02-23-2021, 03:53 PM
-Ruine der Schlangengrube-
Lebendig begraben!
Diese Worte hallten in ihrem Verstand wieder wie ein Echo. Alles was davor gekommen war, Panik, die Angst, die Wut und die Hilflosigkeit war bereits wieder aus ihr herausgeflossen.
Scheinbar war das ganze Gebäude über ihr zusammengefallen und der Geruch nach Rauch und die ansteigende Hitze ließ vermuten, dass es auch gebrannt hatte.
Das sie noch lebte lag daran, dass der kleine Raum, in welchem sie nach dem Zusammentreffen hatte warten sollen, nur halb eingestürzt war. Ihre Beine waren unter Steinen und Balken eingeklemmt, auch wenn sie nicht glaubte, dass sie gebrochen waren. Nicht das das irgendeinen Unterschied machte. Bewegen konnte sie sie nicht und selbst wenn sie sich hätte befreien können, genützt hätte ihr das auch nichts. Als die Decke heruntergekommen war, war sie ohnmächtig geworden. Hatte sie etwas am Kopf getroffen? Keine Ahnung, Schmerzen hatte sie jedenfalls nicht. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn sie ein herunterfallender Stein erschlagen hätte.
Dann wäre ihr das Ersticken erspart geblieben. Ersticken wenn sie Glück hatte. Verdursten wenn sie Pech hatte.
All die Strapazen, all die Entbehrungen die sie hatte erleiden müssen, dann doch so ein elendes Ende. Das sie nicht altersschwach im Bett aus dieser Welt scheiden würde, dass war ihr schon immer klar gewesen, das hier aber war dann doch ein wenig jämmerlich.
Was hatte sie denn mit diesem Pferdemann zu schaffen? Was mit dem Verseuchten und dem Mutantenmädchen mit den Ziegenbeinen?
Was hatte sie mit Rasankur zu schaffen?
Nichts!
Niemand hier war besser als in den imperialen Städten. Sie taten so, als würde ihr Götterglaube sie edler machen, sie in einen besseren Stand heben. Aber am Ende war sie doch allein.
Du bist nicht allein. Die Stimme war neben ihrem Ohr in der Dunkelheit. Freundlich und warm. Vielleicht männlich, vielleicht weiblich. Wie flüssiger Honig. Da war noch mehr. Musik, leise und lieblich. Ferne Flöten und Harfen, Zimbeln und Leiern.
Jemand war bei ihr, auch wenn sie selbst kaum genug Platz hatte um die Arme zum Kopf zu bewegen. War das vielleicht schon der Sauerstoffmangel, der ihr Gehirn mit freundlicher Stimme in die letzten Minuten auf dieser Welt geleitete?
Wer bist du? Flüsterte sie in die staubige Finsternis.
Du weißt wer ich bin. Denn ich bin schon immer bei dir gewesen Magen.
So heiße ich nicht mehr.
Nein! So heißt du nicht mehr. Die Stimme lachte glockenhell, wie ein Frühlingstag. Die Musik wurde heiterer, verspielter.
Du bist Circe, weil du und ich dich dazu gemacht haben.
Als deine Mutter verschwand, da hättest du verhungern müssen.
Als deine Tante sich schlug und zur Arbeit antrieb, da hätte dein Willen brechen müssen.
Als schmutzige Hände dich gierig betasteten, da hätte deine Kraft erlöschen müssen.
Als dieser Freier wollte das du ihn würgst, wer gab dir die Kraft, weiterzumachen, auch als er winselte und röchelnd darum flehte aufzuhören?
Ich war bei dir mein Kind. Du hast es genossen, als seine Augen aus den Höhlen quollen und sein Zunge schwarz wie eine fette Made aus seinem Maul hing.
Vor dir selbst und den anderen hast du es gerechtfertigt, dass es ein Unfall war… aber das war es nicht.
Es hat dir gefallen dieses Schwein zu töten. Es war richtig und es war gut.
Die Symbole, die du in deinem Zimmer unter das Bett gemalt hast und wegen denen sie dich rausgeschmissen haben. Du hast gesagt es seien nur Fantasiezeichen gewesen. Nur eine Spielerei. Aber das war es nicht und du wusstest es in deinem Inneren.
Es war Zeit für dich diesen Ort zu verlassen und als du sie gemalt hast, da hast du mich gebeten dir zu helfen.
Und das habe ich.
Du bist meine Tochter, meine Schwester und meine Braut. Ich war immer da.
Und jetzt bist du bei mir, während ich sterbe?
Wieder dieses wissende Lachen.
Du stirbst nicht süße Circe. Dein Weg beginnt grade erst. Aber du musst lernen dir nicht selber im Weg zu stehen.
Was machst du hier?
Dumme Frage… ich bin eingeklemmt.
Das meine ich nicht und das weißt du auch.
Was machst du an diesem Ort? Was hast du für eine Rolle in der kleinen Intrige gehabt, die jetzt durch ein einstürzendes Gebäude, durch eine einstürzende Welt beendet wurde?
Das Ziegenmädchen will in das Bett des Fürsten, will die Rolle der Seherin übernehmen. Was sie berührt verändert sich und was sie streichelt verfällt ihr. Den Pferdemann hat sie umgarnt und den Drachen will sie ebenso umgarnen. Du solltest nur ein Bauernopfer auf dem Schachbrett dieses Spielchen werden. Und du wärst es auch geworden, wenn die Welt nicht eingestürzt wäre.
Hör auf dich klein zu machen. Ich habe dir eine Gabe geschenkt aber du nutzt sie nicht, nutzt sie nicht in zur Gänze.
Was für eine Gabe? Ich tanze doch nur.
Nur?
Was meinst du?
Du wirst es herausfinden, wenn du hier heraus bist.
Und wie soll ich das tun?
Drachen, Pferde, Ziegen. Hast du nicht auch ein Getier zu deiner Verfügung?
Einen Ziegenbock?
Kaum hatte die Stimme dies geflötet, als Bewegung in die Brocken kam, die Circe einklemmten. Ein Scharren und schleifen, bröckelnde Steine. Das Gewicht auf ihren Beinen verlagerte sich, wurde unerträglich und verschwand dann. Luft strömte durch ein kleines Loch zu ihr herein Der Spalt vergrößerte sich. Breite Hände griffen herein, tasteten nach Ecken und Halt und rissen Balken und Brocken zur Seite. Ihre Beine waren frei. Geschunden und zerschrammt aber frei. Die Hände griffen nach ihr und zogen sie heraus. Es war Nacht, aber nach der Dunkelheit ihres Grabes schien es ihr Tag hell. Selas stand in Mitten der Trümmer. Der Bocksköpfige Mutant war mit Schweiß und Staub bedeckt. Er musste wie ein Wahnsinniger gearbeitet haben um sich zu ihr durchzugraben. Jetzt zog er sich in seine Arme.
Ich dachte du wärst des Todes… den Göttern sei Dank! Den Göttern sei Dank. Er gab ihr Wasser aus einem Trinkschlauch und berichtete ihr hastig das Wenige, was er wusste. Der Fürst war mit seiner Armee verschlossen, die Stadt in Aufruhr. Es hieß Rebellen marschierten auf den Palast zu. Niemand wusste genau wer diese Rebellen waren. Einige sagten abtrünnige Rasankuri, andere sprachen von grauen Riesen unter einem Krieger namens Balius, andere meinten die Bhrak hätten sich wider die Menschen erhoben.
Was sollen wir jetzt machen Circe? Wo sollen wir hin?
Lebendig begraben!
Diese Worte hallten in ihrem Verstand wieder wie ein Echo. Alles was davor gekommen war, Panik, die Angst, die Wut und die Hilflosigkeit war bereits wieder aus ihr herausgeflossen.
Scheinbar war das ganze Gebäude über ihr zusammengefallen und der Geruch nach Rauch und die ansteigende Hitze ließ vermuten, dass es auch gebrannt hatte.
Das sie noch lebte lag daran, dass der kleine Raum, in welchem sie nach dem Zusammentreffen hatte warten sollen, nur halb eingestürzt war. Ihre Beine waren unter Steinen und Balken eingeklemmt, auch wenn sie nicht glaubte, dass sie gebrochen waren. Nicht das das irgendeinen Unterschied machte. Bewegen konnte sie sie nicht und selbst wenn sie sich hätte befreien können, genützt hätte ihr das auch nichts. Als die Decke heruntergekommen war, war sie ohnmächtig geworden. Hatte sie etwas am Kopf getroffen? Keine Ahnung, Schmerzen hatte sie jedenfalls nicht. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn sie ein herunterfallender Stein erschlagen hätte.
Dann wäre ihr das Ersticken erspart geblieben. Ersticken wenn sie Glück hatte. Verdursten wenn sie Pech hatte.
All die Strapazen, all die Entbehrungen die sie hatte erleiden müssen, dann doch so ein elendes Ende. Das sie nicht altersschwach im Bett aus dieser Welt scheiden würde, dass war ihr schon immer klar gewesen, das hier aber war dann doch ein wenig jämmerlich.
Was hatte sie denn mit diesem Pferdemann zu schaffen? Was mit dem Verseuchten und dem Mutantenmädchen mit den Ziegenbeinen?
Was hatte sie mit Rasankur zu schaffen?
Nichts!
Niemand hier war besser als in den imperialen Städten. Sie taten so, als würde ihr Götterglaube sie edler machen, sie in einen besseren Stand heben. Aber am Ende war sie doch allein.
Du bist nicht allein. Die Stimme war neben ihrem Ohr in der Dunkelheit. Freundlich und warm. Vielleicht männlich, vielleicht weiblich. Wie flüssiger Honig. Da war noch mehr. Musik, leise und lieblich. Ferne Flöten und Harfen, Zimbeln und Leiern.
Jemand war bei ihr, auch wenn sie selbst kaum genug Platz hatte um die Arme zum Kopf zu bewegen. War das vielleicht schon der Sauerstoffmangel, der ihr Gehirn mit freundlicher Stimme in die letzten Minuten auf dieser Welt geleitete?
Wer bist du? Flüsterte sie in die staubige Finsternis.
Du weißt wer ich bin. Denn ich bin schon immer bei dir gewesen Magen.
So heiße ich nicht mehr.
Nein! So heißt du nicht mehr. Die Stimme lachte glockenhell, wie ein Frühlingstag. Die Musik wurde heiterer, verspielter.
Du bist Circe, weil du und ich dich dazu gemacht haben.
Als deine Mutter verschwand, da hättest du verhungern müssen.
Als deine Tante sich schlug und zur Arbeit antrieb, da hätte dein Willen brechen müssen.
Als schmutzige Hände dich gierig betasteten, da hätte deine Kraft erlöschen müssen.
Als dieser Freier wollte das du ihn würgst, wer gab dir die Kraft, weiterzumachen, auch als er winselte und röchelnd darum flehte aufzuhören?
Ich war bei dir mein Kind. Du hast es genossen, als seine Augen aus den Höhlen quollen und sein Zunge schwarz wie eine fette Made aus seinem Maul hing.
Vor dir selbst und den anderen hast du es gerechtfertigt, dass es ein Unfall war… aber das war es nicht.
Es hat dir gefallen dieses Schwein zu töten. Es war richtig und es war gut.
Die Symbole, die du in deinem Zimmer unter das Bett gemalt hast und wegen denen sie dich rausgeschmissen haben. Du hast gesagt es seien nur Fantasiezeichen gewesen. Nur eine Spielerei. Aber das war es nicht und du wusstest es in deinem Inneren.
Es war Zeit für dich diesen Ort zu verlassen und als du sie gemalt hast, da hast du mich gebeten dir zu helfen.
Und das habe ich.
Du bist meine Tochter, meine Schwester und meine Braut. Ich war immer da.
Und jetzt bist du bei mir, während ich sterbe?
Wieder dieses wissende Lachen.
Du stirbst nicht süße Circe. Dein Weg beginnt grade erst. Aber du musst lernen dir nicht selber im Weg zu stehen.
Was machst du hier?
Dumme Frage… ich bin eingeklemmt.
Das meine ich nicht und das weißt du auch.
Was machst du an diesem Ort? Was hast du für eine Rolle in der kleinen Intrige gehabt, die jetzt durch ein einstürzendes Gebäude, durch eine einstürzende Welt beendet wurde?
Das Ziegenmädchen will in das Bett des Fürsten, will die Rolle der Seherin übernehmen. Was sie berührt verändert sich und was sie streichelt verfällt ihr. Den Pferdemann hat sie umgarnt und den Drachen will sie ebenso umgarnen. Du solltest nur ein Bauernopfer auf dem Schachbrett dieses Spielchen werden. Und du wärst es auch geworden, wenn die Welt nicht eingestürzt wäre.
Hör auf dich klein zu machen. Ich habe dir eine Gabe geschenkt aber du nutzt sie nicht, nutzt sie nicht in zur Gänze.
Was für eine Gabe? Ich tanze doch nur.
Nur?
Was meinst du?
Du wirst es herausfinden, wenn du hier heraus bist.
Und wie soll ich das tun?
Drachen, Pferde, Ziegen. Hast du nicht auch ein Getier zu deiner Verfügung?
Einen Ziegenbock?
Kaum hatte die Stimme dies geflötet, als Bewegung in die Brocken kam, die Circe einklemmten. Ein Scharren und schleifen, bröckelnde Steine. Das Gewicht auf ihren Beinen verlagerte sich, wurde unerträglich und verschwand dann. Luft strömte durch ein kleines Loch zu ihr herein Der Spalt vergrößerte sich. Breite Hände griffen herein, tasteten nach Ecken und Halt und rissen Balken und Brocken zur Seite. Ihre Beine waren frei. Geschunden und zerschrammt aber frei. Die Hände griffen nach ihr und zogen sie heraus. Es war Nacht, aber nach der Dunkelheit ihres Grabes schien es ihr Tag hell. Selas stand in Mitten der Trümmer. Der Bocksköpfige Mutant war mit Schweiß und Staub bedeckt. Er musste wie ein Wahnsinniger gearbeitet haben um sich zu ihr durchzugraben. Jetzt zog er sich in seine Arme.
Ich dachte du wärst des Todes… den Göttern sei Dank! Den Göttern sei Dank. Er gab ihr Wasser aus einem Trinkschlauch und berichtete ihr hastig das Wenige, was er wusste. Der Fürst war mit seiner Armee verschlossen, die Stadt in Aufruhr. Es hieß Rebellen marschierten auf den Palast zu. Niemand wusste genau wer diese Rebellen waren. Einige sagten abtrünnige Rasankuri, andere sprachen von grauen Riesen unter einem Krieger namens Balius, andere meinten die Bhrak hätten sich wider die Menschen erhoben.
Was sollen wir jetzt machen Circe? Wo sollen wir hin?