10-24-2020, 06:49 PM
Wer ich bin?
Er machte eine lange Pause, als müsse er über diese Frage selber nachgrübeln.
Die lange Antwort: Achtundachzig Namen habe ich, alle in Zorn geschrien und Raserei gebrüllt. Meine Sprache ist das Krachen der Äxte und das Gurgeln durchschnittener Kehlen.
Er stütze sich auf die Lehne seines Stuhls, hob eine Seite des Hinterns an und lies einen Wind entfahren.
Aber das ist am Ende alles nur Geschwätz. Das Geschwätz von Menschen, die etwas beschreiben wollen, was nicht dafür gemacht ist mit Worten beschrieben zu werden. Er griff seinerseits nach einem Stück Fleisch und riss einen Brocken ab.
Abpropos Geschwätz…er kaute ausgiebig. Ich will dir eine Geschichte erzählen.
Schau nicht so herablassend du Welpe. Ich bin alt und es ist das Vorrecht der Alten Geschichten zu erzählen.
Also machs Maul zu und die Ohren auf. Vielleicht dringt ja was in den Stein vor, der dir als Hirn dient.
Das hier, mit der Fleischkeule beschrieb er einen weiten Bogen, der die Höhle und alles andere umfassen mochte, ist Mors. Wie es war, lange vor deiner Geburt und lange vor deiner Ahnen Geburt. Eine hübsche kleine Welt, voll grüner Wälder, in denen sich das Wild gegenseitig auf die Füße trat. Eine ungefährliche Welt, in der kein Räuber größer als ein Hund wurde.
Menschlein kamen von den Sternen und bauten ihre Hütten und Häuser hier. Aus Dörfern wurde eine Stadt, aus einer Stadt wurden viele Städte. Sie handelten untereinander und verließen ihre Welt, um mit anderen Städten auf anderen Welten zu handeln.
So weit, so langweilig.
Dann und wann führten sie kleine Kriege gegeneinander, denn sie hielten sich Armeen mit bunten Uniformen und blank geputzten Knöpfen.
Nichts was wirklicher Kampf war.
Den Menschlein war langweilig und wem langweilig ist, der kommt auf dumme Ideen. Diese Menschlein nun hatten die dumme Idee, sich neue Götter zu suchen. Ihr eigener Gott war weit weg, auf der Welt von der sie kamen. Er war schwach und kaum mehr als der Kadaver eines Gottes. Die gelangweilten Menschlein suchten sich neue Götter, die auf ihre Gebete hörten und ihren faden kleinen Leben etwas Würze gaben.
Einen Gott des Genusses und der Lust, der sie noch fetter, noch träger und fauler werden ließ, einen des Wissens, der ihnen Geheimnisse zu wisperte, mit denen sie ihren Reichtum mehrten und ihre Gehirne vollstopften. Angewidert zog der Alte einen Klumpen Schleim hoch und spuckte ihn ins Feuer, wo er fauchte und zischte. Sie kultivierten ihre Dekadenz und ihre Selbstverliebtheit. Sie dachten, sie könnten diese Kräfte beherrschen und bändigen und begriffen nicht, dass sie die Beherrschten waren.
Den Göttern, wie auch jenen, die ihnen huldigen, ging jegliche Wahrheit ab. Sie vollführten ein gewaltiges Ritual, dass ihre Welt in die Ebene der Träume heben sollte, wo sich alles erfüllt, was man sich nur vorzustellen vermag.
Tausende wurden geopfert, in blaue Flammen geschleudert, wo sie in Verzückung und aus freien Stücken brannten.
Endlich gelang es und der Himmel riss auf, blutete Farben, die kein Menschenauge je gesehen hatte. Der Schein des Feuers tanzte über die Wände, wo sich die gezeichneten Strichmännchen mit emporgerissenen Armen zum steinernen Himmel wandten.
Aber was kam war nicht das was sie erwartet hatten. Schrecken fielen über die wimmernden Menschlein her, denn die Gunst der alten Götter kann man sich nicht erkaufen… man muss sie verdienen. Ungeheuer und Bestien, deren Vater Wahnsinn und deren Mutter Albtraum waren, fielen über die Narren her.
Ein gewaltiger Sturm von der anderen Seite schnitt Mors vom Rest der Sternenreiche ab und damit von jeder Hilfe.
Ihre lächerlichen Armeen wurden beiseitegefegt und zermalmt. Sie schlossen sich in ihren Städten und Palästen ein und falteten die Hände, bettelten ihren alten Gott an, den sie so bereitwillig für Flitter und falsche Macht verkauft hatten. Der Greis äffte die Unglückseligen seiner Geschichte nach, faltete die Hände und stammelte sinnlose Worte, die Augen theatralisch zur Decke gedreht. Dann lachte er schallend.
Ha! Die Ohren ihres einstigen Gottes waren längst verwest und abgefallen. Ihre neuen Götter aber, die sie auf einen so hohen Sockel gehoben hatten, lachten schallend über ihre Dummheit. In ihrer Not nahmen sie Zuflucht zur Wissenschaft. Sie manipulierten die wenigen Kämpfer die sie noch hatten, zu mächtigeren Kriegern. Krieger die es nicht nach Weibern und Paarung gelüstete. Deren Köpfe nicht mit unnützem Wissen, sondern nur mit Zähnen und Knochenplatten gefüllt waren.
Diese Schar Weniger… gesegneter Weniger, flehten sie an. „Rettet uns, rettet uns!“
Und sie taten wofür sie geschaffen waren. Sie kämpften. Der Alte nickte zu einem Bild, auf dem eine schar größerer Gestalten aus einem Berg hervorbrach und sich auf vielarmige Monster stürzte.
Und was das für ein glorreiches Gemetzel war.
Sie waren Halbgötter unter den Menschen.
Sie drängten die Schrecken der anderen Seite zurück.
Sie zerfetzten ihre Feinde und wurden ihrerseits zerfetzt ohne zu klagen, denn in der Schlacht zu sterben war alles wonach es sie verlangte. So kam zum allersten Mal der Mut, die Tapferkeit und wahre Stärke nach Mors. Ein flackerndes kleines Kerzenlicht, das wenige mit ihren Taten zu einer Feuersbrunst entfachten. Wie um die Worte des Alten zu untermalen loderten die Flammen auf und erhellten das ringsherum tobende Schlachten.
Diese Flamme wurde von einem Gott erblickt, der bisher keinen Rülpser für Mors erübrigt hatte, denn ihm war nur Stärke und Mut Gebet und beides hatte es auf dieser Welt vorher nicht gegeben. Nun aber kämpften und Starben dort Streiter, die keine Belohnung erwartet und nicht um ihr Leben flehten.
Sie verlangten nach keinem Gott, also wurde er der Ihre.
Seine Herolde, aus kochendem Blut und glühendem Stahl geformt, schlossen sich ihnen an.
Oh glorreiche Tage des ewig währenden Kampfes. Flüsse färbten sich rot, die Berge aus abgeschlagenen Köpfen türmten sich bis zu den Wolken. Alles war Kampf, alles war Vergehen, Siegen und Besiegtwerden. Die Schreckensdiener der anderen, der schwachen Götter wurden nach und nach zurückgedrängt.
Die Schöpfer dieser neuen, dieser wahren Wesen aber, sahen voll Entsetzen auf die Perfektion, die sie geschaffen hatten. Sie erhoben in Furcht die Hand gegen ihre Geschöpfe und wurden vernichtet. So wie alles Schwache immer vor dem Starken fallen muss. Die neuen Menschen hatten Mors erstritten und rechtmäßig geerbt.
Und als der Gott des Gemetzels sie fragte, wie er sie nennen sollte, jetzt da sie so viel mehr als ihr einstiger Ursprung waren, da sagten sie ihm:
„Nenn uns Bhrak! Denn dies ist der erste Laut, den ein Brütling macht, wenn er den Kampf ins Leben gewonnen hat.“
So geschah es. Aus der Schwäche einer kümmerlichen und dekadenten Welt, erhob sich ein starkes und kampfgieriges Volk.
Der Gott aber verlangte keine Tempel und keine Gesänge. Sein Gebet war im Dröhnen der Trommeln, im Klirren der Waffen und im Schreien der Sterbenden. Die Bhrak vergaßen ihn, ehrten ihn jedoch trotzdem durch ihre Art zu leben. Das Feuer, welches die ganze Zeit schon die Erzählung des Alten unterstützt zu haben schien, sank nieder und erstarb zu einem bloßen Glühen. Der Alte saß im Schatten.
Das waren die strahlenden Tage deiner Vorfahren Yok. Aber jetzt hat sich eine Finsternis auf das stolze Volk der Bhrak herabgesenkt. Sie verlieren sich in Kämpfen untereinander, die nicht mehr von der Erhaltung ihrer Stärke getrieben sind, sondern von kleinlicher Missgunst und Gewinnsucht.
Sie verraten die alten Wege, sie nutzen die Gewehre der Schwachen, die keinen Mut und keine Stärke verlangen. Sie wenden sich falschen und unaufrichtigen Göttern zu, sie verlieren den Weg. Aus der Dunkelheit auf der anderen Seite der Glut glänzten die zwei Augen des Greises im kalten Mondblau des Raubtieres. Die Alphas werden weniger Yok. Das Feuer war nun ganz verloschen. Nur noch Dunkelheit war da, in der die beiden Augen hingen. Das Volk der Erwählten verliert die Gunst seines Gottes.
Es wird erbärmlich und vergeht am Ende.
Du kannst sie zurück auf den Pfad des Blutes führen. Du kannst sie reinigen. Andere Augen gesellten sich jetzt zu den beiden leuchtenden hinzu. Ein Dutzend, hunderte, tausende. Es waren die Augen all jener, die vor ihnen gekommen waren und jetzt voller Vorwurf auf das sahen, was die Bhrak zu werden drohten.
Die Augen waren Sterne, durchzogen vom bösartig leuchtenden Band des Krallennebels, der den Himmel über Rasankur in die Farbe von Blutergüssen tauchte.
Da war die kalte Nachtluft auf seiner Haut. Haut die frei lag, weil die Kleidung darüber entfernt wurden war.
Er lag im Staub der Straße und ringsherum waren die Geräusche einer Stadt in Aufruht zu vernehmen. Schüsse, nicht sonderlich weit entfernt, Schreien, Rufen und das Prasseln von Feuer. Aber auch noch etwas anders, sehr viel näher. Schritte, von nackten Krallen, die über Straßenpflaster kratzten. Der Vogelmensch war noch immer bei ihm, begleitet vom leisen Klimpern der Talismane und Anhänger.
Er hockte mit dem Rücken zu Yok, etwa zwei Schritt entfernt und war gerade damit fertig etwas mit Farbe an die nahe Hauswand zu malen. Irgendein kompliziertes Symbol, dem keine gute Absicht innewohnte. Tatsächlich waren die Steine ringsherum schon mit diesen Zeichen beschmiert. Die Kreatur murmelte etwas und drehte sich gedankenverloren um. Sie stockte, als sie sah, dass ihr Opfer offensichtlich erwacht war.
Nein, nein, nein. S-s-s-s-s-o geht geht ge-ge-ge-geht das ni-ni-nicht. Der Andere kam näher und wühlte in den Untiefen seines Gewands, bis er ein langes gebogenes Messer, in Form einer Vogelkralle herausholte. Krallen, die eine noch größere Kralle hielten. Du da-a-a-arfst erst auf- auf-aufwachen und schrei-ei-ei-en, wenn ich angefangen ha-ha-a-a-abe.
Er machte eine lange Pause, als müsse er über diese Frage selber nachgrübeln.
Die lange Antwort: Achtundachzig Namen habe ich, alle in Zorn geschrien und Raserei gebrüllt. Meine Sprache ist das Krachen der Äxte und das Gurgeln durchschnittener Kehlen.
Er stütze sich auf die Lehne seines Stuhls, hob eine Seite des Hinterns an und lies einen Wind entfahren.
Aber das ist am Ende alles nur Geschwätz. Das Geschwätz von Menschen, die etwas beschreiben wollen, was nicht dafür gemacht ist mit Worten beschrieben zu werden. Er griff seinerseits nach einem Stück Fleisch und riss einen Brocken ab.
Abpropos Geschwätz…er kaute ausgiebig. Ich will dir eine Geschichte erzählen.
Schau nicht so herablassend du Welpe. Ich bin alt und es ist das Vorrecht der Alten Geschichten zu erzählen.
Also machs Maul zu und die Ohren auf. Vielleicht dringt ja was in den Stein vor, der dir als Hirn dient.
Das hier, mit der Fleischkeule beschrieb er einen weiten Bogen, der die Höhle und alles andere umfassen mochte, ist Mors. Wie es war, lange vor deiner Geburt und lange vor deiner Ahnen Geburt. Eine hübsche kleine Welt, voll grüner Wälder, in denen sich das Wild gegenseitig auf die Füße trat. Eine ungefährliche Welt, in der kein Räuber größer als ein Hund wurde.
Menschlein kamen von den Sternen und bauten ihre Hütten und Häuser hier. Aus Dörfern wurde eine Stadt, aus einer Stadt wurden viele Städte. Sie handelten untereinander und verließen ihre Welt, um mit anderen Städten auf anderen Welten zu handeln.
So weit, so langweilig.
Dann und wann führten sie kleine Kriege gegeneinander, denn sie hielten sich Armeen mit bunten Uniformen und blank geputzten Knöpfen.
Nichts was wirklicher Kampf war.
Den Menschlein war langweilig und wem langweilig ist, der kommt auf dumme Ideen. Diese Menschlein nun hatten die dumme Idee, sich neue Götter zu suchen. Ihr eigener Gott war weit weg, auf der Welt von der sie kamen. Er war schwach und kaum mehr als der Kadaver eines Gottes. Die gelangweilten Menschlein suchten sich neue Götter, die auf ihre Gebete hörten und ihren faden kleinen Leben etwas Würze gaben.
Einen Gott des Genusses und der Lust, der sie noch fetter, noch träger und fauler werden ließ, einen des Wissens, der ihnen Geheimnisse zu wisperte, mit denen sie ihren Reichtum mehrten und ihre Gehirne vollstopften. Angewidert zog der Alte einen Klumpen Schleim hoch und spuckte ihn ins Feuer, wo er fauchte und zischte. Sie kultivierten ihre Dekadenz und ihre Selbstverliebtheit. Sie dachten, sie könnten diese Kräfte beherrschen und bändigen und begriffen nicht, dass sie die Beherrschten waren.
Den Göttern, wie auch jenen, die ihnen huldigen, ging jegliche Wahrheit ab. Sie vollführten ein gewaltiges Ritual, dass ihre Welt in die Ebene der Träume heben sollte, wo sich alles erfüllt, was man sich nur vorzustellen vermag.
Tausende wurden geopfert, in blaue Flammen geschleudert, wo sie in Verzückung und aus freien Stücken brannten.
Endlich gelang es und der Himmel riss auf, blutete Farben, die kein Menschenauge je gesehen hatte. Der Schein des Feuers tanzte über die Wände, wo sich die gezeichneten Strichmännchen mit emporgerissenen Armen zum steinernen Himmel wandten.
Aber was kam war nicht das was sie erwartet hatten. Schrecken fielen über die wimmernden Menschlein her, denn die Gunst der alten Götter kann man sich nicht erkaufen… man muss sie verdienen. Ungeheuer und Bestien, deren Vater Wahnsinn und deren Mutter Albtraum waren, fielen über die Narren her.
Ein gewaltiger Sturm von der anderen Seite schnitt Mors vom Rest der Sternenreiche ab und damit von jeder Hilfe.
Ihre lächerlichen Armeen wurden beiseitegefegt und zermalmt. Sie schlossen sich in ihren Städten und Palästen ein und falteten die Hände, bettelten ihren alten Gott an, den sie so bereitwillig für Flitter und falsche Macht verkauft hatten. Der Greis äffte die Unglückseligen seiner Geschichte nach, faltete die Hände und stammelte sinnlose Worte, die Augen theatralisch zur Decke gedreht. Dann lachte er schallend.
Ha! Die Ohren ihres einstigen Gottes waren längst verwest und abgefallen. Ihre neuen Götter aber, die sie auf einen so hohen Sockel gehoben hatten, lachten schallend über ihre Dummheit. In ihrer Not nahmen sie Zuflucht zur Wissenschaft. Sie manipulierten die wenigen Kämpfer die sie noch hatten, zu mächtigeren Kriegern. Krieger die es nicht nach Weibern und Paarung gelüstete. Deren Köpfe nicht mit unnützem Wissen, sondern nur mit Zähnen und Knochenplatten gefüllt waren.
Diese Schar Weniger… gesegneter Weniger, flehten sie an. „Rettet uns, rettet uns!“
Und sie taten wofür sie geschaffen waren. Sie kämpften. Der Alte nickte zu einem Bild, auf dem eine schar größerer Gestalten aus einem Berg hervorbrach und sich auf vielarmige Monster stürzte.
Und was das für ein glorreiches Gemetzel war.
Sie waren Halbgötter unter den Menschen.
Sie drängten die Schrecken der anderen Seite zurück.
Sie zerfetzten ihre Feinde und wurden ihrerseits zerfetzt ohne zu klagen, denn in der Schlacht zu sterben war alles wonach es sie verlangte. So kam zum allersten Mal der Mut, die Tapferkeit und wahre Stärke nach Mors. Ein flackerndes kleines Kerzenlicht, das wenige mit ihren Taten zu einer Feuersbrunst entfachten. Wie um die Worte des Alten zu untermalen loderten die Flammen auf und erhellten das ringsherum tobende Schlachten.
Diese Flamme wurde von einem Gott erblickt, der bisher keinen Rülpser für Mors erübrigt hatte, denn ihm war nur Stärke und Mut Gebet und beides hatte es auf dieser Welt vorher nicht gegeben. Nun aber kämpften und Starben dort Streiter, die keine Belohnung erwartet und nicht um ihr Leben flehten.
Sie verlangten nach keinem Gott, also wurde er der Ihre.
Seine Herolde, aus kochendem Blut und glühendem Stahl geformt, schlossen sich ihnen an.
Oh glorreiche Tage des ewig währenden Kampfes. Flüsse färbten sich rot, die Berge aus abgeschlagenen Köpfen türmten sich bis zu den Wolken. Alles war Kampf, alles war Vergehen, Siegen und Besiegtwerden. Die Schreckensdiener der anderen, der schwachen Götter wurden nach und nach zurückgedrängt.
Die Schöpfer dieser neuen, dieser wahren Wesen aber, sahen voll Entsetzen auf die Perfektion, die sie geschaffen hatten. Sie erhoben in Furcht die Hand gegen ihre Geschöpfe und wurden vernichtet. So wie alles Schwache immer vor dem Starken fallen muss. Die neuen Menschen hatten Mors erstritten und rechtmäßig geerbt.
Und als der Gott des Gemetzels sie fragte, wie er sie nennen sollte, jetzt da sie so viel mehr als ihr einstiger Ursprung waren, da sagten sie ihm:
„Nenn uns Bhrak! Denn dies ist der erste Laut, den ein Brütling macht, wenn er den Kampf ins Leben gewonnen hat.“
So geschah es. Aus der Schwäche einer kümmerlichen und dekadenten Welt, erhob sich ein starkes und kampfgieriges Volk.
Der Gott aber verlangte keine Tempel und keine Gesänge. Sein Gebet war im Dröhnen der Trommeln, im Klirren der Waffen und im Schreien der Sterbenden. Die Bhrak vergaßen ihn, ehrten ihn jedoch trotzdem durch ihre Art zu leben. Das Feuer, welches die ganze Zeit schon die Erzählung des Alten unterstützt zu haben schien, sank nieder und erstarb zu einem bloßen Glühen. Der Alte saß im Schatten.
Das waren die strahlenden Tage deiner Vorfahren Yok. Aber jetzt hat sich eine Finsternis auf das stolze Volk der Bhrak herabgesenkt. Sie verlieren sich in Kämpfen untereinander, die nicht mehr von der Erhaltung ihrer Stärke getrieben sind, sondern von kleinlicher Missgunst und Gewinnsucht.
Sie verraten die alten Wege, sie nutzen die Gewehre der Schwachen, die keinen Mut und keine Stärke verlangen. Sie wenden sich falschen und unaufrichtigen Göttern zu, sie verlieren den Weg. Aus der Dunkelheit auf der anderen Seite der Glut glänzten die zwei Augen des Greises im kalten Mondblau des Raubtieres. Die Alphas werden weniger Yok. Das Feuer war nun ganz verloschen. Nur noch Dunkelheit war da, in der die beiden Augen hingen. Das Volk der Erwählten verliert die Gunst seines Gottes.
Es wird erbärmlich und vergeht am Ende.
Du kannst sie zurück auf den Pfad des Blutes führen. Du kannst sie reinigen. Andere Augen gesellten sich jetzt zu den beiden leuchtenden hinzu. Ein Dutzend, hunderte, tausende. Es waren die Augen all jener, die vor ihnen gekommen waren und jetzt voller Vorwurf auf das sahen, was die Bhrak zu werden drohten.
Die Augen waren Sterne, durchzogen vom bösartig leuchtenden Band des Krallennebels, der den Himmel über Rasankur in die Farbe von Blutergüssen tauchte.
Da war die kalte Nachtluft auf seiner Haut. Haut die frei lag, weil die Kleidung darüber entfernt wurden war.
Er lag im Staub der Straße und ringsherum waren die Geräusche einer Stadt in Aufruht zu vernehmen. Schüsse, nicht sonderlich weit entfernt, Schreien, Rufen und das Prasseln von Feuer. Aber auch noch etwas anders, sehr viel näher. Schritte, von nackten Krallen, die über Straßenpflaster kratzten. Der Vogelmensch war noch immer bei ihm, begleitet vom leisen Klimpern der Talismane und Anhänger.
Er hockte mit dem Rücken zu Yok, etwa zwei Schritt entfernt und war gerade damit fertig etwas mit Farbe an die nahe Hauswand zu malen. Irgendein kompliziertes Symbol, dem keine gute Absicht innewohnte. Tatsächlich waren die Steine ringsherum schon mit diesen Zeichen beschmiert. Die Kreatur murmelte etwas und drehte sich gedankenverloren um. Sie stockte, als sie sah, dass ihr Opfer offensichtlich erwacht war.
Nein, nein, nein. S-s-s-s-s-o geht geht ge-ge-ge-geht das ni-ni-nicht. Der Andere kam näher und wühlte in den Untiefen seines Gewands, bis er ein langes gebogenes Messer, in Form einer Vogelkralle herausholte. Krallen, die eine noch größere Kralle hielten. Du da-a-a-arfst erst auf- auf-aufwachen und schrei-ei-ei-en, wenn ich angefangen ha-ha-a-a-abe.