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Skitarii Kasterne
#8
Hector schaute Sindri mit einer Mischung aus Bewunderung und Sorge bei dessen kurzem Sparring - sofern man die brutale Demontierung dreier, geradezu herzerbarmend hilflos wirkender Trainingsservitoren als solches bezeichnen konnte. Die Luminen trugen ihren Beinamen zurecht. Während sein mechanisches Auge die Reizüberflutung nach einer kurzen Adjustierung der Filter ausgleichen konnte, musste er sein echtes, menschliches Auge zusammenkneifen, damit die gleißend hellen Stromschläge ihm nicht die Netzhaut versengten… Nachdem das einseitige Duell sein Ende gefunden hatte seufzte Hector schicksalsergeben und folgte mit einem letzten Blick auf die rauchenden und zuckenden Überreste der Cyborgs seinem Bruder zu einem der markierten Kampfringe, indem für gewöhnlich Skitarii und Ruststalker die Klingen kreuzten. Innerhalb der Markierung nahm er seinen Speer in beide Hände und nahm sich einige Sekunden, um wieder ein Gefühl für das Gewicht und die Balance der Waffe zu bekommen. Eine der größten Herausforderungen im Umgang mit der zweihändigen Waffe bestand darin, seinen Kampfstil auf die ungleiche Kraftverteilung in seinem Körper anzupassen. Im normalen Alltag passten Hectors Implantate die Energiezufuhr seiner mechanischen Prothesen so an, dass sie seiner sonstigen Konstitution entsprachen; wenn es jedoch die Situation erforderte – beispielsweise in einem Kampf – konnte er den Energieausstoß seiner Energiespulen an die Servos massiv erhöhen. Folglich hatte sein rechter Arm deutlich mehr Kraft als sein linker, sein linkes Bein deutlich mehr Wucht, als sein rechtes. In seinem Kopf wechselten die Cogitatoren von einem Moment auf den anderen ihre Priorität, Rechenkapazität, die sonst zum Wälzen riesiger Datenmengen verwendet wurde, kümmerten sich plötzlich um die schnellere Verarbeitung visueller Signale, die Kontrolle künstlicher Hormondrüsen und die Steuerung der Prothesen…
Da Hector hoffte, ihre gemeinsame Mission in einem Stück fortführen zu können, verzichtete Hector auf die Aktivierung des Disintigrations-Feldes und vertraute im Gegenzug darauf, dass Sindri den Energieausstoß seiner Implantate ausreichend zügeln würde, um ihn nicht ebenfals in ein rauchendes Wrack zu verwandeln. Zwar hatte Hector’s Exoskelett eine Überlast-Routine, die im Falle eines Stromschlags überschüssige Energie in seine Energiespule umleiten konnte, jedoch war diese Funktion für die Arbeit mit aktiven Leitungen gedacht, nicht für die geradezu absurden Spannungen, die die Implantate seines Bruders erzeugten. Da die Waffe auch ohne das Energiefeld scharf genug war, um einen mittelschweren Brustpanzer zu durchdringen, war die lange Spitze mit einer dünnen Metallschiene abgedeckt, die die Kanten ausreichend abstumpften. Diese Sicherheitsvorkehrungen nahmen dem Speer zwar den Großteil seiner Tödlichkeit, jedoch bestand auch der Rest der Waffe aus einer Adamantlegierung und ein guter Treffer konnte nachwievor Knochen brechen.
Seine Atmung beruhigend, schlug Hector seine Kapuze zurück und ging in die klassische Ausgangsposition, das linke Bein vorne, den Speer an seiner rechten Seite, die Spitze auf Brusthöhe seines Gegners. Nachdem auch Sindri seine Bereitschaft deutlich gemacht hatte, atmete er ein letztes Mal ein und aus… und schnellte vor. Eine kurze Überdosis in die Servos seines Beins half ihm dabei, die Distanz mit einem leichten Sprung zu überwinden und mit einem entsprechenden Schub seines Arms ging die Spitze auf Sindris Brustkorb nieder. Der Lumine hatte offensichtlich mit einer ähnlichen Eröffnung gerechnet, denn er reagierte mit einem ebenso schnellen Schritt nach rechts und drehte den Oberkörper, wodurch die Spitze nur leicht über seine Brustplatte schabte. Hector setzte nach, zog die Klinge zurück und brachte einen zweiten Stich an – diesmal auf die linke Seite, auf die der Lumine mit der gleichen Bewegung in die entgegengesetze Richtung reagierte. Zwar ging die Spitze diesmal etwas deutlicher vorbei, jedoch hatte Hector dies einkalkuliert, stieß seinen rechten Arm vor und hieb mit dem unteren Ende des Speers von recht nach dem Kopf seines Gegners. Sindri riss seinen linken Arm hoch und Metall prallte auf Metall, als er den Schlag mit einem seiner Stäbe parierte. Durch die schiere Wucht traf der Angriff zwar trotzdem sein Ziel, war aber so weit abgeschwächt, dass sein Bruder im schlimmsten Fall ein kurzes Klingeln zwischen den Ohren spüren würde.
Einen kurzen Moment standen die beiden Kontrahenten still, Waffe an Waffe und schätzten die Kraft des anderen ab, als plötzlich die Luft begann zu zittern und blaue Funken den Stab des Elektropriesters emporstiegen. Gleichzeitig und ohne die Verbindung zu lösen bewegte Sindri seine Waffe entlang des Stabs in Richtung Hectors rechtem Arm… Mit einem angestrengten Schnauben und einer kurzen Kraftanstrengung stieß dieser seinen Gegner von sich und versuchte, sich mit einem schnellen Schritt außer Reichweite zu bringen. Letzteres gelang ihm zwar, trotzdem reichte ein winziger Kontakt zwischen dem Stab und seiner Faust um mehrere zehntausend Volt seinen Arm hinaufzuschicken. Der Großteil wurde zwar durch das Sicherungssystem abgefangen, dennoch erreichte eine nicht unerhebliche Restladung seinen Körper und Hectors Gesicht verzog sich, während seine Muskeln in der rechten Körperhälfte sich für einige Momente verkrampften.
Er hatte kaum Zeit seine Haltung wiederzufinden, als Sindri auch schon nachsetzte und Hector dazu zwang eine Reihe schneller, aggressiver Schläge beider Stäbe zu parieren, während dieser langsam rückwärts zurückwich. Seine Implantate halfen ihm dabei, die Schlagwege der geladenen Stäbe zu extrapolieren und korrigierten in zwei Fällen seine Haltung minimal, wenn er sich verschätzt hatte. Erst wenige Schritte vor dem Rand des Rings nutzte Hector eine kurze Lücke im Angriffsmuster seines Gegners um nach links aus dem Angriff auszubrechen und nutzte die Gelegenheit, um selbst zwei Schläge gegen Brust und Beine seines Gegners anzusetzen…
Der Kampf tobte weiter. Die körperlichen und geistigen Augmentierungen erlaubten beiden Kombatanten, ein hohes Tempo anzuschlagen, dass sich über die Zeit hinweg sogar noch etwas weiter steigerte. Auch konnte man bemerken, wie Hector und Sindri sich nach einiger Zeit auf den Kampfstil des jeweils anderen einstellten. Bei zwei normalen Kampfsportlern war dies eine Sache von Intutition und Reflexen, doch die Skitarii im Raum wussten, dass hier neben zwei menschlichen Individuen auch zwei Cogitatoren gegeneinander antraten. Neben der physischen Konstitution würfe auf lange Hinsicht auch die bessere Software über Sieg und Niederlage entscheiden…
Obwohl beide Kämpfer mehrere unterschiedlich schwere Treffer landeten, war es am Ende Hector, der nach einem besonders heftigen Zusammenstoß auf Abstand ging, die Hand hob und die Waffe sinken ließ. Der letzte Stromschlag hatte einen Schaltkreis seines Armes kurzgeschlossen und der vierte und fünfte Finger krümmten und streckten sich erratisch. „Genug, Bruder! Dieses Gefecht gestehe ich dir zu. Wenn das so weiter geht, muss ich vor unserer Weiterfahrt mehr Hardware austauschen, als mir lieb ist.“ Ergab er sich schnaufend und wischte sich mit der linken Hand den Schweiß aus dem Gesicht. Nachdem er zweimal tief durchgeatmet hatte, befestigte er seinen Speer an der magnetischen Halterung auf seinem Rücken, richtete sich auf und formte mit einer leichten Verbeugung vor Sindri mit seinen verbliebenen acht Fingern das Zahnrad. „Ich danke dir für das Training, du ehrst sowohl deinen Orden als auch die heilige Antriebskraft. Ich fürchte ich muss mich nun zurückziehen. Vor unserer Abreise muss ich mich sowohl um meinen Arm, als auch noch um ein weiteres… Projekt kümmern.“ Mit einem leichten Lächeln in Richtung Kurt wandte er sich, schob sich die Kapuze wieder über den Kopf um und verließ mit soviel Würde den Trainingsraum, wie es seine spastisch zuckende Hand erlaubte. Er würde Sindri auf der Fahrt um den Austausch ihrer gegenseitigen Bewegungsanalysen bitten. Am besten konnte man seine eigenen Fehler immer aus der Perspektive eines anderen sehen. Die Skitarii im Raum standen in mehreren Gruppen zusammen und diskutierten in gedämpfter Lingua Technis den Verlauf des Kampfes. In einer der dunklen Ecken standen zwei Ruststalker, von denen einer seinen Kameraden das offensichtliche Interesse bekundete, sich ebenfalls an einem der Techpriester zu versuchen. Hector schauderte es allein bei dem Gedanken. Bei Sindri war er sich sicher gewesen, dass dieser seine antrainierte Aggression zügeln konnte, doch bei den drahtigen Nahkampfspezialisten der Skitarii war die Mordlust direkt im Code ihrer Schaltkreise verankert und er konnte sich beileibe angenehmeres vorstellen, als sich von transsonischen Waffen filetieren zu lassen...
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[Kein Betreff] - von - 04-09-2019, 08:57 PM
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