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Turm der Seherin
#12
Von hier kommend


Die Tür im Keller ließ sich mit etwas Gewalt aufpressen. Der Knabe von zuvor musste einen anderen Eingang gekannt haben, durch den Yok aber vermutlich nicht selbst gepasst hätte. Zähne wurden im Halbdunkel des Raumes gedeckt, während die Tür Sand und Staub vor sich her schob. Ungesehene Behälter und andere Dinge wurden umgeworfen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit war der Weg frei und der Bhrak schritt zusammen mit dem Knaben hindurch. Er sog die Luft des Turmes grollend ein und stiße sie wider aus. "Dieser Ort stinkt. Nach Hexerei." Der Geruch kam ihm aber auch darüber hinaus bekannt vor, auch wenn er den Finger nicht darauf legen konnte, woher. Es war ein schwacher Geruch, wie ein fliegender Gedanke, der hier mitschwebte und von einer höheren Ebene herab zu gleiten schien. Fast glaubte Yok zu spüren, wie sein Blut dabei in Wallung geriet, schüttelte diesen Eindruck aber bald ab, ehe er wie zuvor als Erster vorandrängte. Eine Treppe hinauf, vorbei an Lagerräumen voller kollabierter Fässer und skelettierter Vorräte. Alles hier wirkte trocken und tot, mumifiziert durch den Staub und das Böse, das hier lange Zeit gewohnt zu haben schien. Yoks schnauzenhafte Nase zog sich kraus. Ohne es zu wissen hatte der Bestienmann sein Schwert wieder in der Hand, bemerkte es erst, als er mit Hilfe der Klinge einen lumpenhaften Vorhang bei Seite schob, um schließlich in das vorzudringen, was wohl einer der Zuläufer des Eingangsbereiches sein würde.

Plötzlich hielt der Bhrak inne. Seine Instinkte schlugen Alarm, ehe er sich und den Knaben reflexartig in die Schatten der Gänge presste und erneut Witterung aufnahm. Er roch Menschen. Ihren Schweiß, ihren Schmutz und ihre Waffen, unterlegt mit dem Gestank von Kerzen, Ölfeuer und dem, was sie vermutlich für Essen hielten. Der Jäger verzog angewidert das Gesicht. Nicht übel hatte er Lust, sich jetzt ein wenig an dem, was er für Wachen hielt, abzureagieren, doch seine eigene Gerissenheit hielt ihn zurück. Er würde klüger sein müssen, als das. Würde er hier ein Gemetzel veranstalten, wären seine Chancen, seine Botschaft zu überbringen, wahrscheinlich vertan. Menschen waren keine Bhrak, die sich Respekt abringen ließen, indem man in ihre Mitte marschierte und ihre Wachen Zwecks Machtdemonstration zertrat. Er würde es klüger anstellen müssen. "Was ist, Herr?"
Der Knabe fragte im Flüsterton, als er Yok ansah, dass er brütete und überlegte. Der Alpha blickte zu seinem zierlichen Begleiter hinab und schnaubte. "Ich rieche Menschenfleisch. Wachposten."
Der Junge warf einen ungläubigen Blick um die Ecke, ehe er zu Yok zurückkehrte, auch wenn im Gegensatz zu seinem Beschützer in keiner Weise besorgt schien. "Wenn Ihr wollt, kann ich vorgehen, Herr." Ein mistrauischer, fragender Blick zierte Yoks fratzenhaftes Gesicht. "Was soll das heißen?" Der Junge macht einen Schritt zurück, sodass sie sich biede aber immernoch in den Schatten herumdrückten. "Ich weiß, wie wir an ihnen vorbei kommen, ganz ohne Probleme. Das ist doch, warum wir stoppen." Die Festellung des Jungen gefiel Yok nicht. Sie kam ihm frech vor, aber sie hätte auch wahrer nicht sein können, weshalb er nickte. "Ich werde mich nicht an schwächlichen Weichhäuten vorbeischleichen, wenn ich nicht muss." Es war eine Sach,e ob man isch uaf der Pirsch ungesehen bewegte, oder sich an einer Bedrohung vorbei schlich, wie ein Schwächling. Bhrak-Gehirne funktionierten da alle gleich. Glücklicherweise schüttelte der Knabe beschwichtigend den Kopf und gestikulierte erläuternd. "Das wird nicht nötig sein. Die Stadt benutzt oft Boten wie mich, um Botschaften ungesehen zu überbringen. Ihr folgt mir einfach ein Stück und ich bringe alles in Ordnung. Eine Botschaft für den Palast abzufangen würde jeden von ihnen den Kopf kosten, Herr. Bitte vertraut mir." Einen langen Moment starrte Yok den Jungen an, abwägend, überlegend. Es schmeckte ihm nicht, wie sich diese List anfühlte, auch wenn er der Letzte war, der von Tücke absah, wenn sie ihm doch einen Vorteil brachte. Wieder aber riet ihm sein Verstand, in den Plan einzuwilligen, denn ihm selbst fiel um's Verrecken auch kein Besserer ein, weswegen der bullige Krieger schließlich nickte und seine Waffe wegsteckte.
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