöhnlich jedoch nicht in die Belange der Planetenpolitik ein. Lediglich wenn man eine Gefährdung der imperialen Interessen sieht, also bei separatistischen Tendenzen oder einer Bedrohung der regelmäßigen Tributzahlungen, würde das Administratum wohl von seinem Finalveto Gebrauch machen.
Der Rat tagt unregelmäßig, ganz nach Bedarf. Wenn ein Gouverneur stirbt oder sich von seinem Amt aufgrund von Krankheit oder Alter zurückzieht, muss er für eine Wahl des Nachfolgers zusammenkommen.
Ansonsten kann der Rat einberufen werden, wenn zwei Drittel der Mitglieder es für nötig erachten. Dies geschieht jedoch sehr selten. Nicht einmal die Krise in Horning hat eine Zusammenkunft heraufbeschworen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zeit und Geld sind wohl die ausschlaggebendsten.
Ein Rat ist nicht terminiert und kann so lange dauern, wie es benötigt Lösungen für ein Problem zu finden, mit welchem die Beteiligten (wieder in Zweidrittelmehrheit) zufrieden sind. Das bindet natürlich Führungskräfte und politische Eliten, die anderswo gebraucht werden.
Auch ist ein Rat immer eine Demonstration der Macht. Prunkvolle Bankette, Paraden und Empfänge sind der Standard zwischen und nach den Verhandlungen. Nicht selten werden Gäste von anderen Welten geladen und in allen Ehren empfangen. Die Kunde Fortschrittlichkeit und Funktionalität des koronischen Herrschaftssystems soll auf diese Weise im Imperium verbreitet und der daraus resultierende Wohlstand demonstriert werden. Diese Pracht kann aber gerade die Kassen kleinerer Häuser doch recht stark belasten.
Ein weiterer Grund, warum man die Zusammenkunft lieber einmal weniger als einmal mehr veranlasst ist das Stimmsystem. Jede Stimme zählt bei Abstimmungen gleich viel. Allerdings sind Fraktionen nicht gleich stark vertreten.
Die Sitze im Rat ergeben sich durch eine komplizierte Rechnung, bei der (vereinfacht gesagt) das generierte Bruttosozialprodukt einer zugelassenen Fraktion mit der Anzahl ihrer Mitglieder in Verhältnis gesetzt wird. Dadurch entstehen ein starker Überhang zu Gunsten der Adelshäuser, die im Vergleich zu Nationen sehr viel Wohlstand auf wenig Angehörige vereinen. So liegt die Entscheidungsgewalt ganz klar bei den großen Adelshäusern, was sich ja auch in der Namensgebung “Adelsrat” niederschlägt. Nationen, Stadtstaaten und kleinere Häuser haben oft nur wenige oder gar nur einen Vertreter. Neue Sitze können nach Beschluss eingerichtet werden. Das dies wirklich geschieht ist jedoch nicht realistisch. Dafür ist die Fraktionsbildung mitverantwortlich. Um überhaupt Gewicht zu haben, wie auch um den eigenen Einfluss zu erhöhen, werden natürlich offizielle und inoffizielle Bündnisse geschlossen. Dabei werden lautere und unlautere Mittel gleichsam eingesetzt. Auch wenn Letzteres selbstredend niemand offiziell bestätigen würde.
Dieses Generieren und Pflegen von Seilschaften und die damit verbundenen, politischen Grabenkämpfe, sind umfangreich und aufwendig. Ein weiterer Punkt, den Rat nicht Übergebühr einzuberufen. Denn vor jedem Zusammentreffen brodelt es regelrecht in den Fraktionen. Sie werden auf Stärke und Verlässlichkeit hin geprüft und man versucht die gegnerischen Verbände aufzubrechen wie auch die eigenen zu festigen oder gar zu erweitern. Geld und Ressourcen sind die Triebfedern dieser Bemühungen und belasten das Gefüge einer Nation, einer Stadt oder eines Hauses entsprechend.
Trotz all dieser Gründe, die es ratsamer machen den Rat so selten wie möglich zusammentreffen zu lassen, ist es nun wieder so weit.
In einem Monat sind alle auf Koron, die sich zu jenen zählen die etwas zu sagen haben, aufgerufen sich in der obersten Ebene, in der Hohen Kammer einzufinden.
Themen gibt es genügend zu besprechen. So etwa Reparationszahlungen, welche sich aus den Krieg in Horning ergeben. Nicht nur die Stadt Edos wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch diverse Dammstädte. Da es zwar eine Einigung auf Frieden gibt, aber keine Aufarbeitung der Schuldfrage ist auch die Frage der Kostenübernahme nicht geklärt. Ein Weiteres Thema wird die generelle Richtung im Umgang mit Mutanten betreffen. Der Gouverneur verfolgt seit seiner Ernennung einen Kurs der Zugeständnisse, welche Abhumanen mehr und mehr Rechte einräumen. Bei vielen stößt dies auf Gegenwehr und Ablehnung. Rüstungsbudgetierung, Steuerauflagen für nicht verstaatlichte Betriebe und Förderprogramme des interplanetaren Handels sind weitere Punkte. Insgesamt sollen 238 Sachverhalte besprochen und geklärt werden.
Der wichtigste, wenn auch nicht offizielle, Grund ist jedoch der, dass Gouverneur de Wajari bei einem Ratstreffen persönlich den Vorsitz führen muss. Seit langen schon mehren sich die Gerüchte, dass der Gouverneur schwer krank und vielleicht sogar schon verstorben ist. In diesem Fall müssten umgehend Neuwahlen anberaumt werden. Ganz zu schweigen davon, dass es ein unsäglicher Affront gegen die Sitten und Gesetze unserer Welt wäre, wenn die Vertrauten des Gouverneurs, allen voran seine Gattin, die Regierungsgeschäfte weiterführen, obwohl der Herrscher unserer Welt dazu schon nicht mehr im Stande ist.
Noch sind dies bloße Verschwörungstheorien, für die es keinen konkreten Beweis gibt. Dennoch belegen die Zahlen, mit denen Häuser und Nationen ihre Ehrenabteilungen benannt haben, dass man Stärke zeigen will. Selten waren so viele paradierende Einheiten von regulären und Hausarmeen für einen Rat angemeldet wurden. Die Adelsfamilien, so könnte man spekulieren, wollen auf diese Weise zeigen, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Jene, die man zu Unterstützern des Gouverneurs und seiner Frau zählen muss, marschieren mit der Botschaft auf, dass sie sich von den große Häusern nicht einschüchtern lassen. Was für die staunenden Bürger der Makropole ein gewaltiges Schauspiel der Macht unserer Welt sein wird, symbolisiert auf einer Metaebene das Ringen und die innere Zerrissenheit unserer Welt.
So jedenfalls könnte man meinen.