03-23-2021, 03:49 PM
Der Blaine stand still und rötlich brauner Flugsand sammelte sich an seinen Flanken, wie Schneewehen an einer winterlich umtosten Hütte.
Sie waren irgendwo im Nirgendwo.
Momentan existierte nur das Chaos des Sturms um sie her. Ein weiterer Tag, ein weiterer Sturm. Die Wüste wollte sie hier nicht und ließ sie dies auch spüren.
So zumindest dachte einer von den drei Anwesenden. Eben jener Söldner, der nicht so sehr in den Fesseln des Berechenbaren verstrickt war und in dem noch Platz für Aberglauben und die Angst des Höhlenmenschen vor dem Unbekannten war.
Die anderen beiden sahen in den andauernden Stürmen nur widrige Umstände, die der Operation eine unvorteilhafte Variable beimengten. Ihr Aberglauben mochte genauso tiefgreifend sein, doch er war von anderer Natur.
Besagte Widrigkeiten hatten sich jedoch zu Hindernissen ausgewachsen, die ihre Zusammenkunft hier bedingten.
Sindri beendete soeben seinen nüchtern vorgebrachten Bericht, der die Schäden aufwies, welche der Landzug im Laufe der letzten Woche genommen hatte.
Der Blaine war für die unwirtlichsten Bedingungen konzipiert und konnte großer Hitze und Kälte ebenso trotzen wie enormen Druck oder Vakuum. Ganz zu schweigen von den Angriffen der Einheimischen. Die Ketten der Maschine hatten Steine zermalmt und Erstspalten überwunden. Blitze waren in die Hülle eigengeschlagen, Sand hatte den Lack abgeschmirgelt und saurer Regen war zischend auf seiner Haut verdampft.
Als das konnte er verkraften und nach mehr verlangen. Doch in der Summe, über die Wochen, welche das Fahrzeug ohne längere Pausen unterwegs war, nagte der Verschleiß und die Belastung wie ein umtriebiges Insekt an der ach so starken Wurzel.
Die Wartung, die nur feldmäßig erfolgen konnte, wie auch der banale Umstand, dass die beiden Techpriester bei weitem nicht alle Systeme der Maschinerie verstanden, taten ihr übriges. Es galt daher abzuwägen, ob die Mission fortgesetzt werden sollte, oder ob die Sicherheit und die Bewahrung des technologischen Schatzes, welchen der Blaine nun einmal darstellte, die größere Priorität hatte. Sindri hatte seine Einschätzung abgegeben.
Die Ketten mussten nachgespannt werden, was man bei passendem Untergrund bewerkstelligen konnte. Die Staubfilter der Ansaugstutzen gingen zur Neige, doch man konnte alte Einheiten gutesgehend säubern und weiterverwenden. Im Reaktor war ein Leistungsabfall von 3,2% gemessen wurden. Der genaue Ursprung war noch nicht diagnostiziert wurden. Die Selbstanalyse des Blaine stieß an ihre Grenzen und bedurfte externer Unterstützung, die erst in Magnus Rega wieder gegeben war. Sindri äußerte die Vermutung, dass es an der Kopplung der Laserwaffen liegen konnte, auch wenn er den direkten Zusammenhang erst noch verifizieren musste.
Kopplungen waren ohnedies ein Sorgenkind. Denn dort wo die Räder des Zuges, die für die Schiene gedacht waren, mit den Kettenadaptionen verbunden waren, zeigten sich die meisten Probleme. Die Kettenantriebe als Erweiterung der Fähigkeiten des Blaine brachen jedoch auch sein in sich geschlossenes System auf. Die Übertragung der Räder auf die Kettensegmente funktionierte nicht mehr einwandfrei und die Abweichungen nahmen zu.
Auch hier hätte eine gründliche und vorallem umfangreiche Wartung das Problem schnell gelöst. Wenn sie denn möglich gewesen wäre.
Darüber hinaus fühlte sich die Maschine selbst unwohl.
Ihre empfindlichen Ortungs- und Tastersysteme waren von den Unberechenbarkeiten der Wüste nicht nur gefordert, sondern regelrecht ausgehebelt. Magnetfelder und Spannungswolken, die ohne ersichtlichen Grund auftraten und wieder verschwanden. Sphärische Fata Moganen narrten die Funksysteme. Kratzende und flüsternde Stimmen, die nur Rückkoppelungen im Äther sein konnten. Dann wieder ganz klare Nachrichten, welche unmöglich schienen. Etwa die Lagemeldung eines Bataillon Gamarai Grenadiere. Eine militärische Formation aus den ersten Tagen des großen Krieges und seit diesen ausgelöscht. Was jeden hartgesottenen Funktechniker mit Gespensterfurcht erfüllt hätte, taten die Techpriester als Signale ab, die seit ihrem Absetzen in einer kruden Schleife der Wiederholung gefangen waren. Be- und vermerkenswert, aber kein Grund um an ruhelose Seelen zu glauben.
Ihr eigener theologischer Ansatz bereitete Ihnen da schon sehr viel mehr Sorge. Der Maschinengeist des Blaine ächzte unter den falschen und verwirrenden Messergebnissen und Sensoreninformationen mehr, als unter der gnadenlos verrückten Natur, die auf ihn einhämmerte. Die Priester versuchten unwesentliche Eindrücke abzuschalten, doch erhebliche Rechenleistung wurde dennoch dafür aufgewendet, dass der Blaine widersprüchliche Datenmengen wälzte.
Der Maschinengeist hatte Albträume.
Ich habe mir die Entscheidung alles andere als leicht gemacht. Ließ sich Hector vernehmen, nachdem er den mehr als ausführlichen Bericht Sindris schweigend angehört hatte.
Kurt hatte dem nur dahingehend etwas hinzuzufügen, dass er den totalen Ausfall des oberen Geschützes vermeldete. Die Waffe war nicht auf gleiche Weise geeicht wie die Gerätschaften des Adeptus und schon lange den korrosiven Kräften der Wüste erlegen. Er hatte die Granaten in die Waffenkammer verräumt, um eine ungewollte Detonation zu verhindern. Jetzt war die Kanone auf dem Dach nicht mehr als ein verfallendes Anhängsel. Deine Berechnungen sind fehlerfrei Bruder, soweit dies mit meiner eigenen Gegenrechnung verifizieren konnte. Die Wahrscheinlichkeit, alle Unwägbarkeiten der weiteren Reise ausgenommen, die Expedition erfolgreich zu beenden, liegt bei 78%.
Die Möglichkeit eines Scheiterns kann also nicht als vernachlässigbar abgetan werden.
Ich habe alle Optionen erwogen.
Unterstützung aus Magnus Rega ist nicht realistisch, da dort kein geeigneteres Fahrzeug vorhanden ist als der Blaine. Über den Luftweg ist keine Unterstützung risikofrei umzusetzen.
Eine weitere Option wäre den Weg zu Fuß fortzusetzen. Es gibt Berichte darüber, dass es einzelnen Individuen in Schutzanzügen gelungen ist große Flächen der Wüste zu durchwandern. Das würde jedoch bedingen, dass der Blaine von uns aufgegeben wird. Der Verlust dieser Maschine, welcher nicht im mindestens mit der Wahrscheinlichkeit eines Erfolges in Einklang zu bringen ist. Auch könnten wir niemals alle benötigte Ausrüstung mit uns nehmen. Die Gefahr für Leib und Leben mag auch eine Rolle spielen, auch wenn ich sie unter anderen Voraussetzungen vernachlässigen würde.
Ich habe daher beschlossen, die Mission abzubrechen und nach Magnus Rega zurückzukehren.
Sie waren irgendwo im Nirgendwo.
Momentan existierte nur das Chaos des Sturms um sie her. Ein weiterer Tag, ein weiterer Sturm. Die Wüste wollte sie hier nicht und ließ sie dies auch spüren.
So zumindest dachte einer von den drei Anwesenden. Eben jener Söldner, der nicht so sehr in den Fesseln des Berechenbaren verstrickt war und in dem noch Platz für Aberglauben und die Angst des Höhlenmenschen vor dem Unbekannten war.
Die anderen beiden sahen in den andauernden Stürmen nur widrige Umstände, die der Operation eine unvorteilhafte Variable beimengten. Ihr Aberglauben mochte genauso tiefgreifend sein, doch er war von anderer Natur.
Besagte Widrigkeiten hatten sich jedoch zu Hindernissen ausgewachsen, die ihre Zusammenkunft hier bedingten.
Sindri beendete soeben seinen nüchtern vorgebrachten Bericht, der die Schäden aufwies, welche der Landzug im Laufe der letzten Woche genommen hatte.
Der Blaine war für die unwirtlichsten Bedingungen konzipiert und konnte großer Hitze und Kälte ebenso trotzen wie enormen Druck oder Vakuum. Ganz zu schweigen von den Angriffen der Einheimischen. Die Ketten der Maschine hatten Steine zermalmt und Erstspalten überwunden. Blitze waren in die Hülle eigengeschlagen, Sand hatte den Lack abgeschmirgelt und saurer Regen war zischend auf seiner Haut verdampft.
Als das konnte er verkraften und nach mehr verlangen. Doch in der Summe, über die Wochen, welche das Fahrzeug ohne längere Pausen unterwegs war, nagte der Verschleiß und die Belastung wie ein umtriebiges Insekt an der ach so starken Wurzel.
Die Wartung, die nur feldmäßig erfolgen konnte, wie auch der banale Umstand, dass die beiden Techpriester bei weitem nicht alle Systeme der Maschinerie verstanden, taten ihr übriges. Es galt daher abzuwägen, ob die Mission fortgesetzt werden sollte, oder ob die Sicherheit und die Bewahrung des technologischen Schatzes, welchen der Blaine nun einmal darstellte, die größere Priorität hatte. Sindri hatte seine Einschätzung abgegeben.
Die Ketten mussten nachgespannt werden, was man bei passendem Untergrund bewerkstelligen konnte. Die Staubfilter der Ansaugstutzen gingen zur Neige, doch man konnte alte Einheiten gutesgehend säubern und weiterverwenden. Im Reaktor war ein Leistungsabfall von 3,2% gemessen wurden. Der genaue Ursprung war noch nicht diagnostiziert wurden. Die Selbstanalyse des Blaine stieß an ihre Grenzen und bedurfte externer Unterstützung, die erst in Magnus Rega wieder gegeben war. Sindri äußerte die Vermutung, dass es an der Kopplung der Laserwaffen liegen konnte, auch wenn er den direkten Zusammenhang erst noch verifizieren musste.
Kopplungen waren ohnedies ein Sorgenkind. Denn dort wo die Räder des Zuges, die für die Schiene gedacht waren, mit den Kettenadaptionen verbunden waren, zeigten sich die meisten Probleme. Die Kettenantriebe als Erweiterung der Fähigkeiten des Blaine brachen jedoch auch sein in sich geschlossenes System auf. Die Übertragung der Räder auf die Kettensegmente funktionierte nicht mehr einwandfrei und die Abweichungen nahmen zu.
Auch hier hätte eine gründliche und vorallem umfangreiche Wartung das Problem schnell gelöst. Wenn sie denn möglich gewesen wäre.
Darüber hinaus fühlte sich die Maschine selbst unwohl.
Ihre empfindlichen Ortungs- und Tastersysteme waren von den Unberechenbarkeiten der Wüste nicht nur gefordert, sondern regelrecht ausgehebelt. Magnetfelder und Spannungswolken, die ohne ersichtlichen Grund auftraten und wieder verschwanden. Sphärische Fata Moganen narrten die Funksysteme. Kratzende und flüsternde Stimmen, die nur Rückkoppelungen im Äther sein konnten. Dann wieder ganz klare Nachrichten, welche unmöglich schienen. Etwa die Lagemeldung eines Bataillon Gamarai Grenadiere. Eine militärische Formation aus den ersten Tagen des großen Krieges und seit diesen ausgelöscht. Was jeden hartgesottenen Funktechniker mit Gespensterfurcht erfüllt hätte, taten die Techpriester als Signale ab, die seit ihrem Absetzen in einer kruden Schleife der Wiederholung gefangen waren. Be- und vermerkenswert, aber kein Grund um an ruhelose Seelen zu glauben.
Ihr eigener theologischer Ansatz bereitete Ihnen da schon sehr viel mehr Sorge. Der Maschinengeist des Blaine ächzte unter den falschen und verwirrenden Messergebnissen und Sensoreninformationen mehr, als unter der gnadenlos verrückten Natur, die auf ihn einhämmerte. Die Priester versuchten unwesentliche Eindrücke abzuschalten, doch erhebliche Rechenleistung wurde dennoch dafür aufgewendet, dass der Blaine widersprüchliche Datenmengen wälzte.
Der Maschinengeist hatte Albträume.
Ich habe mir die Entscheidung alles andere als leicht gemacht. Ließ sich Hector vernehmen, nachdem er den mehr als ausführlichen Bericht Sindris schweigend angehört hatte.
Kurt hatte dem nur dahingehend etwas hinzuzufügen, dass er den totalen Ausfall des oberen Geschützes vermeldete. Die Waffe war nicht auf gleiche Weise geeicht wie die Gerätschaften des Adeptus und schon lange den korrosiven Kräften der Wüste erlegen. Er hatte die Granaten in die Waffenkammer verräumt, um eine ungewollte Detonation zu verhindern. Jetzt war die Kanone auf dem Dach nicht mehr als ein verfallendes Anhängsel. Deine Berechnungen sind fehlerfrei Bruder, soweit dies mit meiner eigenen Gegenrechnung verifizieren konnte. Die Wahrscheinlichkeit, alle Unwägbarkeiten der weiteren Reise ausgenommen, die Expedition erfolgreich zu beenden, liegt bei 78%.
Die Möglichkeit eines Scheiterns kann also nicht als vernachlässigbar abgetan werden.
Ich habe alle Optionen erwogen.
Unterstützung aus Magnus Rega ist nicht realistisch, da dort kein geeigneteres Fahrzeug vorhanden ist als der Blaine. Über den Luftweg ist keine Unterstützung risikofrei umzusetzen.
Eine weitere Option wäre den Weg zu Fuß fortzusetzen. Es gibt Berichte darüber, dass es einzelnen Individuen in Schutzanzügen gelungen ist große Flächen der Wüste zu durchwandern. Das würde jedoch bedingen, dass der Blaine von uns aufgegeben wird. Der Verlust dieser Maschine, welcher nicht im mindestens mit der Wahrscheinlichkeit eines Erfolges in Einklang zu bringen ist. Auch könnten wir niemals alle benötigte Ausrüstung mit uns nehmen. Die Gefahr für Leib und Leben mag auch eine Rolle spielen, auch wenn ich sie unter anderen Voraussetzungen vernachlässigen würde.
Ich habe daher beschlossen, die Mission abzubrechen und nach Magnus Rega zurückzukehren.