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Turm der Seherin
#16
De Verteidigung des Palastbereiches hätte eine disziplinierte und entschlossene Angelegenheit sein sollen. Die Krieger auf der Mauer organisieren, die Flüchtlinge gesittet und zügig hinter die schützenden Wälle bringen. Den Wehrfähigen dann Waffen zukommen lassen und alle anderen dorthin beordern, wo sie möglichst sicher und gleichzeitig nicht im Weg waren.
Dann hätten Spähtrupps in die Stadt geschickt werden müssen, um zu sehen wie die Lage war, wo sich der Feind befand und ob sich vielleicht noch loyale Gruppen in den unteren Bereichen Rasankurs aufhielten.
So hätte es sein müssen, so aber war es nicht. Das plötzliche und sonderbare Verhalten der Verteidigerkreaturen, die nur unter den widrigsten Umständen bei Tag ans Licht gekrochen kamen, brachte die Palata dazu auf die Mauer zu fluten.
Die dortigen Kämpfer sahen sich plötzlich von gaffenden, staunenden, lamentierenden und betenden Menschen umspült. Einige Rasankuri reagierten darauf mit Ärger und Gewalt, so dass es hier und da zu Handgreiflichkeiten kam.
Andere waren von den Herandrängenden gänzlich überfordert und wieder andere starrten genauso auf das bizarre Schauspiel wie die Umstehenden. Ein kleiner Teil der Versammelten hatte gesehen wie Selari einen Einfluss auf die Kreaturen der Dunkelheit auszuüben schien.
Sie trugen dies Gesehene wie eine Ratte die Pest unter die Massen. Konnte man dies glauben? Hatte sie nur beiläufig gestikuliert, was mit den Bewegungen der Bestien zufällig übereinstimmte?
Wer sollte dieses Persönchen überhaupt sein?
Derartiges brachte nicht eben Ruhe. Erst als die Sonne mehr und mehr die Außenbereiche zu bescheinen begann und es offensichtlich wurde, das was immer auch genau dort eben passiert war, vorläufig ein Ende gefunden hatte, ließen sich die Palta von den Zinnen zurückdrängen.
Doch hatte sich da schon ein neues Problem angebahnt. Durch die Aufmerksamkeit, welche die Mutantin nun durch Glauben oder Unglauben genoss, war ein relativ heimliches Betreten des Palastes nicht nur erschwert, sondern nahezu unmöglich. Jedes Augenpaar im näheren Umkreis klebte förmlich an ihr. Da machte es der Umstand auch nicht besser, dass Selari, von der kein Mensch in Rasankur, jedenfalls keiner der meinte etwas zu gelten, je gehört hatte, plötzlich von einer kleinen Streitmacht aufgesucht wurde. Auch das sie mit Suul wie mit einem nahezu Gleichrangigen sprach.
Der Deimos stand derweil wie angewurzelt da und versuchte ganz offenbar die Eindrücke zu verarbeiten.
Mandias nahm den Dolch seiner Herrin entgegen, sah aber ansonsten unbehaglich drein, da noch zu viele Leute ihnen nachstarrten.
Es war Hegal, der für die dringend benötigte Ablenkung sorgte. Suul hatte nämlich versucht endlich Herr der unübersichtlichen Lage zu werden und wieder das Heft in die Hand zu nehmen.
Da war er bei Hegal jedoch an den Falschen geraten. Als er ihm befahl seine Kämpfer auf die andere Seite des Ringes zu verlegen dachte der nicht im Traum daran.
Du bist nicht der Schwarze Drachen und ich werde von einem Palastäffchen keine Befehle annehmen. Mir befiehlt der Drachen und von dem Sehermädchen lass ich mir vielleicht zu Handlungen raten.
Was wagst du dir, Elender. Ich bin die höchste militärische Instanz und Vollstrecker des Willens des Drachens. Du wirst gehorchen, Festungsabschaum.

Der Umstand, dass das kleine Kontingent Wachen hinter Suul, verschwindend gering ausfiel, im Vergleich zu den Kriegern aus den Bergen, nahm seinen Worten ein wenig die Schärfe. Ein rascher Blick Suuls zur Mauer, zeigte ihm das die dort versammelten Rasankuri wenig Elan an den Tag legten sich auf eine Seite zu schlagen.
Die Streiter Hegals waren selbst für die Verhältnisse Rasankurs ein verwegen aussehender Haufen aus Mördern und halb Wahnsinnigen. Für die Ehre des Deimos schien sich keiner so recht mit diesen anlegen zu wollen. Suuls Kiefermuskeln malten, dass hätte ein Stein dazwischen gelegen, dieser garantiert zu Staub zerdrückt worden wäre.
Aber zurücktreten konnte er auch nicht, da er sonst das Gesicht verloren hätte. Seine Hand wanderte langsam aber stetig zum Griff seines Kopeshs. Die Krieger hinter ihm strafften sich.
Gewalt verdichtete die Luft zu etwas Greifbarem. Das markante Geräusch des Lademechanismus einer Draco zerschnitt diese komprimierte Luft.
Dann trat ein Junge und ein Bhrak zwischen die Fronten, als sei dies das normalste auf der Welt, als sei es schlicht ihr Stichwort um im nächsten Akt eine Rolle zu spielen. Der Junge schaffte es trotz dunkler Hautfarbe kreidebleich zu sein. Waffen, Fratzen und Mordgier starrten ihn von allen Seiten her an.
Seine Stimme zitterte, dennoch versuchte er so viel Kraft in sie zu legen wie möglich.
Dies ist Khan Yok, mächtigster der Bhrak, die in den lichtlosen Tiefen der Berge herrschen. Er ist gekommen mit euch zu reden, Suul, dessen Namen dreifach Furcht in die Herzen eurer Feinde pflanzt. Der Deimos blickte auf den Knaben, dann zu dem Bhrak.
In seinem Blick lag keinerlei Erkennen. Was er jedoch erkannte war die Gelegenheit hier mit dem Leben und der Wahrung seiner Ehre, wenn auch angekratzt, zu entrinnen.
Khan Yok… natürlich. Wasser und Kriegsglück Euch. Die Angelegenheiten der Stadt gehen persönlichen Befindlichkeiten vor. Dennoch ist hier das letzte Wort noch nicht gesprochen. Kurz kreuzten die Blicke Suuls und Hegals ihre Klingen, dann drehte sich der Deimos auf dem Absatz um und stampfte zum Palast. Seine Garde, den Jungen und den Unmenschen im Schlepptau. Das verfrühte Schlachten zog sich enttäuscht aus der Atmosphäre zurück.
Beim Beginn dieses Vorfalls hatte Selari sich abgewandt, um einzugreifen, die Sache zu schlichten und zu entschärfen. Sie war jedoch gegen Mandias geprallt, der sie wie ein Kind wieder herumdrehte.
Du musst lernen, dass sich nicht alles immer nach deinem Willen fügen kann und du manchmal auf die Gunst der Götter vertrauen musst. zischte der Pferdehäuptige und stieß sie auf die kleine Tür zu, die sich just in diesem Moment einen Spalt weit geöffnet hatte. Eine weiße Hand war im Schatten zu sehen, mehr nicht.
Selari schlüpfte hindurch und wurde von der Kühle und dem Wohlgeruch des Palastes empfangen.
Es dauerte einen Moment, bis die Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, denn in dem Gang gab es zusätzliche keine Lichtquelle. Lediglich weiter hinten zeigte sich etwas Helligkeit. Wohl dort, wo der Korridor zu der kleinen Ausfallpforte zu auf einen größeren Korridor traf.
Wer Selari da hinter der Tür erwartete war eine Person von beachtlichen Ausmaßen. Sie war voluminös, schien fast den gesamten Raum des Korridors einzunehmen. Noch war sie kaum mehr als ein Scherenschnitt, auch wenn ihr Gebaren eine Frau vermuten ließ. die weißen Finger wanderten zum Mund, wo sie sich vielleicht in einer Geste des Schweigens vor die Lippen legten.
Dann ging sie voran.
In Anbetracht ihrer Körperfülle bewegte sie sich geziert und überaus elegant. Kurz blickte sie nach links und rechts in den Gang und trat dann in selbigen. Selari folgte.
Die Frau, denn es war tatsächlich eine, war in enges rotes Latex gekleidet, ganz der Mode des Palastes entsprechend. Die Betonung des Körperlichen und Übersexualisierten wies sie als eine Hofdame aus. Hände und Füße waren nackt, das Gesicht war es nur zwischen Hals und Nase. Ihr gewaltiger Busen war ebenfalls nicht bedeckt. Alles andere verhüllte der rote Kunststoff. Davon ausgehend, dass Selari ihr folgte, durchquerte sie einige Korridore. Bewaffnete und Diener eitlen ihnen zuweilen entgegen oder überholten sie. Doch niemand beachtete sie wirklich. Jeder schien mit ganz eigenen Verbreitungen einer kommenden Belagerung zutun zu haben. Sie passierten auch den Thronraum, gingen an seinen weit geöffneten Flügeltüren vorbei.
Der Drachenthron verwaist, auf dem klein wirkenden Stuhl davor der noch kleiner wirkende Heermeister. Ein Dutzend Schranzen schien ausgenommen Wichtiges zu besprechen. Gerade trat Suul mit Yok vor die vier Konkubinen und unterbrach sie in ihrem Tun.

Wenn wir den Kult des Panzers für uns gewinnen könnten, dann wäre diese ganze lächerliche Episode bereits ausgestanden.
Inanna stand mit beiden Armen über eine Karte gestützt, die ihrerseits auf einem Tisch lag, den man in den großen Saal geschafft hatte. Die sehr simple Ausgabe eines Kommandostandes. Es war bezeichnend, dass die Ränder der Karte mit Weingläsern beschwert waren. Die Konkubinen hatten ihre aufreizende Garderobe um Accessoires des Krieges erweitert. Ein Waffengurt hier, ein Pistolenhalfter dort. Einzelne Rüstungsteile, die mehr zum Outfit passen mussten als irgendetwas anderes. Es wirkte als wollten sie Krieg nur spielen oder als lebendes Bild darstellen.
Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre… flötete Ahera und nahm eines der Gläser, so dass sich die handgemalte Karte auf einer Seite zusammenrollte. Wir haben drei Boten hingeschickt und der dritte kam gar nicht erst wieder. Ich glaube unsere Anfragen stören Fiebergeist.

Rostender Blecheimer… was ist mit den Fliegern?

Was soll mit ihnen sein? Willst du sie auf Truppen hetzten die schon in der Stadt sind?

Wenn es sein muss!

Schwestern, Schwestern…
Schechina, die auf dem polierten Boden ausgestreckt lag, als sei eben dies das normalste von der Welt, klatschte in die Hände. Wir haben Besuch. Wie erfrischend unerwartet. In einer komplizierten, akrobatischen Verrenkung kam sie auf die Beine.
Wen bringst du uns, mächtiger Suul? Die Blicke gingen zu den Eintretenden.

Selari und ihre Führerin waren da schon vorbei und erklommen eine breite Alabastertreppe zu einem Bereich, bei dem es sich um Wohnungen zu handeln schien.
Der Aufbau dieser Etage war sehr verwirrend. Es gab lange Fluchten aus hintereinander liegenden Zimmern, alle prachtvoll und opulent eingerichtet, aber ohne jegliche Privatsphäre für ihre Besitzer. Denn wer immer in dahinter liegende Bereiche vordringen wollte, musste diese Räume passieren. Dann wiederum waren kleine Bereiche mit den Charakteren von Innenhöfen zu finden. Hier sprudelnde Wasserspiele und Springbrunnen und Vögel zwitschern, die garantiert nicht aus der Wüste stammen. Von diesen Bereichen gingen wiederum Wohnungen ab, die man nicht so ohne weiteres betreten konnte. Das Alles war durch Treppen, Galerien und sogar kleinen Brücken innerhalb von Hallen und Sälen so unüberschaubar gestaltet, dass ein Ortsfremder unweigerlich die Orientierung verlieren musste. Endlich erreichten sie eine dieser Wohnungen und die vorangehende Hofdame klopfte in einem bestimmten Rhythmus.
Ihnen wurde aufgetan.
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[Kein Betreff] - von - 09-25-2017, 07:15 PM
[Kein Betreff] - von - 01-20-2018, 10:47 PM
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